Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 11.10.2007, Az. IX ZB 72/06

IX. Zivilsenat | REWIS RS 2007, 1508

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[X.][X.] vom 11. Oktober 2007 in dem Insolvenzverfahren Nachschlagewerk: ja [X.]: nein [X.]R: ja [X.] § 287 Abs. 2 a.F., EG[X.] Art. 103a, Art. 107 a.[X.]Die Wohlverhaltensphase beginnt bei Insolvenzverfahren, die vor dem 1. Dezember 2001 eröffnet wurden, mit der Aufhebung des Insolvenzverfahrens und dauert sieben Jahre, es sei denn, der Schuldner war bereits vor dem 1. Januar 1997 zahlungsunfähig. [X.], [X.]uss vom 11. Oktober 2007 - [X.] - [X.]AG [X.] - 2 - Der [X.]. Zivilsenat des [X.] hat durch [X.] [X.], [X.] Ganter und [X.], die Richterin [X.] und [X.] [X.] am 11. Oktober 2007 beschlossen: Dem Schuldner wird Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ge-gen die Versäumung der Frist zur Einlegung der [X.] gegen den [X.]uss der 5. Zivilkammer des [X.] vom 31. März 2006 gewährt. Die Rechtsbeschwerde gegen den [X.]uss der 5. Zivilkammer des Landgerichts [X.] vom 31. März 2006 wird auf Kosten des Schuldners zurückgewiesen. Der Antrag des Schuldners auf Bewilligung von [X.] für das Rechtsbeschwerdeverfahren wird zurückgewiesen. Der Gegenstandswert für das Rechtsbeschwerdeverfahren wird auf 5.000 • festgesetzt. Gründe: [X.] Das für den Schuldner zuständige Finanzamt beantragte am 29. März 2000, über das Vermögen des Schuldners das Insolvenzverfahren zu eröffnen. 1 - 3 - Mit [X.]uss vom 10. Mai 2000 erließ das Insolvenzgericht gegen den Schuldner, der eine Praxis für Allgemeinmedizin betreibt, ein allgemeines [X.]sverbot. Gleichzeitig wurde der weitere Beteiligte zum [X.] bestellt und mit der Ausarbeitung eines Gutachtens betraut. Am 26. Juni 2000 stellte der Schuldner Eigenantrag und beantragte, ihm Restschuldbefrei-ung zu gewähren. Mit [X.] vom 28. Juli 2000 legte er die Abtretungser-klärung gemäß § 287 Abs. 2 [X.] vor. Mit [X.]uss vom 16. Oktober 2000 eröffnete das Insolvenzgericht über das Vermögen des Schuldners das Insol-venzverfahren und bestellte den weiteren Beteiligten zum Treuhänder. Mit [X.]uss vom 22. Februar 2005 ordnete das Insolvenzgericht an, dass die Wohlverhaltensperiode sieben Jahre betrage, beginnend mit der [X.] durch noch zu erlassenden [X.]uss. Hiergegen legte der Schuldner Beschwerde ein und beantragte, den angefochtenen [X.]uss da-hingehend zu ändern, dass die Wohlverhaltensperiode fünf Jahre, hilfsweise sieben Jahre, beginnend mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 16. Oktober 2000, betrage. Mit [X.]uss vom 31. März 2006 hat das [X.] die Beschwerde zurückgewiesen. Dieser [X.]uss wurde dem damaligen Verfahrensbevollmächtigten des Schuldners am 4. April 2006 zugestellt. Der Bevollmächtigte legte mit [X.] vom 18. April 2006, am gleichen Tag beim Beschwerdegericht eingegangen, hiergegen Rechtsbeschwerde ein. Am 25. April 2006 teilte das Beschwerdegericht dem Bevollmächtigten mit, der [X.] Begründung der Rechtsbeschwerde werde binnen einer Woche entgegengesehen. Sodann werde über eine Abhilfe/Abgabe an den [X.] entschieden werden. Mit [X.] vom 4. Mai 2006, am gleichen Tag beim Beschwerdegericht eingegangen, suchte der Verfahrensbevollmäch-tigte um Fristverlängerung nach, die um eine Woche verlängert wurde. Mit [X.] vom 12. Mai 2006 legte das Beschwerdegericht die Akten dem Bundes-gerichtshof zur Entscheidung über die Rechtsbeschwerde vor. Mit Verfügung 2 - 4 - vom 19. Mai 2006 wurde sodann der Verfahrensbevollmächtigte des [X.] vom [X.] darauf hingewiesen, dass die Rechtsbeschwerde nach Ablauf der einmonatigen Beschwerdefrist am 17. Mai 2006 eingegangen sei. Der Schuldner begehrt Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der Frist zur Einlegung der Rechtsbeschwerde und verfolgt mit der Rechtsbeschwerde seinen bisherigen Antrag, die Wohlverhaltensphase auf [X.], beginnend mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 16. Oktober 2000, festzusetzen. 3 I[X.] 1. Dem Schuldner war Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der Rechtsbeschwerdefrist zu gewähren. Auch wenn der Hinweis des [X.] in der Verfügung vom 25. April 2006, nach Vorlage der Beschwerdebegründung werde die Frage der "Abgabe" des [X.]verfahrens an den [X.] geprüft, für den Verfahrensbevollmäch-tigten des Schuldners Anlass hätte bieten können, festzustellen, dass er die Rechtsbeschwerde nicht ordnungsgemäß eingelegt hatte, wäre die [X.] der am 18. April 2006 beim Be-schwerdegericht eingegangenen Rechtsbeschwerde an den [X.] im ordentlichen Geschäftsgang vermieden worden, so dass Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewähren ist (vgl. [X.] 93, 99, 112 f.; [X.] NJW 2005, 2137, 2138; [X.], [X.]. v. 1. Dezember 1997 - [X.], NJW 1998, 908; [X.]. v. 3. September 1998 - [X.] ZB 46/98, [X.], 1170, 1171; [X.]. v. 15. Juni 2004 - [X.], NJW-RR 2004, 1655, 1656). In diesem Falle hätte die Rechtspflegerin, wie in ihrer Verfügung vom 19. Mai 4 - 5 - 2006, den Schuldner darauf hingewiesen, dass eine Rechtsbeschwerde nur durch einen beim [X.] zugelassenen Rechtsanwalt innerhalb ei-nes Monats nach Zustellung des [X.]usses ordnungsgemäß eingelegt wer-den kann. Diese Verfügung wäre dem Schuldner noch so rechtzeitig zugegan-gen, dass er innerhalb der am 4. Mai 2006 endenden Rechtsbeschwerdefrist eine ordnungsgemäße Rechtsmitteleinlegung hätte veranlassen können. 2. Die nach §§ 6, 7, § 289 Abs. 2 [X.] in Verbindung mit § 574 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 ZPO statthafte Rechtsbeschwerde ist unzulässig, weil die [X.] keine grundsätzliche Bedeutung aufweist und weder die Fortbildung des Rechts noch die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entschei-dung des [X.] erfordert, § 4 [X.] in Verbindung mit § 574 Abs. 2 ZPO. 5 Die Rechtsbeschwerde wendet sich erfolglos gegen die Auffassung des [X.], die Laufzeit der Abtretungserklärung des Schuldners betrage sieben Jahre nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens. Für den von der Rechtsbeschwerde begehrten Beginn mit Eröffnung des [X.] zum 16. Oktober 2000 ist kein Raum. 6 a) Nach dem Wortlaut des Gesetzes muss der [X.]uss über die [X.] der Restschuldbefreiung nach § 291 [X.] keine Aussage zur Lauf-zeit der Abtretungserklärung enthalten (vgl. [X.], [X.]. v. 13. Juli 2006 - [X.] ZB 117/04, [X.], 1651, 1652). Die Angabe der durch § 287 Abs. 2 Satz 1 [X.] vorgegebenen Laufzeit wird lediglich im Interesse der Rechtsklarheit für wünschenswert gehalten. Kommt nach Art. 107 EG[X.] noch eine auf fünf [X.] verkürzte Laufzeit in Betracht, wird eine Verpflichtung des Insolvenzgerichts zur Festlegung der Laufzeit im [X.]uss angenommen, weil die Gläubiger und der Schuldner einen Anspruch auf Klarheit über die Dauer der [X.] - phase hätten (vgl. MünchKomm-[X.]/[X.] [X.], § 287 Rn. 67; FK-[X.]/[X.] 4. Aufl., § 291 Rn. 12). Gleiches gilt für den hier gegebenen Fall eines Verfahrens, das vor dem 1. Dezember 2001 eröffnet wurde. Für diese Verfahren besteht ein Bedürfnis für die Feststellung, dass die Regelung des § 287 Abs. 2 [X.] n.F. nicht gilt. b) Der Gesetzgeber hat mit der Neufassung des § 287 Abs. 2 [X.], wo-nach die Abtretung für die [X.] von sechs Jahren nach der Eröffnung des [X.] erfolgt, eine Verkürzung der bisherigen langen Verfahrensdauer angestrebt (vgl. Begründung Rechtsausschuss, BT-Drucks. 14/6468 S. 18). Gleichwohl wurde davon abgesehen, die neue Regelung auf die Altfälle zu erstrecken. Die Überleitungsvorschrift des Art. 103 a EG[X.] ordnet [X.] an, dass auf Insolvenzverfahren, die vor dem 1. Dezember 2001 eröffnet worden sind, die bis dahin geltenden gesetzlichen Vorschriften weiter anzuwen-den sind. Die Verfassungsmäßigkeit des Art. 103a EG[X.] ist nicht zu bezwei-feln. Der Senat geht in ständiger Rechtsprechung von der Wirksamkeit dieser Vorschrift aus (vgl. [X.], [X.]. v. 21. Mai 2004 - [X.] ZB 274/03, [X.], 452, 453; v. 23. Juli 2004 - [X.] ZA 9/04, [X.], 635; v. 17. Februar 2005 - [X.] ZB 237/04, n.v.). Dies gilt auch für § 287 Abs. 2 Satz 1 [X.] in der bis zum 30. November 2001 geltenden Fassung, nach der die Laufzeit der [X.] - die sogenannte Wohlverhaltensphase - sieben Jahre, gerechnet ab Aufhebung des Insolvenzverfahrens, beträgt ([X.], [X.]. v. 30. März 2006 - [X.] ZB 255/05, mitgeteilt bei [X.], Beilage zu Heft 5/2007 S. 19). Als der Schuldner die Eröffnung des Insolvenzverfahrens über sein Vermögen und die Restschuldbefreiung beantragt hat, musste er sich darauf einrichten, dass die Wohlverhaltensphase erst mit der [X.] beginnen und sieben Jahre betragen würde. Irgendwelche Erwartungen des Schuldners sind somit nicht enttäuscht worden. Es ist Gesetzesänderungen mit stichtags-bezogenen Übergangsregelungen immanent, dass vergleichbare Fälle aufgrund 8 - 7 - eines von dem Betroffenen oft nicht beeinflussbaren zeitlichen Moments unter-schiedlich behandelt werden müssen. Dies stellt keine willkürliche Ungleichbe-handlung dar. Auch im Schrifttum besteht angesichts dieser eindeutigen Geset-zesregelung die einhellige Ansicht, dass die Laufzeit der Abtretungserklärung bei diesen Verfahren sieben Jahre nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens betrage (FK-[X.]/[X.] aaO, § 287 Rn. 89 h; [X.]/[X.], [X.] § 287 vor Rn. 1; MünchKomm-[X.]/[X.], § 287 Rn. 58; [X.]/[X.], [X.] § 287 vor Rn. 1; [X.]/[X.] aaO, § 287 Rn. 42). Eine Verkürzung der gesetzlich vorgesehenen Laufzeit im Wege richterlicher Rechtsfortbildung scheidet unter diesen Umständen aus.
3. Das Prozesskostenhilfegesuch ist mangels Erfolgsaussicht (§ 114 ZPO) unbegründet und deshalb zurückzuweisen. 9 Dr. [X.] [X.] [X.]

[X.] Dr. [X.] Vorinstanzen: AG [X.], Entscheidung vom 22.02.2006 - 27 IK 7/00 - LG [X.], Entscheidung vom 31.03.2006 - 5 [X.]/06 -

Meta

IX ZB 72/06

11.10.2007

Bundesgerichtshof IX. Zivilsenat

Sachgebiet: ZB

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 11.10.2007, Az. IX ZB 72/06 (REWIS RS 2007, 1508)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2007, 1508

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