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Beispiele: "Befangenheit", "Revision", "Ablehnung eines Richters"
(Sozialgerichtliches Verfahren - fehlendes Rechtsschutzbedürfnis - Bagatellstreitwert - Grundsicherung für Arbeitsuchende - Leistungsberechnung - Rundungsregelungen gem § 41 Abs 2 SGB 2)
Einer Klage, mit der allein die Verletzung der Rundungsregelung nach dem SGB 2 geltend gemacht wird, fehlt es am allgemeinen Rechtsschutzbedürfnis.
Auf die Revision des Beklagten werden die Urteile des [X.] vom 23. Juni 2011 und des [X.] vom 9. März 2009 aufgehoben. Die Klage gegen die Bescheide des Beklagten vom 9. Januar 2008 und vom 17. September 2008 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 17. September 2008 wird abgewiesen.
Außergerichtliche Kosten sind nicht zu erstatten.
Die Klägerin begehrt weitere Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts für September 2007 in Höhe von 20 Cent, die sich nach ihrem Vorbringen allein aus Rundungsdifferenzen ergeben.
Der Beklagte bewilligte der Klägerin zuletzt mit Bescheid vom [X.] ua für September 2007 Leistungen in Höhe von 624,80 [X.] (Regelleistung und Mehrbedarf für werdende Mütter in Höhe von 376,50 [X.] sowie Kosten für Unterkunft und Heizung in Höhe von 248,30 [X.]). Mit ihrem Widerspruch machte sie (anwaltlich vertreten) die mangelnde Begründung des Bescheides und die unzutreffende Anwendung der [X.] des § 41 Abs [X.] ([X.]) in der Fassung des [X.] am Arbeitsmarkt (im Folgenden: alte Fassung
Hiergegen hat die Klägerin Klage zum Sozialgericht ([X.]) [X.] erhoben und dabei beantragt, ihr unter Änderung der genannten Bescheide "höhere Leistungen ([X.])" zu bewilligen. Das [X.] hat der Klage stattgegeben (Urteil vom [X.]). Aus der Anwendung der [X.] ergebe sich ein weiterer Leistungsanspruch in Höhe von 20 Cent. Das [X.] (L[X.]) hat auf die Nichtzulassungsbeschwerde des Beklagten die Berufung zugelassen und diese sodann mit Urteil vom 23.6.2011 zurückgewiesen. Die Klage sei zulässig. Allein ein geringer Streitwert lasse das Rechtsschutzinteresse nicht entfallen (Hinweis auf [X.]
Hiergegen richtet sich die vom Senat zugelassene Revision des Beklagten. Er ist der Ansicht, für die Klage auf einen [X.] bestehe kein allgemeines Rechtsschutzbedürfnis. Der möglicherweise bestehende Anspruch stehe in keinem Verhältnis zu den Kosten für die Bereithaltung der Justiz. Zudem würde ein vernünftig und rational handelnder Beteiligter keinen Rechtsanwalt beauftragen und so zusätzlich ein Kostenrisiko eingehen. Die Urteile der Vorinstanzen verletzten zudem materielles Recht. § 41 Abs 2 [X.] aF vermittele kein subjektives öffentliches Recht, denn er diene nicht dem Schutz der Individualinteressen.
Der Beklagte beantragt,
die Urteile des [X.]s vom 23. Juni 2011 und des Sozialgerichts [X.] vom 9. März 2009 aufzuheben und die Klage gegen die Bescheide des Beklagten vom 9. Januar 2008 und vom 17. September 2008 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 17. September 2008 abzuweisen.
Die Klägerin beantragt,
die Revision zurückzuweisen.
Sie hält die angefochtenen Urteile für zutreffend.
Die zulässige Revision ist begründet (§ 170 Abs 2 Satz 1 Sozialgerichtsgesetz <[X.]G>). Die Verurteilung zur Zahlung weiterer 20 Cent durch die Vorinstanzen verletzt den Beklagten in seinen Rechten, denn die [X.]lage ist schon nicht zulässig.
1. Streitgegenstand der Revision ist - wie im Berufungsverfahren - lediglich noch die Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von weiteren Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts in Höhe von 20 Cent für September 2007, die der Beklagte zuvor mit Bescheiden vom [X.] und vom 17.9.2008 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 17.9.2008 abgelehnt hat. Die [X.]lägerin hat sich nicht gegen das Urteil des [X.] gewandt, wonach sich lediglich ein Anspruch in dieser Höhe ergab. Der Beklagte ist nicht allein dadurch beschwert, dass das L[X.] in den Gründen davon ausgeht, es hätte sich bei zutreffender Berechnung über die Verurteilung durch das [X.] hinaus ein Anspruch von (weiteren) 6 Cent ergeben. Das L[X.] hat die Berufung des Beklagten (lediglich) zurückgewiesen und unter dem Gesichtspunkt der reformatio in peius nicht zur Zahlung von weiteren Leistungen verurteilt.
2. Die Revision des Beklagten ist statthaft und form- und fristgerecht eingelegt. Es fehlt - wie bereits bei Führung der Berufung - nicht am notwendigen Rechtsschutzbedürfnis für die Revision unabhängig davon, ob für die [X.]lageerhebung durch die [X.]lägerin ein Rechtsschutzbedürfnis bestand. Das Rechtsschutzbedürfnis ist keine besondere Voraussetzung für die Zulässigkeit eines Rechtsmittels, sondern ergibt sich im Allgemeinen ohne Weiteres aus der formellen Beschwer des Rechtsmittelklägers, der mit seinem Begehren in der vorangegangenen Instanz unterlegen ist. Mit dem Erfordernis der Beschwer ist in aller Regel gewährleistet, dass das Rechtsmittel nicht eingelegt wird, ohne dass ein sachliches Bedürfnis des Rechtsmittelklägers hieran besteht (vgl [X.] <[X.]> [X.]Z 57, 224, 225 = NJW 1972, 112; im Ausgangspunkt ebenso B[X.] Urteil vom 8.5.2007 - B 2 U 3/06 R - [X.] 4-2700 § 136 [X.] Rd[X.]3). Ein sachliches Bedürfnis in diesem Sinne liegt auch vor, wenn die eigentliche Beschwer vorwiegend von der den Rechtsmittelkläger belastenden [X.]ostenentscheidung ausgeht (vgl [X.] aaO; ähnlich [X.] 17.11.2009 - 1 BvR 1964/09 - NJW 2010, 1349 RdNr 9), selbst wenn das Rechtsmittel seinerseits nicht ausdrücklich auf die [X.]ostenentscheidung beschränkt sein darf (vgl § 144 Abs 4, § 165 [X.]G).
Zwar gilt auch für Rechtsmittel der allgemeine Grundsatz, dass niemand die Gerichte grundlos oder für unlautere Zwecke in Anspruch nehmen darf (hierzu etwa B[X.] Urteil vom 8.5.2007 - B 2 U 3/06 R - [X.] 4-2700 § 136 [X.] Rd[X.]3). Ein solcher Fall ist vorliegend aber nicht erkennbar. Der Beklagte hat trotz der geänderten Rechtslage in § 41 Abs 2 [X.]B II ein Interesse an der abschließenden [X.]lärung, ob die Inanspruchnahme der Gerichte allein wegen Beträgen, die sich aus der Anwendung der [X.]en ergeben, zulässig ist. Hierzu hat er bereits im Verfahren wegen der Zulassung der Revision vorgetragen, dass noch eine erhebliche Anzahl von [X.]lagen anhängig sei, die nur wegen der Anwendbarkeit der [X.] des § 41 Abs 2 [X.]B II aF geführt würden. Zum anderen ist auch im Hinblick auf § 41 Abs 2 [X.]B II in der seit dem 1.4.2011 geltenden Fassung des [X.] [X.] und zur Änderung des [X.] und [X.] ([X.] 453; neue Fassung
3. Die allein unter Hinweis auf die (behauptete fehlerhafte) Anwendung der [X.]en erhobene [X.]lage ist unzulässig. Der [X.]lägerin steht zwar eine [X.]lagebefugnis zu, denn sie behauptet, durch die teilweise Ablehnung einer höheren Leistung in eigenen Rechten verletzt zu sein (vgl § 54 Abs 1 Satz 2 [X.]G; dazu unter a). Es besteht gleichwohl kein (allgemeines) Rechtsschutzbedürfnis für einen Leistungsberechtigten, der mit seiner [X.]lage ausschließlich die Verletzung der [X.] nach § 41 Abs 2 [X.]B II aF geltend macht (dazu unter b).
a) Weder die [X.]lagebefugnis als Sachurteilsvoraussetzung, die die Prozessordnung an die schlüssige Behauptung der [X.]lägerin knüpft, in eigenen Rechten verletzt zu sein, noch die Verletzung der [X.]lägerin in ihren Rechten als Voraussetzung für den (möglichen) Erfolg der [X.]lage in der Sache, lassen sich im Hinblick auf die nach § 41 Abs 2 [X.]B II aF zur Anwendung kommenden [X.]en von vornherein verneinen. Wie das L[X.] zutreffend ausgeführt hat, handelt es sich auch bei dem Teil des Anspruchs auf Leistungen nach dem [X.]B II, der auf der Anwendung von [X.]en beruht, um ein subjektives Recht der [X.]lägerin.
Eine Rechtsvorschrift verlautbart dann ein subjektiv-öffentliches Recht, wenn sie nicht nur dem öffentlichen Interesse, sondern auch dem Interesse eines aus der Norm abgrenzbaren [X.]reises Privater zu dienen bestimmt ist, und wenn sie diesen Begünstigten die Rechtsmacht verleiht, die Befolgung der öffentlich-rechtlichen Pflicht von dem Hoheitsträger rechtlich verlangen zu können. Begünstigungen, die diesen [X.]riterien nicht genügen, sind dagegen bloße Rechtsreflexe (vgl etwa B[X.] Urteil vom [X.] - B 4 R 71/06 R - B[X.]E 97, 63 = [X.] 4-2500 § 255 [X.], Rd[X.]2 mwN).
Die sich aus der Anwendung der [X.] des § 41 Abs 2 [X.]B II aF ergebenden Vor- bzw Nachteile seitens des Leistungsberechtigten betreffen unmittelbar dessen durch das [X.]B II begründete Rechtsposition. Die Folgen der Rundung für den Einzelnen sind nicht bloßer (wirtschaftlicher) Reflex der Regelung. Der Fall der Abrundung macht deutlich, dass es sich um einen (wenn auch wirtschaftlich kaum fassbaren) Eingriff in eine Rechtsposition handelt. Mit seinem Vorbringen verkennt der Beklagte, dass die Frage, ob für eine Eingriffsnorm (hier die Abrundung) ein rechtfertigender Grund denkbar ist, nicht damit beantwortet werden kann, dieser Norm (wegen der Geringfügigkeit des Eingriffs) einen subjektiven Charakter abzusprechen und allein auf das gesetzgeberische Ziel der Verwaltungsvereinfachung abzustellen. Zu prüfen ist gerade, ob der geringfügige Eingriff auch in existenzsichernde Leistungen sich durch das ihm gegenüberstehende gesetzgeberische Ziel rechtfertigen lässt, die Auszahlung von [X.] zu vermeiden. Dies hat das B[X.] in seiner bisherigen Rechtsprechung bereits bejaht, worauf das L[X.] zutreffend hinweist (vgl etwa B[X.] Urteil vom 17.3.2009 - B 14 [X.]/07 R - [X.] 4-4200 § 11 [X.] Rd[X.]5).
b) Die [X.]lage ist aber unzulässig, weil es am allgemeinen Rechtsschutzbedürfnis fehlt. Ein [X.]lagebegehren, das aus Sicht der [X.]lägerin denkbar allein auf die Verletzung der [X.] des § 41 Abs 2 [X.]B II aF gestützt werden kann und mit dem folglich nur die in dieser [X.] zum Ausdruck kommende Beschwer (allenfalls 50 Cent pro Monat der Bewilligung von Leistungen) geltend gemacht wird, rechtfertigt für sich genommen die Inanspruchnahme gerichtlichen Rechtschutzes nicht.
Art 19 Abs 4 Grundgesetz (GG) gewährleistet effektiven und möglichst lückenlosen richterlichen Rechtsschutz gegen Akte der öffentlichen Gewalt (vgl [X.] vom 2.5.1984 - 2 BvR 1413/83 - [X.]E 67, 43 <58>). Gleichwohl kann der Zugang zu den Gerichten von bestimmten Zulässigkeitsvoraussetzungen, namentlich von einem bestehenden Rechtsschutzbedürfnis, abhängig gemacht werden (vgl nur [X.] vom 5.12.2001 - 2 BvR 1337/00 - [X.]E 104, 220, 232 mwN). Diese allen Prozessordnungen gemeinsame Sachentscheidungsvoraussetzung wird abgeleitet aus dem auch im Prozessrecht geltenden Gebot von Treu und Glauben (§ 242 Bürgerliches Gesetzbuch), dem Verbot des Missbrauchs prozessualer Rechte sowie dem auch für die Gerichte geltenden Grundsatz der Effizienz staatlichen Handelns. Sie verlangt vom [X.]läger, dass er ein Mindestmaß an berechtigtem [X.] geltend machen kann, das dem öffentlichen Interesse an einer effizienten Rechtspflege gegenüber gestellt werden kann. Letztlich geht es um das Verbot des institutionellen Missbrauchs prozessualer Rechte zu Lasten der Funktionsfähigkeit des staatlichen Rechtspflegeapparats (vgl [X.] in [X.]/[X.]/[X.], [X.]G, 10. Aufl 2012, Vor § 51 Rd[X.]6a, 19; [X.] in [X.]/[X.]/[X.], VwGO, 22. Aufl 2011, Vorb § 40, RdNr 74 ff; dazu auch [X.], [X.]schrift für Zivilprozess Band 120 <2007>, 199, 212; [X.]apsa, Die Regel "Minima non curat praetor" im Lichte des [X.]rechts, in: Der verfaßte Rechtsstaat, Festgabe für [X.]arin Großhof/[X.] 1998).
Die Höhe der geltend gemachten Forderung führt allerdings nicht schlechterdings und für sich allein betrachtet zum Fehlen des [X.]. Über die Frage, ob eine Forderung rechtlich anerkannt wird, hat grundsätzlich das materielle Recht, nicht das Prozessrecht zu entscheiden. Dessen Aufgabe ist es, die Verwirklichung aller materiellen Ansprüche in einem staatlichen Verfahren sicherzustellen, auch wenn sie geringfügig sind. Daraus, dass der [X.]läger auf Leistung an sich klagt und somit jedenfalls niemand anderes als der - vermeintliche - Inhaber des eingeklagten materiellen Anspruchs um Rechtsschutz nachsucht, ergibt sich auch das "objektive" Interesse der Rechtsordnung an der Inanspruchnahme des Gerichts. Das Rechtsschutzinteresse an einer vom vermeintlichen Inhaber des behaupteten Anspruchs erhobenen Leistungsklage fehlt deshalb nur dann, wenn besondere Umstände vorliegen, die das subjektive oder objektive Interesse an der Durchführung des Rechtsstreits entfallen lassen (vgl etwa [X.]
Dem entspricht auch die prozessuale Behandlung von Ansprüchen nach dem [X.]B II. Insbesondere die differenzierten Regelungen zur Berücksichtigung von Einkommen und Vermögen (§§ 9, 11, 12 [X.]B II) gerade in Bedarfsgemeinschaften (vgl § 7 Abs 3, § 9 Abs 2 [X.]B II) machen es für den Leistungsberechtigten schwierig, schon bei [X.]lageerhebung zu erkennen, welche Auswirkungen sich im Falle seines Obsiegens im Einzelnen auf seinen Leistungsanspruch ergeben. Von daher haben die für das Recht der Grundsicherung zuständigen [X.]e das Begehren gerichtet auf höhere Leistungen dem Grunde nach als zulässig angesehen (vgl allgemein zur Zulässigkeit eines Grundurteils B[X.] [X.] 3-1500 § 141 [X.]; zum Grundurteil im Streit um höhere Leistungen nach dem [X.]B II nur Urteil des 7b. [X.]s vom 7.11.2006 - B 7b [X.]/06 R - B[X.]E 97, 231 = [X.] 4-4200 § 22 [X.], Rd[X.]6). Voraussetzung für dessen Zulässigkeit ist allein, dass sich aus dem vom [X.]läger formulierten [X.]lagebegehren, ein höherer (wenngleich nicht bezifferter) Anspruch auf Leistungen ergibt, ohne dass ein bestimmter Wert im Sinne einer allgemeinen "Erheblichkeitsschwelle" zu fordern wäre.
Die Funktionsfähigkeit gerichtlichen Rechtsschutzes darf allerdings nicht durch Verfahren in Frage gestellt werden, in denen es bei Erhebung einer Anfechtungs- und Leistungsklage gerichtet auf höhere Leistungen dem Grunde nach dem Leistungsberechtigten nach dem [X.]B II isoliert um die Anwendung der [X.]en geht. Wie bereits dargelegt wird zwar (auch) insoweit die individuelle Rechtsposition des Leistungsberechtigten unmittelbar geregelt. Es verbleibt aber selbst im Bereich existenzsichernder Leistungen ein "Bagatellbereich" dort, wo der Gesetzgeber nicht aus Gründen der Existenzsicherung des Einzelnen, sondern zur Vereinfachung verwaltungsinterner Abläufe (und damit letztlich zur Beschleunigung der Auszahlung existenzsichernder Leistungen) bei der Berechnung der Leistung entsprechende Regelungen erlässt. Das mit [X.]lageerhebung hierauf beschränkte Begehren auf Leistungen im [X.] lässt die Inanspruchnahme von gerichtlichem Rechtschutz objektiv nicht gerechtfertigt erscheinen, denn es geht der [X.]lägerin erkennbar nicht um einen eigenen wirtschaftlich sinnvollen Vorteil. Dass der Gesetzgeber insoweit seinen Spielraum überschritten hätte, indem er mit 49 Cent (für den Fall der Abrundung) einen zu hohen Betrag als der Rundung zugänglich ansieht, ist nicht im Ansatz ersichtlich und ist auch von der [X.]lägerin (die sich nicht gegen eine Abrundung wehrt) nicht behauptet worden. Das Gericht braucht auf eine solche, von vornherein unzulässige [X.]lage hin nicht zu überprüfen, ob sich andere Sachverhalte und Regelungen finden lassen, die einen höheren Anspruch des Leistungsberechtigten stützen.
Demgegenüber tritt der Gedanke zurück, der Beklagte könne sich systematisch zur [X.]ostenersparnis auf eine rechtswidrige Rundungspraxis zurückziehen. Der Beklagte unterliegt als Träger der Grundsicherung dem Prinzip der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung (Art 20 Abs 3 GG). Im [X.] ist nicht von der Hand zu weisen, dass die fehlende Durchsetzbarkeit von [X.]leinstbeträgen vor Gericht den Schuldner veranlassen könnte, bewusst kleine Abzüge zu machen und damit einen "Rabatt von Amts wegen" zu erhalten. Dieser Gesichtspunkt prägt die Diskussion um die Berücksichtigung einer wirtschaftlichen Erheblichkeit als Zulässigkeitsschranke aus dem Rechtsgedanken "de minimis non curat praetor" im zivilrechtlichen Erkenntnisverfahren (befürwortend zuletzt [X.], [X.]schrift für Zivilprozess Band 120 <2007>, 199; dagegen die ganz herrschende Meinung, vgl etwa [X.] in [X.], ZPO, 29. Aufl 2012, Vor § 253 Rd[X.]8d mwN). Demgegenüber macht die Bindung der Verwaltung an Recht und Gesetz in einem öffentlich-rechtlichen Rechtsstreit einen entscheidenden Unterschied aus. Es ist von [X.] wegen auszuschließen, dass der Beklagte sich um der daraus folgenden Einsparung willen bewusst gesetzeswidrig verhält. Andernfalls wäre - auch insoweit zur Aufrechterhaltung der Effizienz der Gerichtsbarkeit - ein Eingreifen der zuständigen Rechts- und Fachaufsicht geboten.
Es mag zweifelhaft sein, ob in der [X.] von Inkrafttreten des [X.]B II zum 1.1.2005 bis zur Änderung der [X.] zum 1.4.2011 die bei Anwendung der [X.] offenkundig gewordenen Umsetzungsprobleme von Gesetzgebung und Verwaltung ausreichend berücksichtigt worden sind (zur Notwendigkeit der Änderung des § 41 Abs 2 aus Sicht des Gesetzgebers vgl BT-Drucks 17/3404 [X.]). Zutreffend weist das L[X.] darauf hin, dass offenbar in erster Linie die softwarebedingten Vorgaben zu einer Vielzahl von fehlerhaften Rundungen - auch zu Lasten der Träger - geführt haben (dazu auch [X.] [X.]/[X.]B 2011, 335; zur Problematik solcher softwarebedingten Vorgaben, die zur Begrenzung von sachlichen Entscheidungsspielräumen führen, bereits [X.]E 119, 331 = [X.] 4-4200 § 44b [X.] Rd[X.]80). Vor diesem Hintergrund ist § 41 Abs 2 [X.]B II in seiner neuen Fassung mit übergangsweise geltenden, abweichenden Maßgaben in [X.] getreten, die ausreichend [X.] für die technische Anpassung gewährleisten sollen (vgl § 77 Abs 14 [X.]B II und dazu BT-Drucks 17/3404 [X.]). Dem Gesetzgeber war also offenbar nicht nur die unklare Gesetzeslage, sondern auch die Problematik der technischen Umsetzung entsprechender [X.] bekannt.
Dem einzelnen Leistungsberechtigten kommt aber nicht allein deshalb ein Rechtsschutzinteresse zu, weil strukturelle Fehler im Vollzug des Gesetzes erkennbar werden. Das macht der Ausschluss der [X.] im [X.]G ebenso wie den anderen Verfahrensordnungen deutlich. Ein Einzelner kann eine [X.]lage nicht nur führen, um sich zum Sachwalter der Interessen der Allgemeinheit am korrekten Vollzug der Gesetze zu machen. Im Einzelfall muss ein darüber hinausgehendes allgemeines Rechtschutzinteresse hinzukommen um zu verhindern, dass gerade im hoch belasteten Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende nur aus Rechthaberei Prozesse geführt werden.
Schließlich bedeutet das vorliegende Ergebnis nicht, dass die entsprechenden Rechtsfragen durch Gerichte schlechterdings nicht geklärt werden könnten. In Rechtsstreitigkeiten, die zulässigerweise auf eine höhere Leistung gerichtet sind, ist auch der Anspruch auf Rundung zu beachten und hierüber zu entscheiden. Dementsprechend sind im Laufe des vorliegenden Rechtsstreits eine Reihe von Entscheidungen des B[X.] ua auch zur Anwendung der [X.] ergangen (etwa B[X.] Urteil vom 10.5.2011 - B 4 [X.]0/10 R - [X.] 4-4200 § 21 [X.]2 Rd[X.]7; B[X.] Urteil vom 17.3.2009 - B 14 [X.]/07 R - [X.] 4-4200 § 11 [X.] Rd[X.]5; B[X.] Urteil vom [X.] - B 11b [X.] - [X.] 4-4200 § 24 [X.] Rd[X.]5; im Einzelnen zur Rechtsprechung [X.], [X.] 2009, 111).
Mit diesem Ergebnis sieht sich der [X.] nicht in Widerspruch zu der vom L[X.] zitierten Rechtsprechung des [X.] zur Bewilligung von Prozesskostenhilfe ( zur Bewilligung von P[X.]H in Angelegenheiten des [X.]B II insbesondere Beschlüsse vom 24.3.2011 - 1 BvR 1737/10 - NJW 2011, 2039 und - 1 BvR 2493/10 - [X.]/[X.]B 2011, 475 = NZS 2011, 775).
Die [X.]ostenentscheidung beruht auf § 193 [X.]G.
Meta
12.07.2012
Urteil
Sachgebiet: AS
vorgehend SG Nordhausen, 9. März 2009, Az: S 18 AS 3288/08, Urteil
§ 54 Abs 1 S 2 SGG, § 41 Abs 2 SGB 2, Art 19 Abs 4 GG, Art 20 Abs 3 GG
Zitiervorschlag: Bundessozialgericht, Urteil vom 12.07.2012, Az. B 14 AS 35/12 R (REWIS RS 2012, 4755)
Papierfundstellen: REWIS RS 2012, 4755
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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.
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