BT-Drucksache 17/12325

Steigende Erwerbstätigkeit von Frauen und ihre Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt

Vom 11. Februar 2013


Deutscher Bundestag Drucksache 17/12325
17. Wahlperiode 11. 02. 2013

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Sabine Zimmermann, Jutta Krellmann, Yvonne Ploetz,
Diana Golze, Matthias W. Birkwald, Dr. Martina Bunge, Werner Dreibus, Klaus
Ernst, Dr. Barbara Höll, Katja Kipping, Cornelia Möhring, Dr. Ilja Seifert, Kathrin
Senger-Schäfer, Harald Weinberg, Jörn Wunderlich und der Fraktion DIE LINKE.

Steigende Erwerbstätigkeit von Frauen und ihre Benachteiligung
auf dem Arbeitsmarkt

Am 8. März jährt sich der internationale Frauentag. Die Bundesministerin für
Arbeit und Soziales, Dr. Ursula von der Leyen, lässt kaum eine Gelegenheit
aus, auf die positive Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit hinzuweisen. In
der Tat arbeiten immer mehr Frauen, aber an ihrer Benachteiligung auf dem Ar-
beitsmarkt hat sich nichts grundlegend geändert. Weiterhin gibt es einen deutli-
chen Lohnabstand und Frauen arbeiten oft in unsicheren Beschäftigungsver-
hältnissen. Ohne ein Handeln der Politik droht eine Verfestigung der Ungleich-
heiten auf dem Arbeitsmarkt. Die Bundesregierung ist gefordert, eine ehrliche
Bilanz der Gleichstellung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt abzulegen und ge-
eignete Maßnahmen zum Abbau der Diskriminierung zu ergreifen.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie bewertet die Bundesregierung die steigende Erwerbstätigkeit von
Frauen vor dem Hintergrund, dass es sich immer noch um einen gespaltenen
Arbeitsmarkt handelt bzw. dieser sich verfestigt hat (Gleichstellungsbericht
der Bundesregierung, Bundestagsdrucksache 17/6240)?

2. Welche Fortschritte sieht die Bundesregierung bei der Gleichberechtigung
von Frauen auf dem Arbeitsmarkt, wo sieht sie noch Handlungsbedarf, und
was hat sie diesbezüglich unternommen und will sie noch unternehmen?

3. Wie hat sich seit 1990 die Zahl der Erwerbstätigen nach Frauen und Män-
nern entwickelt (bitte jährlich für Gesamtdeutschland sowie Ost und West
ausweisen)?

4. Wie hat sich seit 1990 die Erwerbsquote von Frauen und Männern ent-
wickelt (bitte jährlich für Gesamtdeutschland sowie Ost und West auswei-
sen)?

5. Wie stellt sich die Erwerbsquote von Frauen in Deutschland im euro-

päischen Vergleich dar?

6. Sieht die Bundesregierung das Erwerbspotential von Frauen ausgeschöpft?

7. Inwiefern arbeiten Frauen in Branchen, die sich durch besondere Arbeitsbe-
lastungen auszeichnen?

Drucksache 17/12325 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

8. Inwiefern sind Frauen besonders von dem Problem psychischer Belastun-
gen, Stress und Burnout betroffen, und welchen Zusammenhang gibt es
hier zu ihrer Doppel- bzw. Dreifachbelastung hinsichtlich Familie, Kinder
und Arbeit?

9. Wie hat sich seit 1990 die Zahl der Männer und Frauen nach Beschäfti-
gungsformen entwickelt (bitte jährlich nach Normalarbeitsverhältnis sowie
nach den verschiedenen Formen atypischer Beschäftigung für Gesamt-
deutschland sowie Ost und West ausweisen)?

10. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung zu den Arbeitszeitwün-
schen von berufstätigen Frauen vor (bitte auch entsprechende Zahlen
nennen)?

Wie decken sich diese mit ihren realen Arbeitszeiten?

11. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung zum Problem der unfrei-
willigen Teilzeitarbeit vor?

Inwiefern gibt es Hindernisse im Jobangebot, inwiefern Hindernisse durch
familiäre und soziale Verpflichtungen?

Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung daraus?

12. Wie stellt sich nach Kenntnis der Bundesregierung das Ausmaß der Teil-
zeitarbeit von Frauen in Deutschland im Vergleich zu anderen euro-
päischen Staaten dar?

13. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung zu den Arbeitszeit-
wünschen von nicht berufstätigen Frauen vor (bitte auch entsprechende
Zahlen nennen, wenn möglich nach verschiedenen Beschäftigungsformen),
und welche Hindernisse gibt es für die Verwirklichung dieser Wünsche?

14. Wie haben sich seit 1990 die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und
Männern entwickelt (Gesamtdeutschland sowie Ost und West), und wie be-
wertet die Bundesregierung diese Entwicklung?

15. Was sind nach Ansicht der Bundesregierung die wesentlichen Gründe für
die vorhandenen Verdienstunterschiede?

16. Welchen Anteil an den Verdienstunterschieden hat nach Ansicht der Bun-
desregierung eine geschlechtsspezifische Berufswahl und -ausübung, und
welche politischen Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung daraus?

17. Welchen Einfluss auf die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und
Männern hat nach Kenntnissen der Bundesregierung die Frage, ob nach
Tarif entlohnt wird oder nicht?

18. Wie erklärt sich die Bundesregierung, dass der Verdienstunterschied
zwischen Frauen und Männer in Deutschland so hoch ist wie in kaum einem
anderen Land der Europäischen Union (www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/
Gesamtwirtschaft+Umwelt/VerdiensteArbeitskosten/Verdienstunterschiede
MaennerFrauen/Tabellen/GenderPayGapEU.html), und welchen Hand-
lungsauftrag für die Politik leitet sie daraus ab?

Welche anderen europäischen Mitgliedstaaten sieht die Bundesregierung
als vorbildhaft an, und welche Maßnahmen aus diesen Staaten als beispiel-
gebend im Sinne eines Best-Practice-Ansatzes?

19. Wie haben sich seit 1990 die Zahl und der Anteil von Frauen entwickelt,
die zu Niedriglöhnen arbeiten (bitte insgesamt nennen sowie nach ver-
schiedenen Beschäftigungsformen)?

Wie hat sich im Vergleich dazu die Zahl und der Anteil der Männer ent-

wickelt?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/12325

20. Was sind die zehn Branchen, in denen die meisten weiblichen Niedriglohn-
beschäftigten arbeiten (bitte auch mit konkreten Beschäftigungszahlen
nennen)?

Wie hoch ist jeweils der Frauenanteil in diesen Branchen?

21. Was sind die zehn Branchen mit den niedrigsten durchschnittlichen Stun-
denverdiensten (bitte mit Höhe des Stundenlohns und Zahl der Beschäftig-
ten angeben), und wie hoch ist dort jeweils der Anteil der weiblichen und
männlichen Beschäftigten?

22. Was sind die zehn Branchen mit den höchsten durchschnittlichen Stunden-
verdiensten (bitte mit Höhe des Stundenlohns und Zahl der Beschäftigten
angeben), und wie hoch ist dort jeweils der Anteil der weiblichen und
männlichen Beschäftigten?

23. Wie hoch ist die Zahl und der Anteil der Erwerbstätigen mit aufstockenden
Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II), differen-
ziert nach Frauen und Männern?

24. Wie hoch waren im Jahr 2012 die verausgabten aufstockenden Leistungen
nach dem SGB II für Erwerbstätige, differenziert nach Frauen und Män-
nern?

25. Gibt es Gruppen weiblicher Beschäftigter (Frauen mit Behinderung, Migran-
tinnen, ältere Frauen), die besonders zahlreich im Niedriglohnbereich be-
schäftigt sind oder aufstockende Leistungen nach dem SGB II für Erwerbs-
tätige beziehen, und wie hoch ist ihre Zahl und ihr Anteil?

26. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung hinsichtlich des Problems
der sexuellen Belästigung und Nötigung in der Arbeitswelt?

27. Welche Rolle spielt diesbezüglich nach Ansicht der Bundesregierung die
Schlechterstellung von Frauen in der Hierarchie der Arbeitswelt, ihre pre-
käre Beschäftigung und eine geringere Wahrnehmung ihrer Rechte, und
welche politischen Schlussfolgerungen leitet die Bundesregierung daraus
ab?

28. Gibt es Gruppen weiblicher Beschäftigter, die besonders von sexueller Be-
lästigung und Nötigung betroffen sind?

Wenn ja, welche sind dies, und sieht die Bundesregierung hier einen beson-
deren Handlungsbedarf?

Berlin, den 11. Februar 2013

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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