BT-Drucksache 18/6704

Resolution der UN-Generalversammlung zu einem Staateninsolvenzregime am 10. September 2015

Vom 6. November 2015


Deutscher Bundestag Drucksache 18/6704
18. Wahlperiode 06.11.2015

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Uwe Kekeritz, Anja Hajduk, Dr. Gerhard Schick,
Annalena Baerbock, Marieluise Beck (Bremen), Dr. Franziska Brantner,
Agnieszka Brugger, Tom Koenigs, Dr. Tobias Lindner, Omid Nouripour,
Cem Özdemir, Claudia Roth (Augsburg), Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof Schmidt,
Jürgen Trittin, Doris Wagner, Beate Müller-Gemmeke,
Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Resolution der UN-Generalversammlung zu einem Staateninsolvenzregime am
10. September 2015

Am 10. September 2015 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen
mit 136 zu 6 Stimmen bei 41 Enthaltungen neun Prinzipien für den Umgang mit
Staatsschuldenkrisen beschlossen und damit den ein Jahr zuvor von der Gruppe
der Entwicklungs- und Schwellenländer in den Vereinten Nationen (G77 und
China) initiierten Prozess zur Schaffung eines Staateninsolvenzverfahrens vor-
läufig abgeschlossen (A/RES/69/319). Deutschland hat – neben dem Vereinigten
Königreich – als einziges Mitglied der Europäischen Union mit Nein votiert, wäh-
rend die übrigen EU-Mitglieder sowie unter anderem Australien, Norwegen, die
Schweiz und Mexiko sich enthalten haben. Weitere Nein-Stimmen stammten nur
von den USA, Kanada, Israel und Japan.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Gab es zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union nach Kenntnis
der Bundesregierung Absprachen für das Abstimmungsverhalten?

Falls ja, welche, und welche Position hat hierbei Deutschland eingenommen?

2. Welche Argumente haben die Bundesregierung dazu bewogen, mit Nein zu
stimmen und sich damit nach Auffassung der Fragesteller international und
im Rahmen der EU zu isolieren?

3. Wie bewertet die Bundesregierung die einzelnen in der Resolution aufge-
führten neun Prinzipien im Hinblick auf ihre jeweilige Eignung bzw. als Vo-
raussetzung für ein Staateninsolvenzregime

a) sovereignty (Souveränität),

b) good faith (Guter Glaube),

c) transparency (Transparenz),

d) impartiality (Unparteilichkeit),

e) equitable treatment (Gleichbehandlung),

f) sovereign immunity (Staatenimmunität),

g) legitimacy (Rechtmäßigkeit),

Drucksache 18/6704 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
h) sustainability (Nachhaltigkeit),

i) majority restructuring (Mehrheitsentscheidungen)?

4. Waren eines oder mehrere der in Frage 3 abgefragten Prinzipien für die Ab-
lehnung der Resolution durch Deutschland ausschlaggebend?

Falls ja, welche, und warum?

5. Wird sich Deutschland in den in der Resolution beschlossenen „Follow-up-
Prozess“ einbringen?

Falls ja, in welcher Form?

6. Wird sich Deutschland darüber hinaus bzw. alternativ in den laufenden Dis-
kussionsprozess zum Thema Schulden im Rahmen des Follow-Up zur Ent-
wicklungsfinanzierungskonferenz (Finance for Development – FfD) von
Monterrey (bekräftigt in Addis Abeba) einbringen?

a) In welcher Form ist die Bundesregierung bereit, einen „Multi-Stakehol-
der-Dialog“ zum Thema Schulden anzustoßen bzw. sich in entsprechende
Dialoge einzubringen?

b) Wird Deutschland dem FfD-Office dafür Personal zur Verfügung stellen?

c) Wird Deutschland das FfD-Office hierfür finanziell ausstatten?

7. Inwiefern wird Deutschland im Rahmen seiner Mitgliedschaft in IWF (Inter-
nationaler Währungsfonds) und Weltbank darauf hinwirken, damit diese sich
als Stakeholder des Financing for Developement-Prozesses in die laufenden
Debatten zum Thema Schulden einbringen?

8. Welche Multi-Stakeholder-Prozesse laufen derzeit nach Kenntnis der Bun-
desregierung unter der Federführung des FfD-Office?

Wie beteiligt sich Deutschland an diesen, und welche Rolle spielt hierbei der
Privatsektor jeweils?

9. Welches der folgenden internationalen Foren bzw. Gremien erachtet die
Bundesregierung als geeignet, um das Thema Staatsschulden zu erörtern und
multilateral gültige Regeln zu verabschieden und warum?

In welcher Rangfolge präferiert die Bundesregierung diese?

In welchem dieser Gremien laufen welche Prozesse bzw. Debatten zum
Thema Staatsschulden, und wie ist Deutschland daran beteiligt

a) Vereinte Nationen,

b) IWF,

c) OECD,

d) Weltbank,

e) Pariser Club?

Berlin, den 6. November 2015

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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