Bundespatentgericht, Beschluss vom 07.10.2021, Az. 30 W (pat) 503/20

30. Senat | REWIS RS 2021, 2035

Tags hinzufügen

Sie können dem Inhalt selbst Schlagworten zuordnen. Geben Sie hierfür jeweils ein Schlagwort ein und drücken danach auf sichern, bevor Sie ggf. ein neues Schlagwort eingeben.

Beispiele: "Befangenheit", "Revision", "Ablehnung eines Richters"

QR-Code

Gegenstand

Markenbeschwerdeverfahren – "dental.h/DENTAL X" – Dienstleistungsidentität - keine klangliche und schriftbildliche Verwechslungsgefahr – keine Verwechslungsgefahr durch gedankliches Inverbindungbringen


Tenor

In der Beschwerdesache

hat der 30. Senat (Marken- und Design-Beschwerdesenat) des [X.] auf die mündliche Verhandlung vom 7. Oktober 2021 unter Mitwirkung des Vorsitzenden [X.] Prof. Dr. Hacker sowie [X.] Meiser und Merzbach

beschlossen:

Die Beschwerde des Widersprechenden wird zurückgewiesen.

Gründe

I.

1

Gegen die am 9. Juli 2016 angemeldete und seit dem 10. August 2016 u.a. für die Dienstleistungen

2

„Klasse 40: Dienstleistungen eines Zahntechnikers;

3

Klasse 41: Durchführung von medizinischen Schulungen und Unterricht; Betrieb von Schulungseinrichtungen; Durchführung von Workshops [Schulung]; Organisation und Durchführung von Schulungsveranstaltungen; Ausbildungsdienstleistungen; [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] im Bereich Zahnmedizin; Unterweisung [Schulung] in Zahnpflege; Erstellung von Kursmaterialien zur Verteilung bei berufsbildenden Lehrgängen“

4

eingetragene Wortmarke 30 2016 019 900

5

dental.h

6

ist Widerspruch erhoben worden aus der am 9. Februar 2005 angemeldeten und seit dem 2. Juni 2005 u.a. für die Dienstleistungen

7

„Klasse 40: Dienstleistungen eines [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]labors;

8

Klasse 41: Veranstaltung und Durchführung von Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen, insbesondere für zahnärztliches und zahntechnisches Personal und für [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]labore; Desktop-Publishing (Erstellen von [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] mit dem Computer); Veröffentlichung und Herausgabe von QM-Handbüchern“

9

registrierten Wortmarke 305 07 297

[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]

wobei der Widerspruch allein auf die vorgenannten Dienstleistungen der Klassen 40 und 41 gestützt wurde und sich allein gegen die von der angegriffenen Marke beanspruchten Dienstleistungen der Klassen 40 und 41 richtet.

Der Inhaberin der angegriffenen Marke hat mit [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] vom 8. August 2017 die Benutzung der Widerspruchsmarke bestritten.

Der Widersprechende hat daraufhin vor der Markenstelle zur Glaubhaftmachung der Benutzung der Widerspruchsmarke verschiedene Unterlagen, u.a. eine eidesstattliche Versicherung ihres kaufmännischen Leiters, Herrn L…,
vorgelegt.

Die mit einem Beamten des gehobenen Dienstes besetzte Markenstelle für Klasse 44 des [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] hat mit Beschluss vom 14. Oktober 2019 den Widerspruch zurückgewiesen, da der Widersprechende auf die zulässige und hinsichtlich beider Benutzungszeiträume nach § 43 Abs. 1 Satz 1 und 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] (a.F.) statthafte Nichtbenutzungseinrede eine rechtserhaltende Benutzung der Widerspruchsmarke nicht glaubhaft gemacht habe.

Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Widersprechenden, mit der er unter Vorlage einer weiteren eidesstattlichen Versicherung des Herrn L… vom
20. August 2020 zunächst geltend macht, dass die Widersprechende mit den vorgelegten Benutzungsunterlagen eine rechtserhaltende Benutzung der Widerspruchsmarke für die dem Widerspruch zugrundeliegenden Dienstleistungen für beide nach § 43 Abs. 1 Satz 1 und 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] (a.F.) relevanten Benutzungszeiträume glaubhaft gemacht habe.

Ausgehend davon könne eine [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] zwischen den [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] nicht vereint werden.

Zwischen den mit dem Widerspruch angegriffenen Dienstleistungen der angegriffenen Marke und den auf Seiten der Widerspruchsmarke zu berücksichtigenden Dienstleistungen bestehe teilweise Identität und ansonsten eine hohe Ähnlichkeit.

Weiterhin verfüge die Widerspruchsmarke über eine von Haus aus durchschnittliche Kennzeichnungskraft. Der [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ sei als Wort einer „toten Sprache“ unterscheidungskräftig, da er vom Durchschnittsverbraucher nicht verstanden und daher auch nicht als beschreibend aufgefasst werde.

Ferner seien beide Marken klanglich, schriftbildlich und begrifflich hochgradig ähnlich. Sie stimmten in dem Bestandteil „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ überein und unterschieden sich nur geringfügig durch die abweichenden Buchstaben „h“ bzw. „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“, was aber im Gesamteindruck angesichts der weitreichenden Übereinstimmungen der beiden vom Verkehr als [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] aufgefassten Marken nicht ins Gewicht falle.

Der Widersprechende beantragt,

den angefochtenen Beschluss der Markenstelle für Klasse 44 des [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] vom 14. Oktober 2019aufzuheben und die angegriffene Marke 30 2016 019 900 aufgrund des Widerspruchs aus der Marke 305 07 297 in dem angegriffenen Umfang zu löschen.

Der Inhaber der angegriffenen Marke beantragt,

die Beschwerde zurückzuweisen.

Er macht geltend, dass es nach wie vor an einer Glaubhaftmachung einer rechtserhaltenden Benutzung der Widerspruchsmarke fehle. Unabhängig davon könne allein die Übereinstimmung beider Zeichen in dem ohne weiteres verständlichen beschreibenden Bestandteil „dental/[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ keine für eine [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] hinreichende Zeichenähnlichkeit begründen.

Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Akteninhalt Bezug genommen.

II.

Die gemäß § 64 Abs. 6 Satz 1 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] i. V. m. § 66 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] statthafte und auch im Übrigen zulässige Beschwerde der Widersprechenden hat in der Sache keinen Erfolg. Die Markenstelle hat im Ergebnis zutreffend angenommen, dass zwischen den Vergleichsmarken keine Gefahr von Verwechslungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] besteht. Daher hat die Markenstelle den Widerspruch im Ergebnis zu [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] (§ 43 Abs. 2 S. 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]).

A. Im Laufe des Widerspruchsverfahrens haben sich die Vorschriften des [[[[[[[[X.].].].].].].].]es mit Wirkung vom 14. Januar 2019 geändert. Eine für die Beurteilung des Streitfalls maßgebliche Änderung der Rechtslage folgt daraus nicht (vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 1316 Rn. 11 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]). Da die Anmeldung der angegriffenen Marke zwischen dem 1. Oktober 2009 und dem 14. Januar 2019 eingereicht wurde, sind bei hiergegen erhobenen Widersprüchen weiterhin die Vorschriften nach § 42 Abs. 1 und 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] in der bis zum 14. Januar 2019 geltenden Fassung anzuwenden (§ 158 Abs. 3 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]).

B. Die Frage, ob [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] im Sinne von § 9 Abs. 1 Nr. 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] vorliegt, ist unter Heranziehung aller relevanten Umstände des Einzelfalls umfassend zu beurteilen. Dabei ist von einer Wechselwirkung zwischen der Identität oder der Ähnlichkeit der Waren oder Dienstleistungen, dem Grad der Ähnlichkeit der Marken und der Kennzeichnungskraft der prioritätsälteren Marke in der Weise auszugehen, dass ein geringerer Grad der Ähnlichkeit der Waren oder Dienstleistungen durch einen höheren Grad der Ähnlichkeit der Marken oder durch eine gesteigerte Kennzeichnungskraft der älteren Marke ausgeglichen werden kann und umgekehrt (st. Rspr.; vgl. nur [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] [[[[[[[X.].].].].].].], 52 Rn. 41-43 – [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] [Roslagspunsch/ ROSLAGSÖL]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 1098 Rn. 44 – [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 933 Rn. 32 – [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] 2020, 870 Rn. 25 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 1058 Rn. 17 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]; GRUR 2018, 79 Rn. 7 – O[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]FORD/[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 1104 ff. – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 382 Rn. 19 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 283 Rn. 7 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] DEUTSCHE [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]). Bei dieser umfassenden Beurteilung der [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] ist auf den durch die Marken hervorgerufenen Gesamteindruck abzustellen, wobei insbesondere die unterscheidungskräftigen und dominierenden Elemente zu berücksichtigen sind (vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], a. a. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] Rn. 48 – [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] [Roslagspunsch/ ROSLAGSÖL]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] a. a. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] Rn. 25 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]/INJE[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]).

Nach diesen Grundsätzen ist eine markenrechtlich relevante Gefahr von Verwechslungen zwischen den Vergleichsmarken nicht zu besorgen.

1. Die auf die zulässige und hinsichtlich beider Benutzungszeiträume nach § 43 Abs. 1 Satz 1 und 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] (a.F.) statthafte Nichtbenutzungseinrede der Markeninhaberin aufgeworfenen [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] können dahinstehen. Denn auch wenn man zugunsten der Widersprechenden von der [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] ausgeht, wonach sich die Zeichen bei identischen bzw. hochgradig ähnlichen Dienstleistungen begegnen können, scheidet eine [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] zwischen den [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] aus.

2. Die aus einer Kombination des Begriffs „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ mit dem abgesetzt angefügten Bestandteil „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ gebildete Widerspruchsmarke verfügt jedenfalls in ihrer Gesamtheit über eine durchschnittliche Kennzeichnungskraft.

a. Allerdings handelt es sich bei dem [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ nicht um einen für den Durchschnittsverbraucher aufgrund seiner Herkunft aus dem [[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].] („dentalis“) ungewöhnlichen Begriff einer „toten Sprache“, sondern um ein seit langem in den inländischen Sprachgebrauch eingegangenes, lexikalisch nachweisbares, und daher entgegen der Auffassung des Widersprechenden nahezu jedermann bekanntes Wort bzw. Wortbildungselement mit der Bedeutung „die Zähne betreffend“ (vgl. DUDEN-online zu „dental“; ferner bereits [[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].]. v. 12.7.2000 – 29 W (pat) 175/99 – [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] WORLD, BeckRS 2012, 14383). Mit dieser Bedeutung erschöpft sich dieser [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] in einer glatt beschreibenden und damit schutzunfähigen Angabe zu Bestimmungs- und Verwendungszweck bzw. zu Gegenstand und Inhalt der für die Widerspruchsmarke registrierten Dienstleistungen, da diese ausnahmslos „die Zähne betreffen“ können.

b. Dies gilt aber nicht für den dem [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ angefügten und aufgrund seiner abgesetzten Stellung als eigenständiger [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] wahrgenommenen weiteren Bestandteil „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“, welchen man sowohl als Großbuchstaben „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ als auch als römische Zahl „10“ interpretieren kann.

Dieser verfügt in beiden möglichen Bedeutungen über eine originär durchschnittliche Kennzeichnungskraft. Denn auch bei Einzelbuchstaben oder ([[[[[[[[X.].].].].].].].]n wie [[[[[[[[X.].].].].].].].]) Ziffern kommt es für die Beurteilung ihrer Schutzfähigkeit nach allgemeinen Grundsätzen darauf an, ob der konkrete Buchstabe bzw. die konkrete Zahl im Bereich der einschlägigen Waren oder Dienstleistungen eine kennzeichnungsschwache oder schutzunfähige Angabe darstellt, z. B. als Abkürzung beschreibender Angaben oder wegen häufiger anderweitiger Verwendung ([[[[[[[[X.].].].].].].].]/Hacker/Thiering, [[[[[[[[X.].].].].].].].], 13. Aufl., § 8 [[[[[[[[X.].].].].].].].]. 253 sowie § 9 [[[[[[[[X.].].].].].].].]. 148; vgl. dazu auch [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] [[[[[[[X.].].].].].].]. 2017, 972 Nr. 72 [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]KING/[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]); ist dies nicht der Fall, ist es im Regelfall geboten, dem Einzelbuchstaben bzw. der Ziffer eine normale Kennzeichnungskraft zuzusprechen ([[[[[[[[X.].].].].].].].]/Hacker, ebenda; vgl. auch [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].][[[[[[[X.].].].].].].],930 Nr. 27, 29 - [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[X.].].].].].].].]). So liegt der Fall hier, da keine der genannten negativen Umstände (beschreibende Angabe, häufige Verwendung) festzustellen sind.

c. Dies führt zu einer normalen Kennzeichnungskraft des [[[[[[[[X.].].].].].].].]. Denn die Kennzeichnungskraft zusammengesetzter Zeichen bestimmt sich nach deren Gesamteindruck (Ströbele/Hacker/Thiering, aaO, § 9 [[[[[[[[X.].].].].].].].]. 137). Dabei ist es in der Regel so, dass das kennzeichnungsstärkste Element zugleich die Kennzeichnungskraft der Gesamtmarke bestimmt (Ströbele/Hacker, ebenda, m. w. N; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].][[[[[[[X.].].].].].].],766,769- Stofffähnchen). Vorliegend verbindet sich der [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ mit dem nachgestellten „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ zu einem einheitlichen Zeichen, welches vom Verkehr trotz des erkennbaren beschreibenden Aussagehalts von „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ jedenfalls in seiner Gesamtheit als [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] wahrgenommen wird, was ihm normale Kennzeichnungskraft zukommen lässt.

3. Die Vergleichsmarken weisen jedoch nur eine sehr geringe Zeichenähnlichkeit auf.

a. Bei der Beurteilung der Zeichenähnlichkeit ist grundsätzlich vom jeweiligen Gesamteindruck der einander gegenüberstehenden Zeichen auszugehen (vgl. z. B. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] 2013, 833, Nr. 45 - Culinaria/[[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[X.].].].].].].], 1040, Nr. 25 - pjur/pure; [[[[[[[X.].].].].].].], 930, Nr. 22 - [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[X.].].].].].].].]; [[[[[[[X.].].].].].].], 64, Nr. 15 - Maalox/[[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 729, Nr. 23 - MI[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]I). Dabei ist von dem allgemeinen Erfahrungssatz auszugehen, dass der Verkehr eine Marke so aufnimmt, wie sie ihm entgegentritt, ohne sie einer analysierenden Betrachtungsweise zu unterwerfen. Die Frage der Ähnlichkeit sich gegenüberstehender Zeichen ist nach deren Ähnlichkeit in Klang, ([[[[[[[X.].].].].].].] und Sinngehalt zu beurteilen, weil Marken auf die mit ihnen angesprochenen Verkehrskreise in klanglicher, bildlicher und begrifflicher Hinsicht wirken (vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] [[[[[[[X.].].].].].].], 413, Nr. 19 - [[[[[[[X.].].].].].].]/SIR; GRUR 2005, 1042, Nr. 28 - [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] LIFE; [[[[[[[X.].].].].].].]. 2004, 843, Nr. 29 - [[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] 2015, 1009 Nr. 24 - [[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 235, Nr. 15 - [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/[[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[X.].].].].].].], 484, Nr. 32 - [[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[X.].].].].].].], 60, Nr. 17 - coccodrillo; [[[[[[[X.].].].].].].], 779, 781 - Zwilling/Zweibrüder). Dabei genügt für die Annahme einer [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] regelmäßig bereits die hinreichende Übereinstimmung in einer Richtung (st. Rspr. vgl. z. B. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] 2015, 1009, Nr. 24 - [[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[X.].].].].].].], 1114, Nr. 23 - [[[[[[[X.].].].].].].]; [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 235, Nr. 18 - [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/[[[[[[[X.].].].].].].] m. w. N.; vgl. Ströbele/Hacker/Thiering, aaO § 9 [[[[[[[[X.].].].].].].].]. 270 m. w. N.). Abzustellen ist dabei auf die Wahrnehmung des angesprochenen Durchschnittsverbrauchers, der eine Marke regelmäßig in ihrer Gesamtheit erfasst und nicht auf die verschiedenen Einzelheiten achtet (vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] in [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], 283 Rn. 37 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] m. w. N.).

Ausgehend davon weisen die Vergleichsmarken sowohl in klanglicher wie auch schriftbildlicher Hinsicht nur eine sehr geringe Ähnlichkeit auf.

b. Maßgeblich dafür ist, dass der Übereinstimmung in dem [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ aus Rechtsgründen kein entscheidendes Gewicht bei der Beurteilung der Zeichenähnlichkeit zukommt.

aa. Zwar dürfen beschreibende [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]e bei der Prüfung der Zeichenähnlichkeit nicht von vornherein außer Betracht bleiben, da die einander gegenüberstehenden Kennzeichen bei dieser Prüfung jeweils als Ganzes zu berücksichtigen und in ihrem Gesamteindruck miteinander zu vergleichen sind (vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], [[[[[[[X.].].].].].].], 870 Nr. 71 – [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]/INJE[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]). Dies bedeutet aber nicht, dass Übereinstimmungen in beschreibenden Angaben für sich gesehen ohne weitere Übereinstimmungen kollisionsbegründend wirken können. Vielmehr sind bei der Beurteilung der Zeichenähnlichkeit insbesondere die unterscheidungskräftigen und dominierenden Elemente der [[[[[[[X.].].].].].].] zu berücksichtigen. Einer beschreibenden Angabe kann daher kein bestimmender Einfluss auf den Gesamteindruck einer Marke zukommen, weil der Verkehr beschreibende Angaben nicht als Hinweis auf die betriebliche Herkunft der Waren oder Dienstleistungen, sondern lediglich als Sachhinweis auffasst. Für den Schutzumfang einer an eine beschreibende Angabe angelehnten Marke sind deshalb nur diejenigen Merkmale bestimmend, die dieser Marke Unterscheidungskraft verleihen. Entsprechend eng ist der Schutzbereich der Marke bei nur wenig kennzeichnungskräftigen Veränderungen gegenüber der beschreibenden Angabe zu fassen(vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] aaO Nr. 72).

Wenngleich somit ein kennzeichnungsschwacher bzw. schutzunfähiger Bestandteil den jeweiligen maßgeblichen Gesamteindruck der [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] durchaus mitbestimmen und im Zusammenhang mit weiteren Ähnlichkeiten beider Marken für die Bejahung der [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] Bedeutung erlangen kann (vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].], [[[[[[[X.].].].].].].], 783, 785 - NEURO-VIBOLE[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]/NEURO-FIBRAFLE[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]), so kann gleichwohl allein eine Übereinstimmung in einer beschreibenden Angabe (hier [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/dental) ohne jegliche weitergehende Ähnlichkeiten bei den übrigen (schutzfähigen) [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]en (hier: „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ bzw. „.h“), die der Verkehr aufgrund der Schutzunfähigkeit des beschreibenden Bestandteils als allein individualisierende Merkmale betrachten und damit zur Unterscheidung heranziehen wird, keine für eine [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] relevante Zeichenähnlichkeit begründen, und zwar unabhängig von der tatsächlichen Frage, ob der Verkehr gleichwohl in Bezug auf einen solchen beschreibenden Bestandteil Verwechslungen unterliegt. Denn ebenso wenig wie Schutz für die zugrundeliegende schutzunfähige Bezeichnung beansprucht werden kann, kann allein aus der Übereinstimmung beider Markenwörter in einem solchen Bestandteil eine [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] abgeleitet werden.

bb. Im vorliegenden Fall handelt es sich bei den [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] nicht um Abwandlungen einer beschreibenden Angabe („[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“), sondern beide Zeichen kombinieren die glatt beschreibende Angabe „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/dental“ mit einem Buchstaben („[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ bzw. „.h“). Schutzbegründend wirkt bei der Widerspruchsmarke daher allein die Hinzufügung des [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]s „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“, was auch für die angegriffene Marke hinsichtlich des Buchstabens „.h“ gilt. Der stimmlose Laut „h“ und der Bestandteil „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ weisen aber bei einer zu erwartenden Aussprache von „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ wie „icks“ bzw. – als Zahl – „zehn“ weder im Klangbild noch in ihrer für das das Schriftbild maßgeblichen Umrisscharakteristik ([[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] gegenüber h) irgendwelche Gemeinsamkeiten und Annäherungen auf. Die jeweils die Eigenprägung gegenüber der beschreibenden Angabe „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]“ begründenden und vom Verkehr zur Unterscheidung herangezogenen Bestandteile „[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].]“ bzw. „.h“ der [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] sind daher absolut unähnlich.

c. Stimmen die [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] somit allein in dem schutzunfähigen Wortbestandteil „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/dental“ überein, verfügen die [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] in ihrer Gesamtheit lediglich über eine sehr geringe Zeichenähnlichkeit.

4. In Anbetracht der dieser sehr geringen Ähnlichkeit der [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].] scheidet in der Gesamtabwägung die Annahme einer unmittelbaren [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] bei anzunehmender durchschnittlicher Kennzeichnungskraft der Widerspruchsmarke selbst bei identischen Dienstleistungen aus.

5. Ebenso wenig besteht eine Gefahr, dass die Zeichen gedanklich miteinander in Verbindung gebracht werden. Allein die Verwendung eines ähnlichen Zeichenbildungsprinzips ist nicht geeignet, eine solche Gefahr zu begründen, da dies darauf hinausliefe, der Widersprechenden unabhängig von dem maßgeblichen klanglichen und schriftbildlichen Gesamtbild ein Monopol nicht nur für ein bestimmtes Zeichen, sondern darüber hinaus für eine bestimmte Methode der Zeichenbildung zuzusprechen. Der Inhaber einer Marke hat aber grundsätzlich keinen Anspruch darauf, dass ein allgemeines Prinzip, welches der Bildung seines Zeichens zugrunde liegt, ausschließlich seiner Nutzung vorbehalten bleibt und von [X.] nicht aufgegriffen werden darf. So kann die sinngemäße Übereinstimmung eines [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]s nicht zur Begründung einer Zeichenähnlichkeit herangezogen werden, wenn der Verkehr rein assoziative gedankliche Verbindungen über einen den beiden Zeichen gemeinsamen Oberbegriff oder ein beiden Zeichen zugrunde liegendes Zeichenbildungsprinzip herstellt (vgl. [[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].] 2015, 1114 Nr. 33 – [[[[[[[X.].].].].].].]; Ströbele/Hacker/Thiering, aaO, § 9 [[[[[[[[X.].].].].].].].]r. 512); dies gilt erst recht, wenn sich ein solches Prinzip wie hier maßgeblich auf eine die Dienstleistungen glatt beschreibende Angabe wie „[[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].]/dental“ gründet.

C. Hinsichtlich der Kosten des Beschwerdeverfahrens verbleibt es bei der gesetzlichen Regelung des § 71 Abs. 1 S. 2 [[[[[[[[[[[[X.].].].].].].].].].].].], da Billigkeitsgründe für die Auferlegung der Kosten auf einen Beteiligten weder vorgetragen worden noch sonst ersichtlich sind.

Meta

30 W (pat) 503/20

07.10.2021

Bundespatentgericht 30. Senat

Beschluss

Sachgebiet: W (pat)

§ 9 Abs 1 Nr 2 MarkenG, § 42 Abs 1 MarkenG vom 04.04.2016, § 42 Abs 2 MarkenG vom 04.04.2016, § 43 Abs 1 MarkenG vom 25.10.1994, § 158 Abs 3 MarkenG

Zitier­vorschlag: Bundespatentgericht, Beschluss vom 07.10.2021, Az. 30 W (pat) 503/20 (REWIS RS 2021, 2035)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2021, 2035

Auf dem Handy öffnen Auf Mobilgerät öffnen.


Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

Ähnliche Entscheidungen

30 W (pat) 9/22 (Bundespatentgericht)


30 W (pat) 73/21 (Bundespatentgericht)


30 W (pat) 520/19 (Bundespatentgericht)

Markenbeschwerdeverfahren – "MetroIntegrator (IR-Marke)/METRO (Wort-Bild-Marke)" – Warenidentität – zur Kennzeichnungskraft – durchschnittliche Kennzeichnungskraft im maßgeblichen …


30 W (pat) 66/21 (Bundespatentgericht)


30 W (pat) 510/21 (Bundespatentgericht)

Markenbeschwerdeverfahren – „Aura Pura (Wortmarke)/AURA (IR-Marke)“ - Verwechslungsgefahr


Referenzen
Wird zitiert von

26 W (pat) 594/20

Zitiert

Keine Referenz gefunden.

Zitieren mit Quelle:
x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.