Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 24.10.2019, Az. 2 AZR 158/18

2. Senat | REWIS RS 2019, 2248

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Gegenstand

Tarifvertrag - verkürzte Kündigungsfrist - Sozialplan - Hafenarbeiter


Leitsatz

Aufgrund der den Tarifvertragsparteien durch § 622 Abs. 4 BGB eröffneten Regelungsbefugnis können diese eine Verkürzung der gesetzlichen Kündigungsfristen an die Voraussetzung knüpfen, dass das jeweilige Arbeitsverhältnis in den Geltungsbereich eines wirksamen Sozialplans (§ 112 Abs. 1 Satz 2 BetrVG) fällt.

Tenor

1. Auf die Revision des [X.] wird das Urteil des [X.] vom 13. Februar 2018 - 4 [X.]/17 - aufgehoben.

2. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung - auch über die Kosten des Revisionsverfahrens - an das [X.] zurückverwiesen.

Tatbestand

1

Die Parteien streiten zuletzt nur noch über den Zeitpunkt der Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses.

2

Der im Jahr 1964 geborene Kläger war bei der [X.] bzw. ihren [X.] seit 1980 als Hafenarbeiter beschäftigt. Auf das Arbeitsverhältnis fanden nach den Angaben im Berufungsurteil der Rahmentarifvertrag für die Hafenarbeiter der [X.] Seehafenbetriebe (im [X.]) und die dazu jeweils abgeschlossenen Sonderbestimmungen Anwendung.

3

Im [X.], gültig ab 1. April 1992 idF vom 13. September 2001, abgeschlossen zwischen dem Zentralverband der [X.] Seehafenbetriebe e.V. und [X.] - [X.], heißt es ua.:

        

„§ 19 Soziale Regelungen bei betrieblichen Veränderungen

        

1. In Betrieben mit in der Regel mehr als 20 Beschäftigten, in denen grundlegende arbeitsorganisatorische Maßnahmen oder grundlegende Veränderungen der Arbeitstechnik zu nicht unerheblichen Nachteilen für wesentliche Teile der Belegschaft führen können, sind Maßnahmen nach Maßgabe der folgenden Ziffern zu ergreifen.

        

…       

                 

        

5. Endet das Arbeitsverhältnis aufgrund einer Maßnahme gemäß Ziff. 1, hat der Arbeitnehmer einen Anspruch auf eine Abfindung, deren Höhe zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung zu vereinbaren ist.

        

Die Beträge aus diesen Abfindungen können auf Abfindungssummen aus Sozialplänen bzw. zugesprochenen Abfindungen aus arbeitsgerichtlichen Urteilen, die im Zusammenhang mit dem Verlust des Arbeitsverhältnisses stehen, angerechnet werden.

        

6. Vereinbarungen, die bei Abschluss dieses Tarifvertrages günstigere Regelungen zum Inhalt haben, gelten weiterhin fort.

        

Unbeschadet der oben genannten Regelungen bleiben die Rechte der Betriebsräte aus dem [X.] unberührt, insbesondere sind weitergehende sowie positivere Regelungen in Betriebsvereinbarungen weiterhin zulässig.

        

…       

        

§ 21 Kündigung

        

1. Zwischen dem [X.] und dem Hafeneinzelbetrieb sowie zwischen dem Gesamthafenarbeiter und dem zuständigen Verwaltungsträger des Gesamthafenbetriebes beträgt die Kündigungsfrist für beide Seiten 4 Wochen.

        

Hat das Arbeitsverhältnis einschließlich der Ausbildungszeit bei demselben Arbeitgeber 5 Jahre bestanden, so erhöht sich diese Kündigungsfrist auf einen Monat zum Monatsende.

        

Hat das Arbeitsverhältnis einschließlich der Ausbildungszeit bei demselben Arbeitgeber 10 Jahre bestanden, so erhöht sich diese Kündigungsfrist auf 3 Monate zum Ende eines Kalendervierteljahres.

        

Hat das Arbeitsverhältnis einschließlich der Ausbildungszeit 15 Jahre bei demselben Arbeitgeber bestanden, beträgt diese Kündigungsfrist 6 Monate zum Ende eines Kalendervierteljahres; hat das Arbeitsverhältnis einschließlich der Ausbildungszeit 15 Jahre bei demselben Arbeitgeber bestanden und hat der Hafenarbeiter das 50. Lebensjahr vollendet, beträgt diese Kündigungsfrist 9 Monate zum Ende eines Kalenderhalbjahres.

        

Bei Anwendung von Sozialplänen regeln sich die Kündigungsfristen nach Abs. 2 dieser Ziffer.“

4

Die Beklagte legte den Terminalbetrieb zum 31. Dezember 2016 still und kündigte allen beschäftigten Arbeitnehmern - auch dem Kläger - mit Schreiben vom 24. November 2016 betriebsbedingt zu diesem Termin. Zuvor hatte im September 2016 die Einigungsstelle einen Sozialplan beschlossen. Ein auf die Feststellung der Unwirksamkeit des [X.] gerichteter Antrag des Betriebsrats ist erfolglos geblieben (vgl. [X.] 7. Mai 2019 - 1 ABR 54/17 -).

5

Der Kläger hat die Regelung über die verkürzte Kündigungsfrist in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] für unwirksam gehalten. Daher gelte die verlängerte Kündigungsfrist des § 21 Ziff. 1 Abs. 4 [X.] zum 31. Dezember 2017, hilfsweise die Kündigungsfrist des § 622 Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 BGB in der bis zum 31. Dezember 2018 geltenden Fassung (im Folgenden aF; nunmehr § 622 Abs. 2 Nr. 7 BGB) zum 30. Juni 2017.

6

Der Kläger hat zuletzt beantragt

        

festzustellen, dass das Arbeitsverhältnis zwischen den Parteien bis zum 31. Dezember 2017, äußerst hilfsweise bis zum 30. Juni 2017 fortbestand.

7

Die Beklagte hat Klageabweisung beantragt und gemeint, § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] verstoße nicht gegen höherrangiges Recht.

8

Die Vorinstanzen haben die Klage abgewiesen. Mit der Revision verfolgt der Kläger sein Begehren in dem vorgenannten Umfang weiter.

Entscheidungsgründe

9

Die Revision hat Erfolg. Mit der gegebenen Begründung durfte das [X.] die Berufung des [X.] gegen das die Klage abweisende erstinstanzliche Urteil nicht zurückweisen. Ob das Arbeitsverhältnis der [X.]en bis zum 31. Dezember 2017 oder jedenfalls bis zum 30. Juni 2017 bestanden hat, kann der [X.] nicht selbst entscheiden. Das führt zur Aufhebung des Berufungsurteils (§ 562 Abs. 1 ZPO) und zur Zurückverweisung der Sache an das [X.] (§ 563 Abs. 1 Satz 1 ZPO).

I. Die Annahme des [X.]s, das Arbeitsverhältnis der [X.]en sei mit der kurzen Kündigungsfrist des § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] beendet worden, wird von seinen tatsächlichen Feststellungen nicht getragen und erweist sich deshalb als rechtsfehlerhaft. Das Berufungsgericht hat zum [X.]eltungsgrund des [X.] weder eigene Feststellungen getroffen noch diesbezüglichen Vortrag der [X.]en im Tatbestand seines Urteils wiedergegeben. Vielmehr ist es begründungslos von seiner Anwendbarkeit auf das Arbeitsverhältnis der [X.]en ausgegangen. Ein [X.]eltungsgrund für den [X.] ist - ohne dass es darauf ankäme - auch aus den Vorakten nicht ersichtlich.

II. [X.] ist an das Berufungsgericht zurückzuverweisen (§ 563 Abs. 1 ZPO), da der [X.] nicht selbst entscheiden kann (vgl. § 563 Abs. 3 ZPO). Zwar hat die Beklagte im Revisionsverfahren unter Bezugnahme auf den schriftlichen Arbeitsvertrag des [X.] behauptet, der [X.] finde auf das Arbeitsverhältnis der [X.]en kraft einzelvertraglicher Bezugnahme Anwendung. Dieser neue Sachvortrag kann aber im Revisionsverfahren keine Berücksichtigung finden.

1. Nach § 559 Abs. 1 Satz 1 ZPO unterliegt der Beurteilung des [X.] nur dasjenige [X.]vorbringen, das aus dem Berufungsurteil oder dem Sitzungsprotokoll ersichtlich ist. Die Vorschrift des § 559 Abs. 1 Satz 1 ZPO ist zwar einschränkend dahin auszulegen, dass in bestimmtem Umfang auch Tatsachen, die erst während des Revisionsverfahrens oder nach Schluss der letzten mündlichen Verhandlung in der Tatsacheninstanz eingetreten sind, in die Urteilsfindung einfließen können, soweit sie unstreitig sind oder ihr Vorliegen in der Revisionsinstanz ohnehin von Amts wegen zu beachten ist und schützenswerte Belange der [X.]egenseite nicht entgegenstehen (vgl. [X.] 24. Jan[X.]r 2006 - 3 [X.] - Rn. 24; [X.] 23. September 2014 - VI ZR 358/13 - Rn. 21, [X.]Z 202, 242). Tatsachen, die bereits vor Schluss der letzten mündlichen Verhandlung in der Tatsacheninstanz entstanden sind und von einer [X.] erst während des Revisionsverfahrens vorgetragen werden, können vom Revisionsgericht jedoch nicht berücksichtigt werden (vgl. [X.] 14. August 2019 - IV ZR 279/17 - Rn. 34; 2. März 2017 - I ZR 273/14 - Rn. 44; zu einer Revisionsbegründung, die ausschließlich auf neue Tatsachen gestützt wird, die nach der letzten mündlichen Verhandlung vor dem Berufungsgericht entstanden sind [X.] 16. April 2015 - 6 [X.] - Rn. 15 f.).

2. Der [X.] muss nicht darüber befinden, ob neues Vorbringen bereits zuvor bestehender Tatsachen in der Revision dann Berücksichtigung finden kann, wenn es unstreitig oder seine Richtigkeit offenkundig ist (vgl. zuletzt [X.] 7. Dezember 2016 - 4 [X.] - Rn. 32; 15. April 2014 - 3 [X.] - Rn. 51; für das Rechtsbeschwerdeverfahren vgl. [X.] 26. April 2005 - 1 [X.] - zu [X.] b der [X.]ründe, [X.]E 114, 272). Die [X.]en haben in der Revisionsinstanz die [X.]eltung des [X.] für ihr Arbeitsverhältnis nicht unstreitig gestellt.

a) Der Kläger hat im Revisionsverfahren begründungslos behauptet, dass arbeitsvertraglich der [X.] „zwischen den [X.]en bzw. zwischen dem Kläger und der Rechtsvorgängerin der Beklagten vereinbart“ worden sei. Die Beklagte hat ihrerseits im Rahmen einer umfangreichen Argumentation ausgeführt, warum § 3 des erstmalig im Revisionsverfahren vorgelegten [X.], der zwischen dem Kläger und einer „[X.] [X.]mbH“ abgeschlossen wurde, nach Betriebsübergang auf ein weiteres Unternehmen, späterer Verschmelzung mit weiterem Betriebsübergang auf ein drittes Unternehmen und Umfirmierung, nunmehr eine dynamische Bezugnahme auf den [X.] für das Arbeitsverhältnis der [X.]en darstellen soll.

b) Diesbezüglich und auch zur Frage, ob der [X.] der für das Arbeitsverhältnis „einschlägige“ Tarifvertrag ist, handelt es sich durchweg um neuen Vortrag, dem kein Vortrag des [X.] entspricht, der ein Unstreitigstellen dieser Tatsachen nahelegen würde.

III. Die Frage der Anwendbarkeit des [X.] im Arbeitsverhältnis der [X.]en kann nicht dahinstehen. Falls dieser Tarifvertrag zwischen den [X.]en gölte, hätte die Beklagte das Arbeitsverhältnis aufgrund der Regelung in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] mit einer Frist von einem Monat zum Monatsende kündigen können. Die Voraussetzungen des § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] liegen vor. Die Regelung ist auch wirksam und verstößt insbesondere nicht gegen Art. 3 Abs. 1 [X.][X.] oder §§ 1, 7 A[X.][X.].

1. Nach § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] beträgt die Kündigungsfrist einen Monat zum Monatsende, soweit ein Arbeitsverhältnis dem [X.]eltungsbereich eines nach § 112 Abs. 4 BetrV[X.] wirksamen Sozialplans iSv. § 112 Abs. 1 Satz 2 BetrV[X.] unterfällt.

a) Für diese Auslegung sprechen bereits der Wortlaut und der systematische Zusammenhang der tariflichen Regelung.

aa) Mit dem Begriff „Sozialplan“ knüpft § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] an die Legaldefinition in § 112 Abs. 1 Satz 2 BetrV[X.] an (vgl. zur Wortlautauslegung bei feststehenden Rechtsbegriffen [X.] 8. November 2017 - 10 [X.] - Rn. 17). Diese betrifft ([X.]) Sozialpläne, deren Voraussetzung das Vorliegen einer Betriebsänderung iSv. § 111 Satz 1 BetrV[X.] in einem Unternehmen mit in der Regel mehr als 20 wahlberechtigten Arbeitnehmern ist und über deren Aufstellung die Einigungsstelle nach § 112 Abs. 4 Satz 1 BetrV[X.] zu entscheiden hat, wenn zwischen den Betriebsparteien keine Einigung zustande kommt. Das Aufstellen freiwilliger Sozialpläne fällt dagegen nicht unter §§ 111 ff. BetrV[X.] (vgl. [X.] 22. März 2016 - 1 [X.] - Rn. 12, [X.]E 154, 313).

[X.]) Die Tarifvertragsparteien verwenden den Begriff „Sozialplan“ zudem [X.] in § 19 Ziff. 5 Abs. 2 [X.], der im Zusammenhang mit betriebsändernden Maßnahmen nach § 19 Ziff. 5 Abs. 1 iVm. § 19 Ziff. 1 [X.] steht (vgl. zur mehrfachen Verwendung eines Begriffs in einem Tarifvertrag [X.] 8. November 2017 - 10 [X.] - Rn. 17). Der Begriff „Sozialplan“ knüpft wiederum an die Legaldefinition in § 112 Abs. 1 Satz 2 BetrV[X.] an. Dies belegt schon der Verweis auf die Rechte der Betriebsräte aus dem [X.] in § 19 Ziff. 6 Abs. 2 [X.].

b) Sinn und Zweck von § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] bestätigen diese Auslegung.

aa) Die tarifliche Regelung dient einerseits dem Interesse der Arbeitgeber an einer zügigen Durchführung geplanter Betriebsänderungen. Die gegenüber den andernfalls geltenden gesetzlichen und tariflichen Kündigungsfristen regelmäßig kürzere Kündigungsfrist von einem Monat zum Monatsende soll bei deren Durchführung die personelle Flexibilität der Arbeitgeber erhöhen und ihre wirtschaftliche Belastung beschränken.

[X.]) Andererseits trägt § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] auch dem Interesse der Arbeitnehmer bei betriebsändernden Maßnahmen Rechnung. Die Kündigung kann nicht schon mit einer Frist von einem Monat zum Monatsende ausgesprochen werden, wenn der Unternehmer eine geplante Betriebsänderung iSv. § 111 Satz 1 BetrV[X.] durchführt, sondern erst, soweit hierfür ein Sozialplan zustande gekommen ist, in dem die wirtschaftlichen Nachteile, die den Arbeitnehmern infolge der geplanten Betriebsänderung entstehen, ausgeglichen oder gemildert werden (vgl. zu § 19 Ziff. 1 Abs. 5 des insoweit gleichlautenden [X.] vom 1. April 1992 [X.] 18. September 2003 - 2 [X.] 537/02 - zu [X.] 4 b der [X.]ründe).

c) Dieses Auslegungsergebnis stützt auch die Tarifgeschichte (vgl. zur Berücksichtigung der Entstehungsgeschichte bei der Tarifauslegung [X.] 27. Juli 2017 - 6 [X.] 701/16 - Rn. 19). § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] knüpft an die gleichlautende Vorschrift des § 19 Ziff. 1 Abs. 5 des [X.] vom 1. April 1992 an. Die Tarifvertragsparteien haben die bisherige Regelung unverändert in die Neuregelung übernommen.

d) Eine gegenteilige Sichtweise hat auch der Erste [X.] seinem Beschluss vom 7. Mai 2019 (- 1 [X.] - Rn. 51) nicht tragend zugrunde gelegt. Bei seinen Ausführungen, wonach die „tariflichen Regelungen“ zwar an die Anwendung eines Sozialplans anknüpfen, aber nicht notwendigerweise das Vorliegen einer sozialplanpflichtigen Betriebsänderung iSv. § 111 BetrV[X.] voraussetzen, handelt es sich lediglich um ein obiter dictum. Der Erste [X.] hat sich im Rahmen der Entscheidung über die Anfechtung des [X.] nicht zur Auslegung des [X.] verhalten.

e) Die Regelung in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] kann schließlich nicht entgegen ihrem Wortlaut dahin ausgelegt werden, dass die Kündigungsfrist nur dann einen Monat zum Monatsende beträgt, soweit Sozialpläne abgeschlossen wurden, die einen materiellen Ausgleich für die Anwendung der kürzeren Kündigungsfrist schaffen. Es ist nicht erkennbar, dass die Tarifregelung insoweit eine unbewusste oder nachträglich entstandene Tariflücke enthält.

2. In dieser Auslegung ist § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] wirksam.

a) Die tarifliche Regelung ist von der den Tarifvertragsparteien durch § 622 Abs. 4 Satz 1 B[X.]B eröffneten Regelungsbefugnis gedeckt.

aa) Nach § 622 Abs. 4 Satz 1 B[X.]B können von § 622 Abs. 1 bis Abs. 3 B[X.]B abweichende Regelungen durch Tarifvertrag vereinbart werden. Im [X.]eltungsbereich eines solchen Tarifvertrags gelten die abweichenden tarifvertraglichen Bestimmungen nach § 622 Abs. 4 Satz 2 B[X.]B auch zwischen nicht tarifgebundenen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, wenn ihre Anwendung zwischen ihnen vereinbart ist.

[X.]) Nach der [X.]srechtsprechung müssen sich zulasten der Arbeitnehmer von § 622 Abs. 2 Satz 1 B[X.]B aF abweichende tarifliche Regelungen nicht an die Zielsetzung dieser Vorschrift halten, länger beschäftigten und damit betriebstreuen, typischerweise älteren Arbeitnehmern durch längere Kündigungsfristen einen verbesserten Kündigungsschutz zu gewähren. Dies hat der [X.] in seiner Entscheidung vom 23. April 2008 ausführlich begründet, worauf zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug genommen wird ([X.] 23. April 2008 - 2 [X.] 21/07 - Rn. 14 ff., [X.]E 126, 309; zuletzt aA [X.]/Spilger 12. Aufl. § 622 B[X.]B Rn. 246).

cc) Ebenso wenig müssen von § 622 Abs. 2 Satz 1 B[X.]B aF abweichende tarifliche Regelungen im jeweiligen konkreten Einzelfall durch branchenspezifische Besonderheiten gerechtfertigt sein oder auf andere Weise materiell ausgeglichen werden. Die den Tarifvertragsparteien durch § 622 Abs. 4 Satz 1 B[X.]B eröffnete Regelungsbefugnis unterliegt keinen solchen immanenten Beschränkungen. Die Berücksichtigung dieser Besonderheiten wird schon dadurch sichergestellt, dass die Vereinbarung abweichender Regelungen nach § 622 Abs. 4 Satz 1 B[X.]B allein den Tarifvertragsparteien überlassen bleibt (vgl. [X.]. 12/4902 S. 6; [X.] 18. September 2014 - 6 [X.] 636/13 - Rn. 28, [X.]E 149, 125). Überdies sprechen auch [X.]ründe der Rechtssicherheit gegen eine gesonderte Prüfung der Rechtfertigung der abweichenden tariflichen Regelungen durch branchenspezifische Besonderheiten im konkreten Einzelfall. Innerhalb des durch § 622 Abs. 4 Satz 1 B[X.]B gesetzlich ermöglichten [X.]estaltungsspielraums verfügen die Tarifvertragsparteien über eine [X.] hinsichtlich der tatsächlichen [X.]egebenheiten und betroffenen Interessen; sie müssen dabei nicht die sachgerechteste oder zweckmäßigste Regelung finden. Der Tarifvertrag ist das Ergebnis eines Kompromisses, der die verschiedensten Regelungen umfasst. Die Arbeitsvertragsparteien könnten spezifische branchentypische Erfordernisse für abweichende tarifliche Regelungen von der in § 622 Abs. 2 Satz 1 B[X.]B aF vorgesehenen Staffelung der Kündigungsfristen nach der Beschäftigungsdauer kaum darlegen (vgl. zu § 14 Abs. 2 Satz 3 TzBf[X.] [X.] 26. Oktober 2016 - 7 [X.] 140/15 - Rn. 34, [X.]E 157, 141).

b) § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] verstößt nicht gegen den allgemeinen [X.]leichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 [X.][X.]. Sowohl die [X.]leichbehandlung von Arbeitnehmern bei Anwendung eines Sozialplans unabhängig von ihrer Beschäftigungsdauer als auch die ungleiche Länge der Kündigungsfrist abhängig von der Anwendung eines Sozialplans erweisen sich als gerechtfertigt.

aa) Art. 3 Abs. 1 [X.][X.] gebietet, alle Menschen vor dem [X.]esetz gleich zu behandeln. Das hieraus folgende [X.]ebot, wesentlich [X.]leiches gleich und wesentlich Ungleiches ungleich zu behandeln, gilt für ungleiche Belastungen und ungleiche Begünstigungen. Dabei verwehrt Art. 3 Abs. 1 [X.][X.] nicht jede Differenzierung. Differenzierungen bedürfen jedoch stets der Rechtfertigung durch Sachgründe, die dem Ziel und dem Ausmaß der Ungleichbehandlung angemessen sind. Dabei gilt ein stufenloser am [X.]rundsatz der Verhältnismäßigkeit orientierter verfassungsrechtlicher Prüfungsmaßstab, dessen Inhalt und [X.]renzen sich nicht abstrakt, sondern nur nach den jeweils betroffenen unterschiedlichen Sach- und Regelungsbereichen bestimmen lassen. Hinsichtlich der verfassungsrechtlichen Anforderungen an den die Ungleichbehandlung tragenden Sachgrund ergeben sich aus dem allgemeinen [X.]leichheitssatz je nach Regelungsgegenstand und [X.] unterschiedliche [X.]renzen, die von gelockerten auf das Willkürverbot beschränkten Bindungen bis hin zu strengen [X.]n reichen können. Eine strengere Bindung kann sich aus den neben Art. 3 Abs. 1 [X.][X.] jeweils betroffenen Freiheitsrechten und aus der Ungleichbehandlung von Personengruppen ergeben. Zudem verschärfen sich die verfassungsrechtlichen Anforderungen, je weniger die Merkmale, an die die Differenzierung anknüpft, für den Einzelnen verfügbar sind oder je mehr sie sich denen des Art. 3 Abs. 3 [X.][X.] annähern (st. Rspr., BVerf[X.] 10. April 2018 - 1 BvR 1236/11 - Rn. 103 f., BVerf[X.]E 148, 217).

[X.]) Tarifvertragsparteien sind bei der tariflichen Normsetzung nicht unmittelbar grundrechtsgebunden. Die Schutzfunktion der [X.]rundrechte verpflichtet die Arbeitsgerichte jedoch, Tarifregelungen die Durchsetzung zu verweigern, die zu gleichheits- und sachwidrigen Differenzierungen führen und deshalb Art. 3 Abs. 1 [X.][X.] verletzen. Den Tarifvertragsparteien kommt als selbständigen [X.]rundrechtsträgern aufgrund der von Art. 9 Abs. 3 [X.][X.] geschützten Tarifautonomie ein weiter [X.]estaltungsspielraum zu. Wie weit dieser Spielraum reicht, hängt von den [X.] im Einzelfall ab. Den Tarifvertragsparteien steht hinsichtlich der tatsächlichen [X.]egebenheiten und der betroffenen Interessen eine [X.] zu. Sie sind nicht verpflichtet, die zweckmäßigste, vernünftigste oder gerechteste Lösung zu wählen. Es genügt, wenn für die getroffene Regelung ein sachlich vertretbarer [X.]rund vorliegt. Ihre größere Sachnähe eröffnet auch [X.]estaltungsmöglichkeiten, die dem [X.]esetzgeber verschlossen sind ([X.] 2. August 2018 - 6 [X.] 437/17 - Rn. 38, [X.]E 163, 205).

cc) Die durch § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] bewirkte [X.]leichbehandlung von Arbeitnehmern bei Anwendung eines Sozialplans unabhängig von ihrer Beschäftigungsdauer ist gerechtfertigt, da ein sachlicher [X.]rund für die Festlegung einer einheitlichen Dauer der Kündigungsfrist besteht.

(1) Der allgemeine [X.]leichheitssatz ist [X.]. verletzt, wenn die gleiche Behandlung der geregelten Sachverhalte mit [X.]esetzlichkeiten, die in der Natur der Sache selbst liegen, und mit einer am [X.]erechtigkeitsgedanken orientierten Betrachtungsweise nicht mehr vereinbar ist, wenn also bezogen auf den jeweils in Rede stehenden Sachbereich und seine Eigenart ein vernünftiger, einleuchtender [X.]rund für die Regelung fehlt (BVerf[X.] 17. Jan[X.]r 2017 - 2 [X.] - Rn. 40, BVerf[X.]E 145, 1).

(2) Art. 3 Abs. 1 [X.][X.] gebietet nicht, unter allen Umständen Ungleiches ungleich zu behandeln. Der allgemeine [X.]leichheitssatz ist nicht schon dann verletzt, wenn der Normgeber Differenzierungen, die er vornehmen darf, nicht vornimmt. Es bleibt grundsätzlich ihm überlassen, diejenigen Sachverhalte auszuwählen, an die er dieselbe Rechtsfolge knüpft, die er also im Rechtssinn als gleich ansehen will. Allerdings muss er die Auswahl sachgerecht treffen. Zu einer Differenzierung bei ungleichen Sachverhalten ist der Normgeber nur verpflichtet, wenn die tatsächliche Ungleichheit so groß ist, dass sie bei einer am [X.]erechtigkeitsgedanken orientierten Betrachtungsweise nicht unberücksichtigt bleiben darf (vgl. BVerf[X.] 16. Juli 2012 - 1 BvR 2983/10 - Rn. 49; 13. Febr[X.]r 2007 - 1 BvR 910/05 [X.]. - Rn. 102, BVerf[X.]E 118, 1).

(3) Eine strengere Bindung an [X.] ist hier auch nicht aufgrund des mit der Verkürzung der Kündigungsfrist verbundenen Eingriffs in die Berufsfreiheit der betroffenen Arbeitnehmer geboten. Längere Kündigungsfristen erleichtern zwar den nahtlosen Übergang in eine Anschlussbeschäftigung und somit die Anpassung an eine veränderte berufliche Sit[X.]tion (vgl. BVerf[X.] 16. November 1982 - 1 [X.] [X.]. - zu [X.] der [X.]ründe, BVerf[X.]E 62, 256). Die Berufsfreiheit nach Art. 12 Abs. 1 [X.][X.] ist durch die Verkürzung der Kündigungsfrist aber allenfalls geringfügig betroffen. Arbeitnehmer erlangen durch längere Kündigungsfristen lediglich einen zeitlich begrenzten formellen Kündigungsschutz ([X.] 18. September 2014 - 6 [X.] 636/13 - Rn. 21 f., [X.]E 149, 125). Ihr materieller gesetzlicher Kündigungsschutz wird durch die Verkürzung der maßgeblichen Kündigungsfrist nicht berührt.

(4) Ein vernünftiger, einleuchtender [X.]rund für die Regelung in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] liegt vor. Sie dient dem anerkennenswerten Interesse der Arbeitgeber an einer zügigen Durchführung geplanter Betriebsänderungen, indem sie durch die Kündigungsfrist von einem Monat zum Monatsende bei Abschluss eines Sozialplans deren personelle Flexibilität erhöht und wirtschaftliche Belastung begrenzt. Dieses Interesse ist geeignet, eine von der in § 622 Abs. 2 Satz 1 B[X.]B aF vorgesehenen Staffelung der Kündigungsfristen nach der Beschäftigungsdauer zulasten der Arbeitnehmer abweichende Regelung zu rechtfertigen (vgl. BVerf[X.] 30. Mai 1990 - 1 [X.] [X.]. - zu [X.] 4 g und h der [X.]ründe, BVerf[X.]E 82, 126). Von der in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] vorausgesetzten Betriebsänderung sind alle hiervon erfassten Arbeitnehmer gleichermaßen betroffen. Die in ihrem Rahmen bewirkten organisatorischen Maßnahmen führen jeweils mit Ablauf der Kündigungsfrist zum Wegfall einer Beschäftigungsmöglichkeit für alle Arbeitnehmer.

dd) Den sich aus Art. 3 Abs. 1 [X.][X.] ergebenden Anforderungen wird auch die durch § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] bewirkte Ungleichbehandlung von Arbeitnehmern abhängig von der Anwendung eines Sozialplans gerecht.

(1) Bei der Ungleichbehandlung von Personengruppen unterliegt der Normgeber regelmäßig einer strengen Bindung. Das gilt auch dann, wenn eine Ungleichbehandlung von Sachverhalten mittelbar eine Ungleichbehandlung von Personengruppen bewirkt. Zwischen beiden [X.]ruppen müssen Unterschiede von solcher Art und solchem [X.]ewicht bestehen, dass sie die ungleiche Behandlung rechtfertigen können (vgl. allgemein zur Ungleichbehandlung von Personengruppen: BVerf[X.] 29. November 2017 - 1 BvR 1784/16 - Rn. 10; 11. Jan[X.]r 2016 - 1 BvR 1687/14 - Rn. 9). Diese Ungleichbehandlung kann beträchtlich sein (vgl. BVerf[X.] 30. Mai 1990 - 1 [X.] [X.]. - zu [X.] 3 der [X.]ründe, BVerf[X.]E 82, 126).

(2) Die Regelung in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 iVm. Abs. 2 [X.], wonach die Kündigungsfrist bei Anwendung eines Sozialplans einen Monat zum Monatsende beträgt, bewirkt eine Ungleichbehandlung. Bei anderen Arbeitnehmern kann die Kündigungsfrist nach § 21 Ziff. 1 Abs. 4 [X.] bis zu neun Monate zum Ende eines Kalenderhalbjahrs betragen. Dies erschwert es für die von der verkürzten Kündigungsfrist betroffenen Arbeitnehmer, nach Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses möglichst nahtlos eine Anschlussbeschäftigung zu finden und damit die Anpassung an eine veränderte berufliche Sit[X.]tion (vgl. BVerf[X.] 16. November 1982 - 1 [X.] [X.]. - zu [X.] der [X.]ründe, BVerf[X.]E 62, 256).

(3) Zwischen Arbeitnehmern, deren Arbeitsverhältnis bei Anwendung eines Sozialplans gekündigt wird, und Arbeitnehmern, deren Arbeitsverhältnis ohne einen Sozialplan gekündigt wird, bestehen aber Unterschiede von solcher Art und solchem [X.]ewicht, dass sie unterschiedliche Kündigungsfristen rechtfertigen können.

(a) Die Tarifvertragsparteien durften bei generalisierender Betrachtung und unter Berücksichtigung ihres weiten [X.]estaltungsspielraums annehmen, dass der Schutz der Arbeitnehmer mit langer Beschäftigungsdauer, der [X.]. durch verlängerte Kündigungsfristen erreicht wird, typischerweise auch durch den Sozialplan gewährleistet ist (vgl. zu § 19 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] vom 1. April 1992 [X.] 18. September 2003 - 2 [X.] 537/02 - zu [X.] 4 b der [X.]ründe). Verlängerte Kündigungsfristen und Sozialpläne verfolgen parallele Zwecke. Beide haben eine [X.].

(aa) Kündigungsfristen sollen dem Vertragspartner [X.]elegenheit geben, sich rechtzeitig auf die Beendigung des Vertragsverhältnisses einstellen zu können (vgl. APS/[X.] 5. Aufl. B[X.]B § 622 Rn. 8; [X.]/Preis 2019 § 622 Rn. 9; [X.]/[X.]/[X.] B[X.]B 15. Aufl. § 622 Rn. 3). § 622 B[X.]B erleichtert Arbeitnehmern den Arbeitsplatzwechsel möglichst ohne wirtschaftliche Nachteile (vgl. [X.]/Müller-[X.]löge 19. Aufl. B[X.]B § 622 Rn. 1; [X.]/[X.] 8. Aufl. § 622 B[X.]B Rn. 1). Verlängerte (gesetzliche) Kündigungsfristen führen zu einem beschränkten formellen Kündigungsschutz, der das Arbeitsverhältnis allerdings grundsätzlich nicht in seinem Bestand schützt. Es handelt sich um einen temporären Bestandsschutz, der letztlich nur auf ein Übergangsinteresse zielt (vgl. BeckO[X.]K/[X.] Stand 15. September 2019 B[X.]B § 622 Rn. 9). Die verlängerten Kündigungsfristen geben dem Arbeitnehmer aber jedenfalls länger [X.]elegenheit, einen neuen Arbeitsplatz zu finden (vgl. BVerf[X.] 16. November 1982 - 1 [X.] [X.]. - zu [X.]I 2 der [X.]ründe, BVerf[X.]E 62, 256; Schlussanträge des [X.]eneralanwalts [X.] vom 7. Juli 2009 - [X.]/07 - [[X.]] Rn. 43). Das erhöht zugleich seine Chance, ein neues Arbeitsverhältnis mit vergleichbarem Verdienst und vergleichbaren Arbeitsbedingungen zu begründen und so seinen Lebensstandard zu wahren (BVerf[X.] 30. Mai 1990 - 1 [X.] [X.]. - zu [X.] 3 der [X.]ründe, BVerf[X.]E 82, 126; [X.] 18. September 2014 - 6 [X.] 636/13 - Rn. 32, [X.]E 149, 125).

([X.]) Nach der Rechtsprechung des Ersten [X.]s haben auch Sozialpläne eine zukunftsbezogene Ausgleichs- und [X.] ([X.] 12. Febr[X.]r 2019 - 1 [X.] 279/17 - Rn. 15; 15. Mai 2018 - 1 [X.] 20/17 - Rn. 10; vgl. ebenso [X.] 30. November 2016 - 10 [X.] 11/16 - Rn. 44). [X.]eldleistungen in Form einer Abfindung sind kein zusätzliches Entgelt für die in der Vergangenheit erbrachten Dienste. Vielmehr sollen sie die voraussichtlich entstehenden wirtschaftlichen Nachteile eines Arbeitsplatzverlustes infolge einer Betriebsänderung ausgleichen oder zumindest abmildern ([X.] 26. September 2017 - 1 [X.] 717/15 - Rn. 50, [X.]E 160, 237; 8. Dezember 2015 - 1 [X.] 595/14 - Rn. 17, [X.]E 153, 333).

(cc) [X.]emessen an diesem parallel gelagerten Zweck der Überbrückung durch verlängerte Kündigungsfristen wie auch durch Sozialpläne bestehen zwischen Arbeitnehmern, deren Arbeitsverhältnis bei Anwendung von Sozialplänen gekündigt wird, und Arbeitnehmern, deren Arbeitsverhältnis ohne einen Sozialplan gekündigt wird, Unterschiede von solcher Art und solchem [X.]ewicht, dass sie unter Berücksichtigung des weiten [X.]estaltungsspielraums der Tarifvertragsparteien unterschiedliche Kündigungsfristen rechtfertigen können. Die Tarifvertragsparteien konnten davon ausgehen, dass es der [X.] einer verlängerten Kündigungsfrist nicht bedarf, wenn ein Sozialplan diese Überbrückung typischerweise gewährleistet.

(b) Ob sich diese Annahme in jedem Einzelfall als berechtigt erweist, ist unerheblich. Bei der Regelung von Massenerscheinungen liegt es in der Natur der Sache, dass es zu [X.] kommt, und die von den Tarifvertragsparteien gefundene Lösung nicht jedem Einzelfall gerecht werden kann (vgl. [X.] 31. Jan[X.]r 2018 - 10 [X.] 695/16 (A) - Rn. 70; 20. September 2017 - 6 [X.] 143/16 - Rn. 43, [X.]E 160, 192). Ebenso wenig mussten die Tarifvertragsparteien durch inhaltliche Vorgaben sicherstellen, dass der anwendbare Sozialplan Arbeitnehmer mit langer Beschäftigungsdauer in jedem Einzelfall ausreichend schützt. Entsprechende tarifliche Regelungen mögen zwar aus Sicht der Arbeitnehmer zweckmäßiger, vernünftiger oder gerechter sein. Diese Beurteilung obliegt jedoch grundsätzlich nicht den Arbeitsgerichten, sondern den Tarifvertragsparteien.

c) Auch im Übrigen bestehen aus verfassungsrechtlicher Sicht keine Bedenken an der Regelung in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 iVm. Abs. 2 [X.]. Ein Verstoß gegen Art. 12 Abs. 1 [X.][X.] liegt nicht vor (vgl. [X.] 23. April 2008 - 2 [X.] 21/07 - Rn. 29, 31, [X.]E 126, 309). Auch im [X.]eltungsbereich der tariflichen Regelung werden ältere Arbeitnehmer mit längeren Beschäftigungszeiten in Betrieben, für die das [X.] gilt, durch § 1 Abs. 3 Satz 1 KSch[X.] besonders geschützt. Dass sich dieser Schutz bei einer Betriebsschließung nicht auswirken kann, ändert nichts daran, dass die tarifvertragliche Regelung vor dem genannten Hintergrund zu sehen ist. Außerdem bleibt ein gewisser, wenn auch geringer, durch die gegenüber der [X.]rundfrist verlängerte Kündigungsfrist vermittelter Schutz erhalten.

d) § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] ist auch nicht nach § 7 Abs. 2 A[X.][X.] unwirksam.

aa) Nach § 7 Abs. 2 A[X.][X.] sind Bestimmungen in Vereinbarungen, die gegen das Benachteiligungsverbot des § 7 Abs. 1 A[X.][X.] verstoßen, unwirksam. Die Vorschrift gilt nicht nur für Individ[X.]lvereinbarungen, sondern auch für Tarifverträge (vgl. [X.] 9. Dezember 2015 - 4 [X.] 684/12 - Rn. 26, [X.]E 153, 348; 20. März 2012 - 9 [X.] 529/10 - Rn. 12, [X.]E 141, 73). Das Benachteiligungsverbot des § 7 Abs. 1 A[X.][X.] untersagt im Anwendungsbereich des A[X.][X.] eine Benachteiligung wegen eines in § 1 A[X.][X.] genannten [X.]rundes, [X.]. wegen des Alters. Dabei verbietet § 7 Abs. 1 A[X.][X.] sowohl unmittelbare als auch mittelbare Benachteiligungen ([X.] 28. September 2017 - 8 [X.] 492/16 - Rn. 17; 26. Jan[X.]r 2017 - 8 [X.] 736/15 - Rn. 24).

[X.]) Der Anwendungsbereich des A[X.][X.] ist vorliegend eröffnet. Bei Kündigungsfristen handelt es sich um [X.] iSv. § 2 Abs. 1 Nr. 2 A[X.][X.] (vgl. Eu[X.]H 19. Jan[X.]r 2010 - [X.]/07 - [[X.]] Rn. 25 f.; [X.] 18. September 2014 - 6 [X.] 636/13 - Rn. 9, [X.]E 149, 125).

cc) § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] bewirkt weder eine unmittelbare noch eine mittelbare Benachteiligung wegen des Alters.

(1) Eine Person erfährt durch § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] nicht wegen ihres Alters eine weniger günstige Behandlung, als eine andere Person in einer vergleichbaren Sit[X.]tion erfährt, erfahren hat oder erfahren würde (vgl. § 3 Abs. 1 Satz 1 A[X.][X.]). Die tarifliche Regelung knüpft nicht unmittelbar an das Kriterium des Alters an (vgl. Eu[X.]H 13. Juli 2017 - [X.]/16 - [Kleinsteuber] Rn. 51; [X.] 14. November 2017 - 3 [X.] 781/16 - Rn. 24, [X.]E 161, 56). Sie gilt vielmehr für Arbeitnehmer jeden Alters, soweit Sozialpläne abgeschlossen wurden. Damit beruht sie auch nicht auf einem untrennbar mit dem Alter verbundenen Kriterium (vgl. Eu[X.]H 18. Jan[X.]r 2018 - C-270/16 - [[X.]] Rn. 37; [X.] 23. November 2017 - 8 [X.] 372/16 - Rn. 30). Der Abschluss von Sozialplänen weist keine solche Verbindung auf.

(2) § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] benachteiligt auch nicht Personen, die ein bestimmtes Alter haben, in besonderer Weise gegenüber anderen Personen (vgl. § 3 Abs. 2 Halbs. 1 A[X.][X.]).

(a) Der Ausdruck „in besonderer Weise benachteiligen“, der in § 3 Abs. 2 Halbs. 1 A[X.][X.] verwendet wird, ist in dem Sinne zu verstehen, dass es insbesondere Personen eines bestimmten Alters sind, die durch die fragliche Maßnahme benachteiligt werden können (vgl. Eu[X.]H 14. Febr[X.]r 2019 - [X.]/18 - [[X.] und [X.]] Rn. 19; [X.] 23. Jan[X.]r 2019 - 7 [X.] 733/16 - Rn. 37, [X.]E 165, 116). Eine mittelbare Benachteiligung iSv. § 3 Abs. 2 Halbs. 1 A[X.][X.] kann dann vorliegen, wenn eine Maßnahme zwar neutral formuliert ist, in ihrer Anwendung aber wesentlich mehr Inhaber der geschützten persönlichen Eigenschaft benachteiligt als Personen, die diese Eigenschaft nicht besitzen (vgl. Eu[X.]H 6. April 2017 - [X.]/15 - [Jyske [X.]] Rn. 30). Das Vorliegen einer ungünstigeren Behandlung kann dabei nicht allgemein und abstrakt festgestellt werden, sondern nur spezifisch und konkret im Hinblick auf die begünstigende Behandlung (vgl. Eu[X.]H 15. November 2018 - [X.]/17 - [[X.]] Rn. 48; [X.] 13. Oktober 2016 - 3 [X.] 439/15 - Rn. 66).

(b) Im Streitfall bestehen keine Anhaltspunkte dafür, dass § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] in seinem [X.]eltungsbereich typischerweise Arbeitnehmer eines bestimmten, höheren Lebensalters betrifft. Es kann schon nicht allgemein und abstrakt festgestellt werden, dass die Arbeitsverhältnisse von wesentlich mehr Arbeitnehmern höheren Lebensalters von einem nach § 112 Abs. 4 BetrV[X.] [X.]n Sozialplan iSv. § 112 Abs. 1 Satz 2 BetrV[X.] erfasst werden. Ebenso wenig sind Umstände festgestellt, vorgetragen oder sonst ersichtlich, die darauf schließen lassen, dass die Kündigungsfrist aufgrund von § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] typischerweise bei erheblich mehr Arbeitnehmern höheren Lebensalters verkürzt wird. Die tarifliche Regelung bewirkt auch nicht allein deshalb eine mittelbare Benachteiligung iSv. § 3 Abs. 2 A[X.][X.], weil sie die Kündigungsfristen von Arbeitnehmern höheren Lebensalters, die typischerweise eine längere Beschäftigungsdauer aufweisen, stärker verkürzt als bei Arbeitnehmern niedrigeren Lebensalters, die typischerweise eine kürzere Beschäftigungsdauer aufweisen (vgl. zum Verhältnis von Lebensalter und Beschäftigungsdauer [X.] 18. September 2014 - 6 [X.] 636/13 - Rn. 10, [X.]E 149, 125). Dies belegt nicht, dass deutlich mehr Arbeitnehmer höheren Lebensalters durch die abweichende tarifliche Regelung der Kündigungsfrist in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] benachteiligt werden können.

e) § 21 Ziff. 1 Abs. 5 [X.] ist schließlich auch nicht wegen eines Verstoßes gegen das [X.]ebot der Normenklarheit nichtig (vgl. hierzu: [X.] 23. Juli 2019 - 3 [X.] 377/18 - Rn. 39; 25. April 2013 - 6 [X.] 800/11 - Rn. 18). Die tarifliche Regelung gilt „bei Anwendung von Sozialplänen“. Im Wege der Auslegung lässt sich zuverlässig ermitteln, dass sie tatbestandlich nur für Arbeitsverhältnisse eingreift, die dem [X.]eltungsbereich eines nach § 112 Abs. 4 BetrV[X.] [X.]n Sozialplans iSv. § 112 Abs. 1 Satz 2 BetrV[X.] unterfallen.

3. Die tatbestandlichen Voraussetzungen des § 21 Ziff. 1 Abs. 5 iVm. Abs. 2 [X.] sind erfüllt. Der nach § 112 Abs. 4 Satz 1 BetrV[X.] durch [X.] vom 14. September 2016 zustande gekommene Sozialplan ist wirksam ([X.] 7. Mai 2019 - 1 [X.] - Rn. 13 ff.). Der Kläger unterliegt dessen persönlichem [X.]eltungsbereich nach § 1 Abs. 1 des Sozialplans. Er stand bei Abschluss des Sozialplans in einem Arbeitsverhältnis mit der Beklagten und ist von der Betriebsstilllegung betroffen. Die Regelung in § 1 Abs. 2 des Sozialplans schränkt nicht dessen [X.]eltungsbereich ein, sondern schließt Leistungen für bestimmte Arbeitnehmer aus, die dem [X.]eltungsbereich unterfallen.

4. Sollte der [X.] auf das Arbeitsverhältnis anwendbar sein, erwiese sich der Hauptantrag des [X.] als unbegründet, mit dem er die Einhaltung der verlängerten tarifvertraglichen Kündigungsfrist nach § 21 Ziff. 1 Abs. 4 Halbs. 2 [X.] begehrt. Insoweit ist die Regelung in § 21 Ziff. 1 Abs. 5 iVm. Abs. 2 [X.] wirksam und verkürzt die tarifliche Kündigungsfrist auf einen Monat zum Monatsende. Es läge auch eine wirksame abweichende Regelung iSv. § 622 Abs. 4 B[X.]B vor.

IV. Für das weitere Verfahren wird das Berufungsgericht Folgendes zu beachten haben:

1. Das [X.] hat Feststellungen zur Anwendbarkeit des [X.] im Arbeitsverhältnis der [X.]en zu treffen. Das insoweit neue Vorbringen der Beklagten hierzu ist vom Berufungsgericht zu berücksichtigen, da die [X.]en nach dessen Rechtsauffassung keinen Anlass hatten, bestimmte Tatsachen vorzutragen, auf die es aber nach der Rechtsansicht des [X.] ankommt (vgl. [X.] 29. Jan[X.]r 2014 - 6 [X.] 345/12 - Rn. 66, [X.]E 147, 172). Zu dem ergänzenden Vorbringen ist den [X.]en durch die Zurückverweisung der Sache [X.]elegenheit zu geben ([X.]MP/Müller-[X.]löge 9. Aufl. § 74 Rn. 121). Dabei wird das [X.] zu berücksichtigen haben, dass - soweit dies als [X.]eltungsgrund des [X.] von der Beklagten benannt werden sollte - der [X.] vom 23./29. November 1989 nicht zwischen den [X.]en abgeschlossen wurde, sondern die Beklagte im Revisionsverfahren einen Betriebsübergang, eine Umfirmierung und eine Verschmelzung mit einem weiteren Betriebsübergang behauptet. Ferner bedarf § 3 des [X.] der Auslegung, welcher Tarifvertrag bzw. welche Fassung des Tarifvertrags damit in Bezug genommen wurde.

2. Außerdem wird das [X.] festzustellen haben, ob dem Kläger das Kündigungsschreiben vom 24. November 2016 noch im selben Monat zugegangen ist, was es bislang unterlassen hat.

        

    Koch    

        

    Niemann    

        

    Schlünder    

        

        

        

    [X.]    

        

    Prinz    

                 

Meta

2 AZR 158/18

24.10.2019

Bundesarbeitsgericht 2. Senat

Urteil

Sachgebiet: AZR

vorgehend ArbG Hamburg, 18. Mai 2017, Az: 15 Ca 577/16, Urteil

§ 1 TVG, Art 3 Abs 1 GG, § 3 Abs 1 AGG, § 3 Abs 2 AGG, § 7 Abs 2 AGG, § 622 Abs 4 S 1 BGB, § 112 Abs 1 S 2 BetrVG, § 112 Abs 4 BetrVG, § 559 Abs 1 S 1 ZPO, § 111 BetrVG, Art 9 Abs 3 GG, Art 12 Abs 1 GG

Zitier­vorschlag: Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 24.10.2019, Az. 2 AZR 158/18 (REWIS RS 2019, 2248)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2019, 2248

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