BT-Drucksache 18/10369

Niedriglöhne in der Bundesrepublik Deutschland

Vom 21. November 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/10369
18. Wahlperiode 21.11.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Klaus Ernst, Jutta Krellmann, Susanna Karawanskij,
Thomas Lutze, Thomas Nord, Harald Petzold (Havelland), Richard Pitterle,
Michael Schlecht, Dr. Petra Sitte, Dr. Axel Troost, Katrin Werner und
der Fraktion DIE LINKE.

Niedriglöhne in der Bundesrepublik Deutschland

Der Niedriglohnsektor in der Bundesrepublik Deutschland ist weiter groß. Im Os-
ten der Bundesrepublik erhielten im Jahr 2014 41,2 Prozent der Beschäftigten
über alle Branchen hinweg einen Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle, im
Westen waren es 13,1 Prozent. Seit dem Jahr 2001 steigt im Westen der Niedrig-
lohnsektor kontinuierlich an (vgl. „28 Prozent Differenz: Löhne im Osten sind
weiter deutlich niedriger als im Westen“, in: FOCUS Online, online unter:
www.focus.de/finanzen/news/spaltung-am-arbeitsmarkt-28-prozent-differenz-
loehne-im-osten-sind-weiter-deutlich-niedriger-als-im-westen_id_6049127.html.
Stand: 10. Oktober 2016).
Beschäftigte im Osten der Bundesrepublik Deutschland verdienen im Schnitt
24 Prozent weniger als Beschäftigte im Westen (vgl. „Brutto-Lohn im Osten
im Schnitt weiter deutlich unter West-Niveau“, in: Passauer Neue Presse,
online unter: www.pnp.de/nachrichten/politik/2241466_Brutto-Lohn-im-Osten-
im-Schnitt-weiter-deutlich-unter-West-Niveau.html. Stand 25. Oktober 2016).
Doch nicht nur die Lohnunterschiede zwischen Ost und West sind gravierend.
Auch hinsichtlich anderer Aspekte unterscheiden sich die Löhne der Beschäftig-
ten zum Teil deutlich. So erhalten befristet Beschäftigte deutlich weniger Lohn
als unbefristet Beschäftigte (vgl. „Starkes Lohngefälle am Arbeitsmarkt – un-
gleiche Entwicklung der Bruttostundenlöhne“, online unter: www.mdb-klaus-
ernst.de/2016/10/10/schriftliche-fragen-starkes-lohngefaelle-am-arbeitsmarkt-
ungleiche-entwicklung-der-bruttostundenloehne/). Leiharbeitskräfte erhalten
nur 57 Prozent des mittleren Entgelts aller Beschäftigten. Fast zwei Drittel der
vollzeitbeschäftigten Leiharbeitnehmer sind zu einem Niedriglohn beschäftigt
(vgl. Bundestagsdrucksache 18/4786, „Entwicklung der Leiharbeit“).

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wo liegt nach Kenntnis der Bundesregierung die aktuelle Niedriglohn-

schwelle (Bruttostundenlohn und Bruttomonatslohn; bitte auch zum Ver-
gleich die Werte von 2006 und 2010 ausweisen)?

2. Wie viele Beschäftigte insgesamt erhalten nach Kenntnis der Bundesregie-
rung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle (bitte
nach Bund, Länder, Ost/West sowie nach Geschlecht und Alter differenzie-
ren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die
aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und rela-
tiven Zahlen ausweisen)?

http://www.focus.de/finanzen/news/spaltung-am-arbeitsmarkt-28-prozent-differenz-loehne-im-osten-sind-weiter-deutlich-niedriger-als-im-westen_id_6049127.html.
http://www.focus.de/finanzen/news/spaltung-am-arbeitsmarkt-28-prozent-differenz-loehne-im-osten-sind-weiter-deutlich-niedriger-als-im-westen_id_6049127.html.
http://www.pnp.de/nachrichten/politik/2241466_Brutto-Lohn-im-Osten-im-Schnitt-weiter-deutlich-unter-West-Niveau.html
http://www.pnp.de/nachrichten/politik/2241466_Brutto-Lohn-im-Osten-im-Schnitt-weiter-deutlich-unter-West-Niveau.html
http://www.mdb-klaus-ernst.de/2016/10/10/schriftliche-fragen-starkes-lohngefaelle-am-arbeitsmarkt-ungleiche-entwicklung-der-bruttostundenloehne/
http://www.mdb-klaus-ernst.de/2016/10/10/schriftliche-fragen-starkes-lohngefaelle-am-arbeitsmarkt-ungleiche-entwicklung-der-bruttostundenloehne/
http://www.mdb-klaus-ernst.de/2016/10/10/schriftliche-fragen-starkes-lohngefaelle-am-arbeitsmarkt-ungleiche-entwicklung-der-bruttostundenloehne/
Drucksache 18/10369 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
3. Wie viele sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte erhalten nach
Kenntnis der Bundesregierung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der
Niedriglohnschwelle (bitte nach Bund, Ost/West sowie nach Geschlecht und
Alter differenzieren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006,
2010 sowie die aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in ab-
soluten und relativen Zahlen ausweisen)?

4. Wie viele sozialversicherungspflichtig Teilzeitbeschäftigte erhalten nach
Kenntnis der Bundesregierung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der
Niedriglohnschwelle (bitte nach Bund, Ost/West sowie nach Geschlecht und
Alter differenzieren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006,
2010 sowie die aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in ab-
soluten und relativen Zahlen ausweisen)?

5. Wie viele Beschäftigte, differenziert nach Art des Arbeitsvertrages (befris-
tet/unbefristet), erhalten nach Kenntnis der Bundesregierung einen Brutto-
stundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle (bitte, wenn möglich,
nach Bund, Ost/West, Geschlecht und Alter differenzieren; bitte jeweils im
Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die aktuellsten verfügbaren
Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und relativen Zahlen ausweisen)?

6. Wie viele Beschäftigte differenziert nach Qualifikationsniveau erhalten nach
Kenntnis der Bundesregierung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der
Niedriglohnschwelle (bitte, wenn möglich, nach Bund, Ost/West, Geschlecht
und Alter differenzieren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001,
2006, 2010 sowie die aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils
in absoluten und relativen Zahlen ausweisen)?

7. Wie viele atypisch Beschäftigte erhalten nach Kenntnis der Bundesregierung
einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle (bitte nach
Bund, Ost/West sowie nach Geschlecht und Alter differenzieren; bitte je-
weils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die aktuellsten
verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und relativen Zahlen
ausweisen)?

8. Wie viele geringfügig Beschäftigte erhalten nach Kenntnis der Bundesregie-
rung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle (bitte
nach Bund, Ost/West sowie nach Geschlecht und Alter differenzieren; bitte
jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die aktuellsten
verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und relativen Zahlen
ausweisen)?

9. Wie viele Leiharbeitskräfte erhalten nach Kenntnis der Bundesregierung ei-
nen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle (bitte nach
Bund, Ost/West sowie nach Geschlecht und Alter differenzieren; bitte je-
weils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die aktuellsten
verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und relativen Zahlen
ausweisen)?

10. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Niedriglohnbeschäfti-
gung in den Jahren 2001, 2006, 2010 und 2014 bei den Normalarbeitsver-
hältnissen und bei den atypischen Arbeitsverhältnissen entwickelt (bitte ab-
solute Zahlen und Prozentzahlen zur jeweiligen Grundgesamtheit für die je-
weilig verfügbaren Jahre aufführen und, wenn möglich, nach Alter, Ge-
schlecht, Ost/West und Art der Beschäftigung differenzieren)?

11. Wie viele Beschäftigte im Gastgewerbe erhalten nach Kenntnis der Bundes-
regierung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle
(bitte, wenn möglich, nach Bund, Ost/West, Geschlecht und Alter differen-
zieren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die
aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und rela-
tiven Zahlen ausweisen)?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/10369

12. Wie viele Beschäftigte im Bereich Verkehr und Lagerei erhalten nach Kennt-

nis der Bundesregierung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Nied-
riglohnschwelle (bitte, wenn möglich, nach Bund, Ost/West, Geschlecht und
Alter differenzieren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006,
2010 sowie die aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in ab-
soluten und relativen Zahlen ausweisen)?

13. Wie viele Beschäftigte im Baugewerbe erhalten nach Kenntnis der Bundes-
regierung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohnschwelle
(bitte, wenn möglich, nach Bund, Ost/West, Geschlecht und Alter differen-
zieren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die
aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und rela-
tiven Zahlen ausweisen)?

14. Wie viele Beschäftigte im Bereich Erziehung erhalten nach Kenntnis der
Bundesregierung einen Bruttostundenverdienst unterhalb der Niedriglohn-
schwelle (bitte, wenn möglich, nach Bund, Ost/West, Geschlecht und Alter
differenzieren; bitte jeweils im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010
sowie die aktuellsten verfügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten
und relativen Zahlen ausweisen)?

15. Welches sind nach Kenntnis der Bundesregierung die zehn Branchen mit
dem höchsten Anteil an Niedriglohnbeschäftigten (bitte, wenn möglich, nach
Bund, Ost/West, Geschlecht und Alter differenzieren; bitte jeweils im Zeit-
verlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die aktuellsten verfügbaren
Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und relativen Zahlen ausweisen)?

16. Welches sind nach Kenntnis der Bundesregierung die zehn Berufe mit dem
höchsten Anteil an Niedriglohnbeschäftigten (bitte nach Alter, Geschlecht,
Ost/West und Art der Beschäftigung differenzieren; bitte im Zeitverlauf für
die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die aktuellsten verfügbaren Zahlen darstel-
len und jeweils in absoluten und relativen Zahlen ausweisen)?

17. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Niedriglohnbeschäfti-
gung für Arbeitsverhältnisse mit bis zu 21 Wochenstunden, von 22 bis
31 Wochenstunden sowie von 31 bis 35 Wochenstunden entwickelt (bitte
nach Alter, Geschlecht, Ost/West und Art der Beschäftigung differenzieren;
bitte im Zeitverlauf für die Jahre 2001, 2006, 2010 sowie die aktuellsten ver-
fügbaren Zahlen darstellen und jeweils in absoluten und relativen Zahlen
ausweisen)?

18. Wie haben sich nach Kenntnis der Bundesregierung Zahl und Anteil der
Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland und in den Mitgliedstaaten der Eu-
ropäischen Union seit dem Jahr 2006 bis heute entwickelt (bitte, wenn mög-
lich, nach Ländern differenzieren)?

Berlin, den 21. November 2016

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com
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