Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 06.02.2018, Az. 3 StR 426/17

3. Strafsenat | REWIS RS 2018, 14442

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[X.]:[X.]:[X.]:2018:060218B3STR426.17.0

BUN[X.]SGERICHTSHOF

BESCHLUSS
3 StR 426/17
vom
6. Februar 2018
in der Strafsache
gegen

1.
2.

wegen gefährlicher Körperverletzung
u.a.
hier:
Revision des Angeklagten A.

S.

-
2
-
Der 3. Strafsenat des [X.] hat nach Anhörung des [X.] und des [X.] -
zu 1. und 3. auf dessen Antrag -
am 6.
Februar 2018 gemäß § 44 Satz 1, § 45 Abs. 2 Satz 3, § 349 Abs. 2 und 4, §
354 Abs. 1 analog, § 357 Satz 1 [X.] einstimmig beschlossen:
1.
Dem Beschwerdeführer
wird nach Versäumung der Frist zur Begründung der Revision gegen das Urteil des [X.] vom 28.
März 2017 auf seine Kosten Wiedereinset-zung in den vorigen Stand gewährt.
2.
Auf die Revision des Angeklagten A.

S.

wird das vorgenannte Urteil -
auch soweit es den Angeklagten
P.

S.

betrifft -
dahin ergänzt, dass diese Angeklag-ten im Übrigen freigesprochen werden; insoweit fallen ihre not-wendigen Auslagen der St[X.]tskasse zur Last.
3. Die weitergehende Revision wird verworfen.
4.
Der Beschwerdeführer hat die Kosten seines Rechtsmittels zu tragen. Eine Erstattung der notwenigen Auslagen des [X.] im Revisionsverfahren findet wegen dessen gleichfalls erfolgloser
Revision nicht statt (vgl. [X.]/[X.], [X.], 60. Aufl., § 473 Rn. 10a).

Gründe:
Das [X.] hat den Angeklagten A.

S.

wegen ge-fährlicher Körperverletzung in Tateinheit mit versuchter Nötigung und Freiheits-beraubung unter Einbeziehung von früher gegen ihn verhängten Strafen zu ei-1
-
3
-
ner Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. [X.] auf die Rüge der Verletzung materiellen Rechts gestützte Revision führt zu der aus der Entscheidungsformel ersichtlichen Ergänzung des [X.]s; im Übrigen ist das Rechtsmittel unbegründet im Sinne des § 349 Abs. 2 [X.].
1. Den Urteilsgründen ist zu entnehmen, dass der Angeklagte A.

S.

und der -
ebenfalls unter anderem wegen gefährlicher Körperverlet-zung verurteilte -
nicht revidierende Angeklagte P.

S.

von weiteren Anklagevorwürfen "aus tatsächlichen Gründen freizusprechen" waren. Da der Teilfreispruch indes nicht im [X.] zum Ausdruck gekommen ist, hat der Senat diesen entsprechend ergänzt (§
354 Abs. 1 analog [X.]), in Bezug auf den Angeklagten P.

S.

gemäß §
357 Satz 1 [X.].
2. Im Übrigen hat die auf die Sachrüge gebotene umfassende [X.] des Urteils keinen Rechtsfehler zum Nachteil des Angeklagten A.

S.

ergeben. Der Erörterung bedarf insoweit nur Folgendes:
a) Die konkurrenzrechtliche Bewertung des [X.]s hält rechtlicher Überprüfung stand.
[X.]) Nach den vom [X.] getroffenen Feststellungen stellten der Angeklagte A.

S.

sowie die
nicht revidierenden Angeklagten P.

S.

und T.

den Nebenkläger während eines gemeinsamen Aufenthaltes in der Wohnung einer Freundin von T.

zur Rede, weil der Nebenkläger sie im Rahmen seiner polizeilichen Vernehmung hinsichtlich einer anderen Straftat belastet hatte. Weil die Erklärungen des [X.] den Angeklagten A.

S.

nicht zufrieden stellten, wurde dieser immer wütender, so dass er plötzlich begann, dem Nebenkläger Faustschläge zu ver-setzen. P.

S.

und T.

schlugen sodann ebenfalls auf den Ne-2
3
4
5
-
4
-
benkläger ein. Das Geschehen zog sich über einen längeren Zeitraum hin, während dessen alle drei Angeklagten den Nebenkläger immer wieder schlu-gen, unter anderem auch mit einem kleinen Bunsenbrenner und einer massi-ven Stabtaschenlampe, welche einem Schlagstock ähnelte. Zwischenzeitlich "kam das Geschehen auch wieder zur Ruhe". Da der Nebenkläger blutete und die Wohnung nicht verschmutzt werden sollte, wurde er zudem mehrfach auf den Balkon der Wohnung geführt, wo er ebenfalls geschlagen wurde. Überdies drohten die Angeklagten ihm, ihn zu töten, falls er seine sie belastenden Anga-ben zu dem früheren Vorfall vor Gericht wiederhole. Während des gesamten Geschehens war es dem Nebenkläger nicht
möglich, die Wohnung zu [X.], worauf es den Angeklagten auch ankam. Als der Nebenkläger aufgrund der erlittenen Misshandlungen weinte und angesichts der gesamten Situation schließlich völlig verzweifelt war, ließen sie von ihm ab, so dass er aus der
Wohnung gelangen
konnte.
bb) Auf der Grundlage dieser Feststellungen hat die [X.] zu Recht Tateinheit (§ 52 StGB) zwischen den dem Angeklagten A.

S.

zur Last fallenden Delikten der gefährlichen Körperverletzung, ver-suchten Nötigung und Freiheitsberaubung angenommen. Zwar kommt § 239 Abs. 1 StGB als das allgemeine Delikt nicht zur Anwendung, wenn die [X.] nur das tatbestandsmäßige Mittel zur Begehung anderer, ins-besondere schwerer wiegender Delikte bildet (vgl. etwa [X.], Urteil vom 3.
August 1962 -
4 [X.], [X.]St 18, 26, 27 f.; Beschlüsse vom 26. Juli 1988 -
1 [X.], [X.]R StGB § 239 Abs. 1 Konkurrenzen 2; vom 8. Juni 1995 -
4 [X.], [X.]R StGB § 177 Abs. 1 Konkurrenzen 11; vom 21.
Januar 2003 -
4 [X.], [X.], 168). Anders verhält es sich aber, wenn die Freiheitsberaubung über das hinausgeht, was zur [X.] der anderen Delikte gehört und insoweit einen selbständigen [X.]
-
5
-
gehalt erlangt (vgl. etwa [X.], Beschluss vom 19. Juni 1991 -
3
StR 172/91, [X.]R StGB § 177 Abs. 1 Konkurrenzen 8).
Das war hier der Fall. Die Freiheitsberaubung erstreckte sich über einen längeren Zeitraum, in dem die Angeklagten den Nebenkläger immer wieder körperlich misshandelten und schließlich bedrohten, um ihn davon abzuhalten, sie künftig weiter zu belasten, während dessen sich das Geschehen aber auch zwischenzeitlich immer wieder beruhigte. Da es zudem beim Nötigungsversuch blieb
und die Freiheitsberaubung gegenüber der versuchten Nötigung das deut-lich schwerer wiegende Delikt darstellt, wird der Klarstellungsfunktion des Schuldspruchs, der das gesamte tatbestandsmäßig erfasste Unrecht einer Tat zum Ausdruck bringen soll (vgl. etwa [X.], Urteil vom 30. März 1995 -
4 [X.], [X.]St 41, 113, 116), hier nur durch die Annahme von Tateinheit hin-reichend Rechnung getragen.
b) Auch der Ausspruch über die Gesamtstrafe hält im Ergebnis [X.] Überprüfung stand.
Das [X.] hat die Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten aus der für die nunmehr abgeurteilte Tat verhängten [X.] von zwei Jahren und fünf Monaten und "unter Einbeziehung der Einzel-geldstrafen" aus einem Urteil gebildet, durch das der Angeklagte wegen [X.] von Betäubungsmitteln in zwei Fällen zu einer Gesamtgeldstrafe von 90 Tagessätzen verurteilt worden war; die Höhe der Einzelstrafen hat die [X.] indes rechtsfehlerhaft nicht mitgeteilt. Dieser Rechtsfehler führt jedoch nicht zur Aufhebung des Ausspruchs über die Gesamtstrafe, weil trotz des Darstellungsmangels auszuschließen ist, dass das [X.] eine den Angeklagten beschwerende unzulässige Gesamtstrafenbildung vorge-nommen hat.
Denn den Urteilsgründen lässt sich entnehmen, dass die früher 7
8
9
-
6
-
verhängte Gesamtgeldstrafe aus zwei Einzelstrafen gebildet
worden war.

Außerdem hat
die [X.] die Einsatzfreiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten gemäß § 39 Halbsatz 2 StGB lediglich um einem Monat erhöht.
Damit ist trotz der unterbliebenen Mitteilung der Höhe der beiden Einzelgeld-strafen hinreichend belegt, dass das [X.] die Gesamtstrafe nicht rechts-fehlerhaft gebildet hat.
3. Da die Revision -
abgesehen von der Ergänzung des [X.]s um den Teilfreispruch -
in der Sache keinen Erfolg hat, erscheint es nicht unbillig, den Beschwerdeführer mit den gesamten Kosten seines Rechtsmittels zu be-lasten (§ 473 Abs. 4 [X.]).
Becker

Ri[X.] Gericke befindet sich Spaniol

im Urlaub und ist daher

gehindert zu unterschreiben.

Becker

Tiemann Hoch
10

Meta

3 StR 426/17

06.02.2018

Bundesgerichtshof 3. Strafsenat

Sachgebiet: StR

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 06.02.2018, Az. 3 StR 426/17 (REWIS RS 2018, 14442)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2018, 14442

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3 StR 426/17

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