Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 26.02.2015, Az. III ZB 55/14

III. Zivilsenat | REWIS RS 2015, 14833

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BUNDESGERICHTSHOF

BESCHLUSS
III ZB 55/14
vom

26. Februar 2015

in dem Rechtsstreit

Nachschlagewerk:
ja
[X.]Z:
nein
[X.]R:
ja

ZPO § 233 Fc, Fd

a)
Für die Ausräumung eines Organisationsverschuldens des Rechtsanwalts muss eindeutig feststehen, welche Bürokraft zu einem bestimmten Zeitpunkt jeweils ausschließlich für die Fristenkontrolle zuständig ist.

b)
Die gebotene Fristenkontrolle findet nicht statt, wenn die Fristenlöschung durch eine Bürokraft erfolgt, der weder die Akte noch eine direkte [X.] des sachbearbeitenden Rechtsanwalts vorliegt. Die bloße Mitteilung einer anderen Bürokraft, die betreffende Frist solle gelöscht werden, genügt als Grundlage für eine Fristenstreichung nicht.

[X.], Beschluss vom 26. Februar 2015 -
III ZB 55/14 -
O[X.]

[X.]
-

2

-

Der III.
Zivilsenat des [X.]
hat am 26. Februar 2015 durch den Vizepräsidenten [X.] und [X.], [X.], [X.] und [X.]

beschlossen:

Die Rechtsbeschwerde des [X.] gegen den Beschluss des 6.
Zivilsenats des [X.] vom [X.] 2014 -
I-6
[X.] -
wird als unzulässig verworfen.

Die Kosten des [X.] hat der Kläger zu tragen.

Der Gegenstandswert für die Rechtsbeschwerde beträgt bis zu

Gründe:

I.

Der Kläger verlangt von den Beklagten Schadensersatz im Zusammen-hang mit einer Beteiligung an einem geschlossenen Immobilienfonds. Das [X.] hat die Klage abgewiesen. Gegen dieses
am 16. April 2014 zuge-stellte Urteil hat der Kläger rechtzeitig Berufung eingelegt. Nachdem bis zum Ablauf des 16. Juni 2014 keine Berufungsbegründung eingegangen war, wurde der Kläger hierauf mit Verfügung des Berufungsgerichts vom 17. Juni 2014 hin-gewiesen. Mit Schriftsätzen
vom 8. Juli 2014, beide eingegangen am selben 1
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Tage, hat der Kläger seine Berufung begründet und bezüglich der Versäumung der Berufungsbegründungsfrist die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand [X.].

Der Kläger hat in seinem Wiedereinsetzungsgesuch vorgetragen, dass es durch ein "singuläres Versehen"
der langjährig erfahrenen und bislang stets zuverlässig tätig gewesenen persönlichen Sekretärin seines Rechtsanwalts [X.]

, Frau P.

, zur vorzeitigen Löschung der Berufungsbegründungs-frist und hierdurch zur Versäumung dieser Frist gekommen sei. Die persönliche Sekretärin des Rechtsanwalts
sei neben der zentralen [X.] der Anwaltskanzlei, die durch [X.]

wahrgenommen werde, für die Überwa-chung der Fristen zuständig. Die Fristenkontrolle sei in der Anwaltskanzlei so gestaltet, dass für die eingehende Post von der zentralen Fristenkontrolle ([X.]

) die Wiedervorlage-
und Notfristen (sogenannte [X.]omptfristen) in den zentralen [X.] eingetragen und sodann auf den Schriftstücken [X.] würden. Dementsprechend seien nach Eingang des Urteils des Landge-richts die Berufungseinlegungsfrist ([X.]; [X.][omptfrist]: 15.05.2014) und die Berufungsbegründungsfrist ([X.] 08.06.2014; [X.][omptfrist]: 13.06.2014) auf dem Urteil und im [X.] eingetragen worden. In der [X.] bestehe die seit Jahrzehnten geltende und reibungslos funktionierende An-weisung, dass an dem jeweiligen Tag die eingetragenen Fristen von der zentra-len Fristenkontrolle ([X.]

) telefonisch an die jeweiligen persönlichen Sek-retärinnen der Anwälte (hier: Frau P.

) durchgegeben würden, die die Ak-ten den sachbearbeitenden Rechtsanwälten vorlegten und verpflichtet seien, darauf zu achten, dass die eingetragenen Fristen erst nach Bearbeitung ge-löscht würden. Die den Streitfall betreffende Akte sei Rechtsanwalt [X.]

nicht erst am 8. Mai 2014, dem Wiedervorlagetermin für die Berufungseinle-gung, sondern bereits am 7. Mai 2014, nämlich im Zusammenhang mit dem 2
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Eingang der Deckungszusage der Rechtsschutzversicherung, vorgelegt [X.]. Rechtsanwalt [X.]

habe sodann die Berufungsschrift diktiert und nach Niederschrift des Diktats durch Frau P.

selbst am späten [X.] an das Berufungsgericht per Telefax übersandt. Er habe die Fristen für die Berufungseinlegung (08.05.2014 und 15.05.2014) auf dem landgerichtlichen Urteil gestrichen, diese Streichung mit seinem Handzeichen versehen
und die Akte mit der Berufungsschrift und dem [X.] am Abend auf seinem Schreibtisch liegen lassen. Am Vormittag des nächsten Tages habe er Frau P.

sinngemäß gesagt: "In der Sache Kü.

habe ich die [X.] schon rausgeschickt, bitte entsprechend an [X.]

durchgeben, dass die [X.]omptfrist für die Berufungseinlegung gelöscht werden kann."
Frau P.

habe die Akte aus [X.] von Rechtsanwalt [X.]

mitge-nommen und zu ihrem Schreibtisch gebracht. Dort habe sie nach Erledigung mehrerer Telefonate [X.]

per E-Mail geschrieben: "[X.]omptfristen strei-chen, Kü.

./. S.

u.a., [X.], 10 [X.]/12, Urteil vom 15.04.2014, [X.] 08.06.2014, [X.] 15.05.2014, [X.] 13.06.2014", also versehentlich mitgeteilt, dass auch die Fristen für die Berufungsbegründung gestrichen wer-den sollten. Dies habe [X.]

in dem von ihr geführten zentralen Fristenka-lender dann auch so vollzogen, so dass die rechtzeitige Aktenvorlage für die Berufungsbegründung unterblieben sei.

In der Anwaltskanzlei bestehe die allgemeine Anweisung, dass grund-sätzlich nur die mit der Fristenkontrolle betrauten persönlichen Sekretärinnen überhaupt Fristen streichen dürften, und dies auch erst, nachdem sie sich [X.] oder des zu erledigenden [X.]es vergewissert hätten, dass zweifelsfrei nichts mehr zu veranlassen sei, oder wenn sie dazu (wie hier) eine konkrete Einzelanweisung des Rechtsanwalts erhalten hätten. In Fällen wie dem vorliegenden, in denen eine Frist lange vor dem letzten Tag des [X.]
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laufs erledigt sei, weil entweder der zu fertigende
[X.] nachweislich [X.] oder etwa entschieden worden sei, ein Rechtsmittelverfahren nicht durchzuführen, teile Frau P.

auf Anweisung von Rechtsanwalt [X.]

hin [X.]

mit, dass die bei ihr im [X.] eingetragene konkrete Frist gelöscht werden könne. Damit solle verhindert werden, dass die Akte we-gen der erledigten Frist zu einem späteren Zeitpunkt nochmals vorgelegt werde. Nur dann, wenn [X.]

konkret unter Angabe der genauen Akte und Frist angewiesen werde, eine Frist vorzeitig im zentralen [X.] zu strei-chen, nehme sie die Fristenstreichung vor; einer etwaigen Anweisung zu einer pauschalen Fristenstreichung (etwa: "alle Fristen eines Tages") komme sie nicht nach.

Das Berufungsgericht hat den Wiedereinsetzungsantrag zurückgewiesen und die Berufung als unzulässig verworfen. Hiergegen richtet sich die Rechts-beschwerde des [X.].

II.

Die nach §
574
Abs.
1 Satz
1 Nr.
1 in Verbindung mit §
522
Abs.
1 Satz
4, §
238
Abs.
2
ZPO
statthafte sowie rechtzeitig eingelegte und [X.] Rechtsbeschwerde ist nicht zulässig, weil weder die Rechtssache grundsätz-liche Bedeutung hat noch die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des [X.] erfordern (§ 574 Abs. 2 ZPO).

1.
Das Berufungsgericht hat ausgeführt, dass dem Rechtsanwalt des [X.] ein Organisationsverschulden zur Last falle, welches sich der Kläger zu-4
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rechnen lassen müsse. Nach allgemeiner Anweisung sei es in der [X.] möglich gewesen, dass die mit der zentralen Fristenkontrolle (einschließlich der Streichung von Fristen im zentralen [X.]) betraute Mitarbeiterin H.

eine Frist habe löschen dürfen, ohne zur Kontrolle die Handakte oder eine direkte Einzelanweisung des sachbearbeitenden Rechtsanwalts zu besitzen. Vielmehr sei es ihr erlaubt gewesen, aufgrund einer konkreten Anweisung der persönlichen Sekretärin des jeweiligen Rechtsanwalts Fristen zu löschen. Dadurch sei die Gefahr geschaffen worden, dass es zu einer versehentlichen Falschübermittlung habe kommen können, ohne dass die mit der konkreten Löschung der Frist befasste Mitarbeiterin H.

eine Überprüfungsmöglichkeit gehabt habe. Dem stehe nicht entgegen, dass die persönlichen Sekretärinnen ebenfalls eine Kontrollfunktion wahrnähmen und grundsätzlich nur sie über-haupt Fristen löschen dürften. Denn dadurch, dass sie die Fristen gerade nicht selber im [X.] löschten, sondern ihrerseits nur eine Anweisung zur Fristenlöschung an eine weitere Mitarbeiterin, die für den [X.] zu-ständig sei, erteilten, sei eine wirksame Fristenkontrolle nicht hinreichend ge-währleistet. Es müsse sichergestellt sein, dass eine Frist im [X.] erst dann
als erledigt gekennzeichnet werde, wenn der fristwahrende Schrift-satz gefertigt und dafür Sorge getragen worden sei, dass das Schriftstück tat-sächlich hinausgehe. Dies sei nur der Fall, wenn die Mitarbeiterin, die die [X.] im [X.] streiche, entweder eine eigene Überprüfungsmöglichkeit anhand der Handakte oder eine diesbezügliche konkrete Einzelanweisung des sachbearbeitenden Rechtsanwalts erhalten habe.

2.
Die Würdigung des Berufungsgerichts, der Kläger habe ein ihm gemäß §
85 Abs. 2 ZPO zuzurechnendes Verschulden seines Rechtsanwalts nicht auszuräumen vermocht, so dass ihm keine Wiedereinsetzung zu gewähren und seine Berufung als unzulässig zu verwerfen sei, befindet sich in [X.]
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mung mit der Rechtsprechung des [X.]. Die [X.] auf Gewährung wirkungsvollen Rechtsschutzes (Art. 2 Abs.
1 GG in Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip) und auf rechtliches Ge-hör (Art. 103 Abs. 1 GG) hat das Berufungsgericht nicht verletzt.

a) Es gehört zu den Aufgaben des [X.]ozessbevollmächtigten, dafür Sorge zu tragen, dass ein fristgebundener [X.] rechtzeitig erstellt wird und in-nerhalb der Frist bei dem zuständigen Gericht eingeht. Zu diesem Zweck muss der [X.]ozessbevollmächtigte sicherstellen, dass ihm die Akten von Verfahren, in denen Rechtsmitteleinlegungs-
und Rechtsmittelbegründungsfristen laufen, rechtzeitig vorgelegt werden, und zusätzlich eine Ausgangskontrolle schaffen, durch die zuverlässig gewährleistet wird, dass fristwahrende Schriftsätze auch tatsächlich rechtzeitig hinausgehen. Da für die Fristenkontrolle in jedem [X.] ein [X.] unabdingbar ist, muss der Rechtsanwalt sicher-stellen, dass die im Kalender vermerkten Fristen erst gestrichen werden oder ihre Erledigung sonst kenntlich gemacht wird, wenn die fristwahrende Maß-nahme durchgeführt, der [X.] also gefertigt und abgesandt oder zumin-dest postfertig gemacht und somit die weitere Beförderung der ausgehenden Post organisatorisch zuverlässig vorbereitet worden ist, oder wenn von einer (weiteren) Durchführung des Rechtsmittelverfahrens abgesehen werden soll. Dabei ist die für die Kontrolle zuständige Bürokraft anzuweisen, dass Fristen im Kalender erst zu streichen oder als erledigt zu kennzeichnen sind, nachdem sie sich anhand der Akte selbst vergewissert hat, dass zweifelsfrei nichts mehr zu veranlassen ist. Schließlich gehört zu einer wirksamen Fristenkontrolle auch eine Anordnung des [X.]ozessbevollmächtigten, durch die gewährleistet wird, dass die Erledigung der fristgebundenen Sachen am Abend eines jeden [X.] anhand des [X.]s von einer dazu beauftragten Bürokraft nochmals und abschließend selbständig überprüft wird (st. Rspr.; s. etwa [X.], 8
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Beschlüsse vom 7. Januar 2015 -
IV ZB 14/14, BeckRS 2015, 01755 Rn. 8; vom 9. Dezember 2014 -
VI [X.], BeckRS 2015, 00476 Rn. 8; vom 4.
No-vember 2014 -
VIII ZB 38/14, [X.], 253 f Rn. 8 f; vom 27. März 2012
-
II ZB 10/11, NJW-RR 2012, 745, 746 Rn. 9 und vom 5. März 2008 -
XII [X.], NJW-RR 2008, 1160, 1161 Rn. 11 ff
sowie Senatsbeschlüsse vom 27.
November 2013 -
III ZB 46/13, [X.] 2014, 1476 Rn 8 und vom 13. Sep-tember 2007 -
III ZB 26/07, [X.], 53, 54 -
jeweils mwN).

b) Nach diesen Maßgaben hat der Kläger nicht dargelegt und glaubhaft gemacht, dass im Büro seines Rechtsanwalts hinreichende organisatorische Vorkehrungen getroffen worden sind, welche die unberechtigte Streichung von Fristen verhindern und damit die rechtzeitige Vorlage fristgebundener Sachen sicherstellen.

aa) Aus den Ausführungen des [X.] ist schon nicht ersichtlich, welche konkrete Bürokraft für die Fristenkontrolle Verantwortung getragen hat. Eine solche Darlegung ist für die Ausräumung eines Organisationsverschuldens [X.] geboten. Es muss nämlich eindeutig feststehen, welche Fachkraft zu ei-nem bestimmten Zeitpunkt jeweils ausschließlich für die Fristenkontrolle zu-ständig ist (vgl. dazu [X.], Beschlüsse vom 3. November 2010 -
XII [X.], NJW 2011, 385, 386 Rn. 9 und vom 17. Januar 2007 -
XII [X.], NJW 2007, 1453 Rn. 12
f).

(1) Im Wiedereinsetzungsgesuch hat der Kläger ausgeführt, dass die persönliche Sekretärin seines Rechtsanwalts, Frau P.

, "neben der zentra-len [X.]"
der Anwaltskanzlei, die durch [X.]

wahrgenom-men werde, für die Überwachung der Fristen zuständig gewesen sei. Der [X.]kalender wurde nach den Angaben des [X.] indessen nicht von Frau 9
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P.

, sondern -
zentral -
allein von [X.]

geführt, welche die Fristen eintrug, deren Löschung vornahm und die persönlichen Sekretärinnen der Rechtsanwälte laufend über die jeweils aktuellen Fristen unterrichtete. Die per-sönlichen Sekretärinnen der Rechtsanwälte hatten nach dem Vortrag des [X.] die Aufgabe, darauf zu achten, dass die eingetragenen Fristen erst nach der
Bearbeitung gelöscht wurden. "Grundsätzlich"
durften nur "die mit der [X.]kontrolle betrauten persönlichen Sekretärinnen"
überhaupt Fristen streichen und gaben dies dann an [X.]

weiter.

(2) Aus diesem Vorbringen wird nicht in dem erforderlichen Maße deut-lich, welche Bürokraft in der Anwaltskanzlei ausschließlich mit der Fristenkon-trolle betraut gewesen ist.

Das Berufungsgericht hat angenommen, dass beide Bürokräfte, Frau P.

und [X.]

, Aufgaben der Fristenkontrolle wahrgenommen hätten. Dies greift der Kläger mit seiner Rechtsbeschwerde an. Er meint, das [X.] habe sich über seinen Vortrag hinweggesetzt und hierdurch seinen Anspruch auf Gewährung rechtlichen Gehörs verletzt. [X.]

habe eigen-ständig keine Fristen löschen dürfen, sondern nur auf Weisung der persönli-chen Sekretärin des Rechtsanwalts. [X.]

habe also nur Anweisungen ausgeführt. Die Verantwortung für die Fristenüberwachung und die alleinige Befugnis, Fristen streichen zu dürfen, hätten ausschließlich bei den persönli-chen Sekretärinnen gelegen.

Mit dieser Rüge berücksichtigt der Kläger seinen Vortrag im [X.] jedoch nicht vollständig. Dort hat er vorgebracht, dass Frau P.

"neben"
[X.]

("zentrale Fristenkontrolle") für die Überwachung der Fristen zuständig gewesen sei. Mit der Angabe "grundsätzlich"
in Bezug auf 12
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die Fristenstreichung hat er offen gelassen, wann und unter welchen [X.] die persönlichen Sekretärinnen oder [X.]

eine Fristenstreichung vor-nehmen dürfen. Unklar ist auch, wie die persönlichen Sekretärinnen in [X.] eigener Verantwortung eine Frist löschen können, wenn der Fristen-kalender doch -
insoweit eigenverantwortlich ("zentrale Fristenkontrolle") -
von [X.]

geführt und verwaltet wird. Anders als es die Rechtsbeschwerde gel-tend machen möchte, erscheint [X.]

hinsichtlich der Fristenlöschung un-ter Zugrundelegung des Vortrags im Wiedereinsetzungsgesuch nicht als bloßer "verlängerter Arm"
oder als ein schlichtes "Werkzeug"
der persönlichen Sekre-tärinnen. Vielmehr bleibt es -
auch weiterhin -
ungeklärt, welche der beiden Bü-rokräfte die gebotene "ausschließliche Fristenkontrolle"
auszuüben hatte.

bb) Unbeschadet dessen hat das Berufungsgericht zu Recht bean-standet, dass durch die dargelegten allgemeinen Anweisungen in der [X.] der zweitinstanzlichen [X.]ozessbevollmächtigten des [X.] nicht si-chergestellt gewesen ist, dass vor einer Fristenstreichung die dafür erforderli-chen
Kontrollen vorgenommen werden.

Durch organisatorische Anweisungen muss, wie oben (unter a) darge-stellt, gewährleistet werden, dass die zuständige Bürokraft eine Fristenlöschung erst vornimmt, nachdem sie sich anhand der Akte vergewissert hat, dass zwei-felsfrei nichts mehr
zu veranlassen ist. Diese Kontrolle wird unterlaufen, wenn die Fristenlöschung durch eine Bürokraft erfolgt, der weder die Akte noch eine direkte Einzelanweisung des sachbearbeitenden Rechtsanwalts vorliegt. Kon-trollmöglichkeit und Fristenlöschung fallen dann nämlich auseinander, eine wirksame Fristenkontrolle findet insoweit also nicht statt. Die bloße Mitteilung einer anderen Bürokraft, die betreffende Frist solle gelöscht werden, genügt als 15
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Grundlage für eine Fristenstreichung nicht (vgl. [X.], Beschluss
vom 28. April 1999 -
XII ZB 15/99, NJW-RR 1999, 1222).

cc) Schließlich ist eine Anordnung in der Kanzlei des Rechtsanwalts des [X.], durch die gewährleistet wird, dass die Erledigung der fristgebundenen Sachen am Abend eines jeden [X.] anhand des [X.]s von einer dazu beauftragten Bürokraft nochmals und abschließend selbständig überprüft wird, nicht dargetan.

Eine solche Kontrolle ist bereits deswegen notwendig, weil selbst bei sachgerechten Organisationsabläufen individuelle
Bearbeitungsfehler auftreten können, die es nach Möglichkeit aufzufinden und zu beheben gilt ([X.], [X.] vom 4. November 2014 aaO [X.] Rn. 9). Sie dient nicht allein dazu, zu überprüfen, ob sich aus den Eintragungen noch unerledigt gebliebene Frist-sachen ergeben, sondern soll auch feststellen, ob möglicherweise in einer be-reits als erledigt vermerkten [X.] die fristwahrende Handlung noch aus-steht ([X.] aaO
Rn. 10).

c) Nach alldem stellt sich die Versäumung der Berufungsbegründungs-frist nicht, wie der Kläger meint, lediglich als Folge eines unvorhersehbaren sin-gulären "Blackouts"
der persönlichen Sekretärin seines Rechtsanwalts dar, sondern vielmehr auch als Folge einer ungenügenden Kanzleiorganisation, die es verabsäumt hat, die erforderliche Fristenkontrolle im Zusammenhang mit der Löschung von Fristen sicherzustellen.

Hätte die mit der Fristenlöschung betraute Bürokraft ([X.]

) eine Überprüfung anhand der Akte vornehmen können oder wäre eine abendliche Fristenkontrolle anhand des [X.]s erfolgt, so wäre es bei gewöhnli-17
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chem Lauf der Dinge entweder gar nicht erst zur Löschung der die [X.] betreffenden Fristen gekommen oder diese Fristenlöschung wäre noch am selben Tage als unberechtigt aufgefallen und revidiert worden.

[X.]

[X.]

[X.]

Remmert
[X.]
Vorinstanzen:
[X.], Entscheidung vom 15.04.2014 -
10 [X.]/12 -

O[X.], Entscheidung vom 05.09.2014 -
I-6 [X.] -

Meta

III ZB 55/14

26.02.2015

Bundesgerichtshof III. Zivilsenat

Sachgebiet: ZB

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 26.02.2015, Az. III ZB 55/14 (REWIS RS 2015, 14833)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2015, 14833

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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