Bundesfinanzhof, Urteil vom 23.10.2019, Az. VI R 1/18

6. Senat | REWIS RS 2019, 2349

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Gegenstand

Vorab entstandene Werbungskosten bei doppelter Haushaltsführung


Leitsatz

NV: Aufwendungen für eine Wohnung sind nach § 9 Abs. 1 Satz 1 EStG i.V.m. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG nur dann als vorab entstandene Werbungskosten einer doppelten Haushaltsführung abziehbar, wenn der Steuerpflichtige endgültig den Entschluss gefasst hat, die Wohnung zukünftig im Rahmen einer steuerlich anzuerkennenden doppelten Haushaltsführung zu nutzen . Ob dies der Fall ist, ist aufgrund einer Gesamtwürdigung der objektiven Umstände des Einzelfalls zu entscheiden .

Tenor

Auf die Revision des Beklagten wird das Urteil des [X.] vom 01.06.2017 - 3 K 3278/14 aufgehoben und die Klage abgewiesen.

Die Kosten des gesamten Verfahrens hat die Klägerin zu tragen.

Tatbestand

I.

1

Die Klägerin und Revisionsbeklagte (Klägerin) war seit 1998 als ...ärztin (Oberärztin) an einer Klinik in [[[[[[[X.].]].].].].] tätig, spätestens ab dem [[[[[[[X.].]].].].].] in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis. Seit dem [[[[[[[X.].]].].].].] bewohnte sie in [[[[[[[X.].]].].].].] eine 2 1/2-[[[[[X.].]].].]immer-Wohnung mit einer Größe von 65 qm. Die monatliche Miete betrug zuletzt 760,62 € warm.

2

Im März 2010 brachte die Klägerin eine Tochter zur Welt. Im Juni 2010 beantragte sie Elternzeit für den [[[[[X.].]].].]eitraum vom ... .07.2010 bis zum ... .03.2012. Im Dezember des [[[[[[X.].]].].].] (2011) beantragte sie die Verlängerung der Elternzeit bis zum ... .03.2013.

3

Nach der Geburt ihrer Tochter zog die Klägerin zu ihrem [[X.].]ebensgefährten ([[X.].]) nach [[[[[[X.].]].].].] Die Wohnung in [[[[[[[X.].]].].].].] kündigte die Klägerin zunächst nicht.

4

Ende des Jahres 2010 zogen die Klägerin und [[X.].] zusammen nach [[[[[X.].]].].], wo [[X.].] eine Stelle antrat. Seit Anfang des [[[[[[X.].]].].].] war die Klägerin in [[[[[X.].]].].] als ...ärztin an einer Klinik in Teilzeit tätig und beendete ihre Habilitation. In [[[[[[[X.].]].].].].] betreute die Klägerin im Streitjahr noch ein zu Ende gehendes Forschungsprojekt. Sie hielt sich deshalb an etwa zwei Tagen pro Monat in ihrer dortigen Wohnung auf. Einkünfte aus der Betreuung des Forschungsprojekts erzielte die Klägerin nicht.

5

Von September 2010 bis April 2012 vermietete die Klägerin [[[[[[[[X.].]].].].].].] ihrer Wohnung in [[[[[[[X.].]].].].].] nacheinander an zwei Untermieter. In [[[[[[[[X.].]].].].].].] befanden sich weiterhin Möbel der Klägerin. Für die Wohnung wandte die Klägerin im Streitjahr --nach Abzug der Einnahmen aus der [[[X.].]] noch 5.563,30 € auf.

6

Im März 2012 schloss die Klägerin mit der [[[X.].]] einen Arbeitsvertrag über eine Vollzeitstelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin ab dem 01.04.2012. [[[X.].]] vom ... .04.2012 kündigte sie ihre Wohnung in [[[[[[[X.].]].].].].]. Im Dezember 2012 kündigte die Klägerin auch ihr dortiges Arbeitsverhältnis zum Ablauf der Elternzeit. Im [[X.].]aufe des Jahres 2013 verlegten die Klägerin und [[X.].] ihre gemeinsame Familienwohnung nach A.

7

Die Aufwendungen für die Wohnung in [[[[[[[X.].]].].].].] machte die Klägerin beim Beklagten und Revisionskläger (Finanzamt --[X.]--) auch im Einspruchsverfahren erfolglos als Werbungskosten geltend.

8

Das Finanzgericht ([X.]) gab der Klage mit den in Entscheidungen der Finanzgerichte (E[X.]) 2017, 1580 veröffentlichten Gründen statt.

9

Mit der Revision rügt das [X.] die Verletzung materiellen Rechts.

Das [X.] beantragt,
das Urteil des [X.] aufzuheben und die Klage abzuweisen.

Die Klägerin beantragt,
die Revision zurückzuweisen.

Entscheidungsgründe

II.

Die Revision des [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] ist begründet. Sie führt zur [[[[X.].].]]ufhebung der Vorentscheidung und zur [[[[X.].].]]bweisung der Klage (§ 126 [[[[X.].].]]bs. 3 Satz 1 Nr. 1 der Finanzgerichtsordnung --[[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].]O--). Das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] hat die [[[[X.].].]]ufwendungen der Klägerin für ihre Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] zu Unrecht als Werbungskosten anerkannt.

1. Die Klägerin kann die fraglichen [[[[X.].].]]ufwendungen nicht gemäß § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 des Einkommensteuergesetzes (EStG) in der im Streitjahr geltenden Fassung als Werbungskosten abziehen, wie das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] im Ergebnis zutreffend entschieden hat.

a) Nach dieser Vorschrift sind Werbungskosten auch notwendige Mehraufwendungen, die einem [[[[X.].].]]rbeitnehmer wegen einer aus beruflichem [[[[X.].].]]nlass begründeten doppelten Haushaltsführung entstehen, und zwar unabhängig davon, aus welchen Gründen die doppelte Haushaltsführung beibehalten wird. Eine doppelte Haushaltsführung liegt nur vor, wenn der [[[[X.].].]]rbeitnehmer außerhalb des Ortes, in dem er einen eigenen Hausstand unterhält, beschäftigt ist und auch am Beschäftigungsort wohnt (§ 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 Satz 2 EStG).

Beschäftigungsort i.S. des § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 Satz 2 EStG ist der Ort der langfristig und dauerhaft angelegten [[[[X.].].]]rbeitsstätte ([[[[[[[[[X.].].]].].].].].]surteil vom 16.11.2017 - VI R 31/16, [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].], 143, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2018, 404, Rz 11, m.w.N.).

b) Die Voraussetzungen einer doppelten Haushaltsführung sind im vorliegenden Fall nicht erfüllt. Denn die Klägerin hatte nach dem vom [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] für den [[[[[[[[[X.].].]].].].].].] bindend festgestellten Sachverhalt (§ 118 [[[[X.].].]]bs. 2 [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].]O) im Streitjahr keine regelmäßige [[[[X.].].]]rbeitsstätte (mehr) in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].

aa) Die Klägerin befand sich im Streitjahr in Elternzeit. Während der Elternzeit ruhte ihr [[[[X.].].]]rbeitsverhältnis mit der Klinik in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] kraft Gesetzes; die Elternzeit führte zur Befreiung der Klägerin von ihrer [[[[X.].].]]rbeitspflicht als [[[[X.].].]]rbeitnehmerin (s. [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] Kommentar zum [[[[X.].].]]rbeitsrecht/Gallner, 19. [[[[X.].].]]ufl., 2019, [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] § 15 Rz 10; [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].], in: Henssler/[[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].]/ [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].], [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].], 8. [[[[X.].].]]ufl., 2018, [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] vor §§ 15 bis 21 Rz 3, m.w.N.). Dementsprechend suchte die Klägerin die Klinik in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] im Streitjahr im Rahmen ihres [[[[X.].].]]rbeitsverhältnisses nicht mehr nachhaltig, fortlaufend und immer wieder auf. Die Klägerin musste aufgrund der Elternzeit im Streitjahr keine [[[[X.].].]]rbeitsleistungen mehr für die Klinik erbringen. Die Klinik war nicht (mehr) der ortsgebundene Mittelpunkt ihrer beruflichen Tätigkeit.

bb) Die Klägerin hatte in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] auch wegen der Betreuung des Forschungsprojekts keine regelmäßige [[[[X.].].]]rbeitsstätte/Betriebsstätte.

(1) Das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] hat nicht festgestellt, dass die Klägerin ihre Tätigkeiten im Rahmen des Forschungsprojekts als [[[[X.].].]]rbeitnehmerin der Klinik in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] erbracht hat. Eine --grundsätzlich mögliche-- Vereinbarung über eine Teilzeitbeschäftigung während der Elternzeit hatte die Klägerin mit der Klinik in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] nach den Feststellungen des [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] nicht getroffen. Solches hat die Klägerin auch selbst nicht behauptet. Sie trägt lediglich vor, das Forschungsprojekt sei Teil ihrer nichtselbständigen [[[[X.].].]]rbeit für die Klinik in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] gewesen, ohne dies allerdings näher zu substantiieren und zu belegen.

(2) Die Klägerin war im Rahmen des Forschungsprojekts auch nicht als [[[[X.].].]]rbeitnehmerin eines anderen [[[[X.].].]]rbeitgebers tätig. Nach ihrer Einkommensteuererklärung stand die Klägerin im Streitjahr lediglich in einem [[[[X.].].]]rbeitsverhältnis zu der Klinik in [[[[[X.].].]].].

(3) Das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] hat auch nicht festgestellt, dass die Tätigkeit der Klägerin im Rahmen des Forschungsprojekts Teil ihrer Habilitation war und die [[[[X.].].]]ufwendungen für die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] daher unter diesem Gesichtspunkt als (vorab entstandene) Werbungskosten abziehbar sein könnten (s. dazu [[[[[[[[[X.].].]].].].].].]surteile vom 07.08.1967 - VI R 25/67, [[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].], 32, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]I 1967, 778, und vom 19.09.2012 - VI R 78/10, [[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].], 80, [[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].], 284). Ebenso wenig hat die Vorinstanz festgestellt, dass die Klägerin durch ihre Tätigkeit in dem Forschungsprojekt die Grundlage für eine zukünftige Beschäftigung schaffen wollte (s. dazu Thüringer [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].], Urteil vom 11.05.2017 - 1 K 408/15, E[[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] 2017, 1152).

(4) Die Klägerin erzielte ausweislich ihrer Einkommensteuererklärung auch sonst keine Einnahmen in [[[[[X.].].]].]usammenhang mit der Betreuung des Forschungsprojekts, insbesondere keine aus selbständiger [[[[X.].].]]rbeit. Daher scheidet ein Betriebsausgabenabzug gemäß § 4 [[[[X.].].]]bs. 4 EStG wegen einer betrieblich veranlassten doppelten Haushaltsführung ebenfalls aus (s. dazu Urteil des [[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].] --[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]-- vom 16.03.2010 - VIII R 48/07, Rz 12 ff.).

2. Das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] hat die [[[[X.].].]]ufwendungen der Klägerin für die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] jedoch rechtsfehlerhaft gemäß § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 1 EStG als Werbungskosten zum [[[[X.].].]]bzug zugelassen.

a) [[[[X.].].]]ufwendungen für eine ([[[[[X.].].]].]weit-)Wohnung sind als Kosten der [[[X.].].]ebensführung grundsätzlich nicht beruflich veranlasst ([[[[[[[[[X.].].]].].].].].]surteil in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].], 143, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2018, 404, Rz 20). Dies gilt für Unterkunftskosten nach der Rechtsprechung des [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] --wenn der Regelungsgegenstand des § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG wie im Streitfall betroffen ist-- auch dann, wenn die Voraussetzungen für eine steuerlich anzuerkennende doppelte Haushaltsführung nicht erfüllt sind ([[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]-Urteile vom 13.03.1996 - VI R 58/95, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]E 180, 136, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 1996, 315; vom 22.04.1998 - [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].]I R 59/97, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]/NV 1998, 1216; vom 28.08.2014 - V R 22/14, Rz 19; in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].], 143, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2018, 404, Rz 22, und vom 16.01.2018 - VI R 2/16, Rz 36). Denn § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG ist lex specialis zu § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 1 EStG ([[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].], in: [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].][[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].], EStG, § 9 Rz G 5, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]; [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]/[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].], § 9 EStG Rz 326; jeweils m.w.N.).

Mietet ein Steuerpflichtiger eine Wohnung an, ohne dass die Voraussetzungen einer doppelten Haushaltsführung vorliegen, kann er die [[[[X.].].]]ufwendungen daher grundsätzlich nicht "ersatzweise" gemäß § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 1 EStG abziehen (s. [[[[[[[[[X.].].]].].].].].]surteile in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].], 143, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2018, 404, Rz 22, und vom 16.01.2018 - VI R 2/16, Rz 36).

b) Nach diesen Maßstäben hat das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] die [[[[X.].].]]ufwendungen der Klägerin für die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] zu Unrecht als Werbungskosten anerkannt. Denn es hat den Werbungskostenabzug rechtsfehlerhaft auf § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 1 EStG gestützt, obwohl die Voraussetzungen des § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG, der § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 1 EStG in seinem Regelungsbereich als [[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].] verdrängt, nicht vorlagen.

3. Die Klägerin kann die [[[[X.].].]]ufwendungen für die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] auch nicht als vorab entstandene (vergebliche) Werbungskosten gemäß § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 1 EStG i.V.m. § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG steuermindernd geltend machen.

a) [[[[X.].].]]ufwendungen, die anfallen, bevor Einnahmen erzielt werden, können nach ständiger Rechtsprechung als vorab entstandene Werbungskosten abgezogen werden, sofern ein ausreichend bestimmter wirtschaftlicher (Veranlassungs-)[[[[[X.].].]].]usammenhang zwischen den [[[[X.].].]]ufwendungen und der Einkunftsart besteht, in deren Rahmen der [[[[X.].].]]bzug begehrt wird. Ein solcher [[[[X.].].]]bzug ist von dem [[[[[X.].].]].]eitpunkt an gegeben, zu dem sich anhand objektiver Umstände feststellen lässt, dass der Entschluss, Einkünfte einer bestimmten Einkunftsart zu erzielen, endgültig gefasst (z.B. [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]-Urteile vom 01.12.2015 - I[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] R 9/15, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]E 252, 401, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2016, 335, Rz 20; vom 19.08.2004 - VI R 103/01, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]/NV 2005, 48, und vom 02.12.2005 - VI R 63/03, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]E 212, 118, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2006, 329) und zwischenzeitlich nicht wieder aufgegeben worden ist ([[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]-Urteil vom 09.07.2013 - I[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] R 21/12, Rz 14; [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].]/[[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].], EStG, 38. [[[[X.].].]]ufl., § 9 Rz 95). Die [[[[X.].].]]ufwendungen können als vergebliche Werbungskosten selbst dann abziehbar sein, wenn es entgegen den Planungen des Steuerpflichtigen nicht zu Einnahmen kommt, sofern nur eine erkennbare Beziehung zu den angestrebten Einkünften besteht ([[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]-Urteil in [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]E 252, 401, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2016, 335, Rz 20, m.w.N.).

Die Voraussetzungen des § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG sind aber auch dann zu beachten, wenn die [[[[X.].].]]ufwendungen einer doppelten Haushaltsführung als vorab entstandene (vergebliche) Werbungskosten geltend gemacht werden. Nach § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 1 EStG i.V.m. § 9 [[[[X.].].]]bs. 1 Satz 3 Nr. 5 EStG sind [[[[X.].].]]ufwendungen für eine Wohnung daher nur dann als vorab entstandene (und wie im Streitfall auch vergebliche) Werbungskosten abziehbar, wenn der Steuerpflichtige endgültig den Entschluss gefasst hat, die Wohnung zukünftig im Rahmen einer steuerlich anzuerkennenden doppelten Haushaltsführung zu nutzen (zu vorab entstandenen Werbungskosten für ein häusliches [[[[X.].].]]rbeitszimmer s.a. [[[[[[[[[X.].].]].].].].].]surteil in [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]E 212, 118, [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].] 2006, 329, m.w.N.).

Die bloße Behauptung, dass bestimmte [[[[X.].].]]ufwendungen aus beruflichem [[[[X.].].]]nlass entstanden sind, genügt insoweit nicht ([[[[[[[[[X.].].]].].].].].]surteil in [[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].]/NV 2005, 48, m.w.N.). Ob [[[[X.].].]]ufwendungen der beruflichen Sphäre oder der [[[X.].].]ebensführung zuzurechnen sind, entscheidet sich nach ständiger Rechtsprechung vielmehr unter Würdigung aller Umstände des Einzelfalls.

b) Nach diesen Grundsätzen kommt die [[[[X.].].]]nerkennung der [[[[X.].].]]ufwendungen für die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] als vorab entstandene (vergebliche) Werbungskosten nicht in Betracht. [[[[X.].].]]uf der Grundlage der tatsächlichen Feststellungen (§ 118 [[[[X.].].]]bs. 2 [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].]O) konnte sich der [[[[[[[[[X.].].]].].].].].] nicht davon überzeugen, dass die Klägerin im Streitjahr endgültig den Entschluss gefasst hatte, die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] zukünftig im Rahmen einer steuerlich anzuerkennenden doppelten Haushaltsführung zu nutzen.

[[[[[X.].].]].]war hat das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] angenommen, die Klägerin habe die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] aus beruflichen Gründen vorgehalten. Diese Würdigung ist aber nicht durch die tatsächlichen Feststellungen gedeckt. Vielmehr reichen diese nach den oben dargelegten Maßstäben zur Begründung des [[[[[[[X.].].]].].].] im Streitfall nicht aus. Die Klägerin unterhielt in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] zu keinem [[[[[X.].].]].]eitpunkt eine doppelte Haushaltsführung. Bis zum Beginn ihrer Elternzeit hatte sie ihre einzige Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] am Ort ihrer regelmäßigen [[[[X.].].]]rbeitsstätte. Noch vor Beginn des Streitjahres zog die Klägerin zusammen mit ihrem [[[X.].].]ebensgefährten nach [[[[[X.].].]].], wo dieser eine Stelle antrat und die Klägerin während ihrer Elternzeit eine [[[[X.].].]]rbeit an einer Klinik aufnahm. Die Klägerin orientierte sich somit bereits vor Beginn des Streitjahres trotz des fortbestehenden [[[[X.].].]]rbeitsverhältnisses mit der Klinik in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] in beruflicher Hinsicht um. Dies belegt auch die weitere Entwicklung. Denn die Klägerin trat im Jahr 2012 eine Stelle in [[[[X.].].]] an und kündigte ihr [[[[X.].].]]rbeitsverhältnis in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].]. Im [[[X.].].]aufe des Jahres 2013 verlegten die Klägerin und [[[X.].].] ihre gemeinsame Familienwohnung dann ebenfalls nach [[[[X.].].]]. Die regelmäßige [[[[X.].].]]rbeitsstätte der Klägerin befand sich somit jeweils an dem Ort, an dem sie auch die gemeinsame Familienwohnung mit [[[X.].].] unterhielt, zunächst in [[[[[X.].].]].] und anschließend in [[[[X.].].]]. Selbst wenn die Klägerin im Streitjahr also noch die [[[[X.].].]]bsicht gehabt haben sollte, wieder in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] zu arbeiten, folgt daraus noch nicht, dass sie auch endgültig entschlossen war, ihre dortige Mietwohnung als [[[[[X.].].]].]weitwohnung zu nutzen, um von dort zu ihrer regelmäßigen [[[[X.].].]]rbeitsstätte zu gelangen.

Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die Klägerin die Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] über einen [[[[[X.].].]].]eitraum von mehr als zwei Jahren lediglich vorhielt, ohne sie jemals im Rahmen einer doppelten Haushaltsführung genutzt zu haben. Da [[[[X.].].]]ufwendungen für das Innehaben einer ([[[[[X.].].]].]weit-)Wohnung --wie oben bereits [X.] grundsätzlich Kosten der [[[X.].].]ebensführung sind, spricht auch der lange [[[[[X.].].]].]eitraum des bloßen Vorhaltens der Wohnung gegen den bereits im Streitjahr endgültig gefassten Entschluss der Klägerin, in der Wohnung in [[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].] eine doppelte Haushaltsführung zu begründen.

Der im Streitfall zu beurteilende Sachverhalt unterscheidet sich auch wesentlich von dem Sachverhalt, über den das [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] Münster mit Urteil vom 12.06.2019 - 7 K 57/18 E (E[[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] 2019, 1278) zu entscheiden hatte. Es kann daher dahinstehen, ob das Urteil des [[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] Münster in E[[[[[[[[[[[[[[[[[[[[X.].].]].].].].].].].].].].].].].].].].] 2019, 1278 überhaupt mit den Grundsätzen der [[[[[[[[[X.].].]].].].].].]srechtsprechung in Einklang steht.

Meta

VI R 1/18

23.10.2019

Bundesfinanzhof 6. Senat

Urteil

vorgehend Finanzgericht Berlin-Brandenburg, 1. Juni 2017, Az: 3 K 3278/14, Urteil

§ 4 Abs 4 EStG 2009, § 9 Abs 1 S 1 EStG 2009, § 9 Abs 1 S 3 Nr 5 EStG 2009, EStG VZ 2011

Zitier­vorschlag: Bundesfinanzhof, Urteil vom 23.10.2019, Az. VI R 1/18 (REWIS RS 2019, 2349)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2019, 2349

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