Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 15.09.2010, Az. 8 C 35/09

8. Senat | REWIS RS 2010, 3364

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Gegenstand

Einmalbeitrag zur Insolvenzsicherung nach Betriebsrentengesetz verfassungsgemäß


Leitsatz

1. Die Pflicht zur Zahlung des Einmalbeitrags nach § 30i Abs. 1 BetrAVG setzt voraus, dass eine Beitragspflicht nach § 10 Abs. 1 BetrAVG im Jahr 2005 und bei Inkrafttreten des § 30i BetrAVG bestand.

2. Die Erhebung des Einmalbeitrags verletzt weder den Gleichheitssatz noch das rechtsstaatliche Rückwirkungsverbot .

Tatbestand

1

Die Klägerin wendet sich gegen die Erhebung eines [X.] zur Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung.

2

Die Klägerin ist ein im Bereich "Dokumentenverarbeitung" tätiges Unternehmen. Sie beschäftigt derzeit bundesweit 480 Mitarbeiter. Sie gewährt eine betriebliche Altersversorgung teils in Form von unmittelbaren Versorgungszusagen, teils in Form von [X.]. Seit dem 1. Januar 1975 ist sie insolvenzsicherungspflichtig und Mitglied des Beklagten.

3

Mit dem Gesetz zur Änderung des Betriebsrentengesetzes und anderer Gesetze vom 2. Dezember 2006, in [X.] getreten am 12. Dezember 2006, hat der Gesetzgeber die Finanzierung der Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung vom sogenannten Rentenwertumlageverfahren auf das Kapitaldeckungsverfahren umgestellt. Das Rentenwertumlageverfahren ist ein Bedarfsdeckungsverfahren, mit dem jährlich nur die im betreffenden Kalenderjahr entstehenden laufenden Rentenansprüche finanziert und auf die beitragspflichtigen Arbeitgeber umgelegt werden. Hinsichtlich der aus den Insolvenzen herrührenden unverfallbaren Versorgungsanwartschaften wurde in dem Jahr des [X.] bisher kein Beitrag erhoben. Bei diesen Anwartschaften war die Finanzierung in die Zukunft hinausgeschoben auf den Zeitpunkt in dem Jahr, in dem der individuelle Versorgungsfall des jeweiligen Anwartschaftsberechtigten eintritt. Mit Wirkung ab 2006 werden nunmehr nicht nur die laufenden Rentenansprüche finanziert, sondern auch die unverfallbaren Anwartschaften durch einen Beitrag der insolvenzpflichtigen Arbeitgeber jeweils im Jahr der Insolvenz. Diejenigen unverfallbaren Anwartschaften, die aus bis zum 31. Dezember 2005 eingetretenen Insolvenzen hervorgegangen sind und für die bis zum 31. Dezember 2005 der Versorgungsfall noch nicht eingetreten war, werden nach § 30i [X.] durch die Erhebung eines [X.] nachfinanziert.

4

Mit Bescheid vom 24. Januar 2007 forderte der Beklagte von der Klägerin einen Einmalbeitrag in Höhe von 1 524 562,65 € für die aus Insolvenzen bis einschließlich 2005 gesicherten, aber noch nicht finanzierten unverfallbaren Anwartschaften in Höhe von rund 2,2 Mrd. Euro. Der Betrag ergebe sich aufgrund der für das [X.] gemeldeten Beitragsbemessungsgrundlage und des für die Finanzierung dieses [X.] erforderlichen Beitragssatzes von 8,66 Promille. Der Einmalbeitrag sei gemäß § 30i Abs. 2 [X.] in 15 Jahresraten zu je 101 637,51 € fällig, die erste Rate am 31. März 2007, die weiteren Raten jeweils am 31. März der Jahre 2008 bis 2021. Alternativ zur Ratenzahlung könne die Forderung auch vorfällig in einem Betrag bezahlt werden. Sofern von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht werde, könne bis zum 31. März 2007 die gesamte Forderung, diskontiert unter Berücksichtigung des gesetzlich vorgegebenen Rechnungszinsfußes von 3 %, beglichen werden.

5

Mit Widerspruchsbescheid vom 22. November 2007 wurde der Widerspruch der Klägerin gegen den [X.]bescheid zurückgewiesen. Das Verwaltungsgericht hat die Klage der Klägerin abgewiesen.

6

Die Berufung der Klägerin hat das Oberverwaltungsgericht mit dem angegriffenen Urteil vom 27. April 2009 zurückgewiesen. Zur Begründung hat es ausgeführt, der Bescheid des Beklagten sei rechtmäßig. Die Ermächtigungsgrundlage in § 30i [X.] verstoße nicht gegen Verfassungsrecht. Art. 3 Abs. 1 GG sei nicht verletzt. Die von der Klägerin beanstandete Ungleichbehandlung verschiedener Gruppen von Arbeitgebern lasse sich auf vernünftige einleuchtende Gründe zurückführen. Maßgeblicher Rechtfertigungsgrund für eine Ungleichbehandlung der Arbeitgeber, die bereits vor 2005 aus der Mitgliedschaft bei dem Beklagten ausgeschieden seien, im Vergleich zu den zur Zahlung herangezogenen Arbeitgebern sei der Umstand, dass ein Rückgriff auf Erstere rechtswidrig wäre. Die Beitragspflicht ende mit dem [X.] aus dem öffentlich-rechtlichen Beitragsverhältnis.

7

Mit Blick auf die Gruppe derjenigen Arbeitgeber, die erst nach 2005 beitragspflichtig geworden seien, liege ein nachvollziehbarer und sachlicher Grund für eine Ungleichbehandlung gegenüber den schon unter dem alten Finanzierungssystem beitragspflichtig gewesenen Arbeitgebern in dem Umstand, dass Erstere von dem bisherigen Finanzierungssystem nicht profitiert hätten. Nach § 10 Abs. 2 [X.] seien sie von Beginn ihrer Mitgliedschaft an zur Finanzierung der unverfallbaren Anwartschaften bereits im Jahr der betreffenden Insolvenz heranzuziehen.

8

§ 30i [X.] verstoße auch nicht wegen einer fehlenden Binnendifferenzierung innerhalb der Gruppe der nach dieser Vorschrift beitragspflichtigen Arbeitgeber gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Der Gleichheitssatz verlange auf dem Gebiet des Beitragsrechts, dass die Beiträge im Verhältnis der Beitragspflichtigen zueinander grundsätzlich vorteilsgerecht bemessen würden. Es sei jedoch zu berücksichtigen, dass auf dem Gebiet der Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung dieser Grundsatz eingeschränkt gelte, weil der betrieblichen Altersversorgung die Funktion zukomme, die Sozialrenten zu einer angemessenen Gesamtversorgung zu ergänzen.

9

Es sei nicht zu beanstanden, dass der Gesetzgeber in § 30i [X.] den Umfang der [X.]pflicht an die Beitragsbemessungsgrenze des § 10 Abs. 3 [X.] knüpfe, der die allgemeine Beitragspflicht nach Art und Umfang der vom jeweiligen Arbeitgeber für seine Arbeitnehmer gewählten Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung differenziere und mit höherrangigem Recht vereinbar sei. Dem Gebot einer sachgerechten Lastenverteilung sei nicht zu entnehmen, dass der Gesetzgeber verpflichtet gewesen wäre, weitere Differenzierungen vorzunehmen. Nach dem plausiblen Vorbringen des Beklagten sei zu berücksichtigen, dass weitere Differenzierungen trotz unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwandes nur für einen Teil der Arbeitgeber, der zudem nur einen zu vernachlässigenden Teil des Beitragsaufkommens leiste, zu einer Besserstellung geführt hätte.

§ 30i [X.] verstoße auch nicht gegen das Rechtsstaatsprinzip, Art. 20 Abs. 3 GG, weil es sich um keine Norm mit echter Rückwirkung handele. § 30i [X.] greife nicht in Tatbestände ein, die bereits in der Vergangenheit abgewickelt gewesen seien. Vorliegend sei keine Rückbewirkung von Rechtsfolgen gegeben, sondern lediglich eine tatbestandliche Rückanknüpfung an die Beitragspflicht 2005. In diese werde nicht nachträglich eingegriffen, weil der geschuldete Beitrag für 2005 nicht nachträglich verändert werde. Der Grundsatz des Vertrauensschutzes, der in Fällen unechter Rückwirkung zu beachten sei, bleibe gewahrt, weil die Erhebung eines [X.] zur Umlage der bis zur Umstellung des Finanzierungsverfahrens aufgelaufenen, noch nicht finanzierten Anwartschaften geeignet sei, die Finanzierungslücke von 2,2 Mrd. Euro zu schließen. An der Erforderlichkeit bestünden keine Zweifel. Durch die hohe Zahl von Insolvenzen in den letzten Jahren sei das Volumen der [X.] der noch nicht finanzierten Anwartschaften deutlich angestiegen. Das Ziel des Gesetzgebers, mit der Umstellung des Finanzierungsverfahrens auf eine Kapitaldeckung die Finanzierung der Insolvenzsicherung unabhängiger von Strukturentscheidungen der Unternehmen zu gestalten, erfordere einen derartigen Ausgleich. Der Gesetzgeber habe mit der Regelung jedenfalls die Mitglieder erfasst, die den Großteil des Beitragsaufkommens stellten und mithin auch den größten Liquiditätsvorteil gehabt hätten.

Das Bestandsinteresse der beitragspflichtigen Arbeitgeber könne das Veränderungsinteresse des Gesetzgebers bezüglich des Finanzierungsverfahrens nicht verdrängen. Die schlichte Erwartung, das geltende Recht werde unverändert fortbestehen, sei verfassungsrechtlich nicht geschützt. Ein schutzwürdiges Interesse an der Beibehaltung eines einmal gewählten Finanzierungsverfahrens für die Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung sei mit Blick auf den weiten Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers auf dem Gebiet der Sozial- und Gesellschaftspolitik nicht anzuerkennen. Eines überragend wichtigen [X.] bedürfe es im Fall einer unecht rückwirkenden Regelung nicht. Vielmehr sei der Vertrauensschutz der Betroffenen schlicht gegen das gesetzgeberische Interesse abzuwägen. Die Umstellung stelle eine enge Verknüpfung zwischen Beitragspflicht und Versichertenrisiko her.

Gegen die Entscheidung des [X.] hat die Klägerin die vom Oberverwaltungsgericht zugelassene Revision eingelegt. Sie beantragt,

das Urteil des [X.] für das [X.] vom 27. April 2009 und das aufgrund mündlicher Verhandlung vom 15. April 2008 ergangene Urteil des [X.] sowie den [X.]bescheid des Beklagten vom 24. Januar 2007 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides des Beklagten vom 22. November 2007 aufzuheben.

Sie ist der Auffassung, dass die Erhebung eines [X.] gemäß § 30i [X.] Art. 3 Abs. 1 und Art. 20 Abs. 3 GG verletze. Es gebe keine sachlichen Gründe, die Vergleichsgruppe der Arbeitgeber, die die Mitgliedschaft vor 2005 beendet hätten, anders zu behandeln als die nach § 30i [X.] verpflichteten Arbeitgeber. In der Heranziehung der im [X.] beitragspflichtigen Arbeitgeber liege eine unzulässige echte Rückwirkung. Die Benachteiligung dieser Gruppe gegenüber den vor 2005 Ausgeschiedenen verletze den Gleichbehandlungsgrundsatz. Dasselbe gelte für die Begünstigung der erst seit 2006 insolvenzsicherungspflichtigen Arbeitgeber und das Fehlen einer Differenzierung der Höhe des [X.] nach der Dauer der Beitragspflicht.

Der Beklagte beantragt,

die Revision der Klägerin zurückzuweisen.

Er verteidigt das angegriffene Urteil.

Entscheidungsgründe

Die Revision der Klägerin hat keinen Erfolg. Das Berufungsurteil verletzt kein Bundesrecht (§ 137 Abs. 1 Nr. 1 VwGO). Das Berufungsgericht hat im Ergebnis zu Recht entschieden, dass die mit Bescheid des Beklagten vom 24. Januar 2007 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 22. November 2007 verfügte Heranziehung der Klägerin zur Zahlung eines [X.] gemäß § 30i [X.] in Höhe von 1 524 562,65 € rechtmäßig ist.

1. Mit dem Oberverwaltungsgericht ist davon auszugehen, dass die Tatbestandsvoraussetzungen des § 30i Abs. 1 [X.], der durch Art. 1 Nr. 2 des Gesetzes zur Änderung des [X.]es und anderer Gesetze vom 2. Dezember 2006 ([X.]) Eingang in das [X.] gefunden hat und am 12. Dezember 2006 in [X.] getreten ist, im Fall der Klägerin vorliegen. Nach dieser Vorschrift ist der Barwert der bis zum 31. Dezember 2005 aufgrund eingetretener Insolvenzen zu sichernden Anwartschaften einmalig auf die beitragspflichtigen Arbeitgeber entsprechend § 10 Abs. 3 [X.] umzulegen und vom Beklagten als Träger der Insolvenzsicherung nach Maßgabe der Beträge zum Schluss des Wirtschaftsjahres, das [X.] geendet hat, zu erheben. Der Einmalbeitrag ist gemäß § 30i Abs. 2 Satz 1 und 2 [X.] in 15 gleichen Raten erstmals zum 31. März 2007 und sodann in weiteren Jahresraten zum 31. März der Folgejahre fällig; Satz 3 der Regelung ermöglicht eine vorfällige Zahlung mit Diskontierung.

Der [X.] des § 30i Abs. 1 [X.] setzt die Beitragspflicht des Arbeitgebers zur Insolvenzsicherung im [X.] voraus und erfasst damit weder Arbeitgeber, deren Beitragspflicht gemäß § 10 Abs. 1 [X.] vor dem 1. Januar 2005 endete, noch diejenigen, die erst seit dem 1. Januar 2006 beitragspflichtig geworden sind. Das folgt bereits aus dem Wortlaut von § 30i Abs. 1 Satz 1 [X.], der für die Bemessung des [X.] auf § 10 Abs. 3 [X.] und die Beträge zum Schluss des [X.] endenden Wirtschaftsjahres, also auf die Bemessungsgrundlage des Beitrags für 2005 gemäß § 10 Abs. 3 Halbs. 2 [X.] verweist.

Auch der systematische Zusammenhang mit § 10 Abs. 2 [X.] in der seit dem Inkrafttreten des § 30i [X.] zum 12. Dezember 2006 geltenden Fassung spricht dafür, dass der Einmalbeitrag nur von Arbeitgebern erhoben werden soll, die im [X.] beitragspflichtig waren. Arbeitgeber, die erst zum 1. Januar 2006 beitragspflichtig geworden sind, finanzieren gemäß § 10 Abs. 2 [X.] n.F. zusätzlich zu den laufenden Versorgungsleistungen auch den Barwert der Anwartschaften auf spätere Versorgungsleistungen, die aufgrund der seither eingetretenen Insolvenzen zu sichern sind. Demgegenüber war gemäß § 10 Abs. 2 [X.] a.F. die Ausfinanzierung der Versorgungsanwartschaften aus eingetretenen Insolvenzen bis zum Ablauf des [X.] 2005 noch nicht vorgesehen. Dies hatte zur Folge, dass für den [X.]raum seit Bestehen der Insolvenzsicherungspflicht nach dem [X.] bis Ende 2005 eine Deckungslücke bezüglich der bis dahin angefallenen Versorgungsanwartschaften bestand, die durch zusätzliche Beiträge gemäß § 30i [X.] abgedeckt werden sollte. Der Gesetzgeber wollte zur Schließung dieser Lücke nur diejenigen Arbeitgeber heranziehen, die in der [X.] des Entstehens der Deckungslücke - bis Ende 2005 - insolvenzsicherungspflichtig waren und von [X.]n des [X.] profitieren konnten (vgl. Gesetzentwurf der Bundesregierung, BTDrucks 16/1936 S. 1, 6 f.):

Der [X.] des § 30i Abs. 1 [X.] knüpft nicht nur an die bestehende Beitragspflicht des Arbeitgebers im [X.] an, sondern setzt zusätzlich voraus, dass diese Pflicht auch bei Inkrafttreten der Beitragsregelung bestand (a.[X.], in: [X.]/[X.]/[X.], [X.], 5. Aufl. 2010, § 30i Rn. 9). Das folgt aus dem Wortlaut des § 30i Abs. 1 Satz 1 [X.], der von einer Umlage des [X.] eingetretener Insolvenzen "auf die beitragspflichtigen Arbeitgeber" spricht und damit an die im [X.]punkt des Inkrafttretens bestehende Beitragspflicht anknüpft. Ferner spricht für diese Annahme die systematische Verknüpfung mit § 10 Abs. 1 [X.], die als Grund für die Erhebung eines [X.] die bestehende Beitragspflicht des insolvenzpflichtigen Arbeitgebers voraussetzt.

Den Gesetzesmaterialien ist nichts Abweichendes zu entnehmen. Absicht des Gesetzgebers war es, ohne unverhältnismäßigen Aufwand diejenigen Arbeitgeber zur Finanzierung der Deckungslücke heranzuziehen, die von [X.]n des [X.] profitiert haben (vgl. BTDrucks 16/1936 S. 7). Gesetzgeberisches Anliegen war es hingegen nicht, bereits aus der Beitragspflicht ausgeschiedene Arbeitgeber nachträglich zu einem Einmalbeitrag heranzuziehen.

Hiernach ist eine [X.]pflicht der Klägerin gemäß § 30i Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 und 2 i.V.m. § 10 Abs. 3 [X.] gegeben. Die Klägerin gewährt ihren Arbeitnehmern Leistungen der betrieblichen Altersversorgung in Form der unmittelbaren Zusage bzw. Unterstützungskassenzusage und unterliegt deshalb gemäß § 10 Abs. 1 [X.] der Beitragspflicht beim Beklagten. Dies gilt namentlich für das Kalenderjahr 2005 und den [X.]punkt des Inkrafttretens des § 30i [X.], wodurch die Pflicht zur Tragung des [X.] begründet ist. Gegen die Beitragsberechnung auf der Basis des vom Beklagten festgesetzten [X.]satzes von 8,66 Promille hat die Klägerin keine Einwände erhoben. Ein Rechtsverstoß ist insofern nicht erkennbar.

2. Im Ergebnis zu Recht ist das Berufungsgericht davon ausgegangen, dass § 30i [X.] nicht gegen Art. 3 Abs. 1 [X.] verstößt. Seine verfassungsrechtliche Prüfung ist nur insofern unvollständig, als es die Vergleichsgruppe derjenigen Arbeitgeber, die im [X.] noch beitragspflichtig waren, aber bei Inkrafttreten des § 30i [X.] am 12. Dezember 2006 nicht mehr der Insolvenzsicherungspflicht unterlagen, außer [X.] gelassen hat. Auch insoweit ist die Regelung aber gleichheitskonform.

Art. 3 Abs. 1 [X.], auf den sich die Klägerin nach Art. 19 Abs. 3 [X.] berufen kann, gebietet, alle Menschen vor dem Gesetz gleich zu behandeln. Damit ist dem Gesetzgeber nicht jede Differenzierung verwehrt. Er verletzt das Grundrecht, wenn er eine Gruppe von Normadressaten anders als eine andere Gruppe behandelt, obwohl bei beiden keine Unterschiede von solcher Art und solchem Gewicht bestehen, dass sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen könnten; es muss ein vernünftiger Grund für die Regelung fehlen und sie als willkürlich erscheinen lassen ([X.], Beschluss vom 22. Mai 2001 - 1 BvL 4/96 - [X.]E 103, 392 <397>; BVerwG, Urteile vom 23. Mai 1995 - BVerwG 1 [X.] 32.92 - BVerwGE 98, 280 <288> = [X.] 437.1 [X.] Nr. 13 und vom 23. Januar 2008 - BVerwG 6 [X.] 19.07 - [X.] 437.1 [X.] Nr. 18). Die [X.] reicht dabei vom bloßen Willkürverbot bis zu einer strengen Bindung an die Maßstäbe der Verhältnismäßigkeit, wobei eine strenge Prüfung insbesondere bei einer differenzierten Behandlung von Personen und nicht bloß Sachverhalten sowie im Fall der Beeinträchtigung anderer Grundrechte geboten ist (vgl. [X.], in: [X.]/[X.], a.a.[X.]. 3 Rn. 17 f.). Bei der Ordnung von Massenerscheinungen und komplexen Sachverhalten ist der Gesetzgeber zudem grundsätzlich berechtigt, typisierende und pauschalierende Regelungen zu treffen, ohne allein wegen der damit einhergehenden Härten den allgemeinen Gleichheitssatz zu verletzen ([X.], Beschluss vom 22. Mai 2001 a.a.[X.]).

Das Oberverwaltungsgericht sieht als maßgeblichen Rechtfertigungsgrund für eine Ungleichbehandlung der nach § 30i [X.] verpflichteten Arbeitgeber gegenüber den Arbeitgebern, die bereits vor dem Jahre 2005 aus der Mitgliedschaft des Beklagten ausgeschieden sind und daher nicht zu einem einmaligen Beitrag herangezogen werden, zutreffend den Umstand, dass ein Rückgriff auf diese Personengruppe rechtswidrig wäre (Urteile vom 14. März 1991 - BVerwG 3 [X.] 24.90 - BVerwGE 88, 79 <81, 83 f.> und vom 23. Januar 2008 a.a.[X.]). Die Beitragspflicht endet grundsätzlich mit dem Ende der Insolvenzsicherungspflicht beim Beklagten. Zwar ist eine nachträgliche Beitragsfestsetzung bei einem Ausscheiden während des Jahres zulässig. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine Verlängerung der Beitragspflicht über den [X.]raum des Ausscheidens hinaus, sondern um eine nachträgliche Veranlagung für den anteiligen Jahreszeitraum vor dem Ausscheiden (Urteil vom 14. März 1991 a.a.[X.]). Für alle vor 2005 Ausgeschiedenen ist die Beitragspflicht mit Ablauf des Jahres 2004 endgültig erloschen. Da sie bei Inkrafttreten des § 30i [X.] nicht mehr am [X.] teilnahmen, durften sie nicht mehr zur neu geregelten Deckung des Finanzierungsrisikos mittels Beitragserhebung herangezogen werden, obwohl auch sie vom ursprünglichen Rentenwertumlageverfahren in der Vergangenheit profitiert haben.

Nichts anderes gilt für diejenige Teilgruppe von Arbeitgebern, die 2005 noch beitragspflichtig waren, aber vor Inkrafttreten des § 30i [X.] aus der Insolvenzsicherungspflicht ausgeschieden sind. Auch für diese Personengruppe ist es gerechtfertigt, sie nicht zu einem Einmalbeitrag heranzuziehen, weil dies eine unzulässige Begründung einer Beitragspflicht nach Beendigung der Mitgliedschaft bedeuten würde.

Zutreffend ist das Oberverwaltungsgericht davon ausgegangen, dass sich eine Ungleichbehandlung der unter dem alten Finanzierungssystem beitragspflichtigen Arbeitgeber gegenüber der Gruppe der Arbeitgeber, die erst seit dem 1. Januar 2006 der Insolvenzsicherungspflicht unterliegen, aus dem Umstand rechtfertigt, dass diese von dem bisherigen Finanzierungssystem nicht profitiert haben. Sie hatten keinen Liquiditätsvorteil aus der zeitlichen Verschiebung der Ausfinanzierung der Anwartschaften auf den [X.]punkt des Eintritts des individuellen [X.]. Bedenken könnte die Nichteinbeziehung der erst ab 2006 beitragspflichtigen Arbeitgebergruppe nur dann unterliegen, wenn diese von der Kapitalbildung in Zukunft erheblich profitieren würden, etwa durch sinkende Beitragssätze durch die Zinseinnahmen aus der Anlage des [X.]aufkommens. Eine derartige Übervorteilung ist allerdings weitgehend ausgeschlossen, weil der Gesetzgeber für die Barwertberechnung künftiger Anwartschaften in § 30i Abs. 1 Satz 1 [X.] - parallel auch in § 10 Abs. 2 [X.] - einen höheren Rechnungszinsfuß vorgesehen hat (vgl. den ursprünglichen Entwurf bei [X.], Festschrift für [X.], 2006 S. 120 f. und BTDrucks 16/1936 S. 6 f.). Die Vorausleistung wird damit nicht nur im Interesse der Beitragspflichtigen verringert, sondern zugleich wird vermieden, dass mit den Vorauszahlungen Überschüsse erzielt werden, die den früheren Beitragspflichtigen nicht mehr zugute kommen.

Schließlich steht die Annahme des [X.], § 30i [X.] verstoße wegen einer fehlenden Binnendifferenzierung innerhalb der beitragspflichtigen Arbeitgeber, nicht gegen Art. 3 Abs. 1 [X.], mit Bundesrecht im Einklang. Dies gilt auch für die Gruppe der Arbeitgeber, die erst im [X.] erstmals beitragspflichtig geworden sind.

Zutreffend ist das Berufungsgericht bei seiner rechtlichen Einschätzung davon ausgegangen, dass auf dem Gebiet des Beitragsrechts die Beiträge im Verhältnis der Beitragspflichtigen zueinander grundsätzlich vorteilsgerecht bemessen werden müssen (Urteile vom 26. Januar 1993 - BVerwG 1 [X.] 33.89 - BVerwGE 92, 24 <26> = [X.] 430.3 Kammerbeiträge Nr. 23 und vom 17. Dezember 1998 - BVerwG 1 [X.] 7.98 - BVerwGE 108, 169 <181> = [X.] 451.45 § 113 HwO Nr. 4). Zusätzlich hat es berücksichtigt, dass dieser Grundsatz auf dem Gebiet der Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersversorgung nur eingeschränkt gilt, weil im Bereich der betrieblichen Altersversorgung mit ihrer Funktion, die Sozialrenten zu einer angemessenen Gesamtversorgung zu ergänzen, an die Stelle der Abgeltung eines individuellen Vorteils der aus dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 [X.] abgeleitete Grundsatz des [X.] Ausgleichs tritt (Urteil vom 10. Dezember 1981 - BVerwG 3 [X.] 1.81 - BVerwGE 64, 248 <260> mit Hinweis auf [X.], Beschluss vom 16. Oktober 1962 - 2 BvL 27/60 - [X.]E 14, 312 f.). Unabhängig davon, ist bei der Überprüfung eines Gesetzes auf seine Vereinbarkeit mit dem Gleichheitssatz nicht zu untersuchen, ob der Gesetzgeber die zweckmäßigste oder gerechteste Lösung gefunden hat, sondern nur, ob er die verfassungsrechtlichen Grenzen seiner Gestaltungsfreiheit überschritten hat ([X.], Beschluss vom 29. November 1989 - 1 BvR 1402/87 u.a. - [X.]E 81, 108 <118>).

Für die Insolvenzsicherungspflicht ist von dem Grundsatz auszugehen, dass der Gesetzgeber einen weiten Gestaltungsspielraum hat. Es ist Sache des Gesetzgebers den Sachverhalt auszuwählen, an den er dieselbe Rechtsfolge knüpft, solange er seine Auswahl sachgerecht trifft ([X.], Beschluss vom 28. Juni 1983 - 1 BvL 20/79 - [X.]E 64, 243 <246>). Bei der Ordnung von Massenerscheinungen braucht der Gesetzgeber nicht um die differenzierende Berücksichtigung aller denkbaren Fälle besorgt zu sein ([X.], Urteil vom 17. November 1992 - 1 BvL 8/87 - [X.]E 87, 234 <255>). Eine Typisierung, Pauschalierung oder Generalisierung ist gerechtfertigt, wenn die durch sie eintretenden Härten nur unter Schwierigkeiten vermeidbar wären. Danach durfte der Gesetzgeber hier auf eine ins Einzelne gehende Differenzierung verzichten, selbst wenn dies für die nur kurze [X.] der Beitragspflicht unterfallenden Arbeitgeber eine überproportionale Belastung bedeutete. Nach den Feststellungen des [X.] wäre es nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand für den Beklagten möglich gewesen, die Dauer der Mitgliedschaft der einzelnen Arbeitgeber festzustellen. Diese Zuordnung wurde zusätzlich erschwert durch Firmenübernahmen und [X.]. Der erforderliche Mehraufwand hätte in keinem Verhältnis zu einer finanziellen Entlastung der Arbeitgeber gestanden. Ausgehend von einem Mitgliederbestand von 60 000 Arbeitgebern hätte für den Einzelfall die Mitgliedsdauer ermittelt werden müssen. Eine zeitanteilige Lastenverteilung der 167 000 unverfallbaren Versorgungsanwartschaften aus 10 723 Insolvenzen in den vergangenen 31 Jahren, die bis zum 31. Dezember 2005 noch nicht ausfinanziert gewesen waren, hätte einen erheblichen Verwaltungsaufwand bedeutet, der gemäß § 10 Abs. 2 [X.] von den beitragspflichtigen Arbeitgebern zu tragen sei. Demgegenüber hätte für den Beklagten die Möglichkeit bestanden, zur Begleichung der Deckungslücke bis zum 31. Dezember 2005 von rund 2,2 Mrd. Euro den Beitragssatz heraufzusetzen (8,66 Promille und höher). Trotz eines unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwandes hätte dies nur für einen Teil der Arbeitgeber zu einer Besserstellung geführt, der zudem nicht wesentlich zum Beitragsaufkommen beigesteuert hätte.

Selbst wenn die Differenzierung der Beitragsbelastung am Maßstab der Verhältnismäßigkeit zu messen wäre, läge insoweit kein Verfassungsverstoß vor. Die Beschränkung der Heranziehung auf die 2005 und auch am 12. Dezember 2006 beitragspflichtigen Arbeitgeber war, wie oben dargelegt, wegen des Verbots einer Heranziehung der Ausgeschiedenen erforderlich. Aus dem Umstand, dass eine periodengerechte Beitragsdifferenzierung über einen 31-jährigen [X.]raum allenfalls mit unverhältnismäßig großem Aufwand zu leisten wäre, folgt zugleich die Notwendigkeit, die Differenzierung auf gröbere sachgerechte Kriterien wie die des § 10 Abs. 3 [X.] zu beschränken. Die damit einhergehenden Nachteile sind den Betroffenen, die von einer periodengerechten Verteilung profitiert hätten, auch zumutbar. Ihre Mehrbelastung steht nicht außer allem Verhältnis zum legitimen Zweck, die Finanzierungslücke hinsichtlich zu sichernder Versorgungsanwartschaften durch Heranziehung der Beitragspflichtigen zu schließen, denen der bisherige [X.] zugute gekommen war. Die mögliche Ratenzahlung schließt eine ruinöse Belastung Einzelner aus. Die Belastungsverzerrungen innerhalb der Gruppe der Beitragspflichtigen betreffen nach den unwidersprochen gebliebenen Angaben des Beklagten lediglich ein Beitragsvolumen von 10 %, das sich auf 93 % seiner Mitglieder verteilt. Wegen dieser Streuung erscheinen die Nachteile, die sich aus dem Unterbleiben einer periodengerechten Verteilung für die Betroffenen ergeben, weder bei absoluter noch bei relativer Betrachtung unerträglich.

3. Eine Verletzung des rechtsstaatlichen Rückwirkungsverbots (Art. 20 Abs. 3 i.V.m. Art. 2 Abs. 1 [X.]) hat das Berufungsgericht zu Recht verneint.

a) Das angegriffene Urteil geht hinsichtlich der Klägerin, die im Jahre 2005 beitragspflichtig war und auch nicht vor dem Inkrafttreten des § 30i [X.] aus der Insolvenzsicherungspflicht ausgeschieden ist, zu Recht von einer sogenannten unechten Rückwirkung oder tatbestandlichen Rückanknüpfung aus und verneint eine echte Rückwirkung im Sinne einer Rückbewirkung von Rechtsfolgen.

Sie liegt nur vor, wenn ein Gesetz nachträglich ändernd in abgewickelte, der Vergangenheit angehörende Tatbestände eingreift ([X.], Beschluss vom 7. September 2006 - 1 BvR 1798/06 - [X.], 2019). Die Anordnung, dass eine Rechtsfolge schon für einen vor dem [X.]punkt der Verkündung der Norm liegenden [X.]raum eintreten soll, ist grundsätzlich unzulässig ([X.], Urteile vom 23. November 1999 - 1 [X.] - [X.]E 101, 239 <263> und vom 5. Februar 2004 - 2 BvR 2029/01 - [X.]E 109, 133 <181>; [X.], in: [X.][X.]/Hopfauf, [X.], 11. Aufl. 2008, Art. 20 Rn. 76 f.).

Eine unechte Rückwirkung ist hingegen gegeben, wenn eine Norm gegenwärtige, noch nicht abgeschlossene Sachverhalte und Rechtsbeziehungen für die Zukunft regelt und damit zugleich die betroffene Rechtsposition nachträglich entwertet. Die Norm macht erst in Zukunft eintretende Rechtsfolgen von Umständen abhängig, die vor der [X.] ihrer Verkündung liegen, weshalb nicht ihr zeitlicher, sondern nur ihr sachlicher Anwendungsbereich betroffen ist ([X.], Beschlüsse vom 14. Mai 1986 - 2 BvL 2/83 - [X.]E 72, 200 <242> und vom 3. Dezember 1997 - 2 BvR 882/97 - [X.]E 97, 67 <79>; [X.], in: [X.]/[X.], [X.], 10. Aufl. 2009, Art. 20 Rn. 68). Eine unechte Rückwirkung wird grundsätzlich als verfassungsrechtlich zulässig angesehen, sofern dem rechtsstaatlichen Vertrauensschutz hinreichend Rechnung getragen wird.

Die Regelung in § 30i [X.] wirkt auf gegenwärtig noch nicht abgeschlossene Sachverhalte und Rechtsbeziehungen für die Zukunft ein, beeinträchtigt dabei zugleich nachträglich eine in der Vergangenheit begründete Rechtsposition der Betroffenen und stellt sich deshalb als eine tatbestandliche Rückanknüpfung dar. Der [X.] gemäß § 30i [X.] ist erst mit Inkrafttreten der Regelung am 12. Dezember 2006 entstanden und sieht eine Beitragserhebung für die Zukunft in 15 Jahresraten ab dem 31. März 2007 vor (vgl. Art. 1 Nr. 2, Art. 13 des Gesetzes zur Änderung des [X.]es und anderer Gesetze vom 2. Dezember 2006, verkündet am 11. Dezember 2006 - [X.]). Nur seine Tatbestandsvoraussetzungen weisen einen Rückbezug insoweit auf, als sie eine allgemeine Beitragspflicht im [X.] voraussetzen und an die Beitragsbemessungsgrundlage für dieses Jahr anknüpfen. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass sich die zu sichernden unverfallbaren Versorgungsanwartschaften aus eingetretenen Insolvenzen bis Ende 2005 auf den Beitragssatz seinerzeit noch nicht auswirkten, sondern erst in dem Jahr, in dem der individuelle Versorgungsfall eingetreten ist, mit den Barwerten der Renten finanziert wurden.

Soweit die Revision in diesem Zusammenhang meint, mit § 30i [X.] werde unzulässig rückwirkend in einen abgeschlossenen Tatbestand eingegriffen, weil für das Beitragsjahr 2005 eine endgültige und abgeschlossene Rechtsbeziehung mit der Festlegung des [X.] in Höhe von 4,90 Promille bestanden habe (so auch [X.], in: [X.]/[X.]/[X.], a.a.[X.], § 30i Rn. 4; [X.]/[X.], [X.] ff.), verkennt sie, dass § 30i [X.] nicht rückwirkend den Beitragssatz für das Beitragsjahr 2005 erhöht. Dieser ist mit Bescheid des Beklagten vom 11. November 2005 auf der Grundlage des § 10 Abs. 2 a.F. und § 10 Abs. 3 [X.] auf 4,90 Promille festgesetzt und auch nicht nachträglich durch den streitgegenständlichen Bescheid vom 24. Januar 2007 verändert worden.

Die Zulässigkeit des Erlasses rückwirkender Vorschriften ist durch das im Rechtsstaatsprinzip verankerte Gebot des Vertrauensschutzes, der Rechtssicherheit und der Verhältnismäßigkeit begrenzt. Danach ist eine unechte Rückwirkung unzulässig, wenn sie zur Erreichung des Gesetzeszwecks nicht geeignet oder erforderlich ist oder wenn das Bestandsinteresse der Betroffenen die Veränderungsgründe des Gesetzgebers überwiegt ([X.], Beschluss vom 15. Oktober 1996 - 1 BvL 44/92 und 48/92 - [X.]E 95, 64 <80 f.>).

Für den Bürger bedeutet Rechtssicherheit in erster Linie Vertrauensschutz. Auch bei unechter Rückwirkung eines Gesetzes ist das Vertrauen enttäuscht, wenn das Gesetz einen entwertenden Eingriff vornimmt, mit dem der Berechtigte nicht zu rechnen brauchte, den er bei seinen Dispositionen nicht berücksichtigen konnte ([X.], Beschluss vom 26. Juni 1979 - 1 BvL 10/78 - [X.]E 51, 356 <362 f.>). Auf der anderen Seite muss der Gesetzgeber bei gesellschaftspolitischen Veränderungen und damit verbundenen Interessenlagen, insbesondere auch der Belastbarkeit der Solidargemeinschaft Rechnung tragen. Der Einzelne kann sich gegenüber gesetzlichen Änderungen dann nicht auf sein Vertrauen berufen, wenn dieses Vertrauen unter Berücksichtigung der gesamten Umstände billigerweise eine Rücksichtnahme durch den Gesetzgeber nicht beanspruchen kann.

Gegen die Annahme des Berufungsgerichts, dass dem Interesse der nach § 30i [X.] beitragspflichtigen Arbeitgeber am Bestand der bisherigen Beitragserhebung und Beitragsbemessung gegenüber dem Veränderungsinteresse des Gesetzgebers an der Umstellung des Finanzierungsverfahrens der aus Insolvenzen aufgelaufenen Rentenanwartschaften nicht der Vorrang gebührt, ist revisionsrechtlich nichts einzuwenden. Der Gesetzgeber hat die verfassungsrechtlichen Grenzen, die seiner Gestaltungsfreiheit durch den Grundsatz des Vertrauensschutzes gezogen sind, bei der Fassung des § 30i [X.] nicht überschritten. Die tatbestandliche Rückanknüpfung verfolgt ein verfassungsrechtlich legitimes Ziel und ist verhältnismäßig. Der Gesetzgeber durfte sich vor dem Hintergrund des aktuellen [X.] und des aufgelaufenen Schadenvolumens zum Ziel setzen, die Finanzierung des Beklagten zukunftssicherer auszugestalten sowie zur Schließung der im Rentenwertumlagesystem entstandenen Deckungslücke Arbeitgeber heranzuziehen, denen der Aufschub der Finanzierung zu sichernder Anwartschaften im bisherigen System [X.] gewährt hatte. Wegen der noch nicht finanzierten Anwartschaften, deren Barwert Ende 2005 mit rund 2,2 Mrd. Euro beziffert wurde, war zu befürchten, dass auf die Arbeitgeber künftig ein erhebliches Finanzierungsrisiko zukommen würde, das durch eine Umstellung auf vollständige Kapitaldeckung "abgefedert" werden sollte. Die Finanzierung der Insolvenzsicherung sollte damit unabhängiger von Strukturentscheidungen der Unternehmen und insgesamt zukunftssicherer gestaltet werden (vgl. BTDrucks 16/1936 S. 6).

Die Pflicht zur Zahlung eines [X.] ist geeignet und erforderlich, die vom Gesetzgeber verfolgten legitimen Ziele zu verwirklichen. Das Schließen der Deckungslücke durch diejenigen Arbeitgeber, die von den [X.]n des [X.] bis zur Umstellung der Finanzierung zum 1. Januar 2006 profitiert haben, war nur mit der Anknüpfung an eine vor diesem [X.]punkt begründete Beitragspflicht zu erreichen. Ohne diese Rückanknüpfung hätte der Gesetzgeber auch nicht das Ziel erreichen können, das durch insolvenzsicherungspflichtige Versorgungszusagen begründete Ausfallrisiko enger mit der Finanzierung der bei einer Verwirklichung des Risikos zu erbringenden Leistung zu verbinden. Schließlich garantiert nur die tatbestandliche Rückanknüpfung der [X.]pflicht, dass Arbeitgeber, die vom Rentenwertumlageverfahren profitiert haben, sich der Verpflichtung zur Nachfinanzierung der Deckungslücke nicht durch die vom Gesetzgeber genannten Strukturentscheidungen (vgl. BTDrucks 16/1936 S. 7) entziehen können, die einen Wechsel in beitragsfreie oder beitragsermäßigte Formen der betrieblichen Altersversorgung zum Gegenstand haben und die Ausfinanzierung der selbst begründeten Anwartschaften den übrigen Beitragspflichtigen überlassen.

Das angegriffene Urteil durfte auch von der Zumutbarkeit der unechten Rückwirkung ausgehen. Sie ergibt sich daraus, dass die Beitragsbelastung wegen des vergleichsweise hohen Rechnungszinsfußes nach § 30i Abs. 1 Satz 2 [X.] (3,67 % im Vergleich zu den für Lebensversicherungsunternehmen geltenden Rechnungszinsfußes von 2,5 %, vgl. BTDrucks 16/1936 S. 6 f.) absehbar nur die zur Finanzierung der künftigen Ausgaben mindestens erforderlichen Beträge erhebt, und dass die daraus resultierende Belastung auf 15 Jahresraten mit einer zusätzlichen Beitragsbelastung von rund 0,58 Promille der Beitragsbemessungsgrundlage gestreckt oder, wahlweise, in einer diskontierten Einmalzahlung geleistet werden kann. Die Belastung, die durch die Erhebung des einmaligen Beitrags eintritt, ist damit auch für diejenigen Arbeitgeber zumutbar, die erst seit kurzer [X.] insolvenzpflichtig sind. Bei der Ausgestaltung solcher Ausgleichs- oder Abmilderungsregeln steht dem Gesetzgeber ein weiter Gestaltungsspielraum zur Verfügung ([X.], Beschluss vom 30. September 1987 - 2 BvR 933/82 - [X.]E 76, 256 <361>). Insbesondere muss er nicht alle denkbaren Sonderfälle erfassen. Stichtagsregelungen haben immer eine gewisse Härte zur Folge, die hier wegen der [X.] hingenommen werden muss. Die Gesamtforderung liegt zugegebenermaßen hoch, sie beruht jedoch auf der hohen Beitragsbemessungsgrundlage und wird durch die eingeräumte Ratenzahlung abgemildert.

Ein überwiegendes Vertrauen der Klägerin in den Bestand der bisherigen Beitragserhebung lässt sich auch im Übrigen nicht begründen. Für die Beurteilung, wie weit das Vertrauen der Klägerin verfassungsrechtlich zu schützen ist, kann nicht darauf abgestellt werden, welche Vorstellungen sich die Arbeitgeber über den Fortbestand der bisherigen Regelung zur Beitragserhebung und Beitragsbemessungsgrundlage gemacht haben. Wer auf Dauer angelegte Versorgungszusagen macht, kann nicht von vornherein erwarten, dass das Beitragserhebungsverfahren zur Insolvenzsicherung dieser Versorgungszusagen auf Dauer unverändert fortbesteht. Die gesetzliche Insolvenzsicherung beruht auf dem Gedanken der Solidarität und muss sich je nach dem zu finanzierenden Volumen Veränderungen anpassen können. Die rechtsstaatliche Garantie der Rechtssicherheit gewährleistet nicht, dass die Rechtsfolgen eines bestimmten Verhaltens bereits im [X.]punkt seiner Vornahme abschließend geregelt sein müssen, sondern schützt das Vertrauen darauf, künftig nicht mit anderen als den in diesem [X.]punkt vorhersehbaren Rechtsfolgen belastet zu werden. Die Erhebung des [X.] stellt für die insolvenzpflichtigen Arbeitgeber keine Sonderbelastung dar, mit der sie nicht rechnen mussten; denn es war bereits zum [X.]punkt der Zusage einer betrieblichen Altersvorsorge klar, dass sie auch für die unverfallbaren Versorgungsanwartschaften einstandspflichtig sind, sobald der Versorgungsfall eintritt. Sie werden mit dem Einmalbeitrag nicht einer unvorhersehbaren Rechtsfolge ausgesetzt. Es wird lediglich die Finanzierung der bis Ende 2005 aus eingetretenen Insolvenzen aufgelaufenen Versorgungsanwartschaften vorgezogen und mit der [X.] auf einen [X.]raum verteilt, in dem absehbar die meisten Versorgungsfälle aus den abgelaufenen Anwartschaften eintreten werden. Ein berechtigtes Vertrauen darauf, dass an dem ursprünglichen vom Gesetzgeber gewählten Modell des [X.] für alle [X.] festgehalten werde, ist nicht gerechtfertigt. Ein derartig weitgehendes Bestandsinteresse wird verfassungsrechtlich nicht geschützt.

Der Einwand der Revision, von der Schließung der Deckungslücke profitierten die Neumitglieder, weil sie niedrigere Beiträge leisten müssten, berücksichtigt weder das Äquivalenzprinzip noch den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Der Heranziehung von Mitgliedern zu Beitragszahlungen für einen [X.]raum vor ihrer Mitgliedschaft stünde keine Gegenleistung des Beklagten gegenüber, der für diesen [X.]raum kein Risiko übernehmen musste, weil kein öffentlich-rechtliches Mitgliedschaftsverhältnis begründet war. Die rückwirkende Begründung einer Beitragspflicht für Neumitglieder wäre überdies unverhältnismäßig, weil sie weder geeignet und erforderlich ist, die in der Vergangenheit entstandene Deckungslücke zu schließen, noch wäre es für diesen Personenkreis zumutbar für die "Altlasten" einzustehen.

b) Die Verpflichtung der Klägerin zu einem Einmalbeitrag gemäß § 30i [X.] verletzt nicht die Eigentumsgarantie in Art. 14 Abs. 1 [X.], auf den sich die Klägerin als juristische Person des Privatrechts gemäß Art. 19 Abs. 3 [X.] berufen kann.

Nach ständiger Rechtsprechung schützt die Eigentumsgarantie nicht das Vermögen als solches, auch wenn die Auferlegung von Geldleistungspflichten die Liquidität eines Unternehmens belasten mag ([X.], Urteil vom 20. Juli 1954 - 1 BvR 459/52 - [X.]E 4, 7 <16 f.>; BVerwG, Urteil vom 29. Januar 1991 - BVerwG 1 [X.] 11.89 - BVerwGE 87, 324 <330>). Für den Einmalbeitrag gilt insofern nichts anderes als für die allgemeine Beitragsbelastung durch die Insolvenzabsicherung von Leistungen der betrieblichen Altersversorgung (hierzu bereits Urteil vom 23. Mai 1995 - BVerwG 1 [X.] 32.92 - BVerwGE 98, 280 <291>).

Etwas anderes ergibt sich auch nicht unter Berücksichtigung der Rechtsprechung zu übermäßig belastend oder [X.] wirkender öffentlich-rechtlicher Zahlungsverpflichtungen. Für die Beurteilung einer [X.]en Wirkung ist dabei entscheidend auf den Beitragssatz und nicht maßgeblich auf den im Einzelfall zu zahlenden Einmalbeitrag abzustellen. Anderenfalls würde außer [X.] gelassen, dass die Höhe des festgesetzten Beitrags jeweils vom Umfang der abgesicherten eigenen Versorgungszusagen abhängt. Der [X.]satz von 8,66 Promille liegt noch innerhalb der bisherigen Schwankungsbreite des regulären Jahresbeitrags (vgl. die Übersicht über die Entwicklung des [X.], Stand 31. Dezember 2009). Angesichts der [X.] der variablen Beitragssätze in der [X.] von 1975 bis 2005 ergibt sich im Fall der Ratenzahlung über 15 Jahre rechnerisch eine jährliche Mehrbelastung von 0,58 Promille auf Basis der Beitragsbemessungsgrundlage des Jahres 2005. Darin liegt keine unzumutbare Zusatzbelastung.

c) Die Erhebung eines [X.] verstößt auch nicht gegen Art. 12 Abs. 1 [X.]. Sie verfolgt objektiv keine berufsregelnde Tendenz. Ein Eingriff in das Grundrecht auf freie Berufswahl wäre nur gegeben, wenn die Klägerin infolge der Zahlung der Umlage wirtschaftlich nicht mehr in der Lage wäre, ihre Geschäftstätigkeit auszuüben (BVerwG, Urteil vom 5. Dezember 2000 - BVerwG 1 [X.] 11.00 - [X.] 430.4 [X.] Nr. 44; [X.], Beschluss vom 3. Mai 2001 - 1 BvR 624/00 - NVwZ 2001, 1264). Dafür bestehen keine Anhaltspunkte.

Meta

8 C 35/09

15.09.2010

Bundesverwaltungsgericht 8. Senat

Urteil

Sachgebiet: C

vorgehend Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen, 27. April 2009, Az: 12 A 1519/08, Urteil

Art 3 Abs 1 GG, Art 12 Abs 1 GG, Art 14 Abs 1 GG, Art 20 Abs 3 GG, Art 2 Abs 1 GG, § 10 Abs 1 BetrAVG, § 10 Abs 2 BetrAVG, § 10 Abs 3 BetrAVG, § 30i Abs 1 BetrAVG, § 30i Abs 2 BetrAVG

Zitier­vorschlag: Bundesverwaltungsgericht, Urteil vom 15.09.2010, Az. 8 C 35/09 (REWIS RS 2010, 3364)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2010, 3364

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1 BvF 1/94

2 BvR 2029/01

2 BvR 882/97

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