Bundesgerichtshof, Urteil vom 04.09.2014, Az. 4 StR 473/13

4. Strafsenat | REWIS RS 2014, 3117

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STRAFRECHT BUNDESGERICHTSHOF (BGH) STRAFTATEN POLIZEI STRAFVERFAHREN OURY JALLOH

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Gegenstand

Freiheitsberaubung mit Todesfolge durch Unterlassen: Voraussetzungen der Strafbarkeit einer Polizeibeamten wegen Verstoßes gegen die Pflicht zur unverzüglichen Herbeiführung einer richterlichen Entscheidung nach Ingewahrsamnahme oder Festnahme


Leitsatz

1. Hat es der hierfür verantwortliche Polizeibeamte unterlassen, nach einer ohne richterliche Entscheidung erfolgten Ingewahrsamnahme oder Festnahme, an der er selbst nicht beteiligt war, die für die Fortdauer der Freiheitsentziehung erforderliche unverzügliche Vorführung beim Richter vorzunehmen bzw. die für sie gebotene richterliche Entscheidung unverzüglich herbeizuführen, ist dies geeignet, den Vorwurf der Freiheitsberaubung durch Unterlassen zu begründen.

2. Jedoch entfällt die Kausalität eines solchen Unterlassens jedenfalls dann, wenn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, dass der zuständige Richter bei unverzüglicher Vorführung und rechtmäßiger Entscheidung - unter Ausschöpfung ihm zustehender Beurteilungsspielräume zugunsten des Angeklagten - die Fortdauer der Freiheitsentziehung angeordnet hätte.

Tenor

1. Die Revisionen des Angeklagten, der Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger gegen das Urteil des [X.] vom 13. Dezember 2012 werden verworfen.

2. Die Rechtsmittelführer haben die Kosten ihrer Rechtsmittel zu tragen. Ferner werden der Staatskasse die durch das Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft verursachten notwendigen Auslagen des Angeklagten auferlegt.

Von Rechts wegen

Gründe

1

Nachdem der [X.] das den Angeklagten nach 58-tägiger Hauptverhandlung vom Vorwurf der Körperverletzung mit Todesfolge freisprechende Urteil des [X.] vom 8. [X.]zember 2008 mit Urteil vom 7. Januar 2010 mit den Feststellungen wegen Rechtsfehlern in der [X.]weiswürdigung aufgehoben hatte, verurteilte das [X.] nach 67-tägiger Hauptverhandlung den Angeklagten nunmehr wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 90 €. Ferner hat es bestimmt, dass davon infolge einer dem Angeklagten nicht anzulastenden Verfahrensverzögerung 20 Tagessätze als vollstreckt gelten. Gegen das Urteil richten sich die Revisionen des Angeklagten, der Staatsanwaltschaft und dreier Nebenkläger jeweils mit der Sachrüge. [X.]r Angeklagte sowie die Nebenkläger beanstanden zudem das Verfahren. Keines der Rechtsmittel hat Erfolg.

I.

2

Das Verfahren betrifft den Tod des damals knapp 22 Jahre alten, in [X.] geborenen    [X.]    in einer [X.]zelle des [X.].   am 7. Januar 2005, in dem der damals 44jährige Angeklagte als Dienstgruppenleiter tätig war.

3

1. Hierzu hat das [X.] im Wesentlichen folgende Feststellungen getroffen:

4

Am 7. Januar 2005 ab 8.03 Uhr teilte die Zeugin [X.].   , die mit weiteren Frauen im Rahmen eines sogenannten 1-Euro-Jobs Pflegearbeiten in den Verkehrs- und Grünflächen im [X.]reich der [X.] in [X.].   verrichtete, der Polizeibeamtin [X.]    telefonisch mehrfach mit, dass sie von einem "Ausländer belästigt" werden. Frau [X.]    war damals beim Polizeirevier [X.].   als stellvertretende Dienstgruppenleiterin und "Streifeneinsatzführerin" tätig. Die daraufhin von ihr verständigten Polizeibeamten [X.].  und Sc.    trafen um 8.20 Uhr vor Ort ein. Ihnen war zum Grund des Einsatzes mitgeteilt worden, dass vier weibliche Personen durch einen Ausländer massiv belästigt werden, der hinter ihnen herrenne und versuche, sie "anzutatschen". Während der Zeuge [X.].  sich zunächst den anwesenden Frauen zuwandte, fragte der Zeuge Sc.    den ihm nicht bekannten, in der Nähe stehenden und sich unauffällig verhaltenden    [X.]    nach seinem "Passport". Nachdem    [X.]    dessen Herausgabe verweigert hatte, forderte der Zeuge Sc.    ihn auf, in das Polizeifahrzeug zu steigen; er wollte "   [X.]    erst einmal vor Ort weg und ins Revier bringen". Auch dies lehnte    [X.]    ab. Als der Polizeibeamte Sc.    ihn daraufhin zu dem Polizeifahrzeug verbringen wollte, setzte sich    [X.]    dagegen durch Hin- und Herdrehen zu Wehr. Ihm wurden sodann bei fortdauernder Gegenwehr Handfesseln angelegt und er wurde vom Zeugen [X.].  und dessen Kollegen in das Polizeifahrzeug und zum Polizeirevier [X.].   verbracht. [X.]r Grund hierfür wurde    [X.]   weder zu diesem [X.]punkt noch später mitgeteilt; auch wurde er zu keinem [X.]punkt belehrt oder befragt, ob jemand von seiner Ingewahrsamnahme unterrichtet werden soll. Noch im Polizeifahrzeug versuchte    [X.]   nach dem Polizeibeamten Sc.   zu treten, wobei entweder durch diesen oder durch einen weiteren Tritt die [X.] an der Kurbel der hinteren Seitenscheibe des [X.] beschädigt wurde. Auch während der Fahrt zum Polizeirevier machte    [X.]   "weiterhin sich wehrende Körperbewegungen", wobei er möglicherweise mit der Nase gegen die [X.] stieß und sich hierbei leicht verletzte.

5

Auf dem Polizeirevier wurde    [X.]    von den Polizeibeamten [X.].  und Sc.    zunächst in das im Untergeschoss im [X.] gelegene sogenannte "Arztzimmer" verbracht, wo er sich "erneut renitent" verhielt und unter anderem mit seinem Kopf in Richtung Wand und Tisch schlug, woraufhin er vom Zeugen [X.].  durch Wegrücken des Stuhles, auf dem er saß, und Festhalten "von erheblichen Selbstverletzungen" abgehalten wurde. [X.]i seiner Durchsuchung wurde eine seine Personalien ausweisende, hinsichtlich einzelner Buchstaben oder Ziffern (des Geburtsjahres und der Straße seines Wohnsitzes) allerdings nicht oder nur schlecht lesbare, mit einem Lichtbild versehene "Duldung" (Aussetzung der Abschiebung) des [X.] An.        aufgefunden. Hiervon wurde der Angeklagte unterrichtet, der von der Polizeibeamtin [X.]    auch über den Grund der Verbringung des    [X.]   in den Gewahrsam, nämlich dessen [X.]lästigung von Passanten, seine Widerstandhandlung bei dem Versuch der Personalienfeststellung, seine unklaren Personalien und seinen alkoholisierten Zustand unterrichtet worden war. [X.]r Angeklagte versuchte daraufhin um 8.44 Uhr vergeblich, Auskunft über    [X.]    beim Einwohnermeldeamt zu erhalten. Nachdem er auch vom [X.] keine vollständigen Daten erhalten hatte, führte der Angeklagte eine [X.] durch, die die Personalien aus der "Duldung" im Wesentlichen bestätigte und ergab, dass    [X.]    bereits in den Jahren 2000, 2001 und 2002 unter anderem in [X.].   und in [X.]    jeweils durch Fertigung eines Lichtbildes sowie von Finger- und Handflächenabdrücken erkennungsdienstlich behandelt worden war. Eine erkennungsdienstliche [X.]handlung von    [X.]   hatte zwischenzeitlich auch der Zeuge [X.].  angeordnet. Ferner verständigte der Angeklagte um 8.47 Uhr den Arzt [X.].   , der    [X.]    eine Blutprobe entnehmen sollte und - trotz weiterer Gegenwehr - um 9.15 Uhr entnahm. [X.]ren spätere Untersuchung ergab eine Blutalkoholkonzentration von 2,98 Promille; ferner wurden im untersuchten Blut Cocain-Metaboliten nachgewiesen. [X.].   bejahte auch die [X.]fähigkeit von    [X.]   .

6

Im [X.] an die Blutentnahme wurde der etwa 170 cm große und 60 kg schwere    [X.]    von mehreren Polizeibeamten - da er auch hierzu nicht freiwillig bereit war - in die [X.]zelle [X.] gebracht und - nach Rücksprache mit [X.].   - auf dem Rücken liegend mit vier Hand- bzw. [X.] auf einer [X.]tratze fixiert, indem an jedem Hand- bzw. Fußgelenk eine entsprechende Fessel angebracht und mit jeweils einem in den Podest, auf dem die [X.]tratze lag, bzw. in der Wand eingelassenen Metallbügel verbunden wurde. Trotz dieser Fixierung war es    [X.]    möglich, seinen Oberkörper in eine sitzende Position aufzurichten und seine Hosentaschen mit den Händen zu erreichen.

7

In der Zelle befand sich - an der [X.]cke - ein [X.]melder, der bei einem Auslösen in dem im ersten Stock des Dienstgebäudes befindlichen [X.] des [X.] einen Piepton und eine blinkende Diode am [X.]dienelement der Alarmanlage einschaltete. Ferner war in der in der Wand der Zelle befindlichen [X.]lüftungsanlage ein ebenfalls auf [X.] reagierender Alarmmelder angebracht. Auch dieser löste - allerdings später als der an der [X.]cke angebrachte [X.]melder - im [X.] des [X.] ein akustisches Signal aus. In der Zelle befand sich zudem eine mit dem [X.] des [X.] verbundene [X.]. Vor der Zelle war am Anfang und am Ende des Flures jeweils eine Kamera angebracht, deren [X.]lder - ohne Aufzeichnung - auf einen Monitor im [X.] des [X.] übertragen wurden. In der Zelle selbst war keine Kamera angebracht. Eine Überwachung durch einen im Zellentrakt ununterbrochen anwesenden Polizeibeamten fand nicht statt.

8

Nachdem die Zellentür und die Tür zum Flur der Zellenräume abgeschlossen worden waren, brachte der Polizeibeamte [X.].  die hierfür benötigten Schlüssel sowie die Schlüssel der [X.] in das [X.] des [X.]. Er informierte den Angeklagten darüber, dass    [X.]    fortdauernd renitent geblieben sei, sich selbst zu verletzen versucht habe und er deshalb in der Zelle [X.] vierfach fixiert worden sei, nunmehr sei aber alles in Ordnung. [X.]r Angeklagte trug daraufhin die Ingewahrsamnahme mit den entsprechenden Uhrzeiten sowie den Personalien von    [X.]    in das Buch über Freiheitsentziehungen ein und gab als Grund "Identitätsfeststellung § 163 [X.]" an; auch die "Fixierung zur Eigensicherung" vermerkte er und versah die Eintragung mit dem Zusatz "i.O.". Er ging davon aus, dass    [X.]    zum eigenen Schutz aufgrund seines alkoholisierten Zustands sowie zur genaueren Identitätsfeststellung wegen des Vorwurfs der Sachbeschädigung (an dem Polizeifahrzeug) und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ordnungsgemäß festgenommen worden war und bis etwa 14.00 Uhr in der Zelle bleiben muss. Davon, ob durch die Fixierung weitere selbstgefährdende Handlungen von    [X.]   - etwa ein Schlagen des Kopfes gegen die [X.] - ausge-schlossen waren, überzeugte er sich nicht. Auch einen [X.] verständigte der Angeklagte von der Ingewahrsamnahme des    [X.]    nicht, da ihm die entsprechenden Vorschriften unbekannt waren und während seiner [X.] als Dienstgruppenleiter seit 1993 noch nie ein [X.] über eine freiheitsentziehende [X.]ßnahme zur Identitätsfeststellung oder nach dem damals in [X.] geltenden Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung ([X.] LSA) informiert worden war. Vielmehr ging er davon aus, dass solche [X.] (ohne richterliche Anordnung) bis zu 12 Stunden andauern dürfen. Auch nach dem Tod von [X.].  [X.].     im Oktober 2002, der "zum Ausnüchtern" in die [X.]zelle [X.] des [X.].   verbracht und dort während der Dienstschicht des Angeklagten 16 Stunden später an den Folgen eines Schädelbruchs verstorben war, und dem hierzu gegen den Angeklagten eingeleiteten - schließlich gemäß § 170 Abs. 2 [X.] eingestellten - staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren wurde der Angeklagte auf einen - im damaligen Verfahren "nicht thematisierten" - [X.]vorbehalt bei [X.] nicht hingewiesen, obwohl seinen Vorgesetzten die Praxis der [X.]amten des [X.].  , keine richterlichen Entscheidungen zu erholen, bekannt war. Auch der vom Angeklagten gegen 11.30 Uhr von der Ingewahrsamnahme des    [X.]   unterrichtete Einsatzleiter [X.]wies ihn nicht darauf hin, dass er hiervon einen [X.] informieren müsse. [X.]m Angeklagten hätte jedoch bewusst sein müssen, dass es einer ständigen optischen Überwachung des stark alkoholisierten    [X.]   , der zuvor schon versucht hatte, sich selbst zu verletzen, bedurft hätte, um diesen von weiteren Selbstgefährdungen abzuhalten, und allein die akustische Überwachung und die Überwachung zu bestimmten Kontrollzeiten nicht geeignet waren, eine Gesundheitsbeeinträchtigung oder -verschlechterung bei ihm zu verhindern. Einer Überwachung der Zelle durch einen im Zellentrakt ständig anwesenden [X.]amten stand indes zumindest aus Sicht des Angeklagten die geringe Personalstärke an jenem Tag entgegen; seinen Vorgesetzten teilte er das Problem oder entsprechende [X.]denken aber nicht mit. Vielmehr sollten - wie bei [X.].  [X.].     - neben den in [X.]trieb befindlichen [X.] lediglich regelmäßige, bei    [X.]   in halbstündlichem Abstand erfolgende Zellenkontrollen sowie die akustische Überwachung über die [X.] stattfinden.

9

Um 10.03, 10.37 und 11.05 Uhr wurde    [X.]    in seiner Zelle von einem bzw. mehreren Polizeibeamten auch kontrolliert; eine weitere, vom Angeklagten für 9.30 Uhr eingetragene Kontrolle war - wie er wusste - nicht erfolgt. Ferner betrat möglicherweise gegen 11.30 Uhr der Polizeibeamte [X.].  die [X.]zelle, um nach seinem Feuerzeug zu suchen, das er dort jedoch nicht auffand. Um 11.45 Uhr begab sich die Polizeibeamtin [X.]    mit einem Kollegen zur Zelle des    [X.]   , da dieser schon einige [X.] lang durch lautes Schimpfen und Rufen über die [X.] zu hören war und verlangt hatte, dass ihm die Fesseln gelöst werden.    [X.]    bat auch die [X.]amtin, seine Fesseln zu lösen, und fragte, warum er sich in der Zelle befinde, was die Zeugin damit beantwortete, er wisse schon, warum er dort sei.

Nachdem    [X.]    auch bei dieser Kontrolle der Grund seines [X.] nicht genannt worden war und er den Eindruck hatte, dass er mit einer alsbaldigen Lösung der Fixierung nicht rechnen konnte, kam er auf die Idee, in der Zelle ein Feuer anzuzünden, wobei er davon ausging, dass Polizeibeamte alsbald auf das Feuer aufmerksam und ihn aus der Zelle herausholen werden. Mit einem Feuerzeug, das er entweder bei sich hatte, weil es bei seiner Durchsuchung übersehen worden war, oder das der Polizeibeamte [X.].  in der Zelle verloren hatte, gelang es    [X.]   , die schwer entflammbare Polyester-ummantelung der etwa neun Zentimeter dicken [X.]tratze durch Erhitzen mit dem in der rechten Hand gehaltenen Feuerzeug aufzuweichen und aufzureißen und die aus Polyurethan bestehende Füllung der [X.]tratze auf einer Länge von bis zu 50 cm und einer Breite von maximal 30 cm freizulegen. Anschließend setzte er kurz vor 12.05 Uhr das Füllmaterial der [X.]tratze in Brand, wobei bis zu dessen selbständigem Brennen weder [X.] noch Ruß entstand, der ausreichte, um einen der [X.]melder auszulösen. Entweder um dem sich ausbreitenden Feuer auszuweichen oder bei dem Versuch, das Feuer auszublasen, geriet    [X.]   bei leicht erhobenem Oberkörper mit der Nase über oder in die heißen Gase der Flamme oder in die Flamme selbst und atmete Luft mit einer Temperatur von 180ºC oder mehr ein. Hierbei erlitt er einen inhalativen [X.], der zu seinem sofortigen Tod führte. Ob    [X.]    zuvor Hilfe- oder Schmerzensschreie ausgestoßen hatte, vermochte das Schwurgericht nicht festzustellen.

Am Arbeitsplatz des Angeklagten waren über die [X.] zu [X.]ginn des [X.] von dem Feuer verursachte Geräusche zu hören, die dort wie Plätschern zu vernehmen waren. Auf diese Geräusche machte die Zeugin [X.]    den Angeklagten aufmerksam, der sie aber ebenfalls nicht einordnen konnte. Kurz darauf wurde von dem in der [X.]cke der Zelle angebrachten [X.]melder Alarm ausgelöst und im [X.] des [X.] mit einem lauten Piepen und einer blinkenden Diode angezeigt. Daraufhin schaltete der Angeklagte den Alarm ab, da er ihn für einen im Jahr 2004 schon mehrmals ausgelösten Fehlalarm hielt. Auch das etwa zehn Sekunden später erneut einsetzende Alarmsignal wurde entweder vom Angeklagten oder von der Zeugin [X.]    abgeschaltet. [X.]r Angeklagte - der bis dahin    [X.]    nicht zu Gesicht bekommen hatte - verließ sodann das [X.] in Richtung [X.]. Da er nicht alle Schlüssel mitgenommen hatte, musste er jedoch umkehren und diese holen, wobei er entweder zuvor oder auf dem Weg zum Zellentrakt den Einsatzleiter [X.]von dem Alarm verständigte. Nachdem der Angeklagte sodann mit einem auf dem Weg in den [X.] [X.] Kollegen die Türen zum Zellentrakt und zur Zelle [X.] geöffnet hatte und ihm dort "eine große Menge verrußter Luft" entgegengekommen war, lief der Angeklagte auf den Parkplatz des Polizeireviers, während sein Kollege vergeblich versuchte, das Feuer in der Zelle zu löschen. Dies gelang letztlich erst der um 12.20 Uhr eingetroffenen Feuerwehr.

2. Das [X.] ist nach umfangreicher [X.]weisaufnahme von einer Brandlegung durch    [X.]    selbst überzeugt. Misshandlungen von    [X.]    durch den Angeklagten oder andere Polizeibeamte vermochte die Kammer auch hinsichtlich eines bei der zweiten Obduktion entdeckten Nasenbeinbruchs des    [X.]    nicht festzustellen. Andere Brandursachen - insbesondere einen technischen [X.]fekt oder eine Brandlegung durch Polizeibeamte oder Dritte - schloss das Schwurgericht aus. Zugunsten des Angeklagten ging es davon aus, dass    [X.]    schon im [X.]punkt des im [X.] des [X.] über die [X.] zu hörenden Plätscherns verstorben war und er deshalb auch bei einem sofortigen Hinuntereilen des Angeklagten nach dem Wahrnehmen dieses Plätscherns oder des ersten [X.] nicht mehr hätte gerettet werden können.

Die Verurteilung des Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung stützt das Schwurgericht auf der Grundlage der diesem bekannten, damals geltenden Polizeigewahrsamsordnung darauf, dass er trotz des Wissens um die [X.] des    [X.]    und um die Einschränkung seiner Willensbestimmung dessen Gewahrsam ohne ständige optische Überwachung und - falls ihm dies wegen der knappen Personallage nicht möglich gewesen sei - ohne Remonstration bei seinen Vorgesetzten zugelassen habe. Zwar habe der Angeklagte - insbesondere aufgrund der Mitteilungen des Zeugen [X.].  - davon ausgehen dürfen, dass die Ingewahrsamnahme des    [X.]    rechtmäßig gewesen sei, da gegen diesen der Verdacht einer Straftat bestanden habe, seine Personalien noch nicht abschließend geklärt gewesen seien und die Gefahr einer Selbstschädigung bestanden habe. Auch sei die Fixierung des    [X.]   rechtmäßig gewesen. Nach der Überzeugung des Schwurgerichts hätte dem Angeklagten aber zumindest aufgrund seiner Erfahrungen in Zusammenhang mit dem Tod von [X.].  [X.].     sowie der erkennbar starken Alkoholisierung des    [X.]    und seiner Versuche, sich zu verletzen, bewusst sein können und müssen, dass eine Zellenkontrolle im halbstündlichen Abstand nicht ausreichend gewesen sei, um bei Fortsetzung des selbstschädigenden Verhaltens oder einer Gesundheitsgefahr aus anderen Gründen rechtzeitig eingreifen zu können. [X.]r Tod von    [X.]    sei für den Angeklagten vorhersehbar gewesen. [X.]r Angeklagte hätte ihn auch vermeiden können, zumal Ziffer 5.2 der damals geltenden Polizeigewahrsamsordnung geregelt habe, dass - sollte während der Unterbringungszeit ausreichend Personal für den [X.]dienst nicht zur Verfügung stehen - die Unterbringung im Wege der Amtshilfe in einer Justizvollzugsanstalt zu erfolgen habe. Für eine Verurteilung wegen eines vorsätzlichen [X.] oder Tötungsdelikts fehle es dagegen am Vorsatz. Eine Verurteilung wegen Freiheitsberaubung mit Todesfolge, die nach Ansicht des Schwurgerichts wegen der Missachtung des [X.]vorbehalts nach der Ingewahrsamnahme des    [X.]    in [X.]tracht gekommen wäre, scheide aus, weil der Angeklagte insofern einem unvermeidbaren Verbotsirrtum erlegen sei.

II.

Die vom Angeklagten erhobenen Verfahrensrügen haben keinen Erfolg.

1. [X.], das Schwurgericht habe den Sachverhalt "nicht umfassend genug aufgeklärt", weil es den Angeklagten hinsichtlich der - im Urteil bejahten - Pflicht zur Remonstration nicht zum Inhalt seines Gesprächs mit dem Zeugen [X.]befragt habe, ist bereits unzulässig. [X.]nn die Revision teilt das [X.]weisergebnis, also die zu erwartenden Angaben des Angeklagten hierzu, nicht mit (vgl. [X.]/[X.], [X.], 57. Aufl., § 244 Rn. 81 [X.]).

Eine [X.], das Gericht hätte den Angeklagten darauf hinweisen müssen, dass es die Verletzung der Pflicht zur Remonstration zur [X.]gründung des [X.]s heranziehen könnte, ist nicht erhoben. Die [X.]anstandung wurde vom Verteidiger des Angeklagten in der [X.] vielmehr (mehrfach) ausdrücklich als [X.] bezeichnet. [X.]r dortige Vortrag zu dem gerichtlichen Hinweis diente ersichtlich allein dazu, deutlich zu machen, dass für den Angeklagten und seine Verteidiger in der Hauptverhandlung kein Anlass bestand, sich zu diesem Punkt zu äußern bzw. hierauf die [X.]fragung des Angeklagten auszuweiten. [X.]m [X.] ist es daher verwehrt, sich in diesem Zusammenhang mit einer Verletzung des § 265 [X.] zu befassen. [X.]nn Voraussetzung und Grundlage einer zulässigen Verfahrensrüge ist die präzise [X.]zeichnung der Handlung oder Unterlassung des Gerichts, gegen die der Vorwurf der fehlerhaften Verfahrensweise erhoben wird (vgl. [X.], [X.]schluss vom 8. [X.]zember 2005 - 2 BvR 449/05, [X.], 57, 58 [X.]). Allein die sich hieraus ergebende Angriffsrichtung bestimmt den Prüfungsumfang seitens des [X.], da es einem Revisionsführer wegen seiner Dispositionsbefugnis freisteht, ein Prozessgeschehen nur unter einem bestimmten Gesichtspunkt zu rügen, einen etwa zusätzlich begangenen [X.] aber hinzunehmen (vgl. [X.], Urteil vom 3. September 2013 - 5 [X.], [X.]R [X.] § 344 Abs. 2 Satz 2 Zulässigkeit 1 [X.]).

2. Soweit der Angeklagte geltend macht, das Schwurgericht "hätte den Fall [X.].     weiter ausermitteln müssen", ist die Verfahrensrüge unzulässig (§ 344 Abs. 2 Satz 2 [X.]), da schon nicht mitgeteilt wird, welcher [X.]weismittel es sich hierbei hätte bedienen sollen (vgl. [X.]/[X.], aaO).

3. Auch die zur Vorhersehbarkeit des [X.] für den Angeklagten erhobene [X.] hat keinen Erfolg. Soweit die Revisionsbegründung insofern konkrete [X.]weismittel benennt, wurden die [X.]weise vom Schwurgericht erhoben.

4. [X.], das Schwurgericht habe gegen § 265 Abs. 1 [X.] verstoßen, weil es den Angeklagten nicht darauf hingewiesen habe, "dass er wegen seiner Erfahrungen aus dem Fall [X.].     und aus einer vermeintlichen allgemeinen Lebenserfahrung hätte erkennen müssen, dass eine stetige visuelle [X.]obachtung geboten war und deshalb eine Verurteilung wegen Fahrlässigkeit in [X.]tracht gezogen werde", ist aus den vom [X.] in der Antragsschrift vom 12. [X.]zember 2013 aufgeführten Erwägungen jedenfalls unbegründet.

III.

Die Verfahrensrüge des [X.] [X.]    , mit der er geltend macht, dass an den [X.]n vom 14. Januar und 6. [X.]zember 2011 für ihn kein Dolmetscher zugezogen worden sei, greift nicht durch. Auch die Verfahrensrügen der Nebenkläger B.     und A.     D.    haben keinen Erfolg.

1. a) [X.]r [X.] des [X.] [X.]    liegt im Wesentlichen folgender Verfahrensgang zugrunde:

Am 14. Januar 2011 war für den Nebenkläger [X.]    bei Sitzungsbeginn zwar eine Dolmetscherin für die [X.] anwesend; diese wurde aber nach kurzer [X.] entlassen, weil der Nebenkläger [X.]    nicht [X.], sondern nur Fulla spricht. Lediglich am Nachmittag wurde für die Abgabe einer Erklärung des [X.] ein Dolmetscher für Fulla zugezogen. Die Hauptverhandlung im Übrigen, unter anderem die Vernehmung zweier Zeugen, wurde an diesem Tag ohne Dolmetscher für den Nebenkläger durchgeführt. Auch am 6. [X.]zember 2011 wurden mehrere Zeugen vernommen, Urkunden verlesen und ein Augenschein eingenommen, ohne dass für den Nebenkläger ein Dolmetscher tätig war.

b) [X.] hat keinen Erfolg.

aa) [X.]r Nebenkläger gehört nicht zu den Personen, deren Anwesenheit in der Hauptverhandlung das Gesetz vorschreibt ([X.], Urteil vom 30. Juli 1996 - 5 [X.], [X.]R [X.] § 400 Abs. 1 Prüfungsumfang 2; [X.]/[X.], aaO, § 338 Rn. 42). Seine Abwesenheit in der Hauptverhandlung führt daher nicht zum Vorliegen des absoluten Revisionsgrundes des § 338 [X.] [X.], vielmehr kann er sie lediglich nach § 337 [X.] rügen ([X.] aaO; [X.]schluss vom 13. Januar 1999 - 2 StR 586/98, [X.], 259; [X.]/[X.], aaO). Nichts anderes gilt in Fällen, in denen der Nebenkläger zwar anwesend ist, ihm aber kein Dolmetscher zur Seite steht. Zwar ist nach § 185 GVG von Amts wegen ein Dolmetscher zuzuziehen, wenn in der Hauptverhandlung ein [X.]teiligter - ein solcher ist auch der Nebenkläger - der [X.] nicht mächtig ist ([X.], [X.]schluss vom 22. November 2002 - 1 [X.], [X.]R GVG § 185 Zuziehung 3). Da die Abwesenheit eines notwendigen Dolmetschers aber für den Nebenkläger zur Folge hat, dass er der Hauptverhandlung nicht folgen und er dort seine Rechte nicht wahrnehmen, sie also nicht beeinflussen kann, kann er bei Vorliegen einer solchen Gesetzesverletzung - revisionsrechtlich - nicht besser gestellt sein, als wenn er gar nicht anwesend war. Wie seine eigene Abwesenheit kann er deshalb auch die Abwesenheit des für ihn notwendigen Dolmetschers lediglich als relativen Revisionsgrund geltend machen.

bb) Die hierfür erforderliche Verfahrensrüge ist jedoch nicht zulässig erhoben.

(1) Zwar braucht sich die Revisionsbegründung mit der Frage des [X.]ruhens grundsätzlich nicht zu befassen (vgl. dazu indes [X.], Urteil vom 26. [X.]i 1981 - 1 StR 48/81, [X.]St 30, 131, 135). Nach § 344 Abs. 2 Satz 2 [X.] ist es aber erforderlich, dass die Revisionsbegründung den zur [X.]urteilung der Zulässigkeit erforderlichen Sachverhalt eigenständig und vollständig vorträgt. Hierfür muss sie im Fall einer Nebenklägerrevision auch - soweit sich dies nicht schon aus dem Antrag ergibt oder von selbst versteht - darlegen, dass sie mit der Verfahrensrüge ein nach § 400 [X.] zulässiges Ziel verfolgt. [X.]anstandet der Nebenkläger daher, dass er an der Hauptverhandlung aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen nicht oder nur eingeschränkt teilnehmen konnte, muss er vortragen, dass er - läge die Gesetzesverletzung nicht vor - Tatsachen hätte vorbringen oder [X.]weismittel hätte benennen können, die für den Schuldspruch wegen eines Nebenklagedelikts wesentliche [X.]deutung haben konnten (vgl. [X.], Urteil vom 30. Juli 1996 - 5 [X.], [X.]R [X.] § 400 Abs. 1 Prüfungsumfang 2; [X.]schluss vom 13. Januar 1999 - 2 StR 586/98, [X.], 259).

(2) [X.]n sich hieraus ergebenden Anforderungen genügt der Vortrag der Revision, die ohne weitere Konkretisierung lediglich behauptet, dass der Nebenkläger "Anträge oder Erklärungen abgegeben hätte, die das Urteil hätten beeinflussen können", jedenfalls angesichts der [X.]sonderheiten des vorliegenden Falles nicht. [X.]nn es ist nichts dafür ersichtlich, dass der bei dem Tatgeschehen nicht anwesende Nebenkläger, dessen anwaltlicher [X.]istand auch an den in Frage stehenden [X.]n ununterbrochen anwesend war, ohne die Abwesenheit des Dolmetschers zu beanstanden, an diesen beiden Tagen Tatsachen hätte vorbringen oder [X.]weismittel hätte benennen können, die für den Schuldspruch wegen eines Nebenklagedelikts wesentliche [X.]deutung haben konnten, zumal an mehreren weiteren [X.]n für ihn Dolmetscher tätig waren und ihm auf Anregung seiner Rechtsanwältin auch am Nachmittag des 14. Januar 2011 für die Abgabe einer Erklärung ein Dolmetscher zur Seite gestellt wurde. Dass der Nebenkläger [X.]    in seinen Rechten dadurch betroffen wurde, dass er bei anderer Gelegenheit keine (sachdienlichen) Erklärungen abgeben, Tatsachen vorbringen oder [X.]weisanträge stellen konnte, weil er der an den beiden Verhandlungstagen durchgeführten [X.]weisaufnahme bzw. Hauptverhandlung im Übrigen ohne einen Dolmetscher nicht folgen konnte, hat die Revision nicht behauptet und nicht geltend gemacht.

(3) Im Übrigen versäumt es die Revision vorzutragen, dass die Vertreterin des [X.] [X.]    selbst mit Schriftsatz vom 15. November 2011 mitgeteilt hat, dass ihr [X.]ndant in der Hauptverhandlung einen Dolmetscher für die [X.] benötige. Auch dies hat die Unzulässigkeit der Verfahrensrüge zur Folge (vgl. [X.], [X.], 7. Aufl., § 344 Rn. 38 [X.]).

2. Die Verfahrensrügen der Nebenkläger B.     und A.     D.    haben bereits aus diesen Gründen keinen Erfolg, soweit sie ebenfalls beanstanden, dass für den Nebenkläger [X.]    an den [X.]n vom 14. Januar und 6. [X.]zember 2011 kein Dolmetscher für Fulla zugezogen worden war; denn auch ihr Revisionsvortrag geht nicht weiter als der des [X.] [X.]    . Soweit sie ferner geltend machen, auch sie seien der [X.] nicht mächtig, trägt die Revision selbst vor, dass diese Nebenkläger an keinem der [X.] zugegen waren. Auf einer Gesetzesverletzung zu ihrem Nachteil durch die Abwesenheit eines Dolmetschers kann das Urteil daher nicht beruhen.

IV.

Die Überprüfung des Urteils aufgrund der vom Angeklagten erhobenen Sachrüge hat keinen durchgreifenden Rechtsfehler zu seinem Nachteil ergeben.

1. [X.]r Schuldspruch wegen fahrlässiger Tötung hält der Überprüfung stand. Insbesondere ist das Schwurgericht rechtsfehlerfrei von einer Pflichtverletzung des Angeklagten ausgegangen, dem es aufgrund des Zustandes und des Verhaltens von    [X.]    oblag, dessen ständige (auch) optische Überwachung in der Zelle zu veranlassen, um hierdurch der Gefahr eines gesundheitlichen Schadens für    [X.]    zu begegnen.

a) Fahrlässig handelt, wer eine objektive Pflichtwidrigkeit begeht, sofern er diese nach seinen subjektiven Kenntnissen und Fähigkeiten vermeiden konnte, und die Pflichtwidrigkeit objektiv und subjektiv vorhersehbar den Erfolg herbeigeführt hat ([X.], [X.]schluss vom 10. [X.]i 2001 - 3 StR 45/01; Urteile vom 26. [X.]i 2004 - 2 StR 505/03, [X.]St 49, 166, 174; vom 20. November 2008 - 4 [X.], [X.]St 53, 55, 58).

b) Diese Voraussetzungen hat das Schwurgericht rechtsfehlerfrei bejaht.

aa) Insbesondere ist das [X.] aufgrund einer aus Rechtsgründen nicht zu beanstandenden Würdigung von einem pflichtwidrigen Verhalten des Angeklagten ausgegangen.

Pflichtwidrig handelt, wer objektiv gegen eine Sorgfaltspflicht verstößt, die gerade dem Schutz des beeinträchtigten Rechtsguts dient. Dabei bestimmen sich Art und [X.]ß der anzuwendenden Sorgfalt nach den Anforderungen, die bei objektiver [X.]trachtung der Gefahrenlage ex ante an einen besonnenen und gewissenhaften Menschen in der konkreten Lage und [X.] Rolle des Handelnden zu stellen sind ([X.], Urteil vom 1. Februar 2005 - 1 [X.], [X.]R StGB § 222 Pflichtverletzung 6 [X.]). Nicht entscheidend ist dagegen, ob die Pflichtwidrigkeit durch [X.] begangen wurde oder in einem Unterlassen begründet ist ([X.], Urteile vom 1. Februar 2005 - 1 [X.], aaO; vom 14. [X.]rz 2003 - 2 StR 239/02, [X.], 657, jeweils [X.]).

Die Pflichten eines [X.] in [X.].   für den [X.]vollzug verantwortlichen Polizeibeamten ergeben sich insbesondere aus der Polizeigewahrsamsordnung (in der damals geltenden Fassung vom 27. [X.]rz 1995, [X.]. LSA Nr. 34/1995 S. 1211 ff.; im Folgenden abgekürzt als [X.]). Diese forderte schon in Nummer 3.1. Satz 2, dass der [X.]vollzug so auszugestalten ist, dass "die Gefahr gesundheitlicher Schäden" für die verwahrte Person vermieden wird. Hierzu regelte Nummer 5.2. Sätze 5 und 6 [X.], dass für die Unterbringungszeit ausreichend Personal - insbesondere für den [X.]dienst (dazu Nummer 7. [X.]) - zur Verfügung stehen muss oder - soweit diese Voraussetzung nicht erfüllt ist - die Unterbringung im Wege der Amtshilfe in einer Justizvollzugsanstalt zu erfolgen hat. Zudem bestimmte Nummer 31.3. [X.], dass betrunkene Personen im Abstand von "höchstens" 30 Minuten zu kontrollieren sind, soweit seitens des untersuchenden Arztes keine besonderen Hinweise ergangen sind.

Daran gemessen begegnet es keinen [X.]denken, dass das Schwurgericht bei der gebotenen objektiven [X.]trachtung ex ante einen Sorgfaltsverstoß des Angeklagten bejaht hat, weil er nicht für eine ständige auch optische Überwachung des    [X.]    gesorgt hat. [X.]nn der Angeklagte war - wie er wusste - trotz der Einschaltung eines Arztes zur Prüfung der [X.]fähigkeit des    [X.]    gemäß Nummer 2.1. Satz 4 [X.] selbst für den ordnungsgemäßen Vollzug der Polizeigewahrsamsordnung verantwortlich. Ihm oblag es daher auch, durch geeignete [X.]ßnahmen der Gefahr eines gesundheitlichen Schadens für    [X.]    entgegenzuwirken. Eine solche - erforderliche und geeignete - [X.]ßnahme hat das Schwurgericht rechtsfehlerfrei in der ständigen optischen Überwachung des    [X.]    gesehen. [X.]nn dieser war nicht nur stark alkoholisiert, so dass schon nach Nummer 31.3. [X.] eine Kontrolle in "höchstens" halbstündlichem Abstand zu erfolgen hatte. Vielmehr war er - wie der Angeklagte wusste - an allen Gliedmaßen fixiert und daher allenfalls eingeschränkt in der Lage, den aufgrund seines (alkoholisierten) Zustandes bestehenden Gesundheitsgefahren zu begegnen. Hinzu kam, dass dem Angeklagten auch das zuvor von    [X.]    gezeigte aggressive, insbesondere sein selbst-verletzendes Verhalten bekannt war (unter anderem mit Stößen des Kopfes in Richtung Wand und Tisch, wobei er erst durch das Eingreifen eines Polizeibeamten von "erheblichen Selbstverletzungen" abgehalten werden konnte). Vor diesem Hintergrund ist es aus Rechtsgründen nicht zu beanstanden, dass das Schwurgericht - auch angesichts der Erfahrungen des Angeklagten im "Fall [X.].     " - das Unterlassen der Anordnung einer ständigen optischen Überwachung des    [X.]    durch den Angeklagten als eine den [X.] gegen diesen begründende Pflichtverletzung gewertet hat.

bb) Da die genannten Regelungen in den Nummern 3.1., 5.2. und 31.3. der Polizeigewahrsamsordnung zumindest auch zum Schutz von Leben und Gesundheit der verwahrten Person bestimmt waren, hat der Angeklagte mit deren Missachtung gegen eine ihm obliegende Sorgfaltspflicht verstoßen, die gerade dem Schutz des beeinträchtigten Rechtsguts gedient hat.

[X.]) Auch konnte der Angeklagte, der eingeräumt hat, die Polizeigewahrsamsordnung und deren hier einschlägige Regelungen gekannt zu haben, nach den Feststellungen des [X.]s die Pflichtverletzung nach seinen subjektiven Kenntnissen und Fähigkeiten insbesondere dadurch vermeiden, dass er die dauerhafte optische Überwachung von    [X.]    von einem der im "üblichen Streifeneinsatzdienst" befindlichen Polizeibeamten als einem im [X.] ununterbrochen anwesenden [X.]beamten vornehmen lässt oder er die Verbringung des    [X.]    in eine Justizvollzugsanstalt veranlasst.

[X.]) Das Schwurgericht ist ferner ohne Rechtsfehler davon ausgegangen, dass die Pflichtwidrigkeit objektiv und subjektiv vorhersehbar den Erfolg herbeigeführt hat.

Die Vorhersehbarkeit erfordert nicht, dass der Angeklagte die Folgen seines Nicht-Handelns in allen Einzelheiten voraussehen konnte; vielmehr genügt, dass sie in ihrem Gewicht im Wesentlichen voraussehbar waren ([X.], Urteile vom 8. September 1993 - 3 StR 341/93, [X.]St 39, 322, 324; vom 26. [X.]i 2004 - 2 StR 505/03, [X.]St 49, 166, 174; [X.]schluss vom 10. [X.]i 2001 - 3 StR 45/01; Urteil vom 20. November 2008 - 4 [X.], [X.]St 53, 55, 59). Tritt der Erfolg durch das Zusammenwirken mehrerer Umstände ein, müssen dem Täter alle - jedoch ebenfalls nicht in allen Einzelheiten - erkennbar sein (vgl. [X.], Urteil vom 10. Januar 2008 - 3 [X.], [X.]R StGB § 222 Vorhersehbarkeit 1 [X.]).

Dies war hier nach den Feststellungen und rechtsfehlerfreien Wertungen des Schwurgerichts der Fall. Dass der betrunkene    [X.]   , der bereits zuvor versucht hatte, sich selbst zu verletzten, dieses Verhalten fortsetzen und für sich gefährliche Handlungen vornehmen wird, lag unter den gegebenen Umständen - auch angesichts seiner fortwährenden [X.]schwerden über die Fortdauer des [X.] und der Fesselung - nach dem [X.]ßstab des gewöhnlichen Erfahrungsbereiches eines Polizeibeamten nicht fern und war daher objektiv und subjektiv für den Angeklagten als erfahrenem Polizeibeamten vorhersehbar (vgl. auch [X.], Urteil vom 10. Januar 2008 - 3 [X.], aaO). Zwar kann insbesondere eine gänzlich vernunftswidrige Handlungsweise eines Getöteten die Vorhersehbarkeit des Erfolgs entfallen lassen (vgl. [X.], Urteile vom 2. Oktober 1952 - 3 StR 389/52, [X.]St 3, 218, 220; vom 23. April 1953 - 3 StR 894/52, [X.]St 4, 182, 187; vom 10. Juli 1958 - 4 StR 180/58, [X.]St 12, 75, 78). Jedoch musste der Angeklagte zum einen, wie die [X.] belegen, mit irrationalen Handlungen des    [X.]    gerade rechnen. Zum anderen entfällt in solchen Fällen die Vorhersehbarkeit nur, wenn der Getötete zu einer freien Entscheidung fähig war, er mithin insbesondere - anders als hier - nicht stark betrunken war (vgl. [X.], Urteil vom 10. Januar 2008 - 3 [X.], aaO). Eine die Vorhersehbarkeit möglicherweise beseitigende eigenverantwortliche Selbsttötung liegt nicht vor, weil es nach den Feststellungen des [X.]s an einer ernst gemeinten und freiverantwortlichen Entscheidung des Opfers, sich zu töten, gefehlt hat (vgl. dazu auch nachfolgend ee) (2) sowie [X.], Urteil vom 21. [X.]zember 2011 - 2 StR 295/11, [X.], 319, 320).

ee) Die Kausalität des Nicht-Handelns des Angeklagten für den Eintritt des Erfolges hat das Schwurgericht rechtsfehlerfrei ebenfalls nicht in Frage gestellt. Auch die insbesondere von Teilen des Schrifttums geforderte Zurechenbarkeit des Todes ist zu bejahen.

(1) Eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung gemäß § 222 StGB erfordert, dass das tatbestandsrelevante Verhalten des Angeklagten den Erfolg verursacht hat, also der Erfolg auf der Fahrlässigkeit beruht ([X.], Urteil vom 12. Januar 2010 - 1 StR 272/09, [X.]R StGB § 13 Abs. 1 Ursächlichkeit 3 [X.]).

Die danach gebotene Prüfung, ob eine ständige auch optische Überwachung von    [X.]    dessen Tod verhindert hätte, hat das Schwurgericht vorgenommen und rechtsfehlerfrei bejaht. Dies begegnet keinen durchgreifenden [X.]denken. [X.]nn schon der zwischen dem Ansengen des [X.]tratzenbezugs und dem Inbrandsetzen der Füllung vergangene [X.]raum sowie die festgestellten Tätigkeiten des    [X.]   , die er bis zum Inbrandsetzen vorgenommen hat, belegen hinreichend den Schluss des [X.]s, dass bei einer ständigen optischen Überwachung der Tod von    [X.]    verhindert worden wäre.

(2) In der Rechtsprechung ist zudem anerkannt, dass eine Ursache im Rechtssinne ihre [X.]deutung nicht verliert, wenn außer ihr noch andere Ursachen zur Herbeiführung des Erfolges beitragen (vgl. [X.], Urteil vom 10. Januar 2008 - 3 [X.], aaO, [X.]). Ein [X.] ist jedoch dann zu verneinen, wenn ein späteres Ereignis die Fortwirkung der ursprünglichen [X.]dingung beseitigt und seinerseits allein unter Eröffnung einer neuen Ursachenreihe den Erfolg herbeigeführt hat ([X.], Urteil vom 10. Januar 2008 - 3 [X.], aaO). Dies kann der Fall sein, wenn eine Selbstgefährdung oder ein selbstschädigendes Verhalten vorliegt ([X.], Urteil vom 20. November 2008 - 4 [X.], [X.]St 53, 55, 60). Auch macht sich nach der Rechtsprechung des [X.]s, sofern er nicht kraft überlegenen Sachwissens das Risiko besser erfasst als der sich selbst Tötende oder Verletzende, grundsätzlich nicht strafbar, wer das zu einer Selbsttötung oder Selbstverletzung führende eigenverantwortliche Handeln des [X.] vorsätzlich oder fahrlässig veranlasst, ermöglicht oder fördert ([X.], Urteil vom 20. November 2008 - 4 [X.], [X.]St 53, 55, 60 [X.]). Straffrei ist ein solches Handeln regelmäßig auch dann, wenn es nicht auf die Selbsttötung oder -verletzung gerichtet war, sich aber ein entsprechendes, vom Opfer bewusst eingegangenes Risiko realisiert hat ([X.] aaO).

Es kann dahinstehen, ob und inwiefern diese Grundsätze eine Ausnahme erfahren, wenn der sich selbst Gefährdende oder Tötende hoheitlich verwahrt wird. [X.]nn nach den Feststellungen des Schwurgerichts wollte    [X.]    sich gerade nicht selbst verletzen oder töten, sondern wollte mittels der Brandlegung das Lösen der Fixierung und seine Freilassung ohne eigene Schädigung erreichen (vgl. auch [X.], Urteile vom 4. [X.]zember 2007 - 5 [X.], [X.], 182, 184; vom 29. April 2010 - 5 StR 18/10, [X.]St 55, 121, 137 [X.]). Auch dass    [X.]    bei der Brandlegung bewusst das Risiko einer Selbstverletzung oder -tötung eingegangen ist, hat das [X.] nicht festgestellt; es ist vielmehr davon ausgegangen, dass dieser darauf vertraut hat, dass die Polizeibeamten "alsbald" auf das Feuer aufmerksam werden und ihn (rechtzeitig) aus der Zelle holen.

2. [X.]r Strafausspruch weist ebenfalls keinen den Angeklagten [X.] Rechtsfehler auf.

Insbesondere ist bei Verhängung einer Geldstrafe diese bei einer rechtsstaatswidrigen Verfahrensverzögerung nicht um einen bezifferten Abschlag zu ermäßigen, sondern - wie dies das Schwurgericht getan hat - die schuldangemessene Geldstrafe in der Urteilsformel auszusprechen und zugleich festzusetzen, dass ein bezifferter Teil der zugemessenen Tagessätze als bereits vollstreckt gilt (vgl. [X.], [X.]schluss vom 17. Januar 2008 - [X.], [X.]St 52, 124).

Auch dass das [X.] die Anwendung von § 13 Abs. 2 StGB nicht erörtert hat, stellt angesichts der Tatumstände und des Fahrlässigkeitsdelikten ohnehin immanenten Unterlassens der gebotenen Sorgfalt keinen durchgreifenden Rechtsfehler dar.

V.

Die Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft und der Nebenkläger haben mit der Sachrüge ebenfalls keinen Erfolg. Die Verurteilung des Angeklagten lediglich wegen fahrlässiger Tötung weist keinen ihn begünstigenden Rechtsfehler auf.

1. Insbesondere begegnet es im Ergebnis keinen durchgreifenden rechtlichen [X.]denken, dass das Schwurgericht den Angeklagten nicht der Freiheitsberaubung mit Todesfolge schuldig gesprochen hat.

a) [X.]r [X.] folgt allerdings nicht der Auffassung des [X.]s, der Angeklagte könne bereits deshalb nicht wegen Freiheitsberaubung mit Todesfolge bestraft werden, weil er hinsichtlich des [X.]vorbehalts bei der [X.]anordnung bzw. deren Aufrechterhaltung einem unvermeidbaren Verbotsirrtum erlegen sei.

Unvermeidbar ist ein Verbotsirrtum nur, wenn der Täter trotz der ihm nach den Umständen des Falles, seiner Persönlichkeit sowie seines Lebens- und [X.]rufskreises zuzumutenden Anspannung des Gewissens die Einsicht in das Unrechtmäßige seines Handelns nicht zu gewinnen vermochte (st. Rspr.; vgl. [X.], [X.]schluss vom 18. [X.]rz 1952 - [X.], [X.]St 2, 194; Urteil vom 7. [X.]rz 1996 - 4 StR 742/95, NJW 1996, 1604, 1606; vgl. auch Fischer, StGB, 61. Aufl., § 17 Rn. 7 ff. [X.]). [X.]i einem erfahrenen Polizeibeamten wie dem Angeklagten, der mit dem Vollzug von grundrechtsbeschränkenden Gesetzen betraut ist, liegt dies hinsichtlich der sich bereits aus dem Gesetz unzweifelhaft ergebenden Voraussetzungen gängiger [X.]fugnisse zu schwerwiegenden Grundrechtseingriffen wie einer Freiheitsentziehung derart fern, dass schon die - allenfalls bei einem hier ersichtlich nicht gegebenen Vorliegen gänzlich außergewöhnlicher Umstände in [X.]tracht kommende - Prüfung der Unvermeidbarkeit eines Verbotsirrtums nicht geboten war.

b) Jedoch begegnet es aus einem anderen Grund keinen durchgreifenden [X.]denken, dass das Schwurgericht den Angeklagten nicht der Freiheitsberaubung mit Todesfolge schuldig gesprochen hat.

aa) Das [X.] ist im Ergebnis rechtsfehlerfrei davon ausgegangen, dass der Vorwurf der Freiheitsberaubung nicht allein darauf gestützt werden kann, dass    [X.]    nach seiner Verbringung in die [X.]zelle fixiert worden war. [X.]nn diese Fesselung war zulässig. Rechtsgrundlage für sie war § 64 Nr. 3 [X.] LSA (Schutz vor Selbstschädigung), dessen Voraussetzungen auf der Grundlage des vorangegangenen Verhaltens von    [X.]    und der entsprechenden - indes den Angeklagten nicht bindenden (vgl. Nummer 11.1. Satz 2 [X.]) - Empfehlung des seine [X.]fähigkeit bestätigenden Arztes gegeben waren (zur Fortdauer der Fixierung: unten [X.]) (3) (c) (aa)).

Ebenso wenig kann die Rechtswidrigkeit der Freiheitsentziehung dem Angeklagten allein deshalb angelastet werden, weil    [X.]    der Grund seiner Ingewahrsamnahme nicht mitgeteilt und er nicht belehrt wurde (vgl. dazu u.a. §§ 136, 137, 163c Abs. 1 Satz 3 [X.]; § 39 [X.] LSA; Nummer 15. [X.]; Art. 36 Abs. 1 [X.]). Zwar erfolgte die Ingewahrsamnahme nicht mit dem Einverständnis von    [X.]   , jedoch hatte der Angeklagte, der weder die Festnahme vorgenommen hat, noch unmittelbar mit der Vernehmung von    [X.]    befasst war, nach den Feststellungen der [X.] keine Kenntnis davon, dass dieser weder vom Grund seiner Festnahme informiert, noch über seine Rechte belehrt worden war. Tragfähige Anhaltspunkte dafür, dass der Angeklagte berechtigte Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit des entsprechenden Ablaufs der Ingewahrsamnahme hätte haben müssen oder er sich aus sonstigen Gründen hiervon hätte überzeugen müssen, liegen nicht vor, zumal es sich um eine gängige polizeiliche [X.]ßnahme ohne besondere rechtliche oder tatsächliche Problematik handelte.

bb) Ferner nimmt das Schwurgericht rechtsfehlerfrei an, dass dem Angeklagten hinsichtlich der in seinen Verantwortungsbereich fallenden Fortdauer der Freiheitsentziehung des    [X.]    k[X.], sondern ein Unterlassen zur Last zu legen wäre.

Die Rechtsprechung fasst die Abgrenzung zwischen [X.] und Unterlassen als Wertungsfrage auf, die nicht nach rein äußeren oder formalen Kriterien zu entscheiden ist, sondern eine wertende (normative) [X.]trachtung unter [X.]rücksichtigung des [X.] Handlungssinns verlangt. [X.]ßgeblich ist insofern, wo der Schwerpunkt der [X.] liegt (vgl. [X.], Urteil vom 14. [X.]rz 2003 - 2 StR 239/02, [X.]R StGB § 13 Abs. 1 [X.] 3; [X.]schluss vom 1. Februar 2005 - 1 [X.], [X.]R StGB § 222 Pflichtverletzung 6; Urteile vom 7. September 2011 - 2 StR 600/10, NJW 2011, 3528, 3529; vom 7. Juli 2011 - 5 StR 561/10, [X.]St 56, 277, 286 [X.]).

Daran gemessen ist nicht zu beanstanden, dass das Schwurgericht hinsichtlich des hier maßgeblichen [X.]raums ab etwa 9.30 Uhr von einem Unterlassen ausgegangen ist. [X.]nn der Schwerpunkt des insofern strafrechtlich möglicherweise relevanten Verhaltens des Angeklagten lag ab diesem [X.]punkt im Aufrechterhalten des [X.] von    [X.]    ohne Einschalten eines [X.]s, also in einem passiven Verhalten, nicht aber in einem aktiven [X.] (vgl. RG, Urteil vom 20. Oktober 1893 - [X.]. 2727/93, [X.], 339, 340). Hinsichtlich des davor liegenden [X.]raums kann dahinstehen, ob insofern [X.] des Angeklagten (insbesondere mit der in dem Eintrag in das Buch über Freiheitsentziehungen liegenden Entscheidung ["i.O."]) oder ein Unterlassen vorliegt. [X.]nn [X.] hätte ebenso wie ein Unterlassen nicht zu einer rechtswidrigen Freiheitsberaubung geführt, da auch in diesem [X.]raum, in dem die Einholung einer richterlichen Entscheidung noch nicht unerlässlich war, ein [X.]grund vorlag (vgl. dazu im Einzelnen die nachfolgenden Ausführungen).

[X.]) [X.]r Angeklagte war jedenfalls insofern auch Garant für den Schutz des    [X.]    vor rechtswidriger Freiheitsentziehung, als deren Rechtmäßigkeit von Handlungen oder Unterlassungen abhing, die ihm oblagen oder für die er die Verantwortung trug.

[X.]nn als Dienstgruppenleiter trug er an diesem Tag die Verantwortung dafür, dass die zulässige Dauer der Freiheitsentziehung nicht überschritten wird (Nummer 33.2. [X.]) und der Gewahrsam "ordnungsgemäß" vollzogen wird (Nummer 2.1. Satz 4 [X.]). [X.]mentsprechend oblag es dem Angeklagten auch, dafür Sorge zu tragen, dass in den ihm bekannten [X.]fällen die der Polizei zugeordneten Voraussetzungen der gesetzesgemäßen Fortdauer einer Ingewahrsamnahme gewahrt und erfüllt werden bzw. bleiben. [X.]shalb hat er es zu Recht als seine Aufgabe angesehen, "das Dienstgeschehen zu überwachen" und dies auch auf den Gewahrsam von    [X.]    bezogen, für den er als Dienstgruppenleiter verantwortlich gewesen ist.

[X.]) Als sogenanntem "[X.]schützergaranten" (vgl. [X.], Urteil vom 6. November 2002 - 5 [X.], [X.]St 48, 77, 82 ff., 91 f. [X.]) oblag dem Angeklagten eine Erfolgsabwendungspflicht, hier mithin die Pflicht, die unverzügliche Vorführung von    [X.]    beim zuständigen [X.] zu veranlassen bzw. unverzüglich dessen Entscheidung über die Fortdauer des [X.] herbeizuführen.

(1) [X.]r Inhalt und der Umfang der [X.] bestimmen sich aus dem konkreten [X.], den der Verantwortliche übernommen hat ([X.], Urteil vom 17. Juli 2009 - 5 [X.], [X.]St 54, 44, 49).

(2) Dieser [X.] umfasste beim Angeklagten - wie sich aus obigen Ausführungen zu seiner Garantenstellung ergibt - die Wahrung der der Polizei zugeordneten Voraussetzungen für die Rechtmäßigkeit der Freiheitsentziehung von    [X.]   .

Dabei bedarf es - wie ausgeführt - schon wegen der fehlenden Kenntnis und des damit fehlenden Vorsatzes hinsichtlich eines entsprechenden Pflichtenverstoßes auch an dieser Stelle keiner Entscheidung darüber, ob die Ingewahrsamnahme von    [X.]    als solche rechtmäßig war. [X.]ßgeblich ist vielmehr, ob die Freiheitsentziehung zur Wahrung ihrer Rechtmäßigkeit ab dem [X.]punkt, in dem der Angeklagte mit ihr befasst war, weiteren polizeilichen Handelns bedurfte und ob [X.] der Angeklagte vorsätzlich ihm obliegende und mögliche Handlungen unterlassen hat, um einen drohenden oder bestehenden rechtswidrigen Zustand zu verhindern oder zu beseitigen.

Dies hat das Schwurgericht rechtsfehlerfrei bejaht, da dem Angeklagten bekannt war, dass die Freiheitsentziehung weder mit dem Einverständnis von    [X.]    erfolgt war noch von einem [X.] angeordnet oder bestätigt worden war. Dass er hierauf gerichtete Handlungen gleichwohl unterließ, ist angesichts des Gewichts eines solchen Eingriffs in das Freiheitsrecht des [X.]troffenen und der [X.]deutung der für eine solche [X.]ßnahme erforderlichen richterlichen Entscheidung grundsätzlich geeignet, den Vorwurf der Freiheitsberaubung durch Unterlassen zu begründen.

(a) Für den schwersten Eingriff in das Recht auf Freiheit, die Freiheitsentziehung, fügt Art. 104 Abs. 2 GG dem Vorbehalt des Gesetzes den weiteren, verfahrensrechtlichen Vorbehalt einer richterlichen Entscheidung hinzu. [X.]r [X.]vorbehalt dient der verstärkten Sicherung des Grundrechts aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG. Alle staatlichen Organe sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass der [X.]vorbehalt als Grundrechtssicherung praktisch wirksam wird. Diese praktische Wirksamkeit wird nur erreicht, wenn in jedem Fall, in dem die Freiheitsentziehung ohne vorherige richterliche Entscheidung ausnahmsweise zulässig ist, diese Entscheidung unverzüglich nachgeholt wird ([X.], [X.]schlüsse vom 15. [X.]i 2002 - 2 BvR 2292/00, [X.]E 105, 239; vom 4. September 2009 - 2 BvR 2520/07, jeweils [X.]). Dabei gilt diese verfahrensmäßige Seite der grundrechtlichen Freiheitsverbürgung nicht nur für die Strafverfolgung, sondern auch bei Freiheitsentziehungen fürsorgerischer Art und bei sonstigen Freiheitsentziehungen ([X.], Urteil vom 30. April 1987 - 4 StR 30/87, [X.]St 34, 365, 368 [X.]; siehe auch [X.], [X.]schluss vom 10. Januar 2012 - 1 S 2963/11, NVwZ-RR 2012, 346; Nr. 37 der Ausführungsbestimmungen zum Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landes [X.]).

(b) [X.]mentsprechend setzten alle im vorliegenden Fall als Rechtsgrundlage für den Eingriff in das Freiheitsrecht des    [X.]    in [X.]tracht kommen-den Normen grundsätzlich eine unverzüglich zu erholende richterliche Entscheidung voraus (vgl. zur vorläufigen Festnahme wegen des Verdachts einer Straftat: § 128 Abs. 1 [X.]; zur Festnahme zur Identitätsfeststellung: § 163c Abs. 1 [X.] und § 38 Abs. 1 [X.] LSA; zum "[X.]" und zum Gewahrsam zur Verhinderung der [X.]gehung oder Fortsetzung einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit: § 38 Abs. 1 [X.] LSA).

(c) Ausnahmen von diesem Grundsatz waren im vorliegenden Fall offensichtlich nicht gegeben.

Soweit § 128 Abs. 1, § 163c Abs. 1 [X.] und § 38 Abs. 1 [X.] LSA die "unverzügliche" Vorführung bzw. das "unverzügliche" Herbeiführen einer richterlichen Entscheidung fordern, ist dem schon im Hinblick auf den seit der Ingewahrsamnahme des    [X.]    (ca. 8.30 Uhr) und [X.]fassung des [X.] (spätestens ab 8.44 Uhr) bis zum Tod des    [X.]    (nach 12.00 Uhr) vergangenen [X.]raum nicht genügt. [X.]nn "unverzüglich" ist - wie bei Art. 104 Abs. 2 Satz 2 GG - dahin auszulegen, dass die richterliche Entscheidung ohne jede Verzögerung, die sich nicht aus sachlichen Gründen rechtfertigen lässt, nachgeholt werden muss ([X.], [X.]schlüsse vom 15. [X.]i 2002 - 2 BvR 2292/00, aaO; vom 19. Januar 2007 - 2 BvR 1206/04, NVwZ 2007, 1044, 1045; vom 4. September 2009 - 2 BvR 2520/07, jeweils [X.]). Zwar sind nicht vermeidbar z.B. die Verzögerungen, die durch die Länge des Weges, Schwierigkeiten beim Transport, die notwendige Registrierung und Protokollierung, ein renitentes Verhalten des Festgenommenen oder vergleichbare Umstände bedingt sind ([X.] aaO). Solche Umstände waren vorliegend aber nicht gegeben bzw. ihnen konnte - etwa hinsichtlich des renitenten Verhaltens des    [X.]    - durch geeignete [X.]ßnahmen, wie sie etwa mit seiner Fesselung und der Überwachung durch Polizeibeamte schon nach der Festnahme ergriffen worden waren, zumindest so weit entgegengewirkt werden, dass eine Vorführung möglich gewesen wäre. Dass sich    [X.]    in einem Zustand befunden hat, der seine unverzügliche Vorführung schlechterdings unmöglich machte, ergeben die vom [X.] getroffenen Feststellungen nicht. Auch lagen die Voraussetzungen des § 420 Abs. 2 FamFG, die ohnehin lediglich ein Absehen von der Anhörung, nicht aber der richterlichen [X.]fassung ermöglichen, ersichtlich nicht vor (vgl. dazu auch [X.], NVwZ-RR 2012, 346). Unabhängig davon, ob der Zustand von    [X.]    dazu [X.] hätte, zumindest eine lediglich "symbolische" Vorführung - wie sie [X.]1 [X.] für Fälle des § 128 [X.] vorsieht (siehe dazu auch Träger/Schluckebier in [X.], 11. Aufl., § 239 Rn. 23) - vorzunehmen, zielt der [X.]vorbehalt auf eine Kontrolle der [X.]ßnahme in ihren konkreten gegenwärtigen Voraussetzungen durch eine unabhängige und neutrale Instanz (vgl. [X.], [X.]schluss vom 12. Februar 2007 - 2 BvR 273/06, NJW 2007, 1345, 1346 [zu § 81a [X.]]), erschöpft sich mithin nicht in der bloßen Gewährung rechtlichen Gehörs, sondern dient auch dazu, dem [X.] insbesondere in den Fällen des "[X.]s" die Möglichkeit eines persönlichen Eindrucks von dem [X.]troffenen zu verschaffen (vgl. [X.], [X.]schluss vom 14. Juni 2007 - 1 BvR 338/07, NJW 2007, 3560 [X.]).

Die in § 163c Abs. 2 [X.] und § 40 Abs. 2 [X.] LSA geregelte [X.], auf die sich der Angeklagte beruft, setzt dem Festhalten einer Person zur Identitätsfeststellung lediglich eine äußerste Grenze, befreit aber nicht von der Verpflichtung, eine richterliche Entscheidung unverzüglich herbeizuführen (vgl. - zu Art. 104 Abs. 2 Satz 3 GG - auch [X.], [X.]schlüsse vom 15. [X.]i 2002 - 2 BvR 2292/00; vom 4. September 2009 - 2 BvR 2520/07, aaO).

Es bestehen auch keine tragfähigen Anhaltspunkte dafür, dass die richterliche Entscheidung über die Freiheitsentziehung längere [X.] in Anspruch genommen hätte als die Identitätsfeststellung (vgl. § 163c Abs. 1 Satz 2 [X.]; § 38 Abs. 1 Satz 2 [X.] LSA) bzw. erst nach dem Wegfall des Grundes für den "[X.]" ergangen wäre (vgl. § 38 Abs. 1 Satz 2 [X.] LSA sowie [X.] aaO). [X.]nn der 7. Januar 2005 war ein Werktag und die Vorführung wäre zu einer üblichen Arbeitszeit erfolgt, so dass - entsprechend den Feststellungen des Schwurgerichts - davon auszugehen ist, dass die richterliche Entscheidung alsbald ergangen wäre. Zudem sollte mit der erkennungsdienstlichen [X.]handlung von    [X.]    erst um 14.00 Uhr begonnen werden; dies war auch der vom Angeklagten prognostizierte [X.]punkt, bis zu dem    [X.]    in der Zelle verbleiben sollte.

(3) Jedoch fehlt es nach den vom Schwurgericht getroffenen Feststellungen an der Kausalität des Unterlassens des Angeklagten für eine rechtswidrige Freiheitsberaubung.

(a) Ein Unterlassen, also ein [X.] kann - ontologisch - nicht Ursache eines Erfolges sein. [X.]shalb stellen die ständige Rechtsprechung und die allgemeine Lehre zur - notwendigerweise normativen - [X.]urteilung der Kausalität bei den unechten Unterlassungsdelikten auf die "hypothetische Kausalität", die so genannte "[X.]", ab. Diese birgt für die Fälle des Unterlassens die Entsprechung zu der nach der Äquivalenztheorie in den Fällen aktiven [X.]s anzuwendenden conditio sine qua non-Formel. Nach ihr ist ein Unterlassen mit dem tatbestandsmäßigen Erfolg als "quasi-ursächlich" in Zurechnungsverbindung zu setzen und zu prüfen, ob dieser beim Hinzudenken der gebotenen Handlung entfiele, ob also die gebotene Handlung den Erfolg verhindert hätte (st. Rspr., vgl. [X.], Urteile vom 4. [X.]rz 1954 - 3 [X.], [X.]St 6, 1, 2; vom 26. Juni 1990 - 2 StR 549/89, [X.]St 37, 106, 126; vom 19. [X.]zember 1997 - 5 StR 569/96, [X.]St 43, 381, 397; vom 6. November 2002 - 5 [X.], [X.]St 48, 77, 93). Hierfür muss - da es sich nicht um die Feststellung realer Kausalzusammenhänge handelt - das Gericht eine hypothetische Erwägung anstellen und sich auf deren Grundlage eine Überzeugung bilden ([X.], Urteil vom 12. Januar 2010 - 1 StR 272/09, [X.]R StGB § 13 Abs. 1 Ursächlichkeit 3 [X.]; vgl. auch [X.]/Schluckebier, aaO, § 239 Rn. 8 a.E. [X.]).

Dabei streitet für einen Angeklagten der Grundsatz in dubio pro reo. Allerdings steht der [X.]jahung der Ursächlichkeit die bloße gedankliche Möglichkeit eines gleichen Erfolgs auch bei Vornahme der gebotenen Handlung nicht entgegen. Ebenso wenig genügt es, dass das Unterlassen der gebotenen Handlung lediglich das Risiko des [X.]s erhöht hat ([X.], Urteil vom 12. Januar 2010 - 1 StR 272/09, aaO, [X.]). Vielmehr muss sich die alternative [X.]wertung, der gleiche Erfolg wäre auch bei Vornahme der gebotenen Handlung eingetreten, aufgrund bestimmter Tatsachen so verdichtet haben, dass die Überzeugung vom Gegenteil mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vernünftigerweise ausgeschlossen ist ([X.], [X.]schlüsse vom 25. September 1957 - 4 StR 354/57, [X.]St 11, 1; vom 29. November 1985 - 2 StR 596/85, [X.], 217; vom 25. April 2001 - 1 [X.]; vom 6. [X.]rz 2008 - 4 [X.], [X.]St 52, 159, 164; Urteile vom 26. Juni 1990 - 2 StR 549/89, [X.]St 37, 106, 126 f.; vom 19. April 2000 - 3 [X.], [X.]R StGB § 13 Abs. 1 Ursächlichkeit 1; vom 12. Januar 2010 - 1 StR 272/09, aaO, [X.]).

Die Formulierung, „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ müsse die Ursächlichkeit der Pflichtverletzung für den [X.] in diesem Sinn feststehen, bedeutet jedoch nicht, dass höhere Anforderungen an das erforderliche [X.]ß an Gewissheit von der Kausalität als sonst gestellt werden müssen. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ist nichts anderes als die überkommene [X.]schreibung des für die richterliche Überzeugung erforderlichen [X.]weismaßes (vgl. [X.], Urteil vom 26. Juni 1990 - 2 StR 549/89, [X.]St 37, 106, 127).

(b) Für den vorliegenden Fall ergibt sich hieraus das Folgende:

Welche Handlung eines Unterlassungstäters im Rahmen der Kausalitätsprüfung hinzuzudenken ist, bestimmt sich bei bestehenden Handlungsalternativen vorrangig danach, ob und gegebenenfalls welche von ihnen geeignet ist, den [X.] zu verhindern. [X.]i erfolgsqualifizierten [X.]likten wie § 239 Abs. 4 StGB ist dabei der für diese Prüfung maßgebliche "Erfolg" - jedenfalls zunächst - nicht die Todesfolge, sondern der des Grun[X.]elikts, mithin eine rechtswidrige Freiheitsentziehung, da deren Verhinderung bei Vornahme einer der gebotenen Handlungen zur Straflosigkeit führen würde. Kommen dabei - wie vorliegend - alternative Handlungen in [X.]tracht, die den [X.] entweder durch die [X.]endigung der Freiheitsentziehung als solcher (z.B. durch Entlassen des    [X.]    aus dem Gewahrsam) oder aber durch das Herbeiführen ihrer Rechtmäßigkeit verhindert hätten, besteht bei der Prüfung der hypothetischen Kausalität kein "Vorrang" von sich auf die Freiheitsentziehung als solche beziehenden Handlungen gegenüber denjenigen, die (erst) deren Rechtswidrigkeit beseitigen. Dies gilt jedenfalls im vorliegenden Fall, in dem der Wille des Angeklagten als dem [X.] auf die Fortsetzung des [X.] gerichtet war (im Ergebnis ebenso: [X.], Urteil vom 4. April 1978 - 1 [X.], bei [X.] 1978, 624; Träger/Schluckebier in [X.], aaO, § 239 Rn. 17).

Da die gebotene Handlung des Angeklagten bei Fortführung des [X.] das Veranlassen der unverzüglichen (zumindest "symbolischen") Vorführung des    [X.]    beim zuständigen [X.] bzw. das unverzügliche Herbeiführen von dessen Entscheidung war, entfällt die Kausalität, wenn diese Handlung vorgenommen worden wäre und der [X.] den Gewahrsam jedenfalls bis einschließlich zum [X.]punkt des Todes von    [X.]    mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angeordnet hätte (ähnlich für den Fall der Fixierung eines Heiminsassen ohne vormundschaftgerichtliche Anordnung: Träger/Schluckebier in [X.], aaO, § 239 Rn. 17; vgl. auch [X.], Urteil vom 4. April 1978 - 1 [X.], bei [X.] 1978, 624). Hierbei ist eine Recht und Gesetz entsprechende Entscheidung des [X.]s zugrunde zu legen. Soweit dem [X.] dabei jedoch [X.]urteilungsspielräume eingeräumt sind, gebietet es der Grundsatz in dubio pro reo, diese zugunsten des Angeklagten auszuschöpfen (vgl. dazu auch Träger/Schluckebier in [X.], aaO, § 239 Rn. 20 a.E.).

(c) Auf dieser Grundlage ist für die [X.]urteilung der "[X.]" des Unterlassens des Angeklagten davon auszugehen, dass der zuständige [X.] den Gewahrsam des    [X.]    angeordnet hätte. Damit entfällt die Ursächlichkeit des Unterlassens des Angeklagten für eine rechtswidrige Freiheitsentziehung des    [X.]   .

(aa) Die Annahme, der zuständige [X.] hätte den diesen [X.]raum umfassenden Gewahrsam des    [X.]    angeordnet, kann sich zwar nicht auf § 127 [X.] (vorläufige Festnahme nach einer Straftat) bzw. § 37 Abs. 1 Nr. 2 [X.] LSA (Gewahrsam zur Verhinderung einer unmittelbar bevorstehenden Straftat oder Ordnungswidrigkeit bzw. zur Verhinderung deren Fortsetzung) stützen. [X.]nn es war schon bei der Festnahme weder Fluchtgefahr gegeben, noch lagen die weiteren Voraussetzungen eines Haft- oder Unterbringungsbefehls vor oder bestanden tragfähige Anhaltspunkte dafür, dass im [X.]punkt der richterlichen Entscheidung Straftaten oder erhebliche Ordnungswidrigkeiten unmittelbar bevorstehen bzw. deren Fortsetzung droht, zu deren Verhinderung die Ingewahrsamnahme von    [X.]    unerlässlich war.

Auch die Voraussetzungen des als Rechtsgrundlage für das Festhalten des    [X.]    in [X.]tracht kommenden § 163b Abs. 1 Satz 2 [X.] (Identitäts-feststellung für Zwecke der Strafverfolgung), des § 127 Abs. 1 [X.] (in der die Identitätsfeststellung betreffenden Alternative) oder von § 20 Abs. 4 [X.] LSA (Identitätsfeststellung zur Gefahrenabwehr) lagen jedenfalls schon geraume [X.] vor dem unmittelbar zum Tod von    [X.]    führenden Geschehen nicht mehr vor. [X.]nn ein hierauf gegründeter Eingriff in das Freiheitsgrundrecht des    [X.]    kam erst dann in [X.]tracht bzw. durfte - wenn er rechtmäßig begonnen worden war - nur fortgesetzt werden, wenn die der Polizei bereits bekannten Daten des    [X.]    noch nicht ausreichten, um dessen Identität eindeutig zu bestimmen. Dies wäre etwa der Fall gewesen, wenn konkreter Anlass bestanden hätte, an der Echtheit der bei seiner Durchsuchung aufgefundenen, mit seinem Lichtbild und seinen Personalien versehenen "Duldung" zu zweifeln. Für eine solche Annahme bestand indes ab dem [X.]punkt, in dem die vom Angeklagten vorgenommene [X.] diese Personalien zumindest im Wesentlichen bestätigt hatte, kein Anhalt mehr. Jedenfalls mit dem ersichtlich zeitnah möglichen Abgleich mit dem Ergebnis bereits früher - auch in [X.].   - durchgeführter erkennungsdienstlicher [X.]handlungen war die Rechtsgrundlage für ein weiteres Festhalten des    [X.]    zur Identitätsfeststellung entfallen (vgl. auch [X.], [X.]schlüsse vom 27. Januar 1992 - 2 BvR 658/90, NVwZ 1992, 767; vom 11. Juli 2006 - 2 BvR 1255/04, [X.], 381 [X.]). Selbst wenn der zuständige [X.] zunächst noch die Fortdauer der Freiheitsentziehung zur Identitätsfeststellung angeordnet hätte, wäre diese von ihm derart befristet worden, dass    [X.]    lange vor dem tödlichen Geschehen ent-lassen worden wäre.

Jedoch ist davon auszugehen, dass der zuständige [X.] den "[X.]" des    [X.]    gemäß § 37 Abs. 1 Nr. 1 [X.] LSA auch über 12.00 Uhr hinaus angeordnet hätte. Nach dieser Vorschrift waren die Ingewahrsamnahme und deren weiterer Vollzug zulässig, "wenn dies zum Schutz der Person gegen eine Gefahr für Leib oder Leben erforderlich ist, insbesondere weil die Person sich erkennbar in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand oder in sonst hilfloser Lage befindet". Diese Voraussetzungen waren - am oben dargelegten [X.]ßstab gemessen - gegeben. [X.]nn    [X.]    war stark alkoholisiert. Die bei ihm um 9.15 Uhr entnommene Blutprobe ergab eine Blutalkoholkonzentration von 2,98 Promille, die Blutalkoholkonzentration im [X.] betrug noch 2,68 Promille; zudem wurden im untersuchten Blut Cocain-Metaboliten nachgewiesen. Hinzu kam sein - bis hin zum Anzünden der [X.]tratze - gezeigtes selbstgefährdendes Verhalten, das schon kurz nach dem Eintreffen auf dem Polizeirevier und den [X.] in Richtung Tisch und Wand einen Polizeibeamten zum Eingreifen zugunsten von    [X.]    gezwungen und den Arzt, der ihn auf seine [X.]tauglichkeit untersucht hat, dazu veranlasst hat, die Fixierung von    [X.]    zu empfehlen. Auch war sein zunächst noch anlasslos [X.], später aber aggressives und - bei den Widerstandshandlungen - mit körperlicher Gewalt verbundenes Verhalten mit der Gefahr verbunden, dass sich die [X.]troffenen dagegen zur Wehr setzen und hierdurch (berechtigt) die Gesundheit von    [X.]    beeinträchtigen. Dabei belegen insbesondere die hohe Alkoholisierung und das schon vor dem Eingreifen der Polizeibeamten von    [X.]    gezeigte Verhalten hinreichend, dass die Gefahr für dessen Gesundheit nicht lediglich durch die seiner (möglichen) Einschätzung nach unberechtigte Ingewahrsamnahme, sondern zumindest wesentlich durch seine Alkoholisierung und den Drogenkonsum bedingt waren.

Aufgrund dieser Tatsachen ist "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" davon auszugehen, dass der zuständige [X.] - bei Ausschöpfen ihm eröffneter [X.]urteilungsspielräume zugunsten des Angeklagten - die Fortdauer des [X.] des    [X.]    auch über 12.00 Uhr hinaus angeordnet hätte.

Tragfähige Anhaltspunkte dafür, dass nach einer solchen richterlichen Entscheidung (zumindest) die Fixierung hätte beendet werden müssen oder beendet worden wäre, bestehen nicht. Dies liegt aufgrund des von    [X.]    gezeigten Verhaltens auch nicht nahe. Zwar darf nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit auch eine solche Sicherungsmaßnahme nicht länger aufrechterhalten werden als es notwendig und angemessen ist; sie ist ferner zu beenden, wenn mildere Mittel den Zweck ebenfalls erreichen würden (vgl. [X.], [X.]schluss vom 13. April 1999 - 2 BvR 827/98, [X.], 428, 429). Im Hinblick auf die bestehende Gefahr selbstgefährdenden Verhaltens des    [X.]   , das sich bis hin zum Anzünden der [X.]tratze fortsetzte, überschritt der [X.]raum der Fixierung aber trotz der zunehmenden Dauer und der mit ihr verbundenen [X.]lastungen aus den oben dargelegten Gründen (noch) nicht den [X.]urteilungsspielraum, der (auch) den Polizeibeamten bei ihrer Anordnung und dem Vollzug einer solchen Sicherungsmaßnahme zukommt. Einer besonderen richterlichen Gestattung oder Anordnung der Fixierung bedurfte es jedenfalls unter den gegebenen Umständen nicht (vgl. § 64 Nr. 3 [X.] LSA; ferner [X.], [X.]schluss vom 8. Juli 1993 - 2 BvR 213/93, NJW 1994, 1339; [X.] in [X.]unz/[X.], GG, Art. 104 Rn. 28 [Stand: 2014]).

(bb) Für die [X.]urteilung der "[X.]" des Unterlassens des Angeklagten kommt es in Fällen parallelen Unterlassens gleichrangiger Garanten zwar nicht auf das alleinige Verhalten des einzelnen Garanten, sondern auf das Verhalten der Garantengemeinschaft an (vgl. [X.], Urteil vom 6. November 2002 - 5 [X.], [X.]St 48, 77, 87 [X.]). Ein solcher Fall ist vorliegend aber nicht gegeben.

Sollte nämlich das Verhalten anderer, für den Gewahrsam des    [X.]    verantwortlicher Polizeibeamter ebenfalls als pflichtwidrig zu bewerten sein, würde nicht eine Garantengemeinschaft im obigen Sinn vorliegen, sondern Nebentäterschaft. [X.]nn der Angeklagte hätte allein durch eigenes Handeln, mithin unabhängig vom ([X.] der anderen, die ihm obliegenden Voraussetzungen für eine rechtmäßige Freiheitsentziehung herbeiführen können. Ein Fall des objektiven Ineinandergreifens jeweils individuell rechtswidrigen Verhaltens im Sinn einer Garantengemeinschaft liegt daher nicht vor (vgl. auch [X.], Urteil vom 12. Januar 2010 - 1 StR 272/09, aaO, [X.]).

([X.]) [X.]r [X.] ist - jedenfalls aufgrund der [X.]sonderheiten des Falles - befugt, die Prüfung der "[X.]" selbst vorzunehmen.

Dabei steht der Entscheidung durch den [X.] nicht entgegen, dass die Staatsanwaltschaft die Ausführungen des Schwurgerichts dahin versteht, dieses habe nicht feststellen können, ob die Ingewahrsamnahme von    [X.]    zu dessen Schutz unerlässlich gewesen sei. [X.]nn die - wie ausgeführt - normative [X.]urteilung der Kausalität des Unterlassens bezieht sich nicht darauf, ob die Gefahr tatsächlich vorlag und der Gewahrsam zu ihrer Abwendung unerlässlich war, sondern beschränkt sich im Wesentlichen auf die Prüfung, welche Entscheidung ein rechtmäßig handelnder [X.] hierzu getroffen hätte. Dafür stand dem Schwurgericht und steht dem [X.] angesichts der von jenem rechtsfehlerfrei und vollständig getroffenen, im - wie die (erfolglosen) Verfahrensrügen belegen - angefochtenen Urteil auch umfassend mitgeteilten Feststellungen eine ausreichende und tragfähige Grundlage zur Verfügung.

2. Soweit das Schwurgericht die Verwirklichung anderer Straftatbestände durch den Angeklagten ausgeschlossen hat, begegnet dies ebenfalls keinen [X.]denken.

Wegen Totschlags durch Unterlassen hätte sich der Angeklagte nur strafbar gemacht, wenn das gebotene Handeln den als möglich erkannten Tod noch hätte verhindern können und er sich dessen bewusst war (vgl. [X.], [X.]schluss vom 14. Februar 2012 - 3 [X.], [X.], 379, 380 [X.]). Letzteres hat das [X.] indes ebenso rechtsfehlerfrei verneint wie hinsichtlich weiterer in [X.]tracht kommender Strafvorschriften den Vorsatz.

Ein strafbarer Versuch der Freiheitsberaubung (mit Todesfolge) liegt nicht vor, da bei diesem der [X.] - von hier nicht gegebenen Ausnahmefällen abgesehen - auf einen nach der Vorstellung des [X.] kausal durch sein Verhalten herbeigeführten Erfolg gerichtet sein muss (vgl. [X.]/[X.]/Schuhr, 2. Aufl., § 22 Rn. 16, 24). An einem entsprechenden Vorsatz (vgl. [X.], [X.]schluss vom 6. Februar 2014 - 1 StR 577/13 [Rn. 36]) fehlt es - wie oben ausgeführt - jedoch.

3. Auch der Strafausspruch enthält keinen durchgreifenden Rechtsfehler zum Vor- oder zum Nachteil (§ 301 [X.]) des Angeklagten.

VI.

Ein Teilfreispruch vom Vorwurf der Körperverletzung bzw. Freiheitsberaubung mit Todesfolge war und ist - entgegen der Ansicht der Verteidiger des Angeklagten - nicht geboten (vgl. [X.]/[X.], aaO, § 260 Rn. 10).

Im Revisionsverfahren ist eine Entscheidung über die notwendigen Auslagen der dort [X.]teiligten nur insofern veranlasst, als diese das Rechtsmittel der Staatsanwaltschaft und die hierdurch verursachten notwendigen Auslagen des Angeklagten betrifft (vgl. [X.]/[X.], aaO, § 473 Rn. 10a, 15, 18 [X.]).

Sost-Scheible                        Roggenbuck                        Cierniak

                      Mutzbauer                            [X.]

Meta

4 StR 473/13

04.09.2014

Bundesgerichtshof 4. Strafsenat

Urteil

Sachgebiet: StR

vorgehend LG Magdeburg, 13. Dezember 2012, Az: 21 Ks 8/10

§ 13 Abs 1 StGB, § 239 Abs 1 StGB, § 239 Abs 4 StGB, § 128 Abs 1 StPO, § 163c Abs 1 StPO, § 163c Abs 2 StPO, Art 2 Abs 2 S 2 GG, Art 104 GG, § 38 Abs 1 SOG ST, § 40 SOG ST

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Urteil vom 04.09.2014, Az. 4 StR 473/13 (REWIS RS 2014, 3117)

Papier­fundstellen: NJW 2015, 96 REWIS RS 2014, 3117

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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