Bundessozialgericht, Beschluss vom 10.02.2016, Az. B 5 RS 1/15 R

5. Senat | REWIS RS 2016, 16433

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Gegenstand

Sozialgerichtliches Verfahren - Zulässigkeit der Revision - Anforderungen an die Revisionsbegründung


Tenor

Die Revision der Beklagten gegen das Urteil des [X.] vom 26. Februar 2015 wird als unzulässig verworfen.

Die Beteiligten haben einander keine Kosten zu erstatten.

Gründe

1

I. Mit Urteil vom [X.] hat das [X.] einen Anspruch des [X.] auf Feststellung der [X.] vom [X.] bis 30.6.1990 als [X.] der Zugehörigkeit zum Zusatzversorgungssystem der hauptamtlichen Mitarbeiter des Staatsapparates (Anlage 1 [X.] 19 zum [X.]) einschließlich der in diesem [X.]raum erzielten Arbeitsentgelte bejaht. Zur Begründung hat es im Wesentlichen ausgeführt: Für die Eröffnung des Anwendungsbereichs des [X.] gemäß dessen § 1 gälten dieselben Voraussetzungen wie für die Feststellung von [X.]en der Zugehörigkeit zu einem Versorgungssystem als Pflichtbeitragszeiten der Rentenversicherung iS von § 5 Abs 1 S 1 [X.]. [X.] im Sinne dieser Norm lägen vor, wenn konkret eine entgeltliche Beschäftigung ausgeübt worden sei, für die ihrer Art nach eine zusätzliche Altersversorgung in einem der in Anlage 1 und 2 [X.] aufgelisteten System vorgesehen sei. Unerheblich sei dagegen, ob ein Beitritt zu einem Zusatzversorgungssystem tatsächlich erklärt und entsprechende Beiträge entrichtet worden seien. Der Kläger habe eine der freiwilligen zusätzlichen Altersversorgung für hauptamtliche Mitarbeiter des Staatsapparates unterfallende, entgeltliche Erwerbstätigkeit ausgeübt.

2

Mit der vom [X.] zugelassenen Revision rügt die Beklagte eine Verletzung von § 8 Abs 2, [X.] und Abs 4 [X.] 1 iVm § 1 Abs 1 S 1 [X.].

3

II. Die Revision der Beklagten ist unzulässig. Ihre Begründung entspricht nicht den gesetzlichen Anforderungen.

4

Gemäß § 164 Abs 2 S 1 SGG ist die Revision fristgerecht zu begründen. Nach [X.] der Vorschrift muss die Begründung "einen bestimmten Antrag enthalten, die verletzte Rechtsnorm und, soweit Verfahrensmängel gerügt werden, die Tatsachen bezeichnen, die den Mangel ergeben". Diese gesetzlichen Anforderungen hat das BSG in ständiger Rechtsprechung präzisiert (vgl nur [X.]-1500 § 164 [X.] 3; [X.]-1500 § 164 [X.] 12 [X.]2, jeweils mwN; zustimmend [X.] SozR 1500 § 164 [X.] 17).

5

Zwar rügt die Beklagte eine Verletzung von § 8 Abs 2, [X.] und Abs 4 [X.] 1 iVm § 1 Abs 1 S 1 [X.]. Sie legt aber nicht in der gebotenen Weise dar, worin die Rechtsverletzung liegen soll. Hierzu wäre unter Wiedergabe des entscheidungserheblichen Sachverhalts die Darstellung erforderlich gewesen, weshalb eine revisible Rechtsvorschrift auf den festgestellten Sachverhalt nicht oder nicht richtig angewandt worden ist (vgl BSG Urteil vom 23.11.2005 - B 12 RA 10/04 R - Juris Rd[X.] 11; BSG Beschlüsse vom 17.3.2003 - B 3 KR 12/02 R - Juris Rd[X.] 14 und vom 27.2.2008 - B 12 P 1/07 R - Juris Rd[X.] 16). Hieran fehlt es.

6

Wendet sich die Revision gegen die Verletzung einer Vorschrift des materiellen Rechts, ist in der Begründung sorgfältig und nach Umfang und Zweck zweifelsfrei darzulegen, weshalb die Norm in der angefochtenen Entscheidung - bezogen auf den festgestellten Sachverhalt - nicht oder nicht richtig angewandt worden ist (vgl zusammenfassend: BSG Urteil vom 23.11.2005 - B 12 RA 10/04 R - Juris Rd[X.] 10 mit zahlreichen Nachweisen aus der höchstrichterlichen Rechtsprechung; BSG Beschluss vom [X.] - B 13 RJ 46/05 R - Juris Rd[X.] 6 und 9). Dies setzt voraus, dass sich die Begründung mit dem vorinstanzlichen Urteil auseinandersetzt. "Auseinandersetzung" bedeutet, auf den Gedankengang des [X.] einzugehen (BSG Beschluss vom [X.] - Juris Rd[X.] 10 und [X.] § 164 [X.] 20). Dazu muss der [X.] - zumindest kurz - rechtlich auf die Gründe der Vorinstanz eingehen; er muss mithin erkennen lassen, dass er sich mit der angefochtenen Entscheidung befasst hat und inwieweit er bei der Auslegung der angewandten Rechtsvorschriften anderer Auffassung ist ([X.] § 164 [X.] 12 S 17 und [X.] 20 [X.]3 f mwN; Senatsurteil vom 11.6.2003 - [X.] RJ 52/02 R - Juris Rd[X.] 12 ff).

7

Diesen Anforderungen genügt die Revisionsbegründung nicht.

8

Die Beklagte versäumt es, den entscheidungserheblichen Sachverhalt ausreichend darzustellen. Für das Revisionsgericht sind aber die im Berufungsurteil getroffenen tatsächlichen Feststellungen maßgeblich (vgl § 163 SGG). Fehlen diesbezügliche Ausführungen, wird das Revisionsgericht nicht in die Lage versetzt, allein anhand der Revisionsbegründung zu prüfen, ob die im Streit stehende revisible Rechtsvorschrift auf den festgestellten Sachverhalt nicht oder nicht richtig angewandt worden ist. Es ist nicht Aufgabe des [X.], die entscheidungserheblichen Tatsachen selbst zusammenzutragen.

9

Welchen aus seiner Sicht rechtlich relevanten Lebenssachverhalt das [X.] zugrunde gelegt hat, zeigt die Revisionsbegründung nicht ausreichend auf. Soweit sie auf [X.] bis 4 auf tatsächliche Umstände Bezug nimmt, fehlen nahezu vollständig Hinweise darauf, ob die wiedergegebenen Tatsachen Ausführungen des Berufungsgerichts sind. Die auf [X.] der Revisionsbegründung mitgeteilten Feststellungen des [X.] zu den konkreten vom Kläger ausgeübten Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter, amtierender Direktor und Direktor des [X.] sowie seine arbeitsrechtlich vom Rat der [X.] als örtlichem Staatsorgan abgeleitete Beschäftigung erlauben dem Senat nicht, allein anhand der Revisionsbegründung zu prüfen, ob das [X.] die als verletzt gerügten bundesrechtlichen Normen fehlerhaft angewandt hat. Insbesondere ist dem Vortrag des [X.] nicht zu entnehmen, in welchem [X.]raum der Kläger die angegebenen Tätigkeiten nach den Feststellungen des [X.] ausgeübt hat. Außerdem teilt die Revisionsbegründung weitgehend keine Feststellungen des [X.] zum verwaltungs- und erstinstanzlichen Gerichtsverfahren mit.

Die nicht formgerecht begründete Revision ist nach § 169 SGG als unzulässig zu verwerfen.

Die Kostenentscheidung beruht auf § 193 Abs 1 und 4 SGG.

Meta

B 5 RS 1/15 R

10.02.2016

Bundessozialgericht 5. Senat

Beschluss

Sachgebiet: RS

vorgehend SG Neuruppin, 15. März 2013, Az: S 7 R 297/11, Urteil

§ 164 Abs 2 S 1 SGG, § 164 Abs 2 S 3 SGG

Zitier­vorschlag: Bundessozialgericht, Beschluss vom 10.02.2016, Az. B 5 RS 1/15 R (REWIS RS 2016, 16433)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2016, 16433

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