Bundesgerichtshof, Beschluss vom 26.01.2021, Az. VI ZR 354/19

6. Zivilsenat | REWIS RS 2021, 9236

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Gegenstand

Zulässigkeit einer Anhörungsrüge gegen ein Urteil des Bundesgerichtshofs: Distanzierender Hinweis des den Schriftsatz eines Dritten unterzeichnenden beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwalts


Leitsatz

Die Anhörungsrüge gegen ein Urteil des Bundesgerichtshofs kann gemäß § 78 Abs. 1 Satz 3 ZPO nur von einem beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwalt erhoben und begründet werden. Dabei genügt es nicht, dass ein beim Bundesgerichtshof zugelassener Rechtsanwalt den betreffenden Schriftsatz zwar formal unterzeichnet, zugleich durch einen Zusatz aber deutlich macht, dass er die volle Verantwortung für den gesamten Inhalt des Schriftsatzes ablehnt (Fortführung Senatsbeschluss vom 14. März 2017 - VI ZB 34/16, NJW-RR 2017, 686 Rn. 9 mwN).

Tenor

Die Anhörungsrüge des Klägers gegen das Senatsurteil vom 30. Juli 2020 wird auf seine Kosten als unzulässig verworfen.

Gründe

I.

1

Der Kläger nimmt die Beklagte nach dem Erwerb eines von dieser hergestellten, mit einem Motor des [X.] ausgestatteten [X.] 2.0 [X.] im Hinblick auf eine unzulässige Motorsteuerungssoftware auf Schadensersatz in Anspruch. Das [X.] hat die Klage ab-, das [X.] die vom Kläger dagegen geführte Berufung zurückgewiesen. Die Revision hat der erkennende Senat mit Urteil vom 30. Juli 2020, dem Kläger zugestellt am 12. August 2020, zurückgewiesen. Mit am 26. August 2020, mithin am letzten Tag der Frist des § 321a Abs. 2 ZPO eingegangenem, 34-seitigem Schriftsatz vom selben Tag hat der Prozessbevollmächtigte des [X.] im Revisionsverfahren Anhörungsrüge erhoben, die er wie folgt eingeleitet hat:

"In Sachen […] hat [X.] der Prozessbevollmächtigte des [X.] heute Abend um Einreichung der nachstehenden Anhörungsrüge gebeten. Wegen des Fristablaufs in wenigen Stunden sah ich [X.] veranlasst, diese in der nachfolgenden vom Prozessbevollmächtigten des [X.] gewünschten Form einzureichen:"

II.

2

1. Die Anhörungsrüge ist bereits unzulässig.

3

Die Anhörungsrüge gegen ein Urteil des [X.] kann gemäß § 78 Abs. 1 Satz 3 ZPO nur von einem beim [X.] zugelassenen Rechtsanwalt erhoben und begründet werden; er trägt die Verantwortung für ihre Fassung ([X.], Beschluss vom 13. Dezember 2016 - [X.], NJW-RR 2017, 187 Rn. 6; ferner Beschluss vom 18. Mai 2005 - [X.], [X.], 2017; [X.]/[X.], ZPO, 33. Auflage, § 321a Rn. 13). Mit den Regelungen über den Anwaltszwang (§ 78 Abs. 1 ZPO) und über den notwendigen Inhalt einer Anhörungsrüge (§ 321a Abs. 2 Satz 5 ZPO) soll erreicht werden, dass ein mit dem (hier: Revisions-) Verfahren vertrauter Rechtsanwalt dem Gericht und dem Gegner die angeblichen Gehörsverstöße nach persönlicher Durcharbeitung des Prozessstoffs vorträgt. Die Anhörungsrüge muss deshalb Ergebnis der geistigen Arbeit des postulationsfähigen Rechtsanwalts sein. Dieser ist dadurch zwar nicht daran gehindert, die Anhörungsrüge durch andere Personen, wie etwa durch den vorinstanzlichen, beim [X.] nicht postulationsfähigen Prozessbevollmächtigten, vorbereiten zu lassen. Erforderlich ist aber, dass er die Anhörungsrüge selbständig prüft und aufgrund der Prüfung die volle Verantwortung für den Schriftsatz übernimmt (vgl. nur Senatsbeschluss vom 14. März 2017 - [X.], NJW-RR 2017, 686 Rn. 7, mwN [für die Berufungsbegründung]). Diese Voraussetzung ist nicht erfüllt, wenn er den betreffenden Schriftsatz zwar formal unterzeichnet, zugleich durch einen Zusatz aber deutlich macht, dass er die volle Verantwortung für seinen gesamten Inhalt ablehnt (vgl. Senatsbeschluss vom 14. März 2017 - [X.], NJW-RR 2017, 686 Rn. 9, mwN). Dies ist hier der Fall.

4

2. Die Anhörungsrüge wäre aber auch unbegründet. Der Anspruch auf rechtliches Gehör (Art. 103 Abs. 1 GG) verpflichtet das entscheidende Gericht, die Ausführungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erwägung zu ziehen. Hingegen verpflichtet Art. 103 Abs. 1 GG die Gerichte nicht, jedes Vorbringen der Beteiligten in den Gründen der Entscheidung ausdrücklich zu bescheiden (vgl. nur Senatsbeschluss vom 4. November 2020 - [X.]/19 Rn. 2, juris). Der erkennende Senat hat das gesamte Vorbringen des [X.] im Revisionsverfahren zur Kenntnis genommen und in Erwägung gezogen, vermochte ihm in weiten Teilen aber in der Sache nicht zu folgen.

[X.]     

      

von [X.]     

      

Offenloch

      

Allgayer     

      

Linder     

      

Meta

VI ZR 354/19

26.01.2021

Bundesgerichtshof 6. Zivilsenat

Beschluss

Sachgebiet: ZR

vorgehend BGH, 30. Juli 2020, Az: VI ZR 354/19, Urteil

§ 78 Abs 1 S 3 ZPO, § 321a ZPO, Art 103 Abs 1 GG

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 26.01.2021, Az. VI ZR 354/19 (REWIS RS 2021, 9236)

Papier­fundstellen: MDR 2020, 1118-1120 WM2020,1607 REWIS RS 2021, 9236


Verfahrensgang

Der Verfahrensgang wurde anhand in unserer Datenbank vorhandener Rechtsprechung automatisch erkannt. Möglicherweise ist er unvollständig.

Az. VI ZR 354/19

Bundesgerichtshof, VI ZR 354/19, 16.02.2021.

Bundesgerichtshof, VI ZR 354/19, 26.01.2021.

Bundesgerichtshof, VI ZR 354/19, 30.07.2020.


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VIII ZR 5/22 (Bundesgerichtshof)


Referenzen
Wird zitiert von

VI ZR 354/19

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23 U 4248/19

15 U 4735/19

3 S 44/20

21 U 7307/19

20 U 3916/19

20 U 4892/19

21 U 7310/19

20 U 989/20

VI ZR 8/20

21 U 145/20

VI ZR 405/19

5 U 2386/20

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2 O 541/19

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12 U 3012/19

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VIII ZR 255/20

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12 U 28/20

7 U 5417/21

16 U 63/21

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36 U 1256/22

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7 U 5702/21

10 U 22/23 e

7 U 18/21

7 U 2267/20

14 U 4063/21

8 U 4789/22

9 U 6554/22

7 U 4305/21

7 U 1959/20

7 U 2699/20

VIa ZR 673/23

9 U 59/21

26 U 51/21

Zitiert

XI ZR 54/09

VI ZR 252/19

VIII ZR 215/13

VIII ZR 241/15

VI ZB 34/16

VI ZR 445/19

13 U 149/18

4 U 219/19

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