Bundessozialgericht, Beschluss vom 06.08.2015, Az. B 11 AL 29/15 B

11. Senat | REWIS RS 2015, 6960

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Gegenstand

Nichtzulassungsbeschwerde - grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache - Darlegung der Klärungsbedürftigkeit und -fähigkeit - Höhe des Arbeitslosengeldes - erhöhter Leistungssatz - eingetragene Lebenspartnerschaft - eheähnliche Lebensgemeinschaft - Verfassungsmäßigkeit


Tenor

Die Beschwerde der Klägerin gegen die Nichtzulassung der Revision im Urteil des [X.] vom 25. Februar 2015 wird als unzulässig verworfen.

Außergerichtliche Kosten des Beschwerdeverfahrens sind nicht zu erstatten.

Gründe

1

I. Im Streit ist, ob der Klägerin Arbeitslosengeld [X.]) nach dem erhöhten anstelle des allgemeinen Leistungssatzes zusteht. Der Beklagte bewilligte der Klägerin, die mit einem Partner und dessen beiden Kindern zusammenlebte, ohne mit diesem im streitbefangenen Zeitraum verheiratet zu sein, [X.] unter Berücksichtigung der eingetragenen [X.], ohne Kindermerkmale, nach dem allgemeinen Leistungssatz (Bescheid vom 8.5.2007). Ihr Widerspruch, mit dem sie die Bemessung nach dem erhöhten Leistungssatz wegen den in ihrer eheähnlichen Lebensgemeinschaft lebenden Kindern begehrte, blieb erfolglos (Widerspruchsbescheid vom 18.6.2007). Das Sozialgericht ([X.]) [X.] hat die Beklagte zu höheren Leistungen verurteilt (Urteil vom 20.7.2011). Das [X.] hat das Urteil des [X.] aufgehoben und die Klage abgewiesen (Urteil vom 25.2.2015).

2

Mit der Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision im Urteil des L[X.] macht die Klägerin eine grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache geltend. Sie rügt eine gleichheitswidrige Schlechterstellung der eheähnlichen Lebensgemeinschaft gegenüber der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft durch § 129 [X.] - ([X.]B III).

3

II. Die Nichtzulassungsbeschwerde ist unzulässig, weil die grundsätzliche Bedeutung der Rechtssache (§ 160 Abs 2 [X.] 1 Sozialgerichtsgesetz <[X.]G>) nicht in der erforderlichen Weise dargelegt worden ist (§ 160a Abs 2 Satz 3 [X.]G). Die Beschwerde ist daher ohne Zuziehung [X.] zu verwerfen (§ 160a Abs 4 Satz 1 Halbsatz 2 [X.]G, § 169 [X.]G).

4

Grundsätzliche Bedeutung hat eine Rechtssache nur, wenn sie eine Rechtsfrage aufwirft, die über den Einzelfall hinaus aus Gründen der Rechtseinheit oder der Fortbildung des Rechts einer Klärung durch das Revisionsgericht bedürftig und fähig ist. Der Beschwerdeführer muss daher anhand des anwendbaren Rechts und unter Berücksichtigung der höchstrichterlichen Rechtsprechung - ggf sogar des Schrifttums - angeben, welche Fragen sich stellen, dass diese noch nicht geklärt sind, weshalb eine Klärung dieser Rechtsfragen aus Gründen der Rechtseinheit oder der Fortbildung des Rechts erforderlich ist und dass das angestrebte Revisionsverfahren eine Klärung erwarten lässt (vgl nur B[X.] SozR 3-1500 § 160a [X.] 34 S 70 mwN).

5

Mit ihrem Vorbringen wird die Klägerin diesen Darlegungserfordernissen nicht gerecht. Sinngemäß formuliert sie zwar die Rechtsfrage, ob § 129 [X.] 1 [X.]B III aF der § 149 [X.] 1 [X.]B III in der geltenden Fassung entspricht, mit Art 3 Grundgesetz vereinbar sei; doch fehlt es an einer hinreichenden Auseinandersetzung mit dem Inhalt dieses Grundrechts und seiner Ausprägung durch die Rechtsprechung, insbesondere des [X.] (<[X.]> vgl hierzu nur Senatsbeschluss vom 19.1.2011 - [X.] [X.] 137/10 B - Rd[X.] 4 mwN; [X.] in [X.]/[X.]/[X.], [X.]G, 11. Aufl 2014, § 160a Rd[X.] 14e mwN). Im vorliegenden Zusammenhang ist nämlich nicht nur die von der Klägerin kurz erwähnte Entscheidung des [X.] vom 7.10.1980 ([X.]E 55, 72 ff - zur Präklusion nach der Zivilprozessordnung) von Bedeutung, sondern vor allem das Urteil vom 17.7.2002 ([X.]E 105, 313 ff), das sich mit der Verfassungsmäßigkeit des Lebenspartnerschaftsgesetzes (LPartG) vom [X.] ([X.]) auseinandersetzt. Eine Befassung mit diesem Urteil wäre schon deshalb erforderlich gewesen, weil § 129 [X.] 1 [X.]B III aF in der von der Klägerin beanstandeten Fassung auf einer Änderung durch das LPartG beruht. Das [X.] hat dieses Gesetz in der genannten Entscheidung als verfassungsgemäß beurteilt und dabei eine Ungleichbehandlung von eingetragenen Lebenspartnerschaften mit verschiedengeschlechtlichen Paaren ausdrücklich als gerechtfertigt angesehen ([X.]E 105, 313, 351 ff).

6

Die Kostenentscheidung beruht auf einer entsprechenden Anwendung von § 193 Abs 1 [X.]G.

Meta

B 11 AL 29/15 B

06.08.2015

Bundessozialgericht 11. Senat

Beschluss

Sachgebiet: AL

vorgehend SG München, 20. Juli 2011, Az: S 37 AL 720/07, Urteil

§ 160 Abs 2 Nr 1 SGG, § 160a Abs 2 S 3 SGG, § 129 Nr 1 SGB 3, § 149 Nr 1 SGB 3 vom 20.12.2011, LPartG, Art 3 Abs 1 GG

Zitier­vorschlag: Bundessozialgericht, Beschluss vom 06.08.2015, Az. B 11 AL 29/15 B (REWIS RS 2015, 6960)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2015, 6960

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