Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 30.06.2009, Az. VI ZR 340/08

VI. Zivilsenat | REWIS RS 2009, 2784

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[X.] ZR 340/08 vom 30. Juni 2009 in dem Rechtsstreit - 2 - Der [X.]. Zivilsenat des [X.] hat am 30. Juni 2009 durch die Vize-präsidentin Dr. [X.], [X.] Zoll und [X.], [X.]in [X.] und [X.] beschlossen: Die Anhörungsrüge vom 19. Juni 2009 gegen den Senatsbe-schluss vom 9. Juni 2009 wird auf Kosten der Klägerin zurückge-wiesen.

Gründe: Die gemäß § 321a ZPO statthafte und auch im Übrigen zulässige Ge-hörsrüge ist nicht begründet. 1 Nach Art. 103 Abs. 1 GG sind die Gerichte verpflichtet, das Vorbringen der Parteien zur Kenntnis zu nehmen und in Erwägung zu ziehen. Die Gerichte brauchen jedoch nicht jedes Vorbringen der Beteiligten in den Gründen der Entscheidung ausdrücklich zu bescheiden ([X.] 96, 205, 216 f.; [X.], [X.] vom 24. Februar 2005 - [X.]/04 - NJW 2005, 1432 f.). Artikel 103 Abs. 1 GG gewährt keinen Schutz gegen Entscheidungen, die den Sachvortrag eines Beteiligten aus Gründen des formellen oder materiellen Rechts teilweise oder ganz unberücksichtigt lassen (vgl. [X.] 21, 191, 194; 70, 288, 294; st.Rspr.). Nach § 544 Abs. 4 Satz 2 ZPO kann das Revisionsgericht von einer Begründung des Beschlusses, mit dem es über die [X.] - 3 - de entscheidet, absehen, wenn diese nicht geeignet wäre, zur Klärung der [X.] beizutragen, unter denen eine Revision zuzulassen ist. Von die-ser Möglichkeit hat der Senat im vorliegenden Fall Gebrauch gemacht. Bei der Entscheidung über die Zurückweisung der Nichtzulassungsbeschwerde hat er das mit der Anhörungsrüge der Klägerin als übergangen beanstandete Vorbrin-gen in vollem Umfang geprüft, ihm aber keine Gründe für eine Zulassung der Revision entnehmen können. Die Frage, ob ein Anspruch auf Geldentschädigung wegen hartnäckiger schwerwiegender Verletzung des Rechts am eigenen Bild nach dem Subsidiari-tätsgrundsatz ausscheidet, wenn der in Anspruch Genommene in der Vergan-genheit bereits unter Androhung von [X.] rechtskräftig verurteilt wurde, es generell zu unterlassen, Fotos des Betroffenen zu veröffentlichen und der Betroffene daher die Möglichkeit hat, im Falle von [X.] Ordnungsmittel gegen den Verletzer festsetzen zu lassen, ist über die bereits vorhandene höchstrichterliche Rechtsprechung nicht weiter klärungsbedürftig, sie ist auch nicht abstrakt klärungsfähig. Im Urteil vom 25. Mai 1971 - [X.] ZR 26/70 - VersR 1971, 845 (Dreckschleuder) hat der Senat bereits darauf [X.], dass in jedem Einzelfall zu prüfen ist, ob dem Betroffenen, dessen nicht vermögensmäßige Einbuße auf andere Weise nicht hinreichend ausgleichbar ist, gerechterweise eine Genugtuung in Geld zuzusprechen ist. Ob ein derart schwerer Eingriff in den Eigenwert der Persönlichkeit anzunehmen ist, kann nur aufgrund der gesamten Umstände des Einzelfalles beurteilt werden. Hierbei sind besonders die Art sowie Schwere der zugefügten Beeinträchtigung und der Grad des Verschuldens, auch Anlass und Beweggrund des Handelns zu be-rücksichtigen. Bei der gebotenen Gesamtwürdigung ist auch zu [X.], ob ein [X.] erwirkt worden ist. Dass ein [X.] geeignet sein kann, die Entscheidung für eine Geldentschädigung zu beeinflus-sen, entspricht allgemeiner Rechtsmeinung. Soweit die Klägerin meint, dass in 3 - 4 - der Literatur (vgl. [X.] in [X.], Das Recht der Wort- und Bildberichter-stattung, 5. Aufl., [X.]. 14, Rn. 125) diese Auffassung kritisiert worden sei, sieht der Senat keine Veranlassung, deshalb von seiner Auffassung abzurücken. Die von der Klägerin in Bezug genommene Fundstelle bezieht sich im Übrigen nur auf die Wortberichterstattung und nicht auf die unzulässige Bildveröffentlichung. Im Streitfall wird die Klägerin durch die Abbildungen in ihrem Recht am eigenen Bild nicht in schwerwiegender Weise betroffen. Sie ist auf den Fotos nur über die Abbildung ihrer Eltern und die dazugehörige Wortberichterstattung identifi-zierbar. Wegen der vorliegenden Bildveröffentlichungen wird sie deshalb bei anderer Gelegenheit kaum wieder erkannt werden. Für die Berichterstattung bestimmendes Thema war außerdem in keinem Fall die Person der Klägerin, sondern die Beziehung ihrer Eltern, die Auswirkungen des Scheiterns von de-ren Ehe auf die Familie und die beruflichen Dispositionen ihres Vaters. Dass [X.] und damit zusammenhängende Ordnungsmittelandrohungen den Geldentschädigungsanspruch beeinflussen und im Zweifel sogar aus-schließen können, hat der Senat bereits im Urteil vom 25. Mai 1971 - [X.] ZR 26/70 - aaO ausgeführt. Die Gewährung einer Geldentschädigung hängt nicht nur von der Schwere des Eingriffs ab, es kommt auf die Umstände des Einzel-falls an, nach denen zu beurteilen ist, ob ein anderweitiger befriedigender Aus-gleich für die Persönlichkeitsverletzung fehlt (Senat, [X.]Z 128, 1, 12 f.). Zwar kann die Persönlichkeitsentfaltung von Kindern durch die Berichterstattung in Medien empfindlicher gestört werden als diejenige von Erwachsenen, so dass der Bereich in dem sie sich frei von öffentlicher Beobachtung fühlen und entfal-ten dürfen, umfassender geschützt sein muss. Die Genugtuungsfunktion der
- 5 - Geldentschädigung würde indessen zu wirtschaftlich gesehen, würde sie [X.], dass dem Betroffenen selbst die finanziellen Mittel zufließen. Im [X.] Fall kann auch durch das Ordnungsmittelverfahren hinreichend Genug-tuung erlangt werden. [X.] Zoll [X.] [X.]

[X.] Vorinstanzen: [X.], Entscheidung vom 11.07.2008 - 324 O 1172/07 - [X.], Entscheidung vom 04.11.2008 - 7 U 71/08 -

Meta

VI ZR 340/08

30.06.2009

Bundesgerichtshof VI. Zivilsenat

Sachgebiet: ZR

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 30.06.2009, Az. VI ZR 340/08 (REWIS RS 2009, 2784)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2009, 2784

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