BT-Drucksache 17/9013

Digitale und soziale Spaltung bei Zugang und Nutzung des Internets in Deutschland

Vom 19. März 2012


Deutscher Bundestag Drucksache 17/9013
17. Wahlperiode 19. 03. 2012

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Halina Wawzyniak, Jan Korte, Herbert Behrens,
Matthias W. Birkwald, Diana Golze, Dr. Rosemarie Hein, Ulla Jelpke,
Katja Kipping, Jutta Krellmann, Cornelia Möhring, Jens Petermann,
Ingrid Remmers, Dr. Ilja Seifert, Kathrin Senger-Schäfer, Raju Sharma,
Dr. Petra Sitte, Frank Tempel, Kathrin Vogler, Harald Weinberg,
Jörn Wunderlich, Sabine Zimmermann und der Fraktion DIE LINKE.

Digitale und soziale Spaltung bei Zugang und Nutzung des Internets in
Deutschland

Die aktuellen Ergebnisse des von der Initiative D21 e. V. veröffentlichten
(N)ONLINER Atlas 2011 zeigen, dass bei der Nutzung des Internets in Deutsch-
land immer noch eine digitale Spaltung zwischen den Nutzerinnen und Nutzern
entlang von Einkommen und Bildungsgrad existiert. So sind nur 60,5 Prozent
aller Menschen mit Volks- oder Hauptschulabschluss online, wohingegen
90,2 Prozent aller Menschen mit abgeschlossenem Abitur bzw. Studium das
Internet nutzen.

Noch größer ist die digitale Spaltung unter Berücksichtigung der monatlichen
Haushaltseinkommen der Befragten. Nur 53 Prozent der Befragten mit einem
Haushaltsnettoeinkommen von unter 1 000 Euro nutzen das Internet, bei Haus-
haltsnettoeinkommen von 3 000 Euro und mehr sind dies allerdings 92,3 Pro-
zent. Die Verbreitung und Nutzung des Internets ist damit immer noch eng mit
der Art der Schulbildung und der finanziellen Situation von Menschen verbun-
den. Die digitale Spaltung kann somit auch als eine soziale Spaltung angesehen
werden.

Auch in der Mediennutzungsforschung festigt sich die Erkenntnis, dass Men-
schen mit hohem Bildungsabschluss und günstiger ökonomischer Ausgangs-
lage das Internet zum Ausbau dieser Vorteile nutzen, während Menschen mit
niedrigem Bildungsgrad oder ungünstiger ökonomischer Ausgangslage das
Internet kaum zum Abbau dieser Benachteiligung nutzen.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie bewertet die Bundesregierung die Ergebnisse des (N)ONLINER Atlas
2011 in Bezug auf die andauernde digitale Spaltung entlang von Einkom-
men und Bildungsabschlüssen?
2. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass sich das Nutzungsverhalten
im Internet in Abhängigkeit zum Beispiel vom Einkommen oder Bildungs-
grad unterschiedlich gestaltet?

Wenn ja, sieht die Bundesregierung Handlungsbedarf, und in welcher Hin-
sicht?

Wenn nein, warum nicht?

Drucksache 17/9013 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
3. Welche zusätzlichen Hindernisse bei der Internetnutzung macht die Bundes-
regierung aus, und welche Folgen haben diese zum Beispiel für Menschen
mit Behinderung?

4. Welche weiteren Möglichkeiten im Bereich der Allgemeinen Bildung und
der Erwachsenenbildung (berufliche und allgemeine Weiterbildung) sieht
die Bundesregierung, jenseits der Zuständigkeit der Länder, für eigene An-
strengungen zur Überwindung der digitalen Spaltung?

5. Welche öffentlichen und privaten (Weiter-)Bildungsträger sind nach An-
sicht der Bundesregierung besonders geeignet, die digitale Spaltung in
Deutschland zu bekämpfen?

6. Welche Maßnahmen trifft die Bundesregierung zurzeit, und welche Maß-
nahmen sind geplant, um die Arbeit der öffentlichen und privaten (Weiter-)
Bildungsträger bei der Bekämpfung der digitalen Spaltung, auch bei der
Schaffung inklusiver Angebote, zu unterstützen?

7. Wie beurteilt die Bundesregierung die Wirksamkeit der von ihr geförderten
Programme im Hinblick auf die Überwindung der digitalen Spaltung (bitte
Programme und Ergebnisse einzeln auflisten)?

8. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung im Bereich der Arbeits-
marktpolitik, insbesondere im Rahmen von Qualifizierungsangeboten, um
die digitale Spaltung zu überwinden?

9. Welche technischen und politischen Maßnahmen wird die Bundesregie-
rung unternehmen, um gleichwertige Zugangsbedingungen zum Internet
für alle Menschen in Deutschland zu verwirklichen?

10. In welchem Maße werden diese Maßnahmen auch Menschen mit Behinde-
rung sowie ihre in Artikel 9 und 21 der UN-Behindertenrechtskonvention
festgeschriebenen Rechte berücksichtigen?

11. Wie bewertet die Bundesregierung die deutlichen Unterschiede des Inter-
netnutzeranteils in den neuen und alten Bundesländern (vgl. (N)ONLINER
Atlas 2011)?

Welche Ursachen sieht sie für das Fortbestehen dieser regionalen Unter-
schiede?

Wie will die Bundesregierung diese Unterschiede verringern?

12. Welchen Stellenwert misst die Bundesregierung dem Internet in Bezug auf
demokratische Beteiligung und gesellschaftliche Teilhabe bei?

13. Welche Demokratie fördernden Potentiale sieht die Bundesregierung im
Internet jenseits des erleichterten Zugangs zu Informationen?

14. Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass zur aktiven gesellschaft-
lichen Teilhabe mit Hilfe des Internets allen Menschen in Deutschland ein
uneingeschränkt nutzbarer eigener Internetzugang zur Verfügung stehen
sollte?

15. Wie bewertet die Bundesregierung in diesem Zusammenhang die Tatsache,
dass in den Regelsätzen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch zwar
Kosten für die Bereitstellung eines Internetanschlusses, jedoch keine Aus-
gaben für internetfähige PC-Hardware berücksichtigt werden, die eine
solche Anschaffung tatsächlich ermöglichen?

Berlin, den 19. März 2012

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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