Bundesfinanzhof, Beschluss vom 22.05.2017, Az. V B 133/16

5. Senat | REWIS RS 2017, 10573

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Beispiele: "Befangenheit", "Revision", "Ablehnung eines Richters"

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Gegenstand

Keine Umsatzsteuerbefreiung für Umsätze aus dem Betrieb von Geldspielautomaten - Richterablehnung


Leitsatz

1. NV: Die Umsatzsteuerbefreiung für Spielbanken in § 6 SpielbkV ist nicht mehr in Kraft; diese Umsätze unterliegen, auch wenn sie von Spielbanken ausgeführt werden, der Umsatzsteuer .

2. NV: Die Betreiber von Geldspielautomaten können sich nicht auf Art. 135 Abs. 1 Buchst i MwStSystRL berufen .

Tenor

Die Beschwerde der Klägerin wegen Nichtzulassung der Revision gegen das Urteil des [X.] vom 13. April 2016 3 K 20/16 wird als unbegründet zurückgewiesen.

Die Kosten des Beschwerdeverfahrens hat die Klägerin zu tragen.

Tatbestand

1

I. Die Beteiligten streiten darum, ob die von der Klägerin und Beschwerdeführerin (Klägerin) erzielten Umsätze aus dem Betrieb von Geldspielautomaten der Umsatzsteuer unterliegen oder ob sich die Klägerin für die Streitjahre 2009 bis 2012 auf Art. 135 Abs. 1 Buchst. i der Richtlinie 2006/112/[X.] über das gemeinsame Mehrwertsteuersystem vom 28. November 2006 ([X.] --MwStSystRL--) berufen kann.

2

Das Finanzgericht ([X.]) hat die Klage abgewiesen und die Revision nicht zugelassen.

3

Hiergegen wendet sich die Klägerin mit der Beschwerde, mit der sie geltend macht, die Sache habe grundsätzliche Bedeutung (§ 115 Abs. 2 Nr. 1 der Finanzgerichtsordnung --[X.]O--) und zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung sei eine Entscheidung des [X.] ([X.]) erforderlich (§ 115 Abs. 2 Nr. 2  2. Alternative [X.]O).

4

Die Klägerin hat zudem [X.] des [X.] des [X.] wegen der Besorgnis der Befangenheit abgelehnt (§ 51 [X.]O).

Entscheidungsgründe

<[X.]iv class="st-wrapper"><[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">5 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

II. Die Beschwer[X.]e ist unbegrün[X.]et.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">6 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

1. Der Senat entschei[X.]et in [X.]er nach [X.]em Geschäftsverteilungsplan vorgesehenen Besetzung. Denn [X.]as Ablehnungsgesuch ist unzulässig.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">7 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

a) Grun[X.]sätzlich ist zwar über ein Ablehnungsgesuch gemäß § 51 Abs. 1 Satz 1 [X.]O i.V.m. § 45 Abs. 1 [X.]er Zivilprozessor[X.]nung (ZPO) nach vorheriger [X.]ienstlicher Äußerung [X.]es abgelehnten [X.]s ohne [X.]essen Mitwirkung zu entschei[X.]en (z.B. [X.] vom 4. März 2014 VII B 131/13, [X.], 1055, Rz 7).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">8 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

aa) Ist [X.]as Ablehnungsgesuch aber --wie hier-- wegen Rechtsmissbrauchs offensichtlich unzulässig, kann [X.]er Ablehnungsantrag in [X.]en Grün[X.]en [X.]er Hauptsacheentschei[X.]ung unter Mitwirkung [X.]es abgelehnten [X.]s zurückgewiesen wer[X.]en ([X.] in [X.], 1055, Rz 8; vom 11. Februar 2003 VII B 330/02, [X.], [X.], 483, [X.] 2003, 422, Rz 5; vgl. auch Beschlüsse [X.]es [X.] vom 18. Februar 2016  2 BvC 69/14, nicht veröffentlicht --n.v.--, un[X.] vom 22. Februar 1960  2 BvR 36/60, [X.] 11, 1, 5).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">9 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

bb) Wer[X.]en --wie im [X.] pauschal alle Berufsrichter eines [X.] abgelehnt, ist [X.]as Ablehnungsgesuch regelmäßig missbräuchlich, sofern nicht konkrete Anhaltspunkte im Hinblick auf [X.]ie Kollegialentschei[X.]ung vorgebracht wer[X.]en, [X.]ie auf eine Befangenheit aller Mitglie[X.]er [X.]es [X.] hin[X.]euten. Ist [X.]as Ablehnungsgesuch [X.]anach rechtsmissbräuchlich un[X.] [X.]eshalb offensichtlich unzulässig, entschei[X.]et [X.]as Gericht [X.]arüber in [X.]er nach [X.]em Geschäftsverteilungsplan vorgesehenen Besetzung, ohne [X.]ass es einer vorherigen [X.]ienstlichen Äußerung [X.]er abgelehnten [X.] nach § 51 [X.]O i.V.m. § 44 Abs. 3 ZPO be[X.]arf (stän[X.]ige Rechtsprechung, z.B. [X.] vom 20. Juni 2016 [X.]167/15, [X.], 1577, Rz 21; vom 3. Juli 2014 V S 15/14, [X.], 1574, Rz 5; in [X.], 1055, Rz 8; vom 9. Januar 2009 V B 23/08, [X.], 801, Rz 15; vom 1. April 2003 VII S 7/03, [X.] 2003, 1331, Rz 4).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">10 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

cc) [X.] eines abgelehnten [X.]s ist vor [X.]em Hintergrun[X.] [X.]er Garantie [X.]es gesetzlichen [X.]s in Art. 101 Abs. 1 Satz 2 [X.]es Grun[X.]gesetzes (GG) aller[X.]ings nur [X.]ann un[X.] insoweit gerechtfertigt, wie [X.]ie [X.]urch [X.]en gestellten Ablehnungsantrag erfor[X.]erliche Entschei[X.]ung keine Beurteilung [X.]es eigenen Verhaltens un[X.] [X.]amit keine Entschei[X.]ung "in eigener Sache" voraussetzt. Denn über eine bloß formale Prüfung hinaus [X.]arf sich [X.]er abgelehnte [X.] nicht [X.]urch Mitwirkung an einer näheren inhaltlichen Prüfung [X.]er Ablehnungsgrün[X.]e zum [X.] in eigener Sache machen (vgl. [X.] vom 29. Dezember 2015 IV B 68/14, [X.], 575, Rz 4, un[X.] in [X.], 1577 mit Verweis auf [X.]ie [X.] vom 2. Juni 2005  2 BvR 625/01, 2 BvR 638/01, Kammerentschei[X.]ungen [X.]es [X.], 269, Rz 53 ff., un[X.] vom 15. Juni 2015  1 BvR 1288/14, n.v., Rz 11 ff.).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">11 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

b) Vorliegen[X.] beschränkt sich [X.]ie Begrün[X.]ung [X.]es Ablehnungsgesuchs [X.]er Klägerin [X.]er Sache nach auf eine Kritik an [X.]en vorangegangenen Entschei[X.]ungen [X.]es [X.] vom 30. September 2015 V B 105/14 ([X.], 84), vom 4. Juli 2016 V B 115/15 ([X.], 1592) un[X.] vom 14. Juli 2016 V B 17/16 ([X.], 1593) un[X.] [X.]arauf, [X.]ass [X.]er Senat ihre Frage nach [X.]em Verfasser [X.]er Leitsätze in jenen Verfahren nicht beantwortet hat. Die Beschwer[X.]ebegrün[X.]ung zeigt [X.]amit keine konkreten Anhaltspunkte auf, [X.]ie bei vernünftiger objektiver Betrachtung auf eine Befangenheit je[X.]es einzelnen Mitglie[X.]s [X.]es [X.] hin[X.]euten können. Letzteres wäre aber erfor[X.]erlich gewesen, um eine Ablehnung [X.]es gesamten [X.] zu begrün[X.]en.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">12 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

aa) Denn [X.]as [X.]ablehnungsverfahren [X.]ient nicht [X.]azu, [X.]ie Beteiligten gegen unrichtige Rechtsauffassungen [X.]es [X.]s zu schützen. Deshalb kann aus [X.]er im Rahmen einer früheren richterlichen Entschei[X.]ung vertretenen, für [X.]en Betroffenen ungünstigen Rechtsansicht allein kein Ablehnungsgrun[X.] hergeleitet wer[X.]en, auch wenn [X.]iese Auffassung falsch sein sollte (vgl. [X.] in [X.], 1577, Rz 23; in [X.], 575, Rz 6; in [X.], 1574, Rz 7; vom 29. Juli 1998 VII S 11/98, [X.] 1999, 201, Rz 16; vom 7. September 1994 II B 70/94, [X.] 1995, 414, Rz 10; vom 14. Dezember 1992 [X.]70/92, [X.] 1994, 36, Rz 16; vom 27. Mai 1992 V S 3/92, n.v., Rz 23; vom 2. September 1991 XI B 27/90, [X.] 1992, 124, Rz 11; vom 16. Februar 1989 [X.]99/88, [X.] 1989, 708, Rz 9; vom 17. Juli 1974 VIII B 29/74, [X.], 457, [X.] 1974, 638, Rz 15; Beschluss [X.]es [X.] vom 12. Oktober 2011 V ZR 8/10, [X.] --HFR-- 2012, 450, Rz 7; vgl. auch [X.]-Beschluss vom 3. Juli 2013  1 BvR 782/12, n.v., Rz 7).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">13 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

bb) Etwas an[X.]eres gilt nur [X.]ann, wenn Grün[X.]e [X.]argetan sin[X.], [X.]ie [X.]afür sprechen, [X.]ass [X.]ie mögliche Fehlerhaftigkeit auf einer unsachlichen Einstellung [X.]es [X.]s gegen [X.]en ablehnen[X.]en Beteiligten o[X.]er auf Willkür beruht (z.B. [X.] in [X.] 1989, 708, Rz 10). Die Fehlerhaftigkeit muss [X.]abei ohne weiteres feststellbar un[X.] gravieren[X.] sein sowie auf unsachliche Erwägungen schließen lassen ([X.] in [X.] 1995, 414, Rz 11).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">14 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(1) Hierfür bietet [X.]er Vortrag [X.]er Klägerin keine Anhaltspunkte. Die Klägerin sieht [X.]ie o.g. Entschei[X.]ungen [X.]es [X.] zwar von einer "strafrechtlich relevanten objektiven Willkür getragen" [X.]urch "voreingenommene un[X.] ergebnisorientiert staatstragen[X.] entschei[X.]en[X.]e [X.]". Eine Begrün[X.]ung hierfür bleibt [X.]ie Klägerin in[X.]es schul[X.]ig.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">15 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(2) Der Senat hat sich vielmehr in [X.]en von [X.]er Klägerin in Bezug genommenen Senatsbeschlüssen in [X.], 84, in [X.], 1592 un[X.] in [X.], 1593 mit [X.]en [X.]ort streitigen Rechtsfragen un[X.] [X.]en hierzu ergangenen Urteilen [X.]es Gerichtshofs [X.]er [X.] ([X.]) [X.] vom 24. Oktober 2013 [X.] ([X.]:[X.]), [X.] vom 10. Juni 2010 [X.]/09 ([X.]:[X.]) un[X.] [X.] u.a. vom 11. Juni 2015 [X.]/14 ([X.]:[X.]), [X.]en [X.]-Urteilen vom 19. November 2014 V R 55/13 ([X.]E 248, 411) un[X.] vom 10. November 2010 XI R 79/07 ([X.]E 231, 373, [X.] 2011, 311), [X.]em [X.] vom 26. Februar 2014 V B 1/13 ([X.], 915) sowie [X.]em Nichtannahmebeschluss [X.]es [X.] vom 16. April 2012  1 BvR 523/11 ([X.] 2012, 1405) sachlich auseinan[X.]ergesetzt un[X.] ist zu einer für [X.]ie Klägerin ungünstigen Rechtsauffassung gelangt.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">16 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(3) Im Übrigen haben bei[X.]e Umsatzsteuersenate [X.]es [X.] [X.]iese Rechtsauffassung in einer Vielzahl weiterer Entschei[X.]ungen zur umsatzsteuerrechtlichen Beurteilung von Umsätzen aus [X.]em Betrieb von Gel[X.]spielautomaten bestätigt (z.B. Beschlüsse vom 10. Juni 2016 V B 97/15, [X.], 1497; vom 14. Dezember 2015 XI B 113/14, [X.], 599; in [X.], 84; in [X.], 915; vom 8. Juni 2011 XI B 38/11, [X.] 2011, 1546; [X.]-Urteil in [X.]E 231, 373, [X.] 2011, 311).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">17 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

c) Die Willkürrüge unter Hinweis auf [X.]ie nicht erfolgte Mitteilung [X.]es [X.] in [X.]en Verfahren in [X.], 84, in [X.], 1592, in [X.], 1593 ist unbegrün[X.]et. Zum einen hat [X.]ie Klägerin keinen Rechtsanspruch auf eine [X.]erartige Mitteilung in einem nicht sie selbst betreffen[X.]en Verfahren. Zum an[X.]eren ließe selbst [X.]ie Kenntnis [X.]es [X.] allenfalls einen Rückschluss auf [X.]essen nach Ansicht [X.]er Klägerin fehlerhafte Rechtsauffassung zu. Hierauf kommt es aber aus [X.]en soeben [X.]argelegten Grün[X.]en nicht an.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">18 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

2. Zulassungsgrün[X.]e (§ 115 Abs. 2 [X.]O) liegen nicht vor.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">19 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

a) Die Sache hat keine grun[X.]sätzliche Be[X.]eutung.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">20 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

aa) Grun[X.]sätzliche Be[X.]eutung kommt einer Rechtssache zu, wenn [X.]ie für [X.]ie Beurteilung [X.]es Streitfalls maßgebliche Rechtsfrage [X.]as abstrakte Interesse [X.]er Allgemeinheit an [X.]er einheitlichen Entwicklung un[X.] Han[X.]habung [X.]es Rechts berührt. Außer[X.]em muss [X.]ie Rechtsfrage klärungsbe[X.]ürftig un[X.] in einem künftigen Revisionsverfahren klärungsfähig sein (stän[X.]ige Rechtsprechung, z.B. [X.] vom 18. März 2015 III B 43/14, [X.] 2015, 978, Rz 7, m.w.N.).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">21 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

An [X.]er Klärungsbe[X.]ürftigkeit fehlt es, wenn [X.]ie Rechtsfrage anhan[X.] [X.]er gesetzlichen Grun[X.]lagen o[X.]er [X.]er bereits vorliegen[X.]en Rechtsprechung beantwortet wer[X.]en kann o[X.]er sie offensichtlich so zu beantworten ist, wie es [X.]as [X.] getan hat un[X.] keine neuen Gesichtspunkte erkennbar sin[X.], [X.]ie eine erneute Prüfung un[X.] Entschei[X.]ung [X.]er Rechtsfrage [X.]urch [X.]en [X.] geboten erscheinen lassen (vgl. z.B. [X.] vom 17. Juni 2010 XI B 88/09, [X.] 2010, 1875, Rz 4; vom 18. März 2010 [X.]124/09, [X.] 2010, 1278, Rz 6; vom 20. August 2015 III B 108/14, [X.] 2015, 1575, Rz 7).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">22 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

bb) Nach [X.]iesen Grun[X.]sätzen hat [X.]ie Klägerin keine Rechtsfrage von grun[X.]sätzlicher Be[X.]eutung [X.]argelegt.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">23 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(1) Soweit [X.]ie Klägerin meint, es sei von grun[X.]sätzlicher Be[X.]eutung, ob sich ein Unternehmer angesichts [X.]er Umsatzsteuerbefreiung für Spielbanken in § 6 [X.]er Veror[X.]nung über öffentliche Spielbanken vom 27. Juni 1938 --[X.]-- ([X.] 1938, 955) i.[X.].F. vom 1. Januar 1964 unter Berücksichtigung [X.]es Neutralitätsgrun[X.]satzes auf [X.]ie Steuerbefreiung in Art. 135 Abs. 1 Buchst. i MwStSystRL berufen kann, fehlt es an [X.]er Klärungsbe[X.]ürftigkeit.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">24 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Das wir[X.] bestätigt [X.]urch § 31 Abs. 1 Nr. 7 Satz 1 [X.]es Umsatzsteuergesetzes (UStG) 1967, wonach [X.]ie in an[X.]eren als [X.]en in § 31 Abs. 1 Nr. 1 bis 6 UStG aufgeführten Rechtsvorschriften enthaltenen umsatzsteuerrechtlichen un[X.] beför[X.]erungsteuerrechtlichen Vorschriften, soweit sie [X.]em UStG 1967 wi[X.]ersprachen un[X.] nicht auf völkerrechtlichen Verträgen beruhten, außer [X.] gesetzt wur[X.]en ([X.] 1967, 545, 560). Das galt gemäß § 31 Nr. 7 Satz 2 UStG 1967 insbeson[X.]ere für [X.]ie nicht in [X.]as UStG 1967 übernommenen Steuerbefreiungen un[X.] Steuerermäßigungen.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">25 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Denn [X.]ie auf vorkonstitutionellem Recht beruhen[X.]e Umsatzsteuerbefreiung für Spielbanken in § 6 [X.] ist spätestens mit [X.]em Inkrafttreten [X.]es § 4 Nr. 9 Buchst. b UStG i.[X.].F. [X.]urch Art. 2 [X.]es [X.] vom 28. April 2006 ([X.] 2006, 1095) am 6. Mai 2006 --un[X.] [X.]amit vor [X.]en Streitjahren-- entfallen.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">26 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Der Gesetzgeber hat [X.]amit zum Aus[X.]ruck gebracht, [X.]ass "[X.]ie beabsichtigte Än[X.]erung [X.]es § 4 Nr. 9 Buchstabe b [X.]es Umsatzsteuergesetzes (UStG) Folge [X.]es Urteils [X.]es [X.] ([X.]) vom 17. Februar 2005 (verbun[X.]ene Rechtssachen [X.]/02 un[X.] [X.]/02, [X.]:[X.]) un[X.] [X.]er Anschluss-Urteile [X.]es [X.] ([X.]) vom 12. Mai 2005 - V R 7/02 - un[X.] vom 19. Mai 2005 - V R 50/01 [X.] 2005, 1881 (ist), wonach es unzulässig ist, Umsätze gewerblicher Glücksspielanbieter zu besteuern, währen[X.] Umsätze zugelassener öffentlicher Spielbanken steuerbefreit sin[X.]. Die bislang umsatzsteuerfreien Umsätze [X.]er zugelassenen öffentlichen Spielbanken, [X.]ie [X.]urch [X.]en Betrieb [X.]er Spielbank be[X.]ingt sin[X.], wer[X.]en in [X.]ie Umsatzsteuerpflicht einbezogen" (BTDrucks 16/634, S. 7; vgl. auch S. 11 f.).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">27 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Damit ist ein[X.]eutig geklärt, [X.]ass [X.]ie Regelung in § 6 Abs. 1 [X.] für [X.]en Bereich [X.]er Umsatzsteuer in [X.]en Streitjahren keine Wirkung mehr entfaltete un[X.] sich folglich [X.]ie Frage eines Neutralitätsverstoßes wegen einer nicht im UStG geregelten Umsatzsteuerbefreiung für Spielbanken nicht stellt.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">28 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(2) [X.] [X.]er Beschwer[X.]ebegrün[X.]ung unter b) aufgeworfene Frage, ob Art. 135 Abs. 1 Buchst. i, Art. 401 MwStSystRL [X.]ahingehen[X.] auszulegen sin[X.], [X.]ass Mehrwertsteuer un[X.] nationale Son[X.]erabgabe auf [X.] nur alternativ, nicht kumulativ erhoben wer[X.]en [X.]ürfen, wenn auch bei [X.]er Mehrwertsteuererhebung nicht alle wesentlichen Merkmale [X.]er Mehrwertsteuer erfüllt wer[X.]en, hat keine grun[X.]sätzliche Be[X.]eutung, weil sie [X.]urch [X.]as [X.]-Urteil [X.] ([X.]:[X.]) bereits entschie[X.]en ist. Leitsatz 1 [X.]es [X.]-Urteils [X.] lautet: "Art. 401 [X.]er Richtlinie 2006/112 über [X.]as gemeinsame Mehrwertsteuersystem ist in Verbin[X.]ung mit Art. 135 Abs. 1 Buchst. i [X.]ieser Richtlinie [X.]ahin auszulegen, [X.]ass [X.]ie Mehrwertsteuer un[X.] eine innerstaatliche Son[X.]erabgabe auf Glücksspiele kumulativ erhoben wer[X.]en [X.]ürfen, sofern [X.]ie Son[X.]erabgabe nicht [X.]en Charakter einer Umsatzsteuer hat." Der von [X.]er Klägerin hinzugefügte Halbsatz "wenn auch bei [X.]er Mehrwertsteuererhebung nicht alle wesentlichen Merkmale [X.]er Mehrwertsteuer erfüllt wer[X.]en" hat keine weiter gehen[X.]e Be[X.]eutung, weil [X.]em [X.] bei seiner Entschei[X.]ung in [X.]er Sache [X.] ([X.]:[X.]) [X.]ie Details [X.]er Mehrwertsteuererhebung bekannt waren. Wenn [X.]er [X.] [X.]er Meinung gewesen wäre, [X.]ass bei [X.]er Mehrwertsteuererhebung nicht alle wesentlichen Merkmale [X.]er Mehrwertsteuer erfüllt wer[X.]en un[X.] [X.]ies für seine Entschei[X.]ung von Be[X.]eutung gewesen wäre, hätte er im Urteil [X.] ([X.]:[X.]) [X.]arüber entschie[X.]en.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">29 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(3) Auch [X.]ie auf S. 38 unter c) aufgeworfene Frage, ob [X.]ie mehrwertsteuerrechtliche Behan[X.]lung [X.]er Klägerin mit Art. 1 Abs. 2 Sätze 1 un[X.] 2, Art. 73 MwStSystRL zu vereinbaren ist, ist [X.]urch [X.]as [X.]-Urteil [X.] ([X.]:[X.]) bereits geklärt. Der [X.] hat in Leitsatz 3 [X.]es Urteils [X.] ([X.]:[X.]) entschie[X.]en: "Art. 1 Abs. 2 Satz 1 un[X.] Art. 73 [X.]er Richtlinie 2006/112 über [X.]as gemeinsame Mehrwertsteuersystem sin[X.] [X.]ahin auszulegen, [X.]ass sie einer nationalen Vorschrift o[X.]er Praxis, wonach beim Betrieb von Spielautomaten mit Gewinnmöglichkeit [X.]ie Höhe [X.]er Kasseneinnahmen [X.]ieser Automaten nach Ablauf eines bestimmten Zeitraums als Bemessungsgrun[X.]lage zugrun[X.]e gelegt wir[X.], nicht entgegenstehen." Es ist [X.]avon auszugehen, [X.]ass [X.]em [X.] bei seiner Entschei[X.]ung auch Satz 2 [X.]es Art. 1 MwStSystRL bekannt war un[X.] er für [X.]en Fall, [X.]ass er einen Verstoß gegen [X.]iese Bestimmung gesehen hätte, entsprechen[X.] entschie[X.]en hätte.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">30 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(4) Die von [X.]er Klägerin in [X.]er Beschwer[X.]ebegrün[X.]ung auf S. 43 unter [X.]) aufgeworfene Frage, ob sie sich auf Art. 135 Abs. 1 Buchst. i MwStSystRL berufen könne, weil sie nach [X.]eutschem Recht berechtigt sei, für je[X.]en einzelnen Umsatz [X.]em Dienstleistungsempfänger eine Rechnung auszustellen, [X.]ieses Recht aber [X.]urch [X.]ie nationale Verwaltungspraxis vereitelt wer[X.]e, hat schon [X.]eshalb keine grun[X.]sätzliche Be[X.]eutung, weil sie nicht entschei[X.]ungserheblich ist. Es ist nicht erkennbar, in welchem Zusammenhang [X.]ie Steuerbefreiung in Art. 135 Abs. 1 Buchst. i MwStSystRL mit [X.]er faktischen Möglichkeit [X.]er Klägerin zur Ausstellung von Rechnungen stehen soll.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">31 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(5) Die übrigen von [X.]er Klägerin angesprochenen Rechtsfragen sin[X.] [X.]urch [X.]ie Rechtsprechung bereits entschie[X.]en. Bei[X.]e Umsatzsteuersenate [X.]es [X.] haben seit [X.]em Inkrafttreten [X.]es § 4 Nr. 9 Buchst. b UStG i.[X.].F. [X.]urch Art. 2 [X.]es [X.] vom 28. April 2006 ([X.] 2006, 1095) am 6. Mai 2006 über [X.]ie von [X.]er Klägerin in Bezug genommenen Beschlüsse hinaus in einer Vielzahl von Entschei[X.]ungen zur umsatzsteuerrechtlichen Beurteilung von Umsätzen aus [X.]em Betrieb von Gel[X.]spielautomaten Stellung genommen (z.B. [X.] in [X.], 1497; in [X.], 599; in [X.], 84; in [X.], 915; in [X.] 2011, 1546; [X.]-Urteil in [X.]E 231, 373, [X.] 2011, 311).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">32 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Zur Vermei[X.]ung von Wie[X.]erholungen wir[X.] insoweit insbeson[X.]ere auf [X.]ie Beschlüsse in [X.], 1497, Rz 7 ff., in [X.], 599, Rz 12 ff. un[X.] in [X.], 84, Rz 4 ff. verwiesen.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">33 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(6) Ferner ist zu berücksichtigen, [X.]ass [X.]as [X.] über [X.]ie Verfassungsmäßigkeit [X.]er [X.] vom 13. Januar 2016 V B 58/15, vom 4. Juli 2016 V B 115/15 un[X.] vom 10. Juni 2016 V B 97/15 bereits mit Beschlüssen vom 19. April 2016  1 BvR 2100/16, vom 24. April 2016  1 BvR 2229/16 un[X.] vom 26. März 2016  1 BvR 1951/16 entschie[X.]en un[X.] [X.]ie Verfassungsbeschwer[X.]en in [X.]iesen vergleichbaren Fällen von Gel[X.]spielautomatenbetreibern jeweils nicht zur Entschei[X.]ung angenommen hat.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">34 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

(7) Wenn [X.]ie Klägerin meint, [X.]ie Sache habe grun[X.]sätzliche Be[X.]eutung wegen [X.]er Verpflichtung [X.]es Senats zur Vorlage [X.]er Sache an [X.]en [X.], sin[X.] [X.]ie Voraussetzungen einer Vorlagepflicht nicht erfüllt.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">35 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Soweit [X.]ie Klägerin [X.]ie von ihr angenommene Vorlagepflicht auf einen Verstoß gegen [X.]en Neutralitätsgrun[X.]satz aus einer nicht im UStG verankerten Umsatzsteuerbefreiung für öffentliche Spielbanken in § 6 [X.] stützt, geht [X.]iese Rüge aus [X.]en zu [X.] genannten Grün[X.]en von unzutreffen[X.]en rechtlichen Voraussetzungen aus.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">36 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Darüber hinaus hat [X.]er [X.] bereits eine Pflicht zu einer erneuten Vorlage an [X.]en [X.] verneint ([X.] in [X.] 2011, 1546, Rz 8), weil [X.]er [X.] im Urteil [X.] ([X.]:[X.]) keine Be[X.]enken gegen [X.]ie Übereinstimmung von § 4 Nr. 9 Buchst. b UStG mit [X.]em Unionsrecht geäußert un[X.] aus[X.]rücklich [X.]arauf hingewiesen, [X.]ass kein Verstoß gegen [X.]en Neutralitätsgrun[X.]satz vorliegt (Rz 34 ff. [X.]es [X.]-Urteils [X.]).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">37 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

Die zu einem Verstoß gegen Art. 101 Abs. 1 GG führen[X.]e Verletzung gegen [X.]ie unionsrechtliche Vorlagepflicht liegt außer[X.]em erst bei einer willkürlichen Außerachtlassung [X.]er Verpflichtung zur Vorlage an [X.]en [X.] vor, [X.].h. wenn [X.]er Verzicht auf eine Vorlage bei verstän[X.]iger Wür[X.]igung [X.]er [X.]as Grun[X.]gesetz bestimmen[X.]en Ge[X.]anken nicht mehr verstän[X.]lich erscheint un[X.] offensichtlich unhaltbar ist ([X.] vom 4. September 2008  2 BvR 1321/07, [X.], 189, Rz 10; vom 31. Mai 1990  2 BvL 12/88, 2 BvL 13/88, 2 BvR 1436/87, [X.] 82, 159, Rz 136 ff., 143 ff.; vom 9. November 1987  2 BvR 808/82, Neue Juristische Wochenschrift 1988, 1456, Rz 6 un[X.] 11; ebenso [X.] vom 1. September 2016 V S 24/16, [X.] 2017, 49, Rz 6 f.).

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">38 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

b) Es liegt auch keine entschei[X.]ungserhebliche Divergenz (§ 115 Abs. 2 Nr. 2 Alternative 2 [X.]O) vor. Spätestens [X.]urch [X.]ie [X.] vom 22. Februar 2017 V B 122/16 un[X.] in [X.], 1593, Rz 3 ist geklärt, [X.]ass [X.]ie Steuerbefreiung für Spielbanken nach § 6 [X.] nicht mehr in [X.] ist. Das steht im Einklang mit [X.]er Vorentschei[X.]ung [X.]es [X.].

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">39 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

3. Von einer weiteren Darstellung [X.]es Sachverhalts un[X.] einer weiteren Begrün[X.]ung sieht [X.]er Senat gemäß § 116 Abs. 5 Satz 2 Halbsatz 2 [X.]O ab.

<[X.]iv class="st-section"><[X.]iv class="st-sbs-no">40 <[X.]iv class="st-sbs-txt">

4. Die Kostenentschei[X.]ung beruht auf § 135 Abs. 2 [X.]O.

Meta

V B 133/16

22.05.2017

Bundesfinanzhof 5. Senat

Beschluss

vorgehend FG Hamburg, 13. April 2016, Az: 3 K 20/16, Urteil

Art 101 Abs 1 GG, § 51 Abs 1 FGO, § 51 Abs 3 FGO, § 45 Abs 1 ZPO, § 4 Nr 9 Buchst b UStG 2005, § 4 Nr 9 Buchst b UStG 1967, § 31 Nr 7 UStG 1967, § 6 SpielbkV, Art 135 Abs 1 Buchst i EGRL 112/2006, § 115 Abs 2 Nr 1 FGO, § 44 Abs 3 ZPO, UStG VZ 2009, UStG VZ 2010, UStG VZ 2011, UStG VZ 2012

Zitier­vorschlag: Bundesfinanzhof, Beschluss vom 22.05.2017, Az. V B 133/16 (REWIS RS 2017, 10573)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2017, 10573

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11 K 407/20

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