Bundesgerichtshof, Beschluss vom 07.05.2015, Az. I ZR 108/14

1. Zivilsenat | REWIS RS 2015, 11436

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Gegenstand

Zulässigkeit der Revision: Beschwerdewert einer Verbandsklage wegen verbraucherschutzgesetzwidriger Bewerbung von Genussscheinen durch eine Bank im Internet


Tenor

Die Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision im Urteil des [X.] - 3. Zivilsenat - vom 15. April 2014 wird auf Kosten der Beklagten zurückgewiesen.

Der Wert des Beschwerdeverfahrens wird auf 20.000 € festgesetzt.

Gründe

1

I. Die beklagte Bank warb am 5. November 2012 im [X.] für einen "Genussschein [X.]    ". Nach Ansicht des [X.], des [X.], verstießen die von der Beklagten dabei in den Abschnitten "Sicherheiten" und "Verzinsung" gemachten Angaben gegen Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes und der Verordnung zur Konkretisierung der Verhaltensregeln und Organisationsanforderungen für Wertpapierdienstleistungsunternehmen (WpDVerOV).

2

Die vom Kläger deswegen gegen die Beklagte erhobene Klage auf Unterlassung der beanstandeten Werbung und Ersatz pauschaler Abmahnkosten in Höhe von 214 € nebst Zinsen hatte vor dem [X.] teilweise und vor dem Berufungsgericht im vollen Umfang Erfolg.

3

Das Berufungsgericht hat die Revision nicht zugelassen. Dagegen richtet sich die Nichtzulassungsbeschwerde der Beklagten. Sie macht dabei auch geltend, der Beklagten würden durch die wegen ihrer Verurteilung erforderliche Änderung ihres [X.]auftritts Kosten in Höhe von 23.800 € netto entstehen.

4

II. Die Nichtzulassungsbeschwerde ist unzulässig, weil der Wert der von der Beklagten mit der Revision geltend zu machenden Beschwer 20.000 € nicht übersteigt (§ 26 Nr. 8 EGZPO).

5

Der Wert der mit der Revision geltend zu machenden Beschwer bemisst sich grundsätzlich nach dem Interesse des Rechtsmittelklägers an der Abänderung des angefochtenen Urteils. Wendet sich die beklagte [X.] mit der Revision gegen die in den Vorinstanzen zu ihren Lasten titulierte [X.], so richtet sich der Wert der Beschwer daher nach ihrem gemäß § 3 ZPO grundsätzlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu bemessenden Interesse an der Beseitigung dieser Verpflichtung (st. Rspr.; vgl. [X.], Beschluss vom 10. Dezember 2013 - [X.], [X.], 96 Rn. 4; Beschluss vom 5. Februar 2015 - [X.], juris Rn. 4).

6

Wenn Gegenstand des Rechtsstreits - wie hier - die Verbandsklage eines Verbraucherschutzverbandes ist, wird der wirtschaftlichen Bedeutung des Verbots, bestimmte Klauseln zu verwenden, bei der Bemessung der Beschwer und des Streitwerts in der Regel allerdings keine ausschlaggebende Bedeutung beigemessen. Dem liegt die Erwägung zugrunde, Verbraucherschutzverbände bei der Wahrnehmung der ihnen im Allgemeininteresse eingeräumten Befugnis, den Rechtsverkehr von unwirksamen Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu befreien, vor unangemessenen Kostenrisiken zu schützen ([X.], [X.], 96 Rn. 5; [X.], Beschluss vom 9. Dezember 2014 - [X.], juris Rn. 5; Beschluss vom 5. Februar 2015 - [X.], juris Rn. 5). Nichts anderes kann aber auch dann gelten, wenn die Verbandsklage - wie im Streitfall - im Hinblick auf eine verbraucherschutzgesetzwidrige Praxis im Sinne des § 2 [X.] erhoben worden ist.

7

Diese Grundsätze schließen es zwar nicht von vornherein aus, der herausragenden wirtschaftlichen Bedeutung einer Klausel oder einer Praxis für die betroffenen Verkehrskreise im Einzelfall ausnahmsweise Rechnung zu tragen, wenn die Entscheidung über die Wirksamkeit einer bestimmten Klausel oder die Zulässigkeit einer bestimmten Praxis für die gesamte Branche von wesentlicher Bedeutung ist, etwa weil es dabei um äußerst umstrittene verallgemeinerungsfähige Rechtsfragen von großer wirtschaftlicher Tragweite geht, über deren Beantwortung bereits vielfältig und mit kontroversen Ergebnissen gestritten wird (vgl. [X.], [X.], 96 Rn. 6 f.; [X.], Beschluss vom 10. Dezember 2013 - [X.], juris Rn. 6; Beschluss vom 5. Februar 2015 - [X.], juris Rn. 6). Im Streitfall hat die Beklagte aber nicht glaubhaft gemacht, dass die in Rede stehende Praxis für sie eine solche herausragende wirtschaftliche Bedeutung hat.

8

III. [X.] beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.

Koch                             Schaffert                              [X.]

               Schwonke                            [X.]

Meta

I ZR 108/14

07.05.2015

Bundesgerichtshof 1. Zivilsenat

Beschluss

Sachgebiet: ZR

vorgehend OLG Nürnberg, 15. April 2014, Az: 3 U 2124/13, Urteil

§ 2 UKlaG, § 3 ZPO, § 26 Nr 8 ZPOEG, § 1 WpHG, §§ 1ff WpHG, § 1 WpDVerOV, §§ 1ff WpDVerOV, § 4 Nr 11 UWG

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 07.05.2015, Az. I ZR 108/14 (REWIS RS 2015, 11436)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2015, 11436

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