Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 29.12.2014, Az. 2 StR 29/14

BUNDESGERICHTSHOF

BESCHLUSS
2 StR 29/14
vom
29. Dezember 2014
in der Strafsache
gegen

1.

2.

wegen Untreue u.a.

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Der 2. Strafsenat des [X.] hat nach Anhörung des [X.], zu Ziffer 1. auf dessen Antrag, und nach Anhörung der
Beschwer-deführer am 29. Dezember 2014
gemäß §
349 Abs.
2 und 4
[X.] beschlossen:
1.
Die Revision der Angeklagten W.

gegen das Urteil des [X.] vom 26. August 2013 wird verworfen.
Die Beschwerdeführerin hat die Kosten ihres Rechtsmittels zu tragen.
2.
Auf die Revision des Angeklagten [X.]

wird das vorge-nannte Urteil, soweit es ihn betrifft, mit den Feststellungen aufgehoben.
Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhand-lung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmit-tels des Angeklagten [X.]

, an eine andere [X.] des [X.] zurückverwiesen.

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Gründe:
Das [X.] hat
die Angeklagte W.

wegen Untreue in 46 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Den Angeklagten [X.]

hat es wegen Beihilfe zur Untreue in 30 Fällen zu einer [X.] von drei Jahren verurteilt. Außerdem hat es eine rechtsstaatswidrige Verfah-rensverzögerung festgestellt. Gegen dieses Urteil richten sich die Revisionen der Angeklagten jeweils mit Verfahrensrügen und der Sachbeschwerde. Das Rechtsmittel der Angeklagten W.

hat keinen Erfolg. Die Revision des An-geklagten [X.]

führt dagegen zur Aufhebung des Urteils, soweit es ihn [X.].
I.
Nach den Feststellungen des [X.] war die Angeklagte W.

als Sekretariatskraft bei der D.

AG angestellt und in der [X.] C.

A.

R.

zur Prüfung und Freigabe von Rechnungen externer Dienstleister befugt. Sie war aber nicht dazu berechtigt, selbst Verträ-ge für die D.

AG abzuschließen. Sie schloss gleichwohl mit ihrem damaligen Lebensgefährten, dem Angeklagten [X.]

, der als [X.] und Geschäftsführer die N.

P.

GmbH zur Herstellung von Werbefilmen betrieb, von ihr mit dem eigenen sowie erfundenen fremden Namen für die D.

AG unterzeichnete Verträge ab. Danach sollte die N.

P.

GmbH Filme für das [X.] herstellen und liefern. Der Angeklagte [X.]

reichte für sein Unternehmen hiernach Rechnungen ein, welche die Angeklagte W.

zur Bezahlung freigab. Vom 26.
Juni 2009 bis zum 14.
Juli 2010 wurden 175 Rechnungen über rund zwei 1
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Millionen Euro an die N.

P.

GmbH bezahlt, sowie weitere einge-reicht, die nicht mehr beglichen wurden.
Der Angeklagte [X.]

hielt es für möglich, dass die zu Grunde [X.] Verträge nicht wirksam waren. Ebenso hielt er es für möglich, dass er wirk-sam zur Leistung verpflichtet war (UA S.
93). Er forschte jedoch nicht so nach, dass seine Zweifel an der Wirksamkeit der Verträge endgültig geklärt wurden. Die N.

P.

GmbH erzielte durch die für die D.

AG durchgeführten Aufträge einen geringeren Reingewinn als er zuvor mit Filmproduktionen für andere Auftraggeber erzielt worden war. Die [X.] wurden ordnungsgemäß verbucht und versteuert.
Die Angeklagte W.

spiegelte dem Angeklagten [X.]

vor, es [X.] sich um wirksame Aufträge der D.

AG. Sie handelte in der Absicht, das Unternehmen ihres Lebensgefährten zu fördern. Sie selbst erhielt aus den Zahlungen insgesamt 41.297 Euro vom Angeklagten [X.]

.
II.
1. Die Revision der Angeklagten W.

ist unbegründet im Sinne von §
349 Abs.
2 [X.]. Ihre Verurteilung wegen Untreue ist rechtsfehlerfrei. [X.] hat sie der D.

AG auch einen Nachteil im Sinne von §
266 Abs.
1 StGB zugefügt, weil sie die Filme, die ihr auf Datenträgern über-r-

29, 69). Sie standen der D.

AG danach nicht für den Bordbetrieb zur Verfügung.
2. Das Rechtsmittel des Angeklagten [X.]

ist begründet.
a) Es hat mit der Sachrüge Erfolg, weil die Urteilsgründe seine [X.] wegen Beihilfe zur Untreue gemäß §§
266, 27 StGB nicht tragen.
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Das [X.] hat keine Feststellungen dazu getroffen, welche Vorstel-lung der Angeklagte [X.]

von der Verwendung der aufwändig produzierten Filme hatte. Es reicht nicht aus, dass er es nach den Urteilsgründen auch für möglich hielt und in Kauf nahm, den Geldforderungen an
die D.

AG hätten manipulierte Verträge zu Grunde gelegen. Damit wird nur der [X.] [X.] zu einer pflichtwidrigen Handlung der Haupttäterin auf-gezeigt. Der Vorsatz muss sich aber auf sämtliche Merkmale des [X.] beziehen, also auch die Verursachung eines Nachteils im Sinne von §
266 Abs.
1 StGB für die Geschädigte umfassen. Dabei handelt es sich um ein selbständiges Tatbestandsmerkmal, das die Strafgerichte nicht mit der Pflicht-
Beschluss vom 23.
Juni 2010 -
2 BvR 2559/08, 105, 491/09, [X.] 126, 170, 211).
Aus der Sicht des Angeklagten [X.]

, der sich unbeschadet zuneh-mender Zweifel an der Wirksamkeit der Verträge von der Angeklagten W.

getäuscht sah, hätte ein solcher Nachteil nur vorgelegen, wenn den [X.] keine für die D.

AG verfügbare und dem Wert der Rechnungsbeträge entsprechende Werkleistung gegenüberstand. Den [X.] ist jedoch auch in
ihrem Gesamtzusammenhang nicht zu entnehmen, dass der Angeklagte von der fehlenden Möglichkeit der Verwendung der [X.] hergestellten Filme durch die D.

AG wusste und dies wollte oder es jedenfalls ernsthaft für möglich hielt und billigend in Kauf nahm. Der Geschäftsbetrieb der N.

P.

GmbH und das Streben des An-geklagten [X.]

danach, möglichst gute Filme herzustellen, sprechen gegen die Annahme, den Geldzahlungen hätten keine wertmäßig entsprechenden Werkleistungen der N.

P.

GmbH gegenübergestanden und der Angeklagte habe dies gewusst oder gebilligt.

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2. Der Angeklagte [X.]

beanstandet auch zu Recht mit einer seiner [X.] das Verfahren.
a) Nach dem durch das Protokoll der Hauptverhandlung belegten [X.] des Beschwerdeführers [X.]

wollte dieser nach Verlesung des An-klagesatzes eine Sacheinlassung abgeben und dazu ein umfangreiches ma-schinenschriftlich erstelltes Manuskript verlesen, dem auch Anlagen beigefügt waren. Die Verlesung wurde ihm vom Vorsitzenden insgesamt untersagt, weil dies nicht als Teil der Vernehmung anzusehen sei. Diese prozessleitende Ver-fügung wurde auf Beanstandung der Verteidigung von der [X.] bestä-tigt. Daraufhin sah der Angeklagte [X.]

zunächst von der Abgabe einer Ein-lassung ab. Er äußerte sich später mit nicht dokumentierten Äußerungen zur Sache. Einzelne Passagen aus dem Text des zu Protokoll eingereichten Schriftstücks wurden im Lauf der Hauptverhandlung auch vom Gericht verlesen, die Anlagen zum Manuskript wurden als Urkunden im [X.] [X.].
b) Die Zurückweisung einer Sacheinlassung durch Verlesung eines Ma-nuskripts durch den Angeklagten war rechtsfehlerhaft. Zwar erfolgt gemäß §
243 Abs.
5 Satz
2 [X.] die Vernehmung eines Angeklagten zur Sache nach Maßgabe des §
136 Abs.
2 [X.], also durch mündlichen Bericht, mündliche Befragung und diesbezügliche Antworten. Die Verlesung einer schriftlichen Er-klärung durch das Gericht würde dieser Verfahrensweise nicht entsprechen. Dem Angeklagten ist es aber gestattet, seine mündliche Äußerung unter Ver-wendung von Notizen oder eines Manuskripts abzugeben (vgl. [X.][X.], [X.], 26.
Aufl., §
243 Rn.
76; [X.]/[X.], [X.], 2014, §
243 Rn.
21; [X.], [X.], 5.
Aufl., §
243 Rn.
72; [X.]/[X.], [X.], 57.
Aufl., §
243 Rn.
31; [X.]/[X.]/[X.], [X.], 2011, §
243 Rn.
42; KK/[X.], [X.], 7.
Aufl., §
243 Rn.
51).
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c) Der Senat kann entgegen der Ansicht des [X.] nicht ausschließen, dass das Urteil auf diesem Rechtsfehler beruht. Die Ausfüh-rungen des Angeklagten [X.]

in seinem Manuskript betreffen auch die [X.] Tatseite im Hinblick auf Einzelheiten zur aufwändigen Produktion und Ablie-ferung der Filme als aus seiner Sicht vertragsgemäße Leistungen, die das [X.] so nicht erörtert hat. Hätte es die Einlassung entgegengenommen, wäre es gehalten gewesen, sich mit den wesentlichen Aspekten auch zur [X.]n Tatseite auseinanderzusetzen.
Fischer

Appl [X.]

Eschelbach Ott

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