Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 13.02.2003, Az. I ZR 128/00

I. Zivilsenat | REWIS RS 2003, 4412

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[X.] DES VOLKESURTEILI ZR 128/00Verkündet am:13. Februar 2003FühringerJustizangestellteals Urkundsbeamtinder Geschäftsstellein dem [X.]:[X.] : [X.]: [X.] § 7 Buchst. [X.] (Fassung 1. Januar 1993)Die stichprobenartige Kontrolle des Ein- und Ausgangs von Transportgut kannim Einzelfall nur dann den gebotenen [X.] genügen, wennauf diese Weise eine hinreichende Kontrolldichte gewährleistet ist, um der Ge-fahr des Abhandenkommens von Sendungen wirksam entgegenzuwirken. [X.] jedoch voraus, daß die Umstände der Stichprobenkontrolle, ihr genauerAblauf, ihre Häufigkeit und Intensität vom Spediteur/Frachtführer nachvollzieh-bar dargelegt werden.[X.], [X.]. v. 13. Februar 2003 - [X.] -Der [X.] Zivilsenat des [X.] hat auf die mündliche [X.] vom 13. Februar 2003 durch [X.] und [X.] v. Ungern-Sternberg, Prof. [X.],Pokrant und Dr. Schaffertfür Recht erkannt:Auf die Revision der Beklagten wird das [X.]eil des [X.] [X.] vom 3. Mai 2000 aufge-hoben.Die Sache wird zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung,auch über die Kosten der Revision, an das Berufungsgericht zu-rückverwiesen.Von Rechts [X.]:Die Klägerin ist [X.]. Sie nimmt die Beklagte, die einenPaketbeförderungsdienst betreibt, aus abgetretenem und übergegangenemRecht wegen des Verlustes von Transportgut auf Schadensersatz in Anspruch.Gegenstand der revisionsrechtlichen Beurteilung sind von vier Schadensfällendie Fälle 2 bis 4.- 3 -Die Versicherungsnehmer der Klägerin beauftragten die Beklagte in [X.] 1994 und 1995 mit der Beförderung von Paketsendungen [X.]. Allen Verträgen lagen die [X.] der Beklagten zugrunde, welche die ADSp (Stand: 1. Januar 1993, im [X.]: [X.]) einschließen und Regelungen zum Haftungsumfang u.a.bei einer vom Versender unterlassenen Wertangabe enthalten. Die dort vorge-sehenen Haftungsbeschränkungen greifen nicht bei Vorsatz und grober Fahr-lässigkeit.Dem Schadensfall vier lag zudem die [X.] Beklagten zugrunde, wonach die Versenderin "ihr ausdrückliches [X.] (erklärt), daß eine Kontrolle des [X.] durch schriftliche Ein-und Ausgangsdokumentation an den einzelnen Umschlagstellen von [X.] allen Schadensfällen hatten die Versender den Wert der [X.] nicht angegeben, weshalb die Beklagte die Ersatzleistung unter Berufungauf Nr. 16.1 ihrer Beförderungsbedingungen auf jeweils 500 DM beschränkt hat.Die Klägerin hat beantragt,die Beklagte zu verurteilen, an sie 26.651,50 DM nebst Zinsen zuzahlen.Die Beklagte ist dem entgegengetreten. Sie hat die Auffassung vertreten,daß der Vorwurf eines groben [X.] unberechtigt sei.Überdies hat sie geltend gemacht, die Versender handelten treuwidrig, [X.] einerseits zur Einsparung von Transportkosten vertragswidrig von einer kor-- 4 -rekten [X.] absähen, sich aber im Verlustfall auf eine volle Haftungder Beklagten beriefen. Dies gelte vor allem deshalb, weil es sich bei ihnen [X.] handele, die trotz eingetretener Verluste und trotz behaup-teter Fehlorganisation der Beklagten weiterhin deren Dienste in Anspruch näh-men, ohne ihr eigenes Verhalten bei der [X.] zu ändern. Die [X.] im Fall 4 habe zudem schriftlich auf die Durchführung von [X.] den Schnittstellen verzichtet. Des weiteren hat sich die Beklagte auf Verjäh-rung der noch im Streit befindlichen Ersatzforderungen berufen.Das [X.] hat der Klage teilweise, das Berufungsgericht in [X.] stattgegeben.Mit der (zugelassenen) Revision, deren Zurückweisung die Klägerin [X.], erstrebt die Beklagte die Wiederherstellung des landgerichtlichen Ur-teils.Entscheidungsgründe:[X.] Das Berufungsgericht hat der Klägerin aus abgetretenem (§ 398 BGB)und übergegangenem (§ 67 [X.]) Recht ihrer Versicherungsnehmer einen [X.] auf Schadensersatz gemäß § 429 Abs. 1, § 413 Abs. 1 HGB (in der biszum 30. Juni 1998 geltenden Fassung, im folgenden: [X.]) i.V. mit § [X.]. a, § 51 Buchst. [X.] ADSp (Stand: [X.], im folgenden: [X.].[X.]) sowie nach § 823 Abs. 1 BGB zuerkannt. Hierzu hat es [X.] -Die zwischen den Versicherungsnehmern der Klägerin und der [X.] geschlossenen Verträge seien als Speditionsverträge zu qualifizieren, da inderen Mittelpunkt nicht das Transportergebnis, sondern die [X.] stehe. Die für den Güterfernverkehr zwingende Haftung nach der biszum 30. Juni 1998 geltenden [X.]verkehrsordnung ([X.]) greife nicht ein, [X.] Beklagte als Spediteur/Frachtführerin (§ 413 Abs. 1 HGB a.[X.]) die Beförde-rung auf der Fernverkehrsstrecke nicht gemäß § 1 Abs. 5 [X.] selbst ausführe,sondern sich der Transportleistung fremder Frachtführer bediene.Die Beklagte könne sich nicht - wie das Berufungsgericht näher [X.] hat - mit Erfolg auf die Haftungsbeschränkungen in ihren Beförderungsbe-dingungen berufen, weil sie nach § 51 Buchst. [X.] [X.] wegen grobfahrlässigen [X.] unbegrenzt hafte.Die Klägerin müsse sich kein Mitverschulden ihrer Versicherungsnehmerwegen unterlassener [X.] anrechnen lassen. Die Beklagte habe inNr. 16.5 ihrer Allgemeinen Beförderungsbedingungen klargestellt, daß die inNr. 16.1 vereinbarte Haftungsbegrenzung auf 500 DM je Versandstück im [X.] Fahrlässigkeit gerade nicht gelten solle. Es entstünde deshalb ein Wer-tungswiderspruch, wenn die ausdrücklich für unwirksam erklärte [X.] über das Rechtsinstitut des Mitverschuldens wieder aufleben wür-de. Gleiches gelte für den von der Beklagten erhobenen Einwand des treuwidri-gen Verhaltens.Die Klägerin müsse sich auch nicht ein rechtsmißbräuchliches Verhaltenoder Mitverschulden ihrer Versicherungsnehmer wegen Fortsetzung der Ge-schäftsbeziehungen trotz Kenntnis oder Kennenmüssens des Umstandes, daßdie vorangegangenen Verluste ihre Ursache in groben [X.]- 6 -im Bereich des Spediteurs gehabt hätten, entgegenhalten lassen. Auch [X.], daß ein Versender sein schriftliches Einverständnis damit erklärt ha-be, daß keine schriftliche Ein- und Ausgangsdokumentation an den [X.] durchgeführt werde, lasse das Klagebegehren nicht alsrechtsmißbräuchlich erscheinen, da die Klausel unklar gefaßt sei. Es [X.] deutlich, ob der Versender auf die Durchführung der Kontrolle selbst oderlediglich auf die schriftliche Dokumentation der Ein- und [X.] verzichten wollen. Diese Unklarheit gehe gemäß § 5 [X.] zu Lasten [X.].Die Klageforderung sei nicht verjährt. Es gelte die dreijährige [X.] des § 852 BGB für deliktische Ansprüche.I[X.] Die Revision hat nur hinsichtlich des Einwands des [X.]. Zutreffend hat das Berufungsgericht angenommen, daß der Klägerinwegen des Verlustes von Transportgut grundsätzlich sowohl vertragliche [X.] (1.) als auch deliktische Ansprüche (2.) zustehen. Es hat [X.] verneint, daß wegen der fehlenden [X.] ein Mitver-schulden der Versicherungsnehmer der Klägerin zu berücksichtigen ist (3.).1. Ohne Rechtsverstoß hat das Berufungsgericht hinsichtlich der Scha-densfälle 2 bis 4 die Voraussetzungen einer vertraglichen Haftung nach § 429Abs. 1 HGB a.[X.] i.V. mit § 51 Buchst. [X.] [X.] und Nr. 16.5 der [X.] Beförderungsbedingungen der Beklagten bejaht.Das Berufungsgericht ist dabei zutreffend und von der Revision [X.] davon ausgegangen, daß die Beklagte von den Versicherungsnehmernals Fixkostenspediteurin i.S. des § 413 Abs. 1 HGB a.[X.] beauftragt wurde mit- 7 -der Folge, daß sich ihre Haftung grundsätzlich nach §§ 429 ff. [X.] und- aufgrund vertraglicher Einbeziehung - ihren Allgemeinen Beförderungsbedin-gungen sowie den Bestimmungen der [X.] beurteilt.Die Revision wendet sich ohne Erfolg gegen die Annahme des [X.], die Beklagte habe den Verlust der Sendungen durch grob fahr-lässiges Verschulden verursacht (§ 51 Buchst. [X.] [X.] sowieNr. 16.5 der Allgemeinen Beförderungsbedingungen der Beklagten).a) Grobe Fahrlässigkeit liegt nach ständiger Rechtsprechung des [X.] vor, wenn die im Verkehr erforderliche Sorgfalt in besondersschwerem Maße verletzt worden und unbeachtet geblieben ist, was im gegebe-nen Fall jedem einleuchten mußte ([X.]Z 149, 337, 344 m.w.N.). Davon ist [X.] zu Recht ausgegangen.Die Revision meint demgegenüber, bei der Beurteilung der Pflichtverlet-zung der Beklagten sei bereits der durch das [X.]reformgesetz vom25. Juni 1998 ([X.] I S. 1588) in § 435 HGB eingeführte, ihrer Ansicht nachweniger strenge Haftungsmaßstab des leichtfertigen Verhaltens zu beachten.Dem kann nicht beigetreten werden. Das zum 1. Juli 1998 in [X.] ge-tretene [X.]reformgesetz kann auf die hier zugrundeliegenden,spätestens seit September 1995 abgeschlossenen Lebenssachverhalte nichtzurückwirken (vgl. [X.]Z 149, 337, 344 [X.]) Auch die Feststellungen, mit denen das Berufungsgericht im Streitfalldas Vorliegen einer groben Fahrlässigkeit bejaht hat, halten der revisionsrecht-lichen Nachprüfung stand.- 8 -Die [X.]e Beurteilung der Frage, ob eine grobe Fahrlässigkeitvorliegt, ist durch das Revisionsgericht nur in beschränktem Umfang nachprüf-bar. Die Prüfung muß sich darauf beschränken, ob das Berufungsgericht [X.] der groben Fahrlässigkeit verkannt hat oder ob Verstöße gegen§ 286 ZPO, gegen die Denkgesetze oder gegen Erfahrungssätze vorliegen([X.]Z 149, 337, 345 m.w.N.). Solche Rechtsfehler läßt das Berufungsurteilnicht erkennen; sie werden von der Revision auch nicht aufgezeigt.Das Berufungsgericht hat die Feststellung eines grob fahrlässigen [X.] darauf gestützt, daß die Beklagte nach ihrem eigenen Vortrag wederbei der Übergabe der [X.] an die [X.] ([X.] 2) noch bei deren erneuter Übernahme in ihr [X.] ([X.] 3) eine Ein- bzw. Ausgangskontrolle durchführe. Es habe lediglich eineEingangserfassung des Transportgutes und eine weitere Erfassung bei Über-gabe an den Zusteller stattgefunden. An der Schnittstelle 2 habe sich die [X.] mit der Verplombung der zu befördernden Container begnügt. An [X.] 3 sei zwar die Unversehrtheit der Plomben, nicht jedoch der [X.] anhand der Ladeliste überprüft worden. Bei dieser Sachlage kön-ne die Beklagte nicht darlegen, wo genau der Verlust der Sendung [X.]. In dem erfahrungsgemäß besonders schadensanfälligen Bereich, dem Um-schlag des Transportgutes, fehle es an Kontroll- und Überwachungsmaßnah-men. So könnten im Bereich der Schnittstelle 2 Güter verlorengegangen sein,ohne daß dies der Schnittstelle zuzuordnen sei, da die auszuliefernden [X.] erst bei Übergabe an den Paketzusteller in das dafür vorgesehene [X.] einzutragen gewesen seien. Bei einer derartigen Organisationdes Transportablaufs falle der Verlust der Sendung erst dann auf, wenn [X.] ihr Ausbleiben rüge. Die von der Beklagten eingeräumte Kontrollük-- 9 -ke werde auch nicht durch das angewandte [X.] geschlossen, daslediglich das Zustellverzeichnis ersetze.aa) Die Revision rügt ohne Erfolg, das Berufungsgericht habe die [X.] an die Einlassungsobliegenheit der Beklagten überspannt. Sie [X.] dabei nicht hinreichend, daß das Berufungsgericht den Vorwurf desgroben [X.] aus der unstreitigen Tatsache [X.], daß nach dem von der Beklagten selbst vorgelegten Ablaufplan zur [X.] in den Umschlaglagern eine Erfassung des Eingangs unddes Ausgangs des [X.] nicht stattfindet.bb) Die weitere Rüge der Revision, das Berufungsgericht habe überse-hen, daß auch nach der Rechtsprechung des [X.] Ein- [X.] nicht zwingend vorgeschrieben seien, so daß stichproben-artige Abgleichungen und Untersuchungen genügen könnten, bleibt [X.].Eine stichprobenartige Kontrolle kann im Einzelfall nur dann den gebote-nen [X.] genügen, wenn auf diese Weise eine [X.] gewährleistet wird, um der Gefahr des [X.] wirksam entgegenzuwirken ([X.]Z 129, 345, 350 f.; 149, 337,347 f. m.w.N.). Das setzt jedoch voraus, daß die Umstände der Stichproben-kontrolle, ihr genauer Ablauf, ihre Häufigkeit und Intensität nachvollzogen wer-den können. Daran fehlt es im Streitfall. Das Berufungsgericht hat die [X.] wirksamer Stichproben nicht festgestellt. Die Revision zeigt nicht auf(§ 554 Abs. 3 Nr. 3 Buchst. b ZPO a.[X.]), daß das Berufungsgericht insoweitverfahrensfehlerhaft entscheidungserheblichen Sachvortrag übergangen [X.] -Eine ausreichende Kontrolle des [X.] wird entgegen [X.] der Revision auch nicht durch den Einsatz des sogenannten [X.]s erreicht. Das [X.] kann die Kontrollücke nicht schließen, [X.] erst nach Passieren der Schnittstelle 3 bei der Übergabe der Sendung anden Zusteller zum Einsatz kommt. Es ist daher nicht in der Lage, den exaktenSchadensort innerhalb des Beförderungssystems zu lokalisieren (vgl. [X.]Z149, 337, 348 f.).cc) Der Revision ist auch nicht darin beizutreten, daß die Rechtspre-chungsgrundsätze des Senats zum grob fahrlässigen Organisationsverschuldenauf [X.], bei denen es auf [X.], Massenlage-rung und Massenbeförderung ankomme und deren Kunden eine kostengünsti-ge Abholung und Zustellung binnen 24 Stunden erwarteten, nicht anwendbarseien.Zur Begründung nimmt der Senat Bezug auf seine Ausführungen im Ur-teil vom 15. November 2001 in der [X.] ([X.]Z 149,337, 349 ff. unter I[X.] 1. b cc), an der die Beklagte als [X.] beteiligt war.dd) Schließlich ist die Klägerin auch nicht im Schadensfall 4 durch [X.] Geschäftsbedingung der Beklagten, wonach der Versender seinEinverständnis damit erklärt hat, "daß eine Kontrolle des [X.] durchschriftliche Ein- und Ausgangsdokumentation an den einzelnen Umschlagstel-len von U. nicht durchgeführt wird", daran gehindert, das grobe Organisations-verschulden aus der unzureichenden Durchführung von Umschlagkontrollenherzuleiten.- 11 -Zutreffend hat das Berufungsgericht diese Klausel als unklar gefaßt an-gesehen. Danach kann ihr nicht entnommen werden, daß der Versender auf [X.] von [X.] verzichtet (vgl. [X.], [X.]. 15.11.2001 - I ZR 284/99, [X.] 2002, 306).2. Auch die weitere Annahme des Berufungsgerichts, die [X.] der Klägerin seien nicht verjährt, weil die dreijährige Verjährungsfrist des§ 852 BGB für deliktische Ansprüche gelte, da der Beklagten eine Schadens-verursachung infolge grober Fahrlässigkeit vorzuwerfen sei, hält den Angriffender Revision stand.Das Berufungsgericht ist davon ausgegangen, daß die Klägerin die gel-tend gemachten Ersatzansprüche auch auf § 823 Abs. 1 BGB i.V. mit § 67 [X.]wegen Verletzung des Eigentums der Versender stützen kann. Das begegnetkeinen durchgreifenden rechtlichen Bedenken. Der [X.] hat imBereich des [X.] in ständiger Rechtsprechung an der [X.] von vertraglicher und deliktischer Haftung im Hinblick auf deren unter-schiedliche gesetzliche Ausgestaltung festgehalten ([X.]Z 116, 297, 299 ff.;123, 394, 399; [X.], [X.]. v. 15.11.2001 - I ZR 158/99, [X.] 2002, 296, 300= VersR 2002, 1440, insoweit in [X.]Z 149, 337 ff. nicht abgedruckt).Die als Haftungsbeschränkung zu wertende Verkürzung der gesetzlichenVerjährungsfrist durch § 64 [X.] greift nicht, weil die Beklagte - wie [X.] entgegen der Rüge aus § 551 Nr. 7 ZPO a.[X.] auch für diesenZusammenhang ausgeführt hat - die Vertragsverletzung grob fahrlässig [X.] hat. Da die Beklagte sich nicht mit Erfolg auf die [X.] § 51 Buchst. [X.] [X.] berufen kann, ist es dem Versender nicht- 12 -verwehrt, seine Ansprüche auf unerlaubte Handlung zu stützen (§ 63 Buchst. a[X.]).a) Das Berufungsgericht ist ersichtlich davon ausgegangen, daß für dasvon der Beklagten bestrittene Eigentum der Versicherungsnehmer die in § 1006Abs. 1 BGB enthaltene Vermutung streite, die nicht durch den Umstand, [X.] oftmals nicht Eigentümer der von ihnen versandten Waren seien, [X.]) Dagegen wendet sich die Revision ohne Erfolg. Ihr ist zwar einzuräu-men, daß an die Widerlegung der Eigentumsvermutung keine strengen [X.] zu stellen sind (vgl. [X.].[X.], 3. Aufl., § 1006Rdn. 22). Es reicht jedoch nicht aus, daß nur eine gewisse Wahrscheinlichkeitgegen den mit der Besitzerlangung im allgemeinen einhergehenden Eigentums-erwerb spricht (vgl. [X.]/[X.], Bearbeitung 1999, § 1006 Rdn. 38;Baumgärtel, Handbuch der Beweislast im Privatrecht, 2. Aufl., § 1006 Rdn. 16).Die Beklagte hat in ihrer Klageerwiderung lediglich das Eigentum der Versenderbestritten und vorgebracht, bei den Versendern handele es sich um Händler.Diese pauschale Behauptung vermag die Eigentumsvermutung gemäß § 1006Abs. 1 BGB nicht zu erschüttern, weil jeglicher Bezug zu den konkreten [X.] der jeweiligen Versender fehlt. Dieser Beurteilung steht die von [X.] in Bezug genommene Entscheidung [X.]Z 42, 53 nicht entgegen, [X.] dem dort entschiedenen Fall nicht die Anwendung des § 1006 BGB, sonderndie [X.]e Würdigung einer rechtsgeschäftlichen Vereinbarung [X.] stand; zudem war die vom Tatrichter angenommene Branchenüb-lichkeit des Eigentumsvorbehalts durch [X.] festgestellte Vertragsge-staltungen [X.] 13 -3. Das Berufungsgericht hat jedoch rechtsfehlerhaft ein [X.] Versicherungsnehmer der Klägerin unberücksichtigt gelassen.a) Die Revision wendet sich mit Erfolg gegen die Annahme des [X.], die Klägerin müsse sich die unterlassene [X.] beiden in Verlust geratenen Sendungen nicht als Mitverschulden ihrer Versiche-rungsnehmer anrechnen lassen.aa) Der Versender handelt dem Gebot nach § 254 Abs. 1 BGB, einerSchadensentstehung entgegenzuwirken, zuwider, wenn er trotz Kenntnis, daßder Spediteur die Sendung bei zutreffender Wertangabe mit größerer Sorgfaltbehandelt, von einer [X.] absieht und bei Verlust gleichwohl vollenSchadensersatz verlangt. Mit seinem Verzicht auf die vom Spediteur angebote-nen weitergehenden Schutzvorkehrungen setzt der Versender das Transportgutbewußt einem erhöhten Verlustrisiko aus mit der Folge, daß ihm der [X.] bei wertender Betrachtung gemäß § 254 BGB anteilig zuzurechnenist.Die Auffassung des Berufungsgerichts liefe im Ergebnis darauf hinaus,den Verursachungsbeitrag des Geschädigten gegenüber einer grob fahrlässi-gen Schadensverursachung des Schuldners vollständig auszuschließen. [X.] weitgehenden Ausschluß der Mitverantwortlichkeit des [X.] muß sich selbst ein vorsätzlich handelnder Schädiger nicht in [X.] entgegenhalten lassen (vgl. [X.]Z 57, 137, 145; 149, 337, 353 f.; [X.], [X.]. [X.], [X.], 129, 130).bb) Ein Mitverschulden der Versicherungsnehmer wegen unterlassener[X.] kann auch nicht im Hinblick auf Nr. 16.5 der [X.] 14 -förderungsbedingungen der Beklagten außer Betracht bleiben, wonach alleHaftungsbeschränkungen bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit der Beklagten,ihrer gesetzlichen Vertreter oder Erfüllungsgehilfen entfallen. Diese Klausel [X.] den Haftungsumfang der Beklagten und nicht die jedermann treffende [X.], einer Schadensentstehung entgegenzuwirken (vgl. [X.]Z 149, 337,354).cc) Das Berufungsgericht hat bislang keine Feststellungen dazu getrof-fen, ob die unterlassenen Wertangaben auf den in Verlust geratenen Versand-stücken den Schaden tatsächlich deshalb (mit-)verursacht haben, weil die [X.] bei richtiger Wertangabe ihre Sorgfaltspflichten besser erfüllt hätte [X.] dann nicht zu den Verlusten gekommen wäre. Die Beklagte hat unter [X.] auf ihre Allgemeinen Beförderungsbedingungen vorgetragen, sie sei [X.] Täuschung über den Warensendungswert daran gehindert worden, [X.] wertangemessen zu behandeln. Diesem Vorbringen wird das Be-rufungsgericht im wieder eröffneten Berufungsverfahren nachzugehen haben.b) Entgegen der Ansicht der Revision läßt sich ein Mitverschulden oderauch der Einwand des Rechtsmißbrauchs darüber hinaus nicht damit begrün-den, daß die Versicherungsnehmer die Geschäftsbeziehung zur Beklagten fort-gesetzt hätten, obwohl ihnen aufgrund langjähriger Zusammenarbeit mit [X.] deren Organisation bestens bekannt gewesen sei.aa) Eine Anspruchsminderung gemäß § 254 Abs. 1 BGB kann in [X.] kommen, wenn der Versender einen Spediteur mit der [X.] beauftragt, von dem er weiß oder zumindest hätte wissen müssen, daßes in dessen Unternehmen aufgrund von groben [X.] immerwieder zu Verlusten kommt. Die Auftragserteilung beinhaltet unter solchen [X.] 15 -ständen die Inkaufnahme eines Risikos, dessen Verwirklichung allein [X.] anzulasten unbillig erscheint und mit dem der Regelung des § 254BGB zugrundeliegenden Gedanken von [X.] und Glauben unvereinbar ist([X.], [X.]. v. 29.4.1999 - I ZR 70/97, [X.] 1999, 410, 411 = [X.]) Das Berufungsgericht hat ein Mitverschulden der Versender mit [X.] verneint, die angeblichen Schadensfälle in der Vergangenheit [X.] nicht hinreichend konkret dargetan. Überdies hat das Berufungsgericht dar-auf abgestellt, daß nicht erkennbar sei, daß die Verlustfälle ihre Ursache in [X.] im Bereich der Beklagten gehabt hätten, oder daß [X.] das äußere Bild des Schadensfalles den Schluß auf einen derartigen [X.] erlaubt hätte.cc) Auf der Grundlage dieser Feststellungen hat das Berufungsgerichtein Mitverschulden der Versender rechtsfehlerfrei verneint. Die Revision [X.] auf, daß den Versendern vor Erteilung der hier in Rede stehenden [X.] bekannt war oder hätte bekannt sein müssen, daß es bei der [X.]n aufgrund von groben [X.] wiederholt zu Verlustengekommen war. Die Kenntnis und Billigung der Transportorganisation der [X.]n reicht für sich allein zur Begründung eines Mitverschuldens nicht aus.Denn es ist im allgemeinen ausschließlich Sache des Spediteurs/Frachtführers,den Transportablauf - in den der Auftraggeber in der Regel keinen näheren [X.] hat - so zu organisieren, daß die ihm anvertrauten Güter weder Schadennehmen noch in Verlust geraten. Die Versicherungsnehmer der Klägerinbrauchten ohne besonderen Anlaß die Eignung, Befähigung und Ausstattungihres Vertragspartners nicht in Zweifel zu ziehen und zu überprüfen (vgl. [X.],[X.]. v. 15.11.2001 - I ZR 182/99, [X.] 2002, 302, 304, m.w.[X.] 16 -II[X.] Danach war das Berufungsurteil auf die Revision der [X.] und die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung, auchüber die Kosten der Revision, an das Berufungsgericht zurückzuverweisen.[X.]. [X.]

Meta

I ZR 128/00

13.02.2003

Bundesgerichtshof I. Zivilsenat

Sachgebiet: ZR

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 13.02.2003, Az. I ZR 128/00 (REWIS RS 2003, 4412)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2003, 4412

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