BT-Drucksache 14/3126

Errichtung eines Einheits-und Freiheitsdenkmals auf der Berliner Schlossfreiheit

Vom 6. April 2000


Deutscher Bundestag

Drucksache

14/

3126

14. Wahlperiode

06. 04. 2000

Antrag

der Abgeordneten Günter Nooke, Markus Meckel, Werner Schulz (Leipzig), Cornelia
Pieper, Ulrich Adam, Ilse Aigner, Peter Altmaier, Eckardt Barthel (Berlin), Norbert Barthle,
Günter Baumann, Wolfgang Behrendt, Dr. Axel Berg, Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Hans-
Dirk Bierling, Peter Bleser, Dr. Maria Böhmer, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Dr. Wolfgang
Bötsch, Wolfgang Bosbach, Klaus Brähmig, Dr. Ralf Brauksiepe, Hildebrecht Braun
(Augsburg), Dr. Eberhard Brecht, Monika Brudlewsky, Hans Büttner (Ingolstadt), Hartmut
Büttner (Schönebeck), Ernst Burgbacher, Cajus Caesar, Leo Dautzenberg, Wolfgang
Dehnel, Albert Deß, Marga Elser, Rainer Eppelmann, Ilse Falk, Dr. Hans Georg Faust,
Ulf Fink, Ingrid Fischbach, Dirk Fischer (Hamburg), Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land),
Harald Friese, Erich G. Fritz, Rainer Funke, Dr. Jürgen Gehb, Dr. Wolfgang Gerhardt,
Michael Glos, Uwe Göllner, Peter Götz, Kurt-Dieter Grill, Hermann Gröhe, Wolfgang
Grotthaus, Manfred Grund, Joachim Günther (Plauen), Dr. Karlheinz Guttmacher, Hans-
Joachim Hacker, Alfred Hartenbach, Gerda Hasselfeldt, Klaus Haupt, Norbert Hauser
(Bonn), Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach), Klaus-Jürgen Hedrich, Ursula Heinen,
Manfred Heise, Siegfried Helias, Frank Hempel, Winfried Hermann, Peter Hintze, Walter
Hirche, Joachim Hörster, Jelena Hoffmann (Chemnitz), Klaus Holetschek, Dr. Karl-Heinz
Hornhues, Dr. Werner Hoyer, Ulrich Irmer, Gabriele Iwersen, Georg Janovsky, Dr. Uwe
Jens, Dr.-Ing. Rainer Jork, Dr.-Ing. Dietmar Kansy, Eckart von Klaeden, Dr. Klaus Kinkel,
Ulrich Klinkert, Hans-Ulrich Klose, Norbert Königshofen, Dr. Heinrich L. Kolb, Manfred
Kolbe, Gudrun Kopp, Karin Kortmann, Hartmut Koschyk, Thomas Kossendey, Dr. Paul
Krüger, Dr. Uwe Küster, Konrad Kunick, Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg), Dr. Norbert
Lammert, Dr. Paul Laufs, Christine Lehder, Werner Lensing, Peter Letzgus, Eckhart
Lewering, Dr. Manfred Lischewski, Dr. Michael Luther, Erwin Marschewski
(Recklinghausen), Christoph Matschie, Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn), Dr. Angela
Merkel, Ulrike Merten, Hans Michelbach, Christian Müller (Zittau), Dietmar Nietan, Norbert
Otto (Erfurt), Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Kurt Palis, Albrecht Papenroth, Dr. Peter
Paziorek, Dr. Friedbert Pflüger, Ronald Pofalla, Ruprecht Polenz, Marlies Pretzlaff, Hans
Raidel, Dr. Peter Ramsauer, Helmut Rauber, Christa Reichard (Dresden), Katherina
Reiche, Hans-Peter Repnik, Bernd Reuter, Dr. Günter Rexrodt, Dr. Edelbert Richter, Klaus
Riegert, Hannelore Rönsch (Wiesbaden), Heinrich-Wilhelm Ronsöhr, Kurt J. Rossmanith,
Dr. Ernst Dieter Rossmann, Adolf Roth (Gießen), Hartmut Schauerte, Christine Scheel,
Heinz Schemken, Gerhard Scheu, Dieter Schloten, Christian Schmidt (Fürth), Dr. Edzard
Schmidt-Jortzig, Dr. Andreas Schockenhoff, Dr. Rupert Scholz, Reinhard Freiherr von
Schorlemer, Diethard Schütze (Berlin), Ilse Schumann, Dr. Werner R. Schuster, Clemens
Schwalbe, Dr. Christian Schwarz-Schilling, Wilhelm Josef Sebastian, Marita Sehn, Heinz
Seiffert, Werner Siemann, Dr. Hermann Otto Solms, Bärbel Sothmann, Dr. Wolfgang
Freiherr von Stetten, Rolf Stöckel, Dr. Rita Süssmuth, Joachim Tappe, Edeltraut Töpfer,
Jürgen Türk, Arnold Vaatz, Angelika Volquartz, Andrea Voßhoff, Peter Weiß
(Emmendingen), Gerald Weiß (Groß-Gerau), Annette Widmann-Mauz, Heinz Wiese
(Ehingen), Klaus-Peter Willsch, Engelbert Clemens Wistuba, Aribert Wolf, Heidemarie
Wright, Wolfgang Zeitlmann

Errichtung eines Einheits- und Freiheitsdenkmals auf der Berliner Schlossfreiheit
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– 2 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

Der Bundestag wolle beschließen:

1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, in Erinnerung der friedlichen Revo-
lution vom Herbst 1989 und der staatlichen Einheit Deutschlands am 3. Ok-
tober 1990 ein Einheits- und Freiheitsdenkmal zu errichten.

2. Die Bundesregierung sollte prüfen, inwiefern sie in enger Abstimmung mit
dem Berliner Senat zum 3. Oktober 2000, dem 10. Jahrestag der Deutschen
Einheit, einen internationalen Wettbewerb zur Errichtung eines solchen
Denkmals ausloben kann.

3. Die Bundesregierung wird gebeten, das Anliegen der Initiative Denkmal
Deutsche Einheit, das von zahlreichen Persönlichkeiten unterstützt wird, in
eine entsprechende Planung einzubeziehen. Danach soll dieses Denkmal an
zentralem Ort in Berlin, gedacht ist an den Sockel des alten Nationaldenk-
mals auf der Berliner Schlossfreiheit, errichtet werden.

Berlin, den 6. April 2000
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 3 –

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Günter Nooke
Markus Meckel
Werner Schulz (Leipzig)
Cornelia Pieper
Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Altmaier
Eckardt Barthel (Berlin)
Norbert Barthle
Günter Baumann
Wolfgang Behrendt
Dr. Axel Berg
Dr. Sabine Bergmann-Pohl
Hans-Dirk Bierling
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen (Bönstrup)
Dr. Wolfgang Bötsch
Wolfgang Bosbach
Klaus Brähmig
Dr. Ralf Brauksiepe
Hildebrecht Braun (Augsburg)
Dr. Eberhard Brecht
Monika Brudlewsky
Hans Büttner (Ingolstadt)
Hartmut Büttner (Schönebeck)
Ernst Burgbacher
Cajus Caesar
Leo Dautzenberg
Wolfgang Dehnel
Albert Deß
Marga Elser
Rainer Eppelmann
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Ulf Fink
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer (Hamburg)
Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land)
Harald Friese
Erich G. Fritz
Rainer Funke
Dr. Jürgen Gehb
Dr. Wolfgang Gerhardt
Michael Glos
Uwe Göllner
Peter Götz
Kurt-Dieter Grill
Hermann Gröhe
Wolfgang Grotthaus
Manfred Grund
Joachim Günther (Plauen)
Dr. Karlheinz Guttmacher
Hans-Joachim Hacker
Alfred Hartenbach
Gerda Hasselfeldt
Klaus Haupt
Norbert Hauser (Bonn)
Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach)

Klaus-Jürgen Hedrich
Ursula Heinen
Manfred Heise
Siegfried Helias
Frank Hempel
Winfried Hermann
Peter Hintze
Walter Hirche
Joachim Hörster
Jelena Hoffmann (Chemnitz)
Klaus Holetschek
Dr. Karl-Heinz Hornhues
Dr. Werner Hoyer
Ulrich Irmer
Gabriele Iwersen
Georg Janovsky
Dr. Uwe Jens
Dr.-Ing. Rainer Jork
Dr.-Ing. Dietmar Kansy
Eckart von Klaeden
Dr. Klaus Kinkel
Ulrich Klinkert
Hans-Ulrich Klose
Norbert Königshofen
Dr. Heinrich L. Kolb
Manfred Kolbe
Gudrun Kopp
Karin Kortmann
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Dr. Paul Krüger
Dr. Uwe Küster
Konrad Kunick
Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)
Dr. Norbert Lammert
Dr. Paul Laufs
Christine Lehder
Werner Lensing
Peter Letzgus
Eckhart Lewering
Dr. Manfred Lischewski
Dr. Michael Luther
Erwin Marschewski
(Recklinghausen)
Christoph Matschie
Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn)
Dr. Angela Merkel
Ulrike Merten
Hans Michelbach
Christian Müller (Zittau)
Dietmar Nietan
Norbert Otto (Erfurt)
Hans-Joachim Otto (Frankfurt)
Kurt Palis
Albrecht Papenroth
Dr. Peter Paziorek
Dr. Friedbert Pflüger
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz

Marlies Pretzlaff
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Helmut Rauber
Christa Reichard (Dresden)
Katherina Reiche
Hans-Peter Repnik
Bernd Reuter
Dr. Günter Rexrodt
Dr. Edelbert Richter
Klaus Riegert
Hannelore Rönsch
(Wiesbaden)
Heinrich-Wilhelm Ronsöhr
Kurt J. Rossmanith
Dr. Ernst-Dieter Rossmann
Adolf Roth (Gießen)
Hartmut Schauerte
Christine Scheel
Heinz Schemken
Gerhard Scheu
Dieter Schloten
Christian Schmidt (Fürth)
Dr. Edzard Schmidt-Jortzig
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Rupert Scholz
Reinhard Freiherr von
Schorlemer
Diethard Schütze (Berlin)
Ilse Schumann
Dr. Werner R. Schuster
Clemens Schwalbe
Dr. Christian Schwarz-
Schilling
Wilhelm Josef Sebastian
Marita Sehn
Heinz Seiffert
Werner Siemann
Dr. Hermann Otto Solms
Bärbel Sothmann
Dr. Wolfgang Freiherr von
Stetten
Rolf Stöckel
Dr. Rita Süssmuth
Joachim Tappe
Edeltraut Töpfer
Jürgen Türk
Arnold Vaatz
Angelika Volquartz
Andrea Voßhoff
Peter Weiß (Emmendingen)
Gerald Weiß (Groß-Gerau)
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese (Ehingen)
Klaus-Peter Willsch
Engelbert Clemens Wistuba
Aribert Wolf
Heidemarie Wright
Wolfgang Zeitlmann
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– 4 – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode

Begründung

Im vergangenen Jahr hat der Deutsche Bundestag ausführlich die friedliche Re-
volution vom Herbst 1989 und den Fall der Berliner Mauer gewürdigt. Beide
im Zusammenhang stehende Ereignisse waren von großer nationaler, euro-
päischer und internationaler Tragweite und haben einen dauernden Platz im
öffentlichen Gedächtnis verdient. In den Geschichtsbüchern ist dies bereits
geschehen. Es wäre äußerst sinnvoll, dieses Geschichtsbewusstsein durch ein
geeignetes Denkmal in der Mitte Berlins wach zu halten und zu unterstützen.

Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze endete ein Jahrhundert zweier
Weltkriege und zweier auf Weltherrschaft gerichteter totalitärer Diktaturen. Die
Wende brachte das Ende eines halben Jahrhunderts Teilung des Landes, seiner
Hauptstadt und seiner Nation. Sie war zugleich ein europäisches Phänomen:
Ohne den Prager Frühling, ohne Polens Solidarnosc, ohne Glasnost und ohne
die Öffnung der ungarischen Grenzen hätte es die Wende nicht gegeben, ohne
die zahllosen Opfer, die den Weg bereiteten, nicht die friedliche Revolution.
Sie wäre aber auch ohne die westliche Entspannungspolitik nicht möglich ge-
wesen.

Was in der Revolution von 1848 noch misslang, wurde nach 1989 zum euro-
päischen Ereignis: Der Sieg der freiheitlichen, demokratischen und nationalen
Bewegungen. Damit hat der Prozess der europäischen Einigung erst seine ge-
samteuropäische Dimension erhalten. In den jahrhundertlangen religiösen und
ideologischen Grabenkriegen Europas waren die Deutschen – in der Mitte des
Kontinents von innerer Zerrissenheit und Ruhelosigkeit geprägt – Täter, aber
auch Leidtragende. Mit der friedlichen Revolution, der Wiedervereinigung in
Freiheit und der Anerkennung der Grenzen sind wir gleichberechtigte Partner
in der Völkergemeinschaft geworden. Ein Freiheits- und Einheitsdenkmal der
friedlichen Revolution wäre zugleich Überwindung und Vollendung: Überwin-
dung eines martialischen Nationalismus und Vollendung der demokratischen
Revolution von 1848.

Es gibt einen Ort im Herzen der wiedervereinigten Hauptstadt, der geradezu
darauf wartet, als Denkmal neu gestaltet zu werden. Vom Berliner Schloss aus
wurde Deutschland unter Bismarck zum ersten Mal geeint: von oben. Dafür
stand ein pompöses Reiterdenkmal für Kaiser Wilhelm I. Der Kaiser hoch zu
Ross ist nicht mehr. Aber der gewaltige Sockel harrt einer neuen Bestimmung.
In der Nachbarschaft dieses Ortes tagte die frei gewählte Volkskammer und
fasste am 23. August 1990 den Beitrittsbeschluss. Im Kronprinzenpalais wurde
am 31. August 1990 der Einigungsvertrag unterzeichnet. Die revolutionäre
Volksbewegung im Herbst 1989 mündete, von Leipzig ausgehend, in der größ-
ten Demonstration mit fast 1 Million Menschen auf dem Berliner Alexander-
platz.

Es gibt noch kein Freiheits- und Einheitsdenkmal der friedlichen Revolution.
Das Denkmal soll Rückblick, aber auch Anstoß sein, Anstoß, den demokrati-
schen Aufbruch jener Tage fortzusetzen, sich regende alte Geister zu bannen
und Demokratie und Einheit zu festigen. Das Denkmal soll symbolischer Mit-
telpunkt und Treffpunkt der streitbaren Demokratie werden.

Unser erstes Ziel ist die Auslobung eines internationalen Ideenwettbewerbs
unter Künstlern und Architekten durch Bundesregierung und Berliner Senat.
Der Wettbewerb sollte unter der Losung stehen: Wir sind das Volk! – Wir sind
ein Volk!

Wir Deutsche tun uns schwer mit Denkmälern und Gedenkstätten. Es wird auch
um ein Denkmal der Deutschen Einheit Streit geben. Die Unfähigkeit zu feiern
und die Unfähigkeit zu trauern gehören zusammen. Sie können auch nur zu-
sammen überwunden werden. Denkmäler der Schande und der Trauer, des Stol-
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 5 –

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zes und der Freude sind notwendige Grundsteine des neuen Deutschland und
der neuen Bundeshauptstadt.

Mit dieser Begründung wandten sich im Mai 1998 die Initiatoren für ein Denk-
mal Deutsche Einheit, der Direktor des ARD-Hauptstadtstudios, Jürgen Engert,
der Rechtsanwalt und letzte, frei gewählte Ministerpräsident der DDR, Lothar
de Maizière, der Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung,
Florian Mausbach, und der Bundestagsabgeordnete von Berlin-Mitte, Günter
Nooke, die jeweils als Privatpersonen aktiv wurden, an den damaligen Bundes-
kanzler, Dr. Helmut Kohl, die damalige Bundestagspräsidentin, Prof. Dr. Rita
Süssmuth, den damaligen Bundesratpräsidenten, Gerhard Schröder, und den
Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen. Sie baten damit um
Unterstützung für die Errichtung eines Einheits- und Freiheitsdenkmals. Viele
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützen dieses Anliegen.

Nach den Diskussionen zu den Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag des Mauer-
falls wäre es im zehnten Jahr der Deutschen Einheit ein gutes und richtiges Sig-
nal, diesem historischen Ereignis in der deutschen Geschichte in der Mitte der
deutschen Bundeshauptstadt angemessen zu gedenken.

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