Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 09.12.2015, Az. VIII ZR 236/12

VIII. Zivilsenat | REWIS RS 2015, 989

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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0

BUN[X.]SGERI[X.]HTSHOF

IM NAMEN [X.]S VOLKES

URTEIL
VIII ZR 236/12
Verkündet am:

9. Dezember 2015

Ermel,

Justizangestellte

als Urkundsbeamtin

der Geschäftsstelle
in dem Rechtsstreit

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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
Der VIII. Zivilsenat des [X.] hat auf die mündliche
Verhandlung vom 9. Dezember 2015 durch die Vorsitzende Richterin Dr.
Milger sowie die Richter Dr.
Achilles, Dr.
Schneider, [X.] und Kosziol

für Recht erkannt:
Auf die Revision der Klägerin wird das Urteil der 23. Zivilkammer des [X.] vom 4. Juli 2012 aufgehoben.
Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsge-richt zurückverwiesen.
Von Rechts wegen

Tatbestand:
Die Klägerin, die in D.

die Grundversorgung mit Erdgas wahr-nimmt, belieferte die dort ansässigen Beklagten ab 1996 leitungsgebunden mit Erdgas. Die Belieferung erfolgte zu einem in den [X.]", neben dem es zwei weitere [X.] gab, in die die Kunden jeweils nach einer von der individuellen jährlichen [X.] abhängigen "Bestabrechnung" eingruppiert wurden. In späteren Jahren wurde der Tarif in "D.

gas Klassik (Grundversorgung)" umbenannt, für den ebenfalls eine Tarifstaffelung nach
Verbrauch mit [X.] war.
Der zum 1. Oktober 2004 abgerechnete und von den Beklagten nicht an-gegriffene "[X.]" sah -
jeweils netto -
einen Grundpreis von 1
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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
84,60

Anfang 2005 bis Ende 2009 passte die Klägerin den Arbeitspreis bei gleichblei-bendem Grundpreis insgesamt zehnmal an, wobei sie sechsmal den Preis er-höhte. Diese [X.] machte sie jeweils in der örtlichen Presse [X.], veröffentlichte die neuen Preise auf ihrer Internetseite und informierte die Beklagten darüber außerdem durch Brief, ohne dabei jedoch auf ein Kündi-gungsrecht der Beklagten aus Anlass der [X.] hinzuweisen. Im Oktober 2004 teilten die Beklagten der Klägerin mit, dass sie künftigen [X.] höchstens im Umfang von zwei Prozent zustimmten und darüber hinausgehende Preisanstiege als unbillig zurückwiesen. Dementsprechend be-glichen sie in der Folgezeit die ihnen gestellten Jahresabrechnungen nicht [X.].
Die Klägerin, die die Beklagten als Tarifkunden ansieht und geltend macht, ihre jeweils auf § 4 [X.] beziehungsweise § 5 [X.] gestützten Preiserhöhungen entsprächen der Billigkeit, weil sie dabei ausschließlich ihre gestiegenen Gasbezugskosten weitergegeben habe, verlangt von den [X.] das restliche Entgelt für ihre Erdgaslieferungen in der [X.] vom 30. Novem-nebst Zinsen. Das Amtsgericht hat der Klage stattgegeben; das [X.] hat sie auf die Berufung der Beklagten abgewiesen. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision erstrebt die Klägerin die Wiederherstellung des erstin-stanzlichen Urteils.
Der [X.] hat das vorliegende Verfahren mit Beschluss vom 29.
Mai
2013 gemäß § 148 ZPO analog im Hinblick auf das beim Gerichtshofs der [X.] (im Folgenden: Gerichtshof) damals aufgrund des Vor-lagebeschlusses des [X.]s gemäß Art. 267 AEUV im Verfahren [X.] anhängige Verfahren [X.]/11 ausgesetzt. In diesem Verfahren ist am 3
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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
23.
Oktober 2014 die Entscheidung des Gerichtshofs ergangen ([X.]/11 und
[X.]/11, [X.], 849 -
Schulz und [X.]).

Entscheidungsgründe:
Die Revision hat Erfolg.
I.
Das Berufungsgericht hat zur Begründung seiner Entscheidung im [X.] ausgeführt:
Die Beklagten seien aus der insoweit maßgeblichen Sicht eines durch-schnittlichen
Abnehmers als Tarifkunden in der allgemeinen Grundversorgung anzusehen. Denn sie hätten das Gas mit dem [X.] zu einem Tarif bezogen, zu dem der Grundversorger jeden Interessierten bis zur Grenze der Unzumutbarkeit anschließen müsse. Dagegen könne aus dem Umstand, dass die Klägerin in zulässiger Weise bei ihrem Preissystem mehrere [X.] vorgehalten und innerhalb dieser Tarife die Beklagten nach deren individuellen Verbrauch im Wege einer "Bestabrechnung" in den für sie güns-tigsten Tarif eingeordnet habe, nicht gefolgert werden, dass die Beklagten zu einem nur für Sonderkunden geltenden Tarif beliefert werden sollten.
Der Klägerin habe daher gemäß § 4 Abs. 2 [X.], § 5 Abs. 2
[X.] ein gesetzliches [X.] zugestanden; zumindest kön-ne sie, falls man die Unionsrechtskonformität der genannten Bestimmungen verneinen wollte, eine Preisanpassung im Wege der ergänzenden Vertragsaus-legung beanspruchen. Denn ohne ein solches [X.] und die Möglichkeit der Weitergabe von gestiegenen Kosten sei es für einen Versorger, 5
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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
der wegen des [X.] nach § 36 Abs. 1 [X.] ein Grundver-sorgungsverhältnis nicht wirksam kündigen könne, unzumutbar, dauerhaft an einen solchen Vertrag gebunden zu bleiben.
Gleichwohl stehe der Klägerin ein erhöhter Preis nicht zu, weil sie ein solches Preisänderungsrecht nicht beanstandungsfrei ausgeübt habe. Denn unabhängig davon, worauf das [X.] bei einem Grundversor-gungsverhältnis letztlich beruhe, seien die Mitgliedstaaten der [X.] aufgrund der [X.] 2003/55/[X.] gehalten gewesen, deren volle Wirksamkeit jedenfalls mit Ablauf ihrer Umsetzungsfrist am 1. Juli 2004 zu ge-währleisten. Das müsse mangels unmittelbarer Geltung der Richtlinie regelmä-ßig im Wege einer richtlinienkonformen Auslegung der nationalen Rechtsvor-schriften geschehen.
Insoweit ergebe sich aus [X.] zu Art. 3 Abs. 3 der vorgenannten [X.], dass einseitige [X.] aus Gründen des Verbrau-cherschutzes und der Transparenz strengen Anforderungen unterlägen. Die hierin geforderten Maßnahmen begründeten im Falle von Haushaltskunden ei-nen sicherzustellenden Mindeststandard. Insbesondere seien die danach erfor-derlichen Mindestangaben nicht nur auf Änderungen der [X.] beschränkt, sondern bezögen sich auf sämtliche Vereinbarungen und fän-den auch dann Anwendung, wenn das Versorgungsunternehmen einseitige [X.] durchführe.
Die Vorgaben der Richtlinie seien in der [X.] und der [X.] nicht vollständig umgesetzt worden; namentlich sei darin entgegen [X.] Buchst. b der Richtlinie eine Belehrung über das Kündigungsrecht infolge der Preisanpassung nicht vorgesehen. Diese Anforderungen seien daher im Wege richtlinienkonformer Auslegung in § 5 Abs. 2 [X.], dessen Wortlaut dem 9
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nicht entgegenstehe, hineinzulesen beziehungsweise bei einer etwaigen ergän-zenden Vertragsauslegung zu berücksichtigen.
Den genannten Anforderungen würden die von der Klägerin gegenüber den Beklagten durchgeführten [X.] nicht gerecht, so dass die Anpassungen nicht wirksam erfolgt seien. Denn die Klägerin habe die [X.] bei Bekanntmachung ihrer Preiserhöhungen nicht auf deren Kündigungs-recht hingewiesen. Ebenso wenig sei das Bestehen eines solchen Kündigungs-rechts bei Verbrauchern ohne Weiteres als bekannt vorauszusetzen.

II.
Diese Beurteilung hält rechtlicher Nachprüfung in einem entscheidenden Punkt nicht stand. Mit der vom Berufungsgericht gegebenen Begründung kann die auf Zahlung des Restkaufpreises für die im streitgegenständlichen [X.]raum erbrachten Gaslieferungen (§ 433 Abs. 2 BGB) gerichtete Klage nicht abgewie-sen werden. Entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts scheitern die von der Klägerin vorgenommenen [X.] nicht schon
daran, dass sie die Beklagten bei der Mitteilung der Preiserhöhungen nicht auf deren Kündi-gungsrecht hingewiesen hat.
Das Berufungsgericht hat den Gaslieferungsvertrag der Parteien zwar zutreffend als Tarifkundenvertrag (jetzt: Grundversorgungsvertrag)
angesehen. Auch war die Klägerin -
anders als der [X.] in seiner bisherigen [X.] angenommen hat -
nicht schon gemäß § 4 Abs. 1 und 2 [X.] be-ziehungsweise -
seit dem 8.
November 2006 -
gemäß §
5 Abs. 2 [X.] in der bis zum 29. Oktober 2014 geltenden Fassung vom 26. Oktober 2006 ([X.]
I S. 2391; im Folgenden: [X.] aF) zu einer Erhöhung des Arbeits-12
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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
preises berechtigt. Denn diesen Vorschriften kann, wie der [X.] in seinen Ur-teilen vom 28. Oktober 2015 ([X.], [X.], 2226 [zur Veröffentli-chung in BGHZ bestimmt], und [X.], juris) im [X.] an das Urteil des Gerichtshofs vom 23.
Oktober 2014 ([X.]/11 und [X.]/11, [X.], 849 -
Schulz und [X.]) entschieden hat, ein gesetzliches Preisanpas-sungsrecht des Energieversorgers jedenfalls für die [X.] ab dem 1. Juli 2004 nicht (mehr) entnommen werden.
Jedoch ergibt sich nach den vom [X.] in den beiden vorbezeichneten Urteilen vom 28. Oktober 2015 entwickelten Grundsätzen aus einer gebotenen ergänzenden Vertragsauslegung (§§ 157, 133 BGB) des Gaslieferungsvertra-ges der Parteien, dass die Klägerin berechtigt ist, Kostensteigerungen ihrer ei-genen (Bezugs-)Kosten während der Laufzeit des Vertrages an die Beklagten weiterzugeben, und dass sie verpflichtet ist, bei einer [X.] ebenso zu berücksichtigen wie Kostenerhöhungen. Ob hiervon [X.] die Klägerin zu den ab dem 1. Januar 2005 erfolgten Erhöhungen des [X.] berechtigt war, lässt sich anhand der vom Berufungsgericht bis-her getroffenen
Feststellungen nicht abschließend beurteilen.
1. Das Berufungsgericht hat die Beklagten zu Recht als Tarifkunden an-gesehen. Es ist in [X.] Anwendung der Rechtsprechung des Se-nats (zuletzt [X.]surteile vom 28. Oktober 2015 -
[X.], aaO Rn.
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f., und [X.], aaO Rn. 20 f.; jeweils mwN) zu dem Ergebnis ge-langt, dass es sich bei dem mit Aufnahme der Versorgung zwischen den [X.] abgerechneten "[X.]" und dem später in "D.

gas-Klassik (Grundversorgung)" umbenannten Tarif um [X.] im Sinne von §
10 Abs.
1, §
11 Abs.
1 [X.] 1998 beziehungsweise um Allgemeine Preise im Sinne von § 36 Abs. 1, § 39 Abs. 1 [X.]
2005 gehandelt hat. Die Beurtei-lung des Berufungsgerichts, dass die Klägerin aus der maßgeblichen Sicht ei-15
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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
nes durchschnittlichen Abnehmers die Versorgung zu den vorstehenden, von ihr öffentlich bekannt gemachten Bedingungen und Preisen im Rahmen einer Versorgungspflicht nach den genannten Vorschriften und nicht unabhängig da-von im Rahmen der allgemeinen Vertragsfreiheit angeboten hat, lässt [X.] nicht erkennen.
Einer solchen Sicht steht insbesondere nicht entgegen, dass die Klägerin ihre Tarife und Preise nach der jeweils abgenommenen Jahresmenge gestaffelt hat. Denn nach der Rechtsprechung des [X.]s steht es einem [X.] auch im Rahmen der Grundversorgung frei, verschiedene Tarife anzubieten, und zwar auch solche, bei denen -
wie hier -
die [X.] automatisch nach dem Prinzip der Bestpreisabrechnung erfolgt (zuletzt [X.]surteile vom 28. Oktober 2015 -
[X.], aaO Rn. 18, und [X.], aaO Rn. 21; jeweils mwN).
2. Wie der [X.] -
nach Erlass des Berufungsurteils -
in seinen Urteilen vom 28. Oktober 2015 ([X.], aaO Rn. 21 ff., insbesondere Rn.
33, und [X.], aaO Rn. 23 ff., insbesondere Rn. 35) entschieden hat, kann an seiner früheren Rechtsprechung zum gesetzlichen Preisänderungsrecht ge-mäß § 4 Abs. 1 und 2 [X.]/§
5 Abs. 2 [X.] aF angesichts des auf Vorlage des [X.]s ergangenen Urteils des Gerichtshofs vom 23. Oktober 2014 ([X.]/11 und [X.]/11, aaO -
Schulz und [X.]) jedenfalls für die [X.] nach Ablauf der gemäß Art. 33 Abs. 1 der [X.] 2003/55/[X.] bis zum 1.
Juli 2004 reichenden Frist zu deren Umsetzung nicht mehr festgehalten wer-den.
Entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts können die [X.] und die darin an [X.] normierten Anforderungen allerdings auch nicht im Wege richtlinienkonformer Auslegung in § 5 Abs. 2 [X.] aF "hineingelesen" werden. Denn nicht (fristgerecht) umgesetzte 17
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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
Richtlinien der [X.] können zur Auslegung oder Fortbildung des nationalen Rechts nur insoweit herangezogen werden, als dieses dafür Raum gibt. Zudem entfalten sie bei Fehlen dieser Möglichkeit im nationalen Recht grundsätzlich keine unmittelbaren Wirkungen in einem ausschließlich zwischen Privaten bestehenden Rechtsverhältnis.
a) Zu erstgenanntem Gesichtspunkt ist der [X.] in seinen Urteilen vom 28. Oktober 2015 ([X.], aaO Rn. 34 ff., und [X.], aaO Rn.
36 ff.) zu dem Ergebnis gelangt, dass sich ein Recht des Gasversorgers zur einseitigen Änderung der Preise, welches den Transparenzanforderungen der [X.] nach Maßgabe der für den [X.] bindenden Auslegung des [X.] entspricht, nicht aus einer richtlinienkonformen Auslegung oder einer richtlinienkonformen Rechtsfortbildung des §
4 Abs. 1 und 2 [X.] oder der die Grundversorgung betreffenden Vorschriften des der [X.] zugrunde liegenden und ihr übergeordneten Energiewirtschaftsgesetzes -
für § 5 Abs. 2 [X.] aF gilt Entsprechendes -
herleiten lässt. Eine solche, insbesondere auch im Wortlaut der genannten Bestimmungen nicht angelegte Bedeutung würde -
wie dort im Einzelnen ausgeführt -
ihnen ein Verständnis beimessen, das dem erkennbaren Willen des (nationalen) Gesetz-
und Verordnungsgebers entgegenstünde. Denn insbesondere im Verordnungsgebungsverfahren ist deutlich geworden, dass zum einen dem Informationsinteresse des Gaskunden im Hinblick auf die Besonderheiten der Grundversorgung und aus Gründen der Rechtssicherheit Grenzen gesetzt und zum anderen ein Bedürfnis zur Transpa-renz nur hinsichtlich des Umfangs einer Preisänderung und nicht darüber hin-aus anerkannt werden sollten ([X.]surteile vom 28. Oktober 2015
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[X.], aaO Rn. 59, und [X.], aaO Rn. 61).

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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
b) Ebenso wenig liegen die in den [X.]surteilen vom 28. Oktober 2015 ([X.], aaO Rn. 63 ff., und [X.], aaO Rn.
65 ff.; jeweils mwN) näher dargestellten Voraussetzungen vor, unter denen eine unmittelbare An-wendung der Transparenzanforderungen der [X.] auf die zwischen den Parteien bestehende Lieferbeziehung in Betracht kommt. Denn ungeachtet der Frage, ob die Transparenzanforderungen der [X.] die für eine unmittelbare Anwendung erforderliche inhaltliche Unbedingtheit und hinrei-chende Genauigkeit aufweisen, ist weder festgestellt noch sonst ersichtlich, dass es sich bei der Klägerin um eine in der dafür erforderlichen Weise dem Staat zuzurechnende Organisation oder Einrichtung handelt, insbesondere dass die Klägerin bei der Erbringung ihrer Versorgungsleistungen mit (besonde-ren) Rechten und Pflichten versehen sein sollte, die über diejenigen hinausge-hen, welche sich aus den ansonsten auf diesem Gebiet für die Beziehungen zwischen Privatpersonen geltenden Vorschriften ergeben (vgl. [X.], Urteile vom 12. Juli 1990 -
[X.]-188/89, [X.]. 1990, [X.] Rn. 17 ff. -
Foster u.a.; vom 4.
Dezember 1997 -
[X.]-253/96 bis [X.]/96, [X.]. 1997, [X.] Rn.
46
f.
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Kampelmann u.a.; vom 5. Februar 2004 -
[X.]-157/02, [X.]. 2004, [X.] Rn. 24
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Rieser Internationale Transporte; vom 24. Januar 2012 -
[X.]-282/10, NJW 2012, 509 Rn. 39 -
Dominguez; jeweils mwN). Übergangenen Tatsachenvortrag zeigt die Revisionserwiderung insoweit nicht auf.
3. Wie der [X.] nach Erlass des Berufungsurteils in den Urteilen vom 28. Oktober 2015 ([X.], aaO Rn. 66 ff., und [X.], aaO Rn.
68 ff.) entschieden hat, ergibt sich jedoch aus der gebotenen und sich an dem objektiv zu ermittelnden hypothetischen Willen der Vertragsparteien auszu-richtenden ergänzenden Auslegung (§§ 157, 133 BGB) eines -
wie hier -
auf unbestimmte Dauer angelegten Gaslieferungsvertrags, dass der Grundversor-ger berechtigt ist, Steigerungen seiner Bezugskosten, soweit diese nicht durch Kostensenkungen in anderen Bereichen ausgeglichen werden, während der 21
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Vertragslaufzeit an seine Kunden weiterzugeben, und er verpflichtet ist, bei [X.] ebenso zu berücksichtigen wie Kosten-erhöhungen.
Der Klägerin steht somit infolge ergänzender Vertragsauslegung des Gaslieferungsvertrags der Parteien ein Preisänderungsrecht, dessen wirksame Ausübung nicht an die Unterrichtung der Beklagten über ihr Kündigungsrecht gebunden ist, in dem
vorstehend beschriebenen Umfang zu, so dass der [X.] erhöhte Preis zum vereinbarten Preis wird. Ausgangspunkt [X.] ist der vor dem 1.
Januar 2005 geltende und zuletzt am 3. Dezember 2003 von 4,09 [X.]/kWh auf 4,35 [X.]/kWh erhöhte Arbeitspreis. Denn zuvor erfolgte [X.] haben die Beklagte nach den vom Berufungsgericht in [X.] genommenen Feststellungen des Amtsgerichts nicht in Frage gestellt (vgl. [X.]surteile vom 28. Oktober 2015 -
[X.], aaO Rn. 84, und [X.], aaO Rn.
86). Von dem Preisänderungsrecht allerdings nicht erfasst sind Preiserhöhungen, die über die bloße Weitergabe von (Bezugs-)
Kostensteigerungen hinausgehen und der Erzielung eines (zusätzlichen) Ge-winns dienen ([X.]surteile vom 28. Oktober 2015 -
[X.], aaO Rn.
85, und [X.], aaO Rn. 87; jeweils mwN). Hierzu hat das [X.] -
nach seinem Standpunkt folgerichtig -
keine Feststellungen ge-troffen.
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[X.]:[X.]:BGH:2015:091215UVIIIZR236.12.0
III.
Nach alledem kann das Berufungsurteil keinen Bestand haben; es ist aufzuheben (§ 562 Abs. 1 ZPO). Die Sache wird, da der Rechtsstreit nicht zur Endentscheidung reif ist, an das Berufungsgericht zurückverwiesen, damit die erforderlichen Feststellungen getroffen werden können (§
563 Abs. 1 Satz 1 ZPO).
Dr. Milger
Dr. Achilles
Dr. Schneider

[X.]
Kosziol

Vorinstanzen:
[X.], Entscheidung vom 17.08.2011 -
43 [X.] 7062/10 -

LG [X.], Entscheidung vom 04.07.2012 -
23 S 277/11 -

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Meta

VIII ZR 236/12

09.12.2015

Bundesgerichtshof VIII. Zivilsenat

Sachgebiet: ZR

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 09.12.2015, Az. VIII ZR 236/12 (REWIS RS 2015, 989)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2015, 989

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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