BT-Drucksache 15/4795

Gelände um das Brandenburger Tor als Ort des Erinnerns an die Berliner Mauer, des Gedenkens an ihre Opfer und der Freude über die Überwindung der deutschen Teilung

Vom 28. Januar 2005


Deutscher Bundestag Drucksache 15/4795
15. Wahlperiode 28. 01. 2005

Antrag
der Abgeordneten Carl-Ludwig Thiele, Stephan Hilsberg, Franziska Eichstädt-
Bohlig, Werner Kuhn (Zingst), Ulrich Adam, Dr. Karl Addicks, Ilse Aigner, Peter
Altmaier, Ingrid Arndt-Brauer, Dr. Wolf Bauer, Dr. Hans-Peter Bartels, Marieluise
Beck (Bremen), Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen), Cornelia Behm, Veronika
Bellmann, Otto Bernhardt, Dr. Rolf Bietmann, Lothar Binding (Heidelberg), Peter
Bleser, Antje Blumenthal, Dr. Wolfgang Bötsch, Klaus Brähmig, Hans-Günter
Bruckmann, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, Georg Brunnhuber, Hartmut
Büttner (Schönebeck), Ernst Burgbacher, Cajus Julius Caesar, Gitta Connemann,
Helga Daub, Leo Dautzenberg, Hubert Deittert, Thomas Dörflinger, Marie-Luise
Dött, Vera Dominke, Jutta Dümpe-Krüger, Detlef Dzembritzki, Maria Eichhorn,
Dr. Uschi Eid, Marga Elser, Rainer Eppelmann, Jörg van Essen, Karin Evers-Meyer,
Annette Faße, Albrecht Feibel, Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land), Klaus-Peter
Flosbach, Herbert Frankenhauser, Gabriele Frechen, Otto Fricke, Horst Friedrich
(Bayreuth), Erich G. Fritz, Jochen-Konrad Fromme, Norbert Geis, Dr. Wolfgang
Gerhardt, Roland Gewalt, Eberhard Gienger, Georg Girisch, Ralf Göbel, Dr.
Wolfgang Götzer, Hans-Michael Goldmann, Ute Granold, Monika Griefahn, Kerstin
Griese, Kurt-Dieter Grill, Reinhard Grindel, Michael Grosse-Brömer, Markus
Grübel, Manfred Grund, Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz Guttmacher,
Hans-Joachim Hacker, Holger Haibach, Dr. Christel Happach-Kasan, Klaus Haupt,
Helmut Heiderich, Ursula Heinen, Uda Carmen Freia Heller, Jürgen Herrmann,
Peter Hettlich, Bernd Heynemann, Robert Hochbaum, Jelena Hoffmann
(Chemnitz), Dr. Werner Hoyer, Michaele Hustedt, Susanne Jaffke, Dr. Peter Jahr,
Dr. Egon Jüttner, Bernhard Kaster, Julia Klöckner, Kristina Köhler (Wiesbaden),
Hellmut Königshaus, Norbert Königshofen, Dr. Heinrich L. Kolb, Manfred Kolbe,
Gudrun Kopp, Ernst Kranz, Rudolf Kraus, Michael Kretschmer, Jutta Krüger-
Jacob, Angelika Krüger-Leißner, Horst Kubatschka, Dr. Hermann Kues, Helmut
Lamp, Sibylle Laurischk, Harald Leibrecht, Werner Lensing, Peter Letzgus,
Eckhart Lewering, Walter Link (Diepholz), Eduard Lintner, Dr. Michael Luther,
Erwin Marschewski (Recklinghausen), Markus Meckel, Dr. Michael Meister,
Petra-Evelyne Merkel, Maria Michalk, Hans Michelbach, Klaus Minkel, Dr. Gerd
Müller, Volker Neumann (Bramsche), Bernd Neumann (Bremen), Christa Nickels,
Dirk Niebel, Henry Nitzsche, Michaela Noll, Claudia Nolte, Günther Friedrich
Nolting, Franz Obermeier, Melanie Oßwald, Hans-Joachim Otto (Frankfurt),
Eberhard Otto (Godern), Detlef Parr, Rita Pawelski, Dr. Peter Paziorek, Ulrich
Petzold, Sibylle Pfeiffer, Johannes Pflug, Beatrix Philipp, Cornelia Pieper, Gisela
Piltz, Dr. Andreas Pinkwart, Hans Raidel, Helmut Rauber, Peter Rauen, Christa
Reichard (Dresden), KatherinaReiche, Hans-Peter Repnik, KlausRiegert, Reinhold
Robbe, Franz Romer, Heinrich-Wilhelm Ronsöhr, Dr. Klaus Rose, Dr. Ernst Dieter
Rossmann, Kurt J. Rossmanith, Hartmut Schauerte, Christine Scheel, Siegfried

Drucksache 15/4795 – 2 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode

Scheffler, Norbert Schindler, Georg Schirmbeck, Silvia Schmidt (Eisleben), Albert
Schmidt (Ingolstadt), Andreas Schmidt (Mülheim), Karsten Schönfeld, Wilfried
Schreck, Dr. Ole Schröder, Brigitte Schulte (Hameln), Swen Schulz (Spandau),
Dr. Martin Schwanholz, Wilhelm Josef Sebastian, Heinz Seiffert, Petra Selg, Bernd
Siebert, Johannes Singhammer, Ursula Sowa, Dr. Max Stadler, Christian Freiherr
von Stetten, Dr. Rainer Stinner, Gero Storjohann, Matthäus Strebl, Lena
Strothmann, Dr. Dieter Thomae, Edeltraut Töpfer, Jürgen Türk, Arnold Vaatz,
Volkmar Uwe Vogel, Dr. Marlies Volkmer, Marco Wanderwitz, Reinhard Weis
(Stendal), Hildegard Wester, Klaus-Peter Willsch, Willy Wimmer (Neuss), Josef
Philip Winkler, Dr. Claudia Winterstein, Dr. Volker Wissing,
Heidi Wright, Elke Wülfing, Wolfgang Zöller, Willi Zylajew

Gelände um das Brandenburger Tor als Ort des Erinnerns an die Berliner Mauer,
des Gedenkens an ihre Opfer und der Freude über die Überwindung der
deutschen Teilung

Der Bundestag wolle beschließen:

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest:
Am 9. November 2004 jährte sich der Mauerfall zum fünfzehnten Mal. Vom
13. August 1961 bis zum 9. November 1989 trennten 106 km Mauer West-Ber-
lin von Ost-Berlin und der DDR. Die Gesamtlänge der Grenze um West-Berlin
belief sich auf 155 km, die Gesamtlänge der innerdeutschen Grenze auf 1 393
km. Fast 1 000 Menschen ließen an dieser Grenze ihr Leben, davon über 230 an
der Berliner Mauer.
Nach derWende wurde dieMauer konsequent aus dem Stadtbild verbannt. Ohne
einen Ort des Gedenkens an die Mauer an zentraler Stelle droht aber die Erinne-
rung an die Teilung Berlins, Deutschlands und der Welt zu schwinden. Diejeni-
gen, die die Mauer und den Todesstreifen nicht aus eigener Anschauung kennen,
insbesondere junge Menschen, haben nur wenige Gelegenheiten einer unmittel-
baren Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Mauer und der deutschen Tei-
lung. Heute erinnern nur noch wenige, schwer zu findende Abschnitte an die
Dimension dieses menschenverachtenden Bauwerks.
Es ist notwendig und es gibt ein großes Bedürfnis, sich zu erinnern: Das private
Mauermuseum am ehemaligen Checkpoint Charlie besuchen jährlich viele hun-
derttausend Menschen. Daneben gibt es die Mauergedenkstätte in der Bernauer
Straße, die sich in zurückhaltender Gestalt als Ort der Erinnerung an die Teilung
der Stadt und des Gedenkens an die Opfer der kommunistischen Gewaltherr-
schaft präsentiert. Mehr noch als diese Orte steht jedoch das Gelände um das
Brandenburger Tor für die Teilung Berlins, Deutschlands, Europas und der Welt
sowie für deren friedliche Überwindung. Deshalb verwundert es nicht, dass am
31. August 2004 der neu gewählte Bundespräsident Horst Köhler der Opfer des
Mauerbaus ausgerechnet an diesem Ort gedachte, obwohl dort heute nur impro-
visierte weiße Kreuze an die bei Fluchtversuchen ums Leben gekommene Men-
schen erinnern.
Das Bedürfnis der Menschen, sich an zentraler Stelle an die Mauer zu erinnern
und sich mit ihren Folgen auseinander zu setzen, ist anzuerkennen. Es entspricht

Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 3 – Drucksache 15/4795

einer historischen Notwendigkeit. Hier, am Brandenburger Tor, verdichtet sich
die Geschichte einer ganzen Generation, für die die Teilung Deutschlands und
der Welt prägend war. Kein Ort der Welt stand so für die Teilung Deutschlands
und der Welt wie das Brandenburger Tor inmitten von Mauer, Stacheldraht,
Wachtürmen und Todesstreifen. Das Brandenburger Tor symbolisierte jedoch
nicht nur die Teilung, es stand auch für den ungebrochenen Willen der Men-
schen, diese zu überwinden. Am 9. November 1989 wurde das Brandenburger
Tor zum Symbol der Freiheit und der friedlichen Überwindung einer Diktatur.
Auch jüngere Menschen und Besucher aus aller Welt müssen die Möglichkeit
haben, die Schicksalhaftigkeit und historische Bedeutung dieses Ortes zu erfah-
ren. Hierfür reicht das in Asphalt eingelassene Band aus Kopfsteinpflaster, wie
es sich auch an anderen Stellen der Stadt befindet, nicht aus. Geschichte muss an
diesem zentralen Ort erfahrbar werden, damit sich diese Geschichte nicht wie-
derholt und damit nie wieder Willkür und Ideologie über Menschenrecht und
Menschenwürde gestellt werden.

II. Der Deutsche Bundestag beschließt:
1. Unter Einbeziehung der vorhandenen Orte der Erinnerung und des Geden-

kens an die deutsche Teilung erarbeitet der Deutsche Bundestag gemeinsam
mit der Bundesregierung und dem Land Berlin ein Gesamtkonzept und einen
Verfahrensvorschlag der Bundesregierung zur Dokumentation und Erinne-
rung an die Berliner Mauer sowie ihre lokal- wie gesamtpolitischen, indivi-
duellen wie gesellschaftlichen Folgen. Die Verantwortung des Bundes ergibt
sich aus dem gesamtdeutschen Charakter dieser Aufgabe.

2. Auf dem Gelände um das Brandenburger Tor ist ein Ort für die Information
über und die Erinnerung an die Berliner Mauer, die Auseinandersetzung mit
ihren Folgen, des Gedenkens an ihre Opfer und der Freude über die Überwin-
dung der deutschen Teilung zu gestalten.

3. Das Dokumentationszentrum an der Bernauer Straße ist aufzuwerten.

Berlin, den 27. Januar 2005
Carl-Ludwig Thiele
Stephan Hilsberg
Franziska Eichstädt-Bohlig
Werner Kuhn (Zingst)
Ulrich Adam
Dr. Karl Addicks
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Ingrid Arndt-Brauer
Dr. Wolf Bauer
Dr. Hans-Peter Bartels
Marieluise Beck (Bremen)
Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)
Cornelia Behm
Veronika Bellmann
Otto Bernhardt
Dr. Rolf Bietmann
Lothar Binding (Heidelberg)
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Wolfgang Bötsch
Klaus Brähmig

Hans-Günter Bruckmann
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Georg Brunnhuber
Hartmut Büttner (Schönebeck)
Ernst Burgbacher
Cajus Julius Caesar
Gitta Connemann
Helga Daub
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Vera Dominke
Jutta Dümpe-Krüger
Detlef Dzembritzki
Maria Eichhorn
Dr. Uschi Eid
Marga Elser
Rainer Eppelmann
Jörg van Essen
Karin Evers-Meyer

Annette Faße
Albrecht Feibel
Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land)
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Gabriele Frechen
Otto Fricke
Horst Friedrich (Bayreuth)
Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Norbert Geis
Dr. Wolfgang Gerhardt
Roland Gewalt
Eberhard Gienger
Georg Girisch
Ralf Göbel
Dr. Wolfgang Götzer
Hans-Michael Goldmann
Ute Granold
Monika Griefahn
Kerstin Griese
Kurt-Dieter Grill

Drucksache 15/4795 – 4 – Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode
Reinhard Grindel
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Hans-Joachim Hacker
Holger Haibach
Dr. Christel Happach-Kasan
Klaus Haupt
Helmut Heiderich
Ursula Heinen
Uda Carmen Freia Heller
Jürgen Herrmann
Peter Hettlich
Bernd Heynemann
Robert Hochbaum
Jelena Hoffmann (Chemnitz)
Dr. Werner Hoyer
Michaele Hustedt
Susanne Jaffke
Dr. Peter Jahr
Dr. Egon Jüttner
Bernhard Kaster
Julia Klöckner
Kristina Köhler (Wiesbaden)
Hellmut Königshaus
Norbert Königshofen
Dr. Heinrich L. Kolb
Manfred Kolbe
Gudrun Kopp
Ernst Kranz
Rudolf Kraus
Michael Kretschmer
Jutta Krüger-Jacob
Angelika Krüger-Leißner
Horst Kubatschka
Dr. Hermann Kues
Helmut Lamp
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Werner Lensing
Peter Letzgus
Eckhart Lewering
Walter Link (Diepholz)

Eduard Lintner
Dr. Michael Luther
Erwin Marschewski (Recklinghausen)
Markus Meckel
Dr. Michael Meister
Petra-Evelyne Merkel
Maria Michalk
Hans Michelbach
Klaus Minkel
Dr. Gerd Müller
Volker Neumann (Bramsche)
Bernd Neumann (Bremen)
Christa Nickels
Dirk Niebel
Henry Nitzsche
Michaela Noll
Claudia Nolte
Günther Friedrich Nolting
Franz Obermeier
Melanie Oßwald
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)
Eberhard Otto (Godern)
Detlef Parr
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Sibylle Pfeiffer
Johannes Pflug
Beatrix Philipp
Cornelia Pieper
Gisela Piltz
Dr. Andreas Pinkwart
Hans Raidel
Helmut Rauber
Peter Rauen
Christa Reichard (Dresden)
Katherina Reiche
Hans-Peter Repnik
Klaus Riegert
Reinhold Robbe
Franz Romer
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Dr. Klaus Rose
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Kurt J. Rossmanith

Hartmut Schauerte
Christine Scheel
Siegfried Scheffler
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Silvia Schmidt (Eisleben)
Albert Schmidt (Ingolstadt)
Andreas Schmidt (Mülheim)
Karsten Schönfeld
Wilfried Schreck
Dr. Ole Schröder
Brigitte Schulte (Hameln)
Swen Schulz (Spandau)
Dr. Martin Schwanholz
Wilhelm Josef Sebastian
Heinz Seiffert
Petra Selg
Bernd Siebert
Johannes Singhammer
Ursula Sowa
Dr. Max Stadler
Christian Freiherr von Stetten
Dr. Rainer Stinner
Gero Storjohann
Matthäus Strebl
Lena Strothmann
Dr. Dieter Thomae
Edeltraut Töpfer
Jürgen Türk
Arnold Vaatz
Volkmar Uwe Vogel
Dr. Marlies Volkmer
Marco Wanderwitz
Reinhard Weis (Stendal)
Hildegard Wester
Klaus-Peter Willsch
Willy Wimmer (Neuss)
Josef Philip Winkler
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Heidi Wright
Elke Wülfing
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

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