Bundesgerichtshof, Beschluss vom 15.07.2014, Az. 5 StR 270/14

5. Strafsenat | REWIS RS 2014, 4058

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Gegenstand

Bundeszentralregister: Berechnung der Tilgungsfrist


Tenor

Die Revision des Angeklagten gegen das Urteil des [X.] vom 13. Februar 2014 wird nach § 349 Abs. 2 StPO mit der Maßgabe als unbegründet verworfen, dass die in [X.] erlittene Auslieferungshaft auf die verhängte Gesamtfreiheitsstrafe im Maßstab 1:1 angerechnet wird.

Der Beschwerdeführer hat die Kosten des Rechtsmittels zu tragen.

Gründe

1

Das [X.] hat den Angeklagten wegen schweren Raubes und wegen versuchter (besonders) schwerer räuberischer Erpressung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten verurteilt. Auf die hiergegen gerichtete und auf die Verletzung materiellen sowie formellen Rechts gestützte Revision des Angeklagten war lediglich der Anrechnungsmaßstab für die durch den Angeklagten erlittene Auslieferungshaft zu bestimmen (§ 51 Abs. 4 Satz 2 StGB, § 354 Abs. 1 [X.] analog). Im Übrigen ist das Rechtsmittel unbegründet nach § 349 Abs. 2 [X.]. Der Erörterung bedarf allerdings Folgendes:

2

1. In Einklang mit der Auffassung der Revision war in Bezug auf den Strafbefehl des [X.] vom 13. Februar 2009 am [X.] (13. Februar 2014) [X.] eingetreten. Sonderregelungen für die Berechnung des Fristenlaufs enthält das [X.] nicht. Die §§ 42, 43 [X.] beanspruchen lediglich Geltung für strafprozessuale Fristen (vgl. KK/Maul, [X.], 7. Aufl., § 43 Rn. 6), denen die zentralregisterrechtlichen Tilgungsfristen indessen nicht zugeordnet werden können. Demgemäß sind die allgemeinen Regelungen der §§ 186 ff. [X.] heranzuziehen, an denen grundsätzlich auch das öffentliche Recht zu messen ist (vgl. [X.], Beschluss vom 6. Juli 1972 - [X.] 2/71, [X.], 396, 397; [X.], Beschluss vom 24. November 1987 - 5 [X.] 6/87, [X.]St 35, 107, 110 f.). Im Hinblick darauf, dass § 47 Abs. 1 i.V.m. § 36 Satz 1, § 5 Abs. 1 Nr. 4 BZRG nicht an ein Ereignis oder einen in den Lauf des Tages fallenden Zeitpunkt anknüpft (vgl. § 187 Abs. 1 [X.]), sondern an den "Tag" des Urteils bzw. der Unterzeichnung des Strafbefehls, war der 13. Februar 2009 nach § 187 Abs. 2 Satz 1 [X.] in die Frist einzurechnen. Demnach hat die [X.] des § 46 Abs. 1 Nr. 1a BZRG mit Ablauf des 12. Februar 2014 geendet.

3

2. Das daraus resultierende Verwertungsverbot des § 51 Abs. 1 BZRG gefährdet den Bestand des Urteils jedoch letztlich nicht. Die [X.] hat den im Strafbefehl festgestellten Sachverhalt lediglich als eines von mehreren Anzeichen herangezogen, die die Richtigkeit der Aussage des Geschädigten unterstützten ([X.]). Die - von [X.] geprägte und konstante - Aussage des Geschädigten ([X.]) wurde jenseits dessen in zentralen Teilen bestätigt durch die Bekundungen der Sicherheitskraft, die die Flucht zweier Täter beobachtete und Schüsse wahrnahm, sowie die Aussage des zum Tatort gerufenen Polizeibeamten namentlich zum Zustand des Zimmers des Opfers. Dem Opfer wurde auch über dessen Betreuer, der dies und die Gesamtumstände bestätigte, Ende des Jahres 2009 eine Geldzahlung für eine später tatsächlich erfolgte "Rücknahme" der Strafanzeige gegen den Angeklagten angeboten und ausgezahlt. Hinsichtlich des geraubten Mobiltelefons wurden für den Zeitraum nach der Tat Verbindungsdaten zu dem Angeklagten nahestehenden Personen festgestellt.

4

Im Blick auf diese Beweislage kann der Senat ausschließen, dass die [X.] die Aussage des Opfers als unglaubhaft gewertet hätte und der Schuldspruch abweichend ausgefallen wäre, wenn der genannte Strafbefehl nicht herangezogen worden wäre. Gleiches gilt für den Strafausspruch. Denn die [X.] hat die "nicht nennenswerte" Vorverurteilung ausdrücklich nicht zum Nachteil des Angeklagten gewichtet (vgl. [X.], 23); es ist ausgeschlossen, dass sie den Angeklagten milder beurteilt hätte, wenn sie ihn als gänzlich unbestraft behandelt hätte.

[X.]                                 Schneider

                         Dölp                                   [X.]

Meta

5 StR 270/14

15.07.2014

Bundesgerichtshof 5. Strafsenat

Beschluss

Sachgebiet: StR

vorgehend LG Kiel, 13. Februar 2014, Az: 10 KLs 3/10

§ 5 Abs 1 Nr 4 BZRG, § 36 S 1 BZRG, § 47 Abs 1 BZRG, § 51 Abs 1 BZRG, § 186 BGB, §§ 186ff BGB, § 187 Abs 1 BGB, § 187 Abs 2 S 1 BGB

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 15.07.2014, Az. 5 StR 270/14 (REWIS RS 2014, 4058)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2014, 4058

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Referenzen
Wird zitiert von

5 StR 314/20

3 StR 382/15

3 StR 382/15

6 StR 114/20

6 StR 114/20

1 S 3000/19

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