BT-Drucksache 18/9257

Arbeitszeiten in Deutschland

Vom 21. Juli 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/9257
18. Wahlperiode 21.07.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Jutta Krellmann, Klaus Ernst, Sabine Zimmermann (Zwickau),
Matthias W. Birkwald, Susanna Karawanskij, Katja Kipping, Thomas Lutze,
Cornelia Möhring, Thomas Nord, Richard Pitterle, Michael Schlecht, Azize Tank,
Dr. Axel Troost, Harald Weinberg, Pia Zimmermann und der Fraktion DIE LINKE.

Arbeitszeiten in Deutschland

Die aufkeimende Diskussion über „Arbeit 4.0“ und den Wandel der Arbeitswelt
durch die zunehmende Digitalisierung erfordert eine Bestandsaufnahme bereits
bestehender atypischer Arbeitszeiten wie Nacht- und Wochenendarbeit sowie
regelmäßig zu leistende Überstunden, die die Vereinbarkeit von Privat- und
Berufsleben erschweren, ebenso wie die kritische Auseinandersetzung mit beste-
henden Arbeitszeitmodellen. Neuere Untersuchungen zeigen den Anstieg psychi-
scher Erkrankungen, eine zunehmende Arbeitszeitverdichtung und starke Ver-
breitung überlanger Arbeitszeiten (etwa: DGB-Index Gute Arbeit Report 2015
http://index-gute-arbeit.dgb.de/veroeffentlichungen/jahresreports/++co++bf0dec
f0-942a-11e5-82bf-52540023ef1a; DGB-Index Gute Arbeit kompakt 1/2016:
Überlange Arbeitszeiten, http://index-gute-arbeit.dgb.de/++co++37083d9a-ca64-
11e5-8383-52540023ef1a). Andererseits verlangen Arbeitgeberverbände die
Aufhebung oder Lockerung der bestehenden gesetzlichen Begrenzung der tägli-
chen und wöchentlichen Höchstarbeitszeit, da anstehende Herausforderungen an-
dernfalls nicht bewältigt werden könnten.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie viele bezahlte Überstunden wurden nach Kenntnis der Bundesregierung

im Jahr 2015 geleistet, und wie groß war die Zahl der bezahlten Überstunden
in den fünf Jahren davor sowie in den Jahren 2005 und 1995 (bitte differen-
ziert nach Geschlecht und nach Bundesländern)?
Wie vielen Vollzeitäquivalenten entspricht die Zahl der bezahlten Überstun-
den?

2. Wie viele unbezahlte Überstunden wurden nach Kenntnis der Bundesregie-
rung im Jahr 2015 geleistet, und wie groß war die Zahl der unbezahlten Über-
stunden in den fünf Jahren davor sowie in den Jahren 2005 und 1995 (bitte
differenziert nach Geschlecht und nach Bundesländern)?
Wie vielen Vollzeitäquivalenten entspricht die Zahl der unbezahlten Über-
stunden?

Drucksache 18/9257 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

3. Wie viele Beschäftigte und wie viele Betriebe haben nach Kenntnis der Bun-
desregierung in den vergangenen fünf Jahren sowie für 2005 und 1995 fle-
xible Arbeitszeiten, und wie viele ein starres Arbeitszeitmodell (bitte jeweils
jährlich aufgeschlüsselt sowohl in absoluten Zahlen als auch als Anteil an
allen Beschäftigten angeben und differenziert nach Geschlecht und Bundes-
ländern entsprechend der Antwort der Bundesregierung zu Frage 6 der Klei-
nen Anfrage der Fraktion DIE LINKE. auf Bundestagsdrucksache 18/1402)?

4. In wie vielen Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen sind flexible Ar-
beitszeitmodelle vereinbart, um welche Modelle handelt es sich jeweils (bitte
differenziert aufgelistet: Reichweite bezogen auf Betriebe und Mitarbeiter,
Wirtschaftszweige, Betriebsgröße bis zehn, elf bis 50, 51 bis 500 und mehr
als 500 Mitarbeiter)?

5. Wie viel Mehrarbeit wurde nach Kenntnis der Bundesregierung im Rahmen
flexibler Arbeitszeitmodelle in den Jahren 2010 bis 2015 sowie in den Jahren
2005 und 1995 geleistet, und wie vielen Vollzeitäquivalenten entspricht
diese Mehrarbeit jeweils (bitte differenziert nach Geschlecht und Bundeslän-
dern)?

6. Wie hoch ist der Anteil der bezahlten und unbezahlten Überstunden am ge-
samtwirtschaftlichen Arbeitszeitvolumen seit dem Jahr 2010 und für die
Jahre 2005 und 1995 (bitte für jedes Jahr einzeln darstellen)?

7. Wie viele bezahlte und unbezahlte Überstunden hat ein einzelner abhängig
Beschäftigter durchschnittlich in den Jahren 2010 bis 2015, 2005 und 1995
geleistet (bitte Angaben pro Jahr und Woche für die einzelnen Jahre)?

8. Wie viele Überstunden wurden von Vollzeitarbeitskräften und wie viele von
Teilzeitarbeitskräften in den vergangenen fünf Jahren sowie 2005 und 1995
geleistet (bitte differenziert nach Arbeitnehmer/-innen in Vollzeit und Teil-
zeit sowie in absoluten Zahlen, relativ zur jeweiligen vertraglichen Arbeits-
zeit – ggf. näherungsweise –, bezahlte und unbezahlte Überstunden)?

9. Wie viele Beschäftigte hatten nach Kenntnis der Bundesregierung in den ver-
gangenen fünf Jahren regelmäßig überlange Arbeitszeiten von mehr als 48
Stunden pro Woche, und wie stellt sich dieser Wert im Vergleich zu den Jah-
ren 2005 und 1995 dar (bitte in absoluten Zahlen sowie relativ zu Zahl aller
Beschäftigten sowie nach Geschlecht und Bundesländern sowie nach Wirt-
schaftszweigen differenziert)?

10. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung das gesamtwirtschaftliche
Arbeitszeitvolumen seit dem Jahr 1995 entwickelt (bitte sowohl die absolu-
ten Zahlen als auch die jährlichen Veränderungsraten darstellen und diffe-
renzieren nach abhängig Beschäftigten und Kernerwerbstätige insgesamt)?

11. Wie hat sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Gesamtzahl der Kern-
erwerbstätigen seit dem Jahr 1995 entwickelt (bitte sowohl die absoluten
Zahlen als auch die jährlichen Veränderungsraten darstellen sowie differen-
ziert nach abhängig Beschäftigten und Kernerwerbstätigen insgesamt)?

12. Wie viele Beschäftigte haben nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahr
2015 am Wochenende gearbeitet, und wie stellt sich dieser Wert im Ver-
gleich zu den vergangenen fünf Jahren sowie zu den Jahren 2005 und 1995
dar (bitte in absoluten Zahlen sowie als Anteil an allen Beschäftigten darstel-
len, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Bundesland und Wirtschaftszweig)?

13. Wie viele Beschäftigte haben nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahr
2015 regelmäßig an Sonn- und Feiertagen gearbeitet, und wie stellt sich die-
ser Wert im Vergleich zu den vergangenen fünf Jahren und zu den Jahren
2005 und 1995 dar (bitte in absoluten Zahlen sowie als Anteil an allen Be-
schäftigten darstellen, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Bundesland und
Wirtschaftszweig)?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/9257
 

14. Wie viele Beschäftigte haben nach Kenntnis der Bundesregierung im Jahr
2015 regelmäßig am Abend (18 bis 23 Uhr) oder in der Nacht (23 bis 6 Uhr)
gearbeitet, und wie stellen sich diese Werte im Vergleich zu den vergangenen
fünf Jahren sowie zu den Jahren 2005 und 1995 dar (bitte in absoluten Zahlen
sowie als Anteil an allen Beschäftigten darstellen, aufgeschlüsselt nach Ge-
schlecht, Bundesland und Wirtschaftszweig)?

15. Wie viele Beschäftigte haben im Jahr 2015 nach Kenntnis der Bundesregie-
rung im Schichtmodell gearbeitet, und wie stellt sich dieser Wert im Ver-
gleich zu den vergangenen fünf Jahren sowie den Jahren 2005 und 1995 dar
(bitte in absoluten Zahlen sowie als Anteil an allen Beschäftigten darstellen,
aufgeschlüsselt nach Geschlecht, Bundesland und Wirtschaftszweig)?

16. Liegen der Bundesregierung neuere Erkenntnisse über die Auswirkungen
atypischer Arbeitszeiten vor, insbesondere über die Auswirkungen von
a) Überstunden,
b) flexiblen Arbeitszeiten,
c) überlangen Arbeitszeiten,
d) Schichtarbeit,
e) Wochenendarbeit,
f) Nacht- und Abendarbeit
auf die psychische und physische Gesundheit?
Welche Untersuchungen gibt es hierzu und zu welchen Ergebnissen kommen
sie?

17. Wie viel Personal stand nach Kenntnis der Bundesregierung den Aufsichts-
behörden für die Kontrolle des Arbeitszeitgesetzes im Jahr 2015 zur Verfü-
gung, und wie stellt sich diese Zahl in den vergangenen fünf Jahren sowie in
den Jahren 2005 und 1995 dar?
Wie viele Kontrollen wurden in den genannten Jahren jeweils durchgeführt
(bitte differenziert nach Bundesländern)?

18. Wie viele Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz wurden im Jahr 2015 ange-
zeigt, und wie stellt sich diese Zahl in den vergangenen fünf Jahren sowie in
den Jahren 2005 und 1995 dar?
Wie wurden diese Verstöße verfolgt, welche Sanktionen wurden ggf. ver-
hängt (bitte differenziert nach Bundesländern, Art der jeweiligen Verstöße
und Sanktion)?

19. Wie viele Unternehmen machen seit 2009 nach Kenntnis der Bundesregie-
rung Gebrauch von den erweiterten gesetzlichen Möglichkeiten der Lang-
zeit- und Lebensarbeitszeitkonten nach dem Vierten Buch Sozialgesetzbuch
(bitte jährlich differenziert aufgelistet: Reichweite bezogen auf Betriebe und
Mitarbeiter, Wirtschaftszweige, Betriebsgröße bis zehn, elf bis 50, 51 bis 500
und mehr als 500 Mitarbeiter)?

Drucksache 18/9257 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

20. In wie vielen Unternehmen gelten nach Kenntnis der Bundesregierung so
genannte Vertrauensarbeitszeitregelungen, bei denen die Arbeitszeit der Mit-
arbeiter üblicherweise nicht vom Arbeitgeber erfasst werden (bitte jährlich
angeben für den Zeitraum seit 2010 sowie die Jahre 2005 und 1995 sowie
differenziert aufgelistet: Reichweite bezogen auf Betriebe und Mitarbeiter,
Wirtschaftszweige, Betriebsgröße bis zehn, elf bis 50, 51 bis 500 und mehr
als 500 Mitarbeiter)?

Berlin, den 21. Juli 2016

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

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