Bundesgerichtshof, Urteil vom 17.06.2015, Az. 5 StR 140/15

5. Strafsenat | REWIS RS 2015, 9624

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Gegenstand

Strafzumessung: Identitätsverschleierung als strafschärfender Umstand


Tenor

Die Revisionen der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil des [X.] vom 26. September 2014 werden verworfen.

Die Staatskasse hat die Kosten der Rechtsmittel und die den Angeklagten hierdurch entstandenen notwendigen Auslagen zu tragen.

- Von Rechts wegen -

Gründe

1

Das [X.] hat die Angeklagten wegen gewerbs- und bandenmäßigen [X.] in 31 Fällen für schuldig befunden. Es hat den Angeklagten [X.]        unter Einbeziehung weiterer 60 zehnmonatiger Freiheitsstrafen aus einer früheren, wegen vergleichbarer Taten ergangenen Verurteilung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten und den Angeklagten Z.    zu einer zur Bewährung ausgesetzten Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Die vom [X.] nicht vertretenen, zuungunsten der Angeklagten eingelegten, auf die Sachrüge gestützten und auf den Strafausspruch beschränkten Revisionen der Staatsanwaltschaft haben keinen Erfolg.

2

1. Die angegriffenen [X.] in den Fällen 1 bis 13, 15, 17 bis 27 halten sachlich-rechtlicher Nachprüfung stand. Die insofern erfolgte Zugrundelegung des Strafrahmens des minder schweren Falls nach § 263a Abs. 2, § 263 Abs. 5 StGB ist nicht zu beanstanden.

3

Das [X.] ist bei seiner Prüfung von zutreffenden rechtlichen Maßstäben ausgegangen. Es hat die Anwendung der minder schweren Fälle maßgeblich damit begründet, dass die von den Angeklagten abgelegten Geständnisse in diesen konkreten Fällen besonders „werthaltig“ waren, weil sie umfangreiche und kostspielige Ermittlungen im Ausland entbehrlich gemacht haben und diese Taten ohne Geständnisse nicht nachzuweisen gewesen wären (vgl. [X.] f.). Dass es sich hierbei nach dem [X.] um „taktische Formalgeständnisse“ gehandelt habe, ist nicht nur - wie bereits von der Revision selbst erkannt - urteilsfremd, sondern wird durch die Urteilsgründe widerlegt (vgl. [X.] f.). Entgegen den Revisionen durften die planvolle intensive und nicht nur gelegentliche Begehung der Straftaten ebenso wie das arbeitsteilige Vorgehen in der organisierten Bande nicht strafschärfend berücksichtigt werden (§ 46 Abs. 3 StGB), weil diese Umstände bereits durch das Tatbestandsmerkmal der „Bande“ im Sinne des § 263a Abs. 2 i.V.m. § 263 Abs. 5 StGB umfasst sind. Die Urteilsgründe lassen - wie der [X.] zutreffend dargelegt hat - nicht besorgen, dass das [X.] die ausdrücklich als strafschärfend berücksichtigten aufwendigen technischen Abschirmungsmaßnahmen (vgl. [X.] f.) bei der [X.] aus dem Blick verloren hat.

4

2. Die Bemessung der Gesamtfreiheitsstrafen begegnet keinen durch greifenden Bedenken.

5

Zwar müssen bei diesem [X.] (§ 54 Abs. 1 Satz 2 StGB) die hierfür maßgebenden Gesichtspunkte in einer Gesamtschau erneut berücksichtigt werden; jedoch ist nicht in jedem Fall eine ausdrückliche Wiederholung in den Urteilsgründen erforderlich (vgl. [X.], Urteil vom 17. August 1988 - 2 [X.] und Beschluss vom 15. August 1989 - 1 [X.], [X.]R StGB § 54 Abs. 1 Bemessung 1 und 4). Das [X.] hat die Zumessung der Einzelstrafen bereits in einer zusammenfassenden Würdigung eingehend begründet und deren Höhe entsprechend dem Ausmaß der Schäden abgestuft. Auf diese zusammengefasste Würdigung durfte es bei der Gesamtstrafenbildung Bezug nehmen.

6

Dass der Angeklagte Z.    seine wahre Identität vor dem [X.] nicht preisgegeben hat, hält sich im Rahmen seines zulässigen [X.] (vgl. [X.], Beschluss vom 22. Mai 2013 - 4 StR 151/13, [X.], 697) und durfte entgegen der Ansicht der Revision auch nicht bei der Bemessung der Gesamtfreiheitsstrafe strafschärfend berücksichtigt werden. Die Erhöhung der Einsatzstrafe von einem Jahr und sechs Monaten fällt zwar beim Angeklagten Z.    relativ gering aus, wird jedoch unter anderem mit der Mitgliedschaft in nur einer Bande noch vertretbar begründet (UA S. 28).

7

Die verhängten Gesamtstrafen werden schließlich auch ihrem Zweck, gerechter Schuldausgleich zu sein, noch gerecht.

8

3. Die hinsichtlich des Angeklagten Z.    getroffene Bewährungsentscheidung ist eingehend begründet und enthält keinen Rechtsfehler. Die Ausführungen, mit denen das [X.] eine positive Kriminalprognose gestellt hat (u.a. erstmalige Freiheitsstrafe, beeindruckende Wirkung der Untersuchungshaft und des Verfahrens insgesamt, flankierende Maßnahmen nach § 56c und § 56d StGB), sind nicht zu beanstanden. Zutreffend hat es als besondere Umstände im Sinne des § 56 Abs. 2 StGB das abgelegte - wie dargestellt außerordentlich gewichtige - Geständnis und die verbüßte Untersuchungshaft herangezogen. Das [X.], das sich in eigenen Würdigungen erschöpft, zeigt keinen Rechtsfehler auf; auch bei der Aussetzungsentscheidung kann dem Angeklagten Z.    nicht angelastet werden, dass er seine wahre Identität nicht preisgegeben hat.

9

4. Ein die Strafzumessung betreffender Rechtsfehler zum Nachteil der Angeklagten liegt ebenfalls nicht vor (§ 301 StPO).

Sander                        [X.]

                 [X.]

Meta

5 StR 140/15

17.06.2015

Bundesgerichtshof 5. Strafsenat

Urteil

Sachgebiet: StR

vorgehend LG Berlin, 26. September 2014, Az: (513) 255 Js 369/13 KLs (63/13)

§ 243 Abs 5 S 1 StPO, § 46 StGB

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Urteil vom 17.06.2015, Az. 5 StR 140/15 (REWIS RS 2015, 9624)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2015, 9624

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