Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 14.03.2019, Az. 6 AZR 171/18

6. Senat | REWIS RS 2019, 9347

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Gegenstand

Bundesagentur für Arbeit - Stufenzuordnung


Leitsatz

Die sog. fiktive Stufenzuordnung nach § 18 Abs. 5 TV-BA erfordert einen Vergleich der früheren mit der nunmehr bei der Bundesagentur für Arbeit übertragenen Tätigkeit bezogen auf das gesamte Tätigkeits- und Kompetenzprofil einschließlich der fachlichen Anforderungen.

Tenor

1. Die Revision des [X.] gegen das Urteil des [X.] vom 24. Januar 2018 - 6 Sa 1435/17 - wird zurückgewiesen.

2. Der Kläger hat die Kosten der Revision zu tragen.

Tatbestand

1

Die Parteien streiten über die [X.] des [X.].

2

Dieser war bei der beklagten [X.] zunächst befristet vom 14. Mai 2007 bis zum 31. Dezember 2007 „als Vollbeschäftigter“ eingestellt. Das Arbeitsverhältnis bestimmte sich aufgrund vertraglicher Vereinbarung nach dem Tarifvertrag für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der [X.] für Arbeit (TV-[X.]) in der jeweils geltenden Fassung. Mit Schreiben vom 10. Mai 2007 wurde dem Kläger die Tätigkeit eines „[X.] mit Beratungsaufgaben“ übertragen.

3

Zum 1. Febr[X.]r 2008 wurde der Kläger befristet bis zum 31. Dezember 2008 erneut „als Vollbeschäftigter“ eingestellt. Der Arbeitsvertrag vom 29. Jan[X.]r 2008 sieht abermals die Anwendbarkeit des TV-[X.] in der jeweils geltenden Fassung vor. Dem Kläger wurde mit Schreiben vom 29. Jan[X.]r 2008 wiederum die Tätigkeit eines „[X.] mit Beratungsaufgaben“ übertragen. Wie bereits im vorangegangenen Arbeitsverhältnis wurde der Kläger im sog. Arbeitgeber-Service eingesetzt. Dort betrieb er [X.]. telefonische Kontaktpflege zu sog. Arbeitgeberkunden, recherchierte nach potentiellen Neukunden in der Tagespresse und im [X.], besuchte Bestandskunden und potentielle Neukunden im Außendienst, beriet diese über Dienstleistungen der [X.] und bearbeitete [X.]. Als das Arbeitsverhältnis am 20. August 2008 bis zum 31. Dezember 2012 verlängert wurde, teilte die Beklagte dem Kläger mit Schreiben vom selben Tag mit, er übe weiterhin die Tätigkeit eines „[X.] mit Beratungsaufgaben (Arbeitgeber-Service)“ aus.

4

Nach § 14 Abs. 1 TV-[X.] sind die in sog. Tätigkeits- und Kompetenzprofilen ([X.]) festgelegten Anforderungen an eine Tätigkeit die Grundlage für deren Zuordnung zu einer der acht [X.]n mittels tariflicher Zuordnungstabellen. Die Beschäftigten sind in der [X.] eingruppiert, der die ihnen nicht nur vorübergehend übertragene Tätigkeit zugeordnet ist. Das [X.] „[X.] mit Beratungsaufgaben in der [X.]“ hat in der am 1. Febr[X.]r 2008 geltenden Fassung des 4. [X.] zum TV-[X.] folgenden Inhalt:

        

Kernaufgaben/Verantwortlichkeiten

        

-       

Arbeitsvermittlung/-beratung und Integration von [X.]

        

-       

Schwerpunkt Bewerberbetreuung: Zuordnung der [X.] zu einem Handlungsprogramm und dessen Umsetzung/Akt[X.]lisierung, Motivierung der [X.] (z.B. Eingliederungsvereinbarung)

        

-       

Schwerpunkt Arbeitgeberbetreuung

                 

•       

Beratung von Arbeitgeberkunden

                 

•       

Akquisition und Besetzung von Arbeits- und Ausbildungsstellen

                 

•       

Betreuung von [X.] (insbes. Entwicklung und Pflege von Geschäftsbeziehungen zu [X.] entspr. der [X.])

                          
        

Vor- und Ausbildung/Berufserfahrung

        

-       

Hochschulabschluss oder vergleichbare Q[X.]lifikation

        

-       

oder vergleichbares Profil

                          
        

Fachlich-methodische Anforderungen

        

-       

Fundierte Kenntnisse der Produkte, Programme und Verfahren einschl. der relevanten Rechtsgrundlagen im Aufgabengebiet

        

-       

Fundierte Kenntnisse der Berufskunde

        

-       

Fundierte Kenntnisse des zielgruppenspezifischen Arbeitsmarktes und Ausbildungsmarktes

        

-       

Fundierte Kenntnisse des betrieblichen Personalwesens

        

-       

Grundkenntnisse des Dienstleistungsmarketings

        

-       

Fundierte Kenntnisse relevanter [X.] und [X.]

                          
        

Kompetenzanforderungen

        

-       

Fach-/Methodenkompetenz: Faktensammlung/Datenanalyse (komplex), eigenständige Problemlösung (mittel); Selbstorganisation/eigenverantwortliche Arbeitsplanung (mittel)

        

-       

Sozial-kommunikative Kompetenz: Kontaktaufnahme/Informationsaustausch (komplex), Diskussion/Argumentation (komplex), persönliche Beratung (komplex), Servicementalität, Teamfähigkeit

        

-       

Personale Kompetenz: Lernfähigkeit“

5

Der Kläger wurde ab dem 1. Febr[X.]r 2008 zunächst nach [X.] IV Entwicklungsstufe 1 TV-[X.] vergütet. Unter Berücksichtigung seiner Vorbeschäftigung bei der [X.] vom 14. Mai 2007 bis zum 31. Dezember 2007 erhielt er seit dem 1. Juni 2008 eine Vergütung nach Entwicklungsstufe 2.

6

Von Febr[X.]r 2009 bis ca. Mai 2009 war der Kläger im Rahmen eines Projektes verstärkt mit der Einwerbung von Stellen betraut. Eine im Nachgang zu einem Mitarbeitergespräch durch die Beklagte gefertigte Leistungseinschätzung des [X.] vom 16. Juni 2009 hat [X.]. folgenden Inhalt:

        

„Der Umgang mit Arbeitgebern und speziell die Kundengewinnung durch persönliche ‚Verkaufsgespräche‘ sind eindeutig die Stärken von [X.] Diese Stärken konnte er im Rahmen eines Projektes zur Gewinnung zusätzlicher Arbeits- und Ausbildungsstellen positiv einbringen und selbst Arbeitgeber von den Dienstleistungen der [X.] überzeugen, die bislang nicht mit der Agentur zusammenarbeiten wollten. Erfahrungen, die [X.] aufgrund seiner Tätigkeit im Außendienst in der freien Wirtschaft gesammelt hat, gab er bereitwillig an andere Kolleginnen und Kollegen des [X.] weiter. Besonders die von ihm eingebrachten kreativen Lösungsansätze sorgten für positive Impulse innerhalb des [X.]. Der enge Kontakt zu den Personaldienstleistern sorgte dafür, dass [X.] einen erheblichen Anteil an den erfolgreich besetzten Arbeitsstellen beisteuern konnte.“

7

Ab dem 1. Juni 2010 vergütete die Beklagte den Kläger nach [X.] IV Entwicklungsstufe 3 TV-[X.]. Mit Schreiben vom 28. März 2012 wurde das Arbeitsverhältnis mit Wirkung zum 1. April 2012 entfristet und dem Kläger die Tätigkeit eines „Sachbearbeiters Arbeitnehmerleistungen [X.]“ übertragen. Diese Tätigkeit ist ebenfalls der [X.] IV zugeordnet. Ab dem 1. Juni 2013 wurde der Kläger nach deren Entwicklungsstufe 4 bezahlt.

8

Eine Berücksichtigung von außerhalb der [X.] erworbener einschlägiger Berufserfahrung bei der [X.] sah § 18 Abs. 5 TV-[X.] in der am 1. Febr[X.]r 2008 geltenden Fassung des 4. [X.] zum TV-[X.] (TV-[X.] aF) nur vor, wenn diese Berufserfahrung mindestens zwei Jahre betrug und als Voraussetzung im entsprechenden [X.] ausdrücklich gefordert war. Mit Wirkung zum 1. September 2015 wurde der TV-[X.] durch den 15. Änderungstarifvertrag vom 19. August 2015 (im Folgenden TV-[X.]) teilweise neu gefasst. Damit wurde eine im Vergleich zu den [X.] erweiterte Anrechnung einschlägiger Berufserfahrung, welche außerhalb der [X.] erworben wurde, ermöglicht. § 18 TV-[X.] lautet nunmehr auszugsweise wie folgt:

        

§ 18 Entwicklungsstufen

        

(1)     

Die acht Tätigkeitsebenen umfassen jeweils sechs Entwicklungsstufen.

        

(2)     

Bei Einstellung werden die Beschäftigten der Entwicklungsstufe 1 zugeordnet, soweit sich nicht aus den nachstehenden Regelungen Abweichendes ergibt.

        

(3)     

Nachwuchskräfte im Sinne des Tarifvertrages zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Nachwuchskräfte der [X.] für Arbeit (TVN-[X.]) sowie Trainees werden bei Übernahme in ein Arbeitsverhältnis nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung bzw. nach Abschluss des Traineeprogramms der Entwicklungsstufe 2 der jeweils maßgebenden Tätigkeitsebene zugeordnet.

        

(4)     

Absatz 3 gilt entsprechend bei der Einstellung von Beschäftigten mit mindestens einjähriger Berufserfahrung aus einem vorherigen Arbeitsverhältnis bei der [X.].

                          
                 

Prokollerklärung zu Absatz 3 und 4:

                 

Die Zuordnung zur Entwicklungsstufe 2 berücksichtigt die Tatsache, dass in den genannten Rechtsverhältnissen mit der [X.] unabhängig von der im Einzelfall ausgeübten Tätigkeit bereits Kompetenzen und Fertigkeiten aus dem Aufgabenbereich der [X.] erworben wurden, über die Beschäftigte ohne Berufserfahrung bei der [X.] nicht verfügen.

        

(5)     

Bei Einstellung von Beschäftigten mit einschlägiger Berufserfahrung erfolgt die [X.] unter Berücksichtigung der jeweiligen Dauer der einschlägigen Berufserfahrung nach Maßgabe der in Absatz 6 für den [X.] im laufenden Arbeitsverhältnis getroffenen Regelungen.

                 

Prokollerklärung zu Absatz 5:

                 

1.    

Einschlägige Berufserfahrung liegt dann vor, wenn der/dem Beschäftigten in dem vorherigen Arbeitsverhältnis eine Tätigkeit übertragen war, die demselben [X.] der Anlage 1.0 zugeordnet ist bzw. zuzuordnen wäre wie die übertragene Tätigkeit (fiktive Zuordnung). Im Falle der fiktiven Zuordnung ist maßgeblich, ob die früheren Tätigkeiten nach ihrer Art (Aufgabeninhalt) und ihrem Anforderungsniveau den Kompetenzanforderungen der im aktuellen Arbeitsverhältnis erstmalig übertragenen Tätigkeit bei der [X.] vergleichbar sind.

                 

…       

        
        

(6)     

Die Beschäftigten erreichen die jeweils nächste Entwicklungsstufe nach folgenden [X.]en einer ununterbrochenen Tätigkeit innerhalb derselben Tätigkeitsebene:

                 

-       

Entwicklungsstufe 2 nach einem Jahr in Entwicklungsstufe 1,

                 

-       

Entwicklungsstufe 3 nach zwei Jahren in Entwicklungsstufe 2,

                 

-       

Entwicklungsstufe 4 nach drei Jahren in Entwicklungsstufe 3,

                 

-       

Entwicklungsstufe 5 nach vier Jahren in Entwicklungsstufe 4 und

                 

-       

Entwicklungsstufe 6 nach fünf Jahren in Entwicklungsstufe 5.

                                   
                 

[X.]en einschlägiger Berufserfahrung im Sinne des Absatzes 5, die nicht bereits im Zusammenhang mit der Einstellung bei der Zuordnung zu einer Entwicklungsstufe berücksichtigt worden sind, werden auf die in Satz 1 festgelegte Laufzeit der ab dem Einstellungszeitpunkt maßgebenden Entwicklungsstufe angerechnet. …“

9

§ 6 Abs. 2 des 15. [X.] zum TV-[X.] trifft folgende Regelung für bereits Beschäftigte:

        

„Beschäftigte, die vor dem 1.9.2015 bei der [X.] auf Grundlage des § 18 in der bis zu diesem Stichtag geltenden Fassung eingestellt wurden, können beantragen, dass die vorgenommene Entwicklungsstufenzuordnung bei Einstellung nach Maßgabe des § 18 in der Fassung dieses Änderungstarifvertrags überprüft wird. Der Antrag ist zu begründen. Die Begründung muss erkennen lassen, auf welche Weise nach Ansicht der/des Beschäftigten die Voraussetzungen für eine andere als die vorgenommene Entwicklungsstufenzuordnung erfüllt werden; die Angaben sind zu belegen. Bei Vorliegen der Voraussetzungen wird rückwirkend zum Einstellungszeitpunkt eine Neuzuordnung zur Entwicklungsstufe vorgenommen. Zahlungsansprüche werden im Rahmen der tariflichen Ausschlussfrist erfüllt. Soweit Beschäftigte bereits unter Berufung auf die Entscheidung des [X.] vom 5.12.2013, [X.] 514/12, eine Überprüfung der Entwicklungsstufenzuordnung beantragt haben, greift die [X.] die Überprüfung von Amts wegen auf, ohne dass es eines erneuten Antrags bedarf. Im Übrigen gelten Sätze 2 bis 5 entsprechend.“

Mit Schreiben vom 23. Juli 2015 beantragte der Kläger die Überprüfung seiner Entwicklungsstufenzuordnung unter Berücksichtigung seiner Tätigkeit als selbstständiger Handelsvertreter für die [X.] vom 1. Mai 2004 bis zum 13. Mai 2007. Er verkaufte in dieser [X.] Spülmaschinen, Wasseraufbereitungsanlagen, Spülküchenzubehör sowie Reinigungs- und Desinfektionsprodukte an [X.]. Die Beklagte lehnte die Anerkennung dieser Tätigkeit als einschlägige Berufserfahrung ab. Sie vergütet den Kläger dementsprechend erst seit dem 1. Juni 2017 nach Entwicklungsstufe 5 der [X.] IV TV-[X.].

Nach Ansicht des [X.] ist seine Tätigkeit bei der [X.] hingegen als einschlägige berufliche Erfahrung im Sinne des neugefassten § 18 Abs. 5 TV-[X.] bei der [X.] zu berücksichtigen. Folglich sei er nach insgesamt zehnjähriger Stufenlaufzeit bereits seit dem 1. Juni 2014 nach Entwicklungsstufe 5 der [X.] IV TV-[X.] zu vergüten.

Der Kläger hat behauptet, die Frage der Einschlägigkeit seiner Berufserfahrung sei nur bezogen auf seine Tätigkeit als Arbeitsvermittler im Arbeitgeber-Service zu beurteilen. Das für die Tätigkeit als Arbeitsvermittler mit Beratungsaufgaben erstellte [X.] könne bezogen auf die Aufgabenstellung nicht maßgeblich sein. Anderenfalls sei es ausgeschlossen, dass ein Arbeitnehmer in einer früheren Tätigkeit sowohl die für den Arbeitnehmer- als auch die für den Arbeitgeber-Service erforderliche einschlägige Berufserfahrung erworben habe. Soweit für eine einschlägige Berufserfahrung Kenntnisse des [X.] oder spezifischer EDV-Programme gefordert würden, seien diese außerhalb der Organisation der [X.] nicht zu erlangen.

Bezogen auf den Arbeitgeber-Service habe er vor der Einstellung bei der [X.] eine bis auf das beworbene „Produkt“ nahezu inhaltsgleiche Tätigkeit ausgeübt. Bei der [X.] habe er in erster Linie durch Besuche und Anrufe den Kontakt zu den Arbeitgebern herstellen und pflegen sollen, um freie Stellen zu akquirieren. Fundierte Kenntnisse der Berufskunde oder des sog. „[X.]es“, der die Übereinstimmung von Stellen- und Bewerberprofil erzielen soll, seien für seine Tätigkeit hingegen nicht erforderlich gewesen. Dabei habe er seine bei der [X.] erworbene Berufserfahrung weiterhin nutzen können. Die Kompetenzanforderungen beider Tätigkeiten seien im Sinne der Protokollerklärung Nr. 1 zu § 18 Abs. 5 TV-[X.] vergleichbar. Bei beiden sei die Kundenberatung und -betreuung der wesentliche Aufgabeninhalt gewesen.

Dies entspreche auch der Zielsetzung der Tarifänderung, wonach neben der Erfüllung der Anforderungen des Unionsrechts die Anerkennung anderweitig erworbener Berufserfahrung gefördert werden sollte, um externe Kompetenz nutzen zu können. Dementsprechend habe die Beklagte gezielt Personen mit Vertriebserfahrung eingestellt, um das Einwerben offener Stellen zu steigern. Dies gelte auch in seinem Fall. Die Beklagte habe seine in der freien Wirtschaft erworbene Vertriebskompetenz im Arbeitgeber-Service zum Einsatz bringen wollen und tatsächlich zum Einsatz gebracht. Mit der Beurteilung vom 16. Juni 2009 habe die Beklagte dann bestätigt, dass seine Berufserfahrung einschlägig gewesen sei. Es sei treuwidrig, wenn sie dies nun in Abrede stellen wolle.

Die Beklagte behandle ihn zudem ungerechtfertigt schlechter als andere Arbeitnehmer und verstoße damit gegen den arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz. Bei nachgewiesener Vertriebserfahrung sei grundsätzlich eine höhere Entwicklungsstufe gewährt worden. Insoweit hat sich der Kläger auf die [X.] der Arbeitnehmer M und P berufen.

Der Kläger hat daher beantragt,

        

festzustellen, dass er seit dem 1. Juni 2014 der Entwicklungsstufe 5 in Tätigkeitsebene IV TV-[X.] zuzuordnen ist und dass die Beklagte verpflichtet ist, sich aus dieser [X.] ergebende Vergütungsdifferenzansprüche für die [X.] seit dem 1. März 2015 an den Kläger auszuzahlen und mit Zinsen in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz zu verzinsen, wobei Ansprüche für einzelne Monate jeweils ab dem 1. des jeweiligen Folgemonats entsprechend zu verzinsen sind.

Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen. Die Tätigkeit eines Handelsvertreters für Küchengeräte vermittle bezogen auf das von den Tarifvertragsparteien bestimmte [X.] eines [X.] mit Beratungsaufgaben keine einschlägige Berufserfahrung. Der Aufgabeninhalt sei nicht vergleichbar. Die Tätigkeit eines [X.] mit Beratungsaufgaben sei durch die möglichst dauerhafte Vermittlung arbeitsuchender Menschen geprägt. Dabei stehe auch im [X.] nicht im Vordergrund. Die Akquise freier Stellen mache lediglich 20 % der Aufgaben aus. Arbeitsvermittlung sei eine komplexe Tätigkeit, die fundierte Kenntnisse der Produkte, Programme und Verfahren (zB „[X.]“) einschließlich der relevanten Rechtsgrundlagen, der Berufskunde sowie des zielgruppenspezifischen Arbeits- und Ausbildungsmarktes voraussetze. Solche Kenntnisse habe der Kläger durch den Verkauf von Küchengeräten nicht erworben. Die Leistungseinschätzung vom 16. Juni 2009 beinhalte keine Anerkennung der vorherigen Tätigkeit des [X.] als einschlägige Berufserfahrung. Es sei lediglich gewürdigt worden, dass der Kläger sich während einer Schulung aktiv eingebracht habe.

Das Arbeitsgericht hat der Klage bis auf einen Teil der Zinsforderung stattgegeben. Auf die Berufung der [X.] hat das [X.] dieses Urteil teilweise abgeändert und die Klage insgesamt abgewiesen. Mit seiner vom [X.] zugelassenen Revision begehrt der Kläger die Wiederherstellung des arbeitsgerichtlichen Urteils.

Entscheidungsgründe

Die Revision ist unbegründet. Das [X.] hat die Klage zu Recht insgesamt abgewiesen. Die Klage ist unbegründet. Der Kläger hat nach § 18 Abs. 6 TV-BA erst seit dem 1. Juni 2017 einen Anspruch auf Vergütung nach Entwicklungsstufe 5 der [X.]. Dieser wird unstreitig erfüllt. Ein Beginn der Stufenlaufzeit in Entwicklungsstufe 5 ab dem 1. Juni 2014 kann auch nicht aus dem Grundsatz von Treu und Glauben oder dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz abgeleitet werden.

I. Die Klage ist zulässig.

Der Antrag bezieht sich auf ein feststellungsfähiges Rechtsverhältnis. Das nach § 256 Abs. 1 Z[X.]O erforderliche Feststellungsinteresse ist gegeben. Dem steht nicht entgegen, dass sich der Antrag für die [X.] ab dem 1. Juni 2014 auf eine Zuordnung richtet und die daraus folgende Zahlungsverpflichtung erst ab dem 1. März 2015 festgestellt werden soll. Die Frage, ob der Kläger nach den tariflichen Vorgaben bereits seit 1. Juni 2014 der Entwicklungsstufe 5 der [X.] zugeordnet ist, wirkt sich auf den [X.]punkt seines Aufstiegs nach § 18 Abs. 6 TV-BA in Entwicklungsstufe 6 dieser Tätigkeitsebene aus (vgl. [X.] 26. Januar 2017 - 6 [X.] - Rn. 13, [X.]E 158, 81). Das Feststellungsinteresse bzgl. einer bestimmten [X.] ab einem bestimmten [X.]punkt kann sich auch daraus ergeben, dass damit der Streit über die [X.] insgesamt beseitigt wird (vgl. [X.] 27. Juli 2017 - 6 [X.] - Rn. 17; 27. Januar 2011 - 6 [X.] - Rn. 18). Dies ist hier der Fall.

II. Die Klage ist unbegründet.

1. Der Kläger kann nicht gemäß § 6 Abs. 2 des 15. [X.] zum [X.]. § 18 Abs. 5 und Abs. 6 TV-BA verlangen, seit dem 1. Juni 2014 nach [X.] 5 TV-BA vergütet zu werden. Dabei kann offenbleiben, welche Anforderungen an einen Antrag auf Überprüfung der Entwicklungsstufenzuordnung nach § 6 Abs. 2 Satz 2 und Satz 3 des 15. [X.] zum TV-BA zu stellen sind und ob der Antrag des [X.] diesen genügte. Seinem Vortrag lässt sich nicht entnehmen, dass ihm seine Tätigkeit als selbstständiger Handelsvertreter für die [X.] bezogen auf die ihm ab dem 1. Februar 2008 von der [X.] übertragene Tätigkeit eine einschlägige Berufserfahrung im Sinne des § 18 Abs. 5 [X.]. der hierzu ergangenen [X.]rotokollerklärung Nr. 1 vermittelt hat.

a) Der 15. Änderungstarifvertrag zum TV-BA hat die Regelungen zur [X.] mit Wirkung zum 1. September 2015 tiefgreifend reformiert.

aa) § 18 Abs. 3 und Abs. 4 TV-BA eröffnen sog. Nachwuchskräften, Trainees und anderen bereits vor der fraglichen Einstellung bei der [X.] Beschäftigten die Zuordnung zur Entwicklungsstufe 2 der jeweils maßgeblichen Tätigkeitsebene (vgl. die [X.]rotokollerklärung zu Abs. 3 und Abs. 4; zu den Vorgängerfassungen des § 18 Abs. 3 TV-BA vgl. [X.] 8. Mai 2014 - 6 [X.] - Rn. 14 ff.).

bb) Einschlägige Berufserfahrung findet nunmehr nach § 18 Abs. 5 iVm. Abs. 6 TV-BA bei der [X.] uneingeschränkt Berücksichtigung. Dies gilt unabhängig davon, ob diese Berufserfahrung bei der [X.] oder anderweitig erworben wurde. Nach Satz 1 der [X.]rotokollerklärung Nr. 1 zu § 18 Abs. 5 TV-BA liegt einschlägige Berufserfahrung dann vor, wenn der/dem Beschäftigten in dem vorherigen Arbeitsverhältnis eine Tätigkeit übertragen war, die demselben [X.] der Anlage 1.0 zugeordnet ist bzw. zuzuordnen wäre wie die übertragene Tätigkeit (sog. fiktive Zuordnung). Die Zuordnung ist folglich anhand der [X.] der Anlage 1.0 vorzunehmen, falls der oder die Beschäftigte vorher bereits bei der [X.] tätig war, zB im Rahmen eines befristeten Arbeitsverhältnisses, und seine frühere Tätigkeit von einem [X.] erfasst wird. Ist dies nicht der Fall, bedarf die fiktive Zuordnung eines wertenden Vergleichs der früheren und der nunmehr übertragenen Tätigkeit. Diesen regelt Satz 2 der [X.]rotokollerklärung Nr. 1 zu § 18 Abs. 5 TV-BA. Demnach ist maßgeblich, ob die früheren Tätigkeiten nach ihrer Art (Aufgabeninhalt) und ihrem Anforderungsniveau den Kompetenzanforderungen der im aktuellen Arbeitsverhältnis erstmalig übertragenen Tätigkeit bei der [X.] vergleichbar sind.

cc) Entgegen der Auffassung der Revision kommt es dabei nach der tariflichen Ausgestaltung nicht nur auf einen Vergleich der bisherigen Tätigkeit mit der bei der [X.] praktisch ausgeübten Tätigkeit („tatsächlicher Einsatz“) an. Zu vergleichen sind vielmehr die frühere und die von der [X.] nunmehr übertragene Tätigkeit. Dabei ist zunächst die frühere Tätigkeit im Hinblick auf den Aufgabeninhalt und das Anforderungsniveau zu bestimmen. Bezogen auf diese beiden Faktoren ist dann der Vergleich mit den Kompetenzanforderungen der von der [X.] übertragenen Tätigkeit durchzuführen. Dies beinhaltet auch den Vergleich der Aufgabeninhalte einschließlich der fachlichen Anforderungen.

(1) Dies entspricht dem Wortlaut des Satzes 2 der [X.]rotokollerklärung Nr. 1 zu § 18 Abs. 5 TV-BA. Hinsichtlich der früheren Tätigkeit sind ausdrücklich zwei Kriterien zu untersuchen: die Art, dh. ausweislich des Klammerzusatzes der Aufgabeninhalt, sowie das Anforderungsniveau. Es soll bestimmt werden, was jemand gemacht hat und auf welchem Niveau. Hiervon ausgehend ist der Vergleich mit der „erstmalig übertragenen Tätigkeit“ durchzuführen. Der Vergleich bezieht sich nicht nur auf einen Teil der übertragenen Tätigkeit, sondern [X.] auf ihre Gesamtheit im Rahmen des einschlägigen [X.]s. Es ist daher unbeachtlich, wenn ein Beschäftigter, der rückwirkend nach § 6 Abs. 2 des 15. [X.] zum TV-BA eine Überprüfung der Entwicklungsstufenzuordnung beantragt hat, tatsächlich immer nur einen Teil der Aufgaben des [X.]rofils der übertragenen Tätigkeit verrichtet hat und die dafür erforderlichen Vorkenntnisse besaß.

(2) Auch Sinn und Zweck der Berücksichtigung einschlägiger Berufserfahrung sprechen für dieses Tarifverständnis. Die Tarifvertragsparteien gehen offensichtlich davon aus, dass sich Beschäftigte mit einschlägiger Berufserfahrung schneller einarbeiten und ein höheres Leistungsvermögen aufweisen. Das honorieren sie mit einer Zuordnung zu einer höheren Stufe (vgl. [X.] 18. Oktober 2018 - 6 [X.] (A) - Rn. 14; zum Zweck des [X.] vgl. [X.] 6. September 2018 - 6 [X.] 836/16 - Rn. 21). Dieses Regelungsziel kann aber nur erreicht werden, wenn sich die frühere und die erstmalig übertragene Tätigkeit nach ihrem Aufgabeninhalt und ihren fachlichen Anforderungen soweit decken, dass eine Einarbeitungszeit in fachlicher Hinsicht praktisch nicht erforderlich ist. Dies bedeutet nicht, dass neu eingestellte Beschäftigte vorher exakt dieselbe Tätigkeit verrichtet haben müssen. Es ist auch nicht erforderlich, dass die frühere Tätigkeit zB hinsichtlich ihrer Kernaufgaben und fachlich-methodischen Anforderungen vollumfänglich einem [X.] entspricht. Die Revision weist insoweit zutreffend darauf hin, dass anderenfalls eine außerhalb der [X.] erworbene Berufserfahrung oftmals nicht berücksichtigt werden könnte. Entscheidend ist vielmehr die Nutzbarkeit des [X.]. Um diese zu ermitteln, bedarf es der Gegenüberstellung der früheren Tätigkeit bezogen auf Aufgabeninhalt und Anforderungsniveau mit den bei der [X.] gestellten Kompetenzanforderungen. Diese Anforderungen können wiederum nur bezogen auf die übertragene Tätigkeit nach dem maßgeblichen [X.] bestimmt werden. Letztlich werden Tätigkeiten verglichen und nicht abstrakte Kompetenzanforderungen. [X.] sind dabei [X.], die durch das bloße Kennenlernen der Strukturen der [X.] und ihrer speziellen EDV-Systeme bedingt sind. Dieser Einarbeitungsbedarf besteht unabhängig von der früheren Tätigkeit bei jeder erstmaligen Einstellung.

(3) In systematischer Hinsicht wird diese Auslegung durch den Blick auf § 18 Abs. 3 und Abs. 4 TV-BA bestätigt. Die [X.]rotokollerklärung zu diesen beiden Absätzen stellt klar, dass für bereits vorher bei der [X.] Beschäftigte eine Zuordnung zur Entwicklungsstufe 2 „unabhängig von der im Einzelfall ausgeübten Tätigkeit“ möglich ist, weil sie bereits Kompetenzen und Fertigkeiten aus dem Aufgabenbereich der [X.] erworben haben, über die Beschäftigte ohne Berufserfahrung bei der [X.] nicht verfügen. Hier soll kein tätigkeitsbezogenes Erfahrungswissen honoriert werden, sondern allgemeine Kenntnisse über Strukturen und Arbeitsabläufe. Im Gegensatz zu § 18 Abs. 5 TV-BA ist der Inhalt der Tätigkeit weder bezogen auf die frühere noch auf die nunmehr übertragene Tätigkeit zu würdigen.

b) Im Bewusstsein der erweiterten Anrechnung einschlägiger Berufserfahrung haben die Tarifvertragsparteien den zum [X.]punkt des Inkrafttretens der Änderung bereits Beschäftigten nach § 6 Abs. 2 des 15. [X.] zum TV-BA ermöglicht, eine nachträgliche Anerkennung ihrer nunmehr als einschlägig einzustufenden Berufserfahrung bei der [X.] zu beantragen. Der Verweis in § 6 Abs. 2 Satz 6 des 15. [X.] zum TV-BA auf die Entscheidung des Gerichtshofs der [X.] ([X.]) vom 5. Dezember 2013 (- [X.]/12 - [[X.] der gemeinnützigen [X.] Betriebs GmbH]) verdeutlicht, dass die Tarifvertragsparteien unionsrechtliche Vorgaben beachten wollten, auch wenn sich die Regelung nur auf die Antragstellung bezieht. Für die Auslegung der [X.]rotokollerklärung Nr. 1 zu § 18 Abs. 5 TV-BA bzgl. der Frage, wie eine fiktive Zuordnung vorzunehmen ist, haben unionsrechtliche Vorgaben jedoch keine Bedeutung. Eine Beschränkung der durch Art. 45 Abs. 2 A[X.]V und Art. 7 Abs. 1 VO ([X.]) Nr. 492/2011 gewährleisteten Arbeitnehmerfreizügigkeit kann durch die fiktive Zuordnung nicht bewirkt werden, da sie tätigkeitsbezogen vorzunehmen ist und nicht danach differenziert, wo und bei welchem Arbeitgeber die Berufserfahrung erworben wurde (vgl. zu den unionsrechtlichen Anforderungen [X.] 18. Oktober 2018 - 6 [X.] (A) - Rn. 34; 25. Januar 2018 - 6 [X.] 791/16 - Rn. 19 ff., [X.]E 161, 356).

c) Die Tätigkeit des [X.] als selbstständiger Handelsvertreter für die [X.] stellt bezogen auf die ihm nach seiner letzten Einstellung ab dem 1. Februar 2008 von der [X.] übertragene Tätigkeit keine einschlägige Berufserfahrung im Sinne der [X.]rotokollerklärung Nr. 1 zu § 18 Abs. 5 TV-BA dar. Dabei kann mit den [X.]arteien davon ausgegangen werden, dass auch eine selbstständig ausgeübte Tätigkeit einschlägige Berufserfahrung im tariflichen Sinn vermitteln kann. Wie dargestellt, ist aber der Ansatz der Revision unzutreffend, wonach die frühere Tätigkeit nur mit der bei der [X.] praktisch ausgeübten Tätigkeit zu vergleichen ist. Maßgeblich ist die übertragene Tätigkeit.

aa) Dem Kläger wurde ausweislich des Schreibens vom 29. Januar 2008 für den [X.]raum vom 1. Februar 2008 bis zum 31. Dezember 2008 die Tätigkeit eines „[X.] mit Beratungsaufgaben“ übertragen. Bezogen darauf vermittelte ihm seine Tätigkeit als selbstständiger Handelsvertreter auch unter Zugrundelegung seines Sachvortrags keine einschlägige Berufserfahrung.

(1) Seine Aufgabe als Handelsvertreter bei der [X.] bestand im Vertrieb von Küchengeräten. Der Aufgabeninhalt war auf den Verkauf bestimmter [X.]rodukte zu bestimmten [X.]reisen in einem bestimmten Marktumfeld gerichtet. Der Kläger hatte neue Kunden zu gewinnen und Kundenbestand zu erhalten. Im Vordergrund stand daher die Beratung von Kunden, gleich auf welchem Kontaktweg. Diese Beratung war auf technische [X.]rodukte ausgerichtet.

(2) Die Anforderungen an die Tätigkeit eines [X.] mit Beratungsaufgaben sind in einem [X.] definiert. Diese Anforderungen sind gemäß § 14 Abs. 1 TV-BA die Grundlage für die Zuordnung zu einer der acht Tätigkeitsebenen. Die [X.] sind in Verbindung mit den [X.] Teil der tariflichen Eingruppierungsregelungen (vgl. hierzu [X.] 12. Dezember 2018 - 4 [X.] 147/17 - Rn. 25 ff.). Das [X.] „[X.] mit Beratungsaufgaben in der [X.]“ umschreibt die Kernaufgaben/Verantwortlichkeiten und legt die fachlich-methodischen Anforderungen, die notwendige Vor- und Ausbildung bzw. Berufserfahrung und die Kompetenzanforderungen abstrakt fest. Letztere (Fach-/Methodenkompetenz, sozial-kommunikative Kompetenz, personale Kompetenz) sind für eine Vielzahl von Tätigkeiten in unterschiedlichem Maß erforderlich. Die Verwertbarkeit der Berufserfahrung aus einer früheren Tätigkeit, welche durch die fiktive Zuordnung nach der [X.]rotokollerklärung Nr. 1 zu § 18 Abs. 5 TV-BA ermittelt werden soll, kann - wie dargelegt - nur durch die Einbeziehung der Aufgabeninhalte in den vorzunehmenden Vergleich bestimmt werden.

(3) Das [X.] hat zutreffend erkannt, dass die Tätigkeit eines Verkäufers von Küchengeräten und die eines [X.] praktisch keine Gemeinsamkeiten aufweist. Dies gilt besonders für den im [X.] angeführten „Schwerpunkt Bewerberbetreuung“. Selbst der Kläger behauptet nicht, die Betreuung arbeitsuchender Menschen sei mit dem Verkauf von Küchengeräten vergleichbar. Er stellt vielmehr darauf ab, nur im Arbeitgeber-Service („Schwerpunkt Arbeitgeberbetreuung“) eingesetzt worden zu sein. Dies ist aber für die fiktive Zuordnung ohne Belang, da die im [X.] insgesamt festgelegten Anforderungen für den Vergleich maßgeblich sind und dem Kläger zunächst die Tätigkeit eines [X.] mit Beratungsaufgaben ohne Einschränkung übertragen wurde. Zur übertragenen Tätigkeit im tariflichen Sinne gehörte damit auch die Bewerberbetreuung.

bb) Es kann dahingestellt bleiben, ob die übertragene Tätigkeit später dadurch beschränkt wurde, dass die [X.] im Schreiben vom 20. August 2008 anführte, der Kläger übe „weiterhin die Tätigkeit eines [X.] mit Beratungsaufgaben (Arbeitgeber-Service)“ aus. Ebenso kann dahinstehen, ob eine solche Beschränkung angesichts der tariflichen Ausgestaltung, die, wie ausgeführt, auf das gesamte [X.] abstellt, den Vergleichsmaßstab verengen könnte. Es ist nicht erkennbar, dass die frühere Tätigkeit des [X.] auch nur bezogen auf den Arbeitgeber-Service hinreichend einschlägige Berufserfahrung vermittelt hat. Der Kläger führt letztlich nur seine generelle Vertriebskompetenz an und erklärt alle fachlich-methodischen Anforderungen, bzgl. derer er noch keine Berufserfahrung gesammelt hat, für praktisch irrelevant. Seiner Darstellung nach zählt nur die Kontaktaufnahme und -pflege zu den Arbeitgebern zur Erzielung einer möglichst hohen Anzahl vermittelbarer Stellen. Damit setzt er sein eigenes Verständnis der Tätigkeit an die Stelle der Aufgabenbestimmung und des fachlichen Anforderungsprofils des [X.]s. So mag der Kläger fundierte Kenntnisse der Berufskunde nicht für notwendig erachten, nach dem [X.] handelt es sich aber um eine fachlich-methodische Anforderung, die auch durch andere Fähigkeiten nicht ausgeglichen werden kann. Zudem blendet der Kläger aus, dass der Gegenstand der Geschäftsbeziehung zu den Arbeitgebern nicht vergleichbar ist. Zwar handelt es sich bei dem Einwerben offener Stellen um eine Akquise-Tätigkeit. Der Vertrieb von Küchengeräten weist hinsichtlich der Zielsetzung und der fachlichen Anforderungen aber keine Vergleichbarkeit mit dem Einwerben geeigneter Stellen für Arbeitsuchende auf. In der früheren Tätigkeit musste der Kläger mit technischen Kenntnissen überzeugen, als Arbeitsvermittler hatte er die personalpolitischen Interessen der Arbeitgeber mit den Qualifikationen und Vorstellungen der Bewerber in Einklang zu bringen, um Arbeitgeber [X.] zu beraten und Arbeits- und Ausbildungsstellen zu akquirieren.

cc) In der Gesamtschau kann daher bezogen auf den gesamten [X.]raum ab dem 1. Februar 2008 nicht angenommen werden, dass die frühere Tätigkeit als Handelsvertreter eine Einarbeitung des [X.] als Arbeitsvermittler entbehrlich machte. Dabei kann zu seinen Gunsten unterstellt werden, dass seine Vertriebskompetenz für die [X.] ein Motiv für seine Einstellung und seine mehrjährige Beschäftigung als Arbeitsvermittler war. Hätte der Kläger keine dem [X.] eines [X.] zuordenbaren Kompetenzen aufweisen können, wäre er wohl nicht eingestellt worden. Die Wertschätzung dieser Kompetenzen kommt auch in der projektbezogenen Leistungseinschätzung vom 16. Juni 2009 zum Ausdruck. Dies ändert aber nichts daran, dass der Aufgabeninhalt der früheren und der übertragenen Tätigkeit überwiegend nicht vergleichbar ist und demzufolge keine Anrechnung einschlägiger Berufserfahrung erfolgen kann. Nicht jede Berufserfahrung, die im Sinne einer Qualifikation zu einer Einstellung führt, ist gleichzeitig eine einschlägige Berufserfahrung, die wegen verringerten [X.] eine erhöhte Vergütung bereits ab dem [X.]punkt der Einstellung rechtfertigt.

d) Nach den tariflichen Vorgaben kann der Kläger daher erst seit dem 1. Juni 2017 eine Vergütung nach Entwicklungsstufe 5 der [X.] beanspruchen. Diese wird unstreitig geleistet.

aa) Der Kläger konnte bei seiner Einstellung zum 1. Februar 2008 aus seiner vorangegangenen befristeten Tätigkeit bei der [X.] eine einschlägige Berufserfahrung derselben Tätigkeitsebene vorweisen. Diese Tätigkeit dauerte vom 14. Mai 2007 bis zum 31. Dezember 2007 und damit ca. 7,5 Monate. Die für ein Erreichen der Entwicklungsstufe 2 nach § 18 Abs. 6 Satz 1 TV-BA erforderliche [X.] von einem Jahr war damit noch nicht absolviert. Folglich konnte keine Einstellung zum 1. Februar 2008 in der Entwicklungsstufe 2 nach § 18 Abs. 5 TV-BA erfolgen.

bb) Nach § 18 Abs. 6 Satz 2 TV-BA werden jedoch [X.]en einschlägiger Berufserfahrung im Sinne des § 18 Abs. 5 TV-BA, die nicht bereits im Zusammenhang mit der Einstellung bei der Zuordnung zu einer Entwicklungsstufe berücksichtigt worden sind, auf die in § 18 Abs. 6 Satz 1 TV-BA festgelegte Laufzeit der ab dem Einstellungszeitpunkt maßgebenden Entwicklungsstufe angerechnet. Die Dauer der einschlägigen Berufserfahrung von ca. 7,5 Monaten führte dazu, dass der Kläger bereits im Juni 2008 die Stufenlaufzeit der Entwicklungsstufe 1 zurückgelegt hatte und gemäß § 19 Abs. 1 TV-BA zu Beginn des Kalendermonats, dh. zum 1. Juni 2008, in die Entwicklungsstufe 2 aufstieg.

cc) Gemäß § 18 Abs. 6 Satz 1 TV-BA erreichte er nach weiteren neun Jahren Tätigkeit in derselben Tätigkeitsebene die Entwicklungsstufe 5 zum 1. Juni 2017.

2. Die Verweigerung der streitgegenständlichen [X.] ist auch nicht wegen widersprüchlichen Verhaltens der [X.] treuwidrig. Zwar kann eine Rechtsausübung gemäß § 242 BGB unzulässig sein, wenn sich eine [X.]artei damit in Widerspruch zu ihrem eigenen vorausgegangenen Verhalten setzt und für die andere [X.]artei ein schützenswerter Vertrauenstatbestand geschaffen worden ist oder wenn sonstige besondere Umstände die Rechtsausübung als treuwidrig erscheinen lassen ([X.] 24. Mai 2018 - 6 [X.] 308/17 - Rn. 45; 27. April 2017 - 6 [X.] 367/16 - Rn. 31). Dies ist hier aber nicht erkennbar. Die [X.] hat auch nach dem Vortrag des [X.] keinen Vertrauenstatbestand auf Anerkennung seiner Berufserfahrung als Handelsvertreter geschaffen. Ein solcher lässt sich weder der Leistungseinschätzung vom 16. Juni 2009 noch der Behauptung des [X.], er sei wegen seiner Vertriebserfahrung eingestellt worden, entnehmen. Dies mag zutreffen, kann aber, wie ausgeführt, kein Vertrauen auf eine Zuordnung zu einer höheren Stufe als der Eingangsstufe begründen.

3. Schließlich folgt die begehrte [X.] daneben auch nicht aus dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz.

a) Dieser ist ein Gebot der Verteilungsgerechtigkeit, das verlangt, Gleiches gleich und Ungleiches entsprechend seiner Eigenart ungleich zu behandeln. Wegen seines Schutzcharakters gegenüber der Gestaltungsmacht des Arbeitgebers greift der allgemeine arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz nur dort ein, wo der Arbeitgeber durch gestaltendes Verhalten ein eigenes Regelwerk bzw. eine eigene Ordnung schafft, nicht hingegen bei bloßem - auch vermeintlichem - [X.] ([X.] 18. Oktober 2018 - 6 [X.] 506/17 - Rn. 24; 21. Dezember 2017 - 6 [X.] 790/16 - Rn. 31; vgl. auch [X.] 14. August 2018 - 1 [X.] 287/17 - Rn. 25).

b) Ein solch gestaltendes Verhalten hat der Kläger durch die pauschale Behauptung, bei anderen Beschäftigten sei Vertriebserfahrung als einschlägige Berufserfahrung berücksichtigt worden, nicht substantiiert dargelegt. Die beiden konkret angeführten Beispiele, Frau [X.] und [X.], sind nicht geeignet, einen Anspruch auf Gleichbehandlung zu begründen. Sie haben vor ihrer Einstellung gänzlich andere Tätigkeiten als der Kläger verrichtet. Frau [X.] wurde von der [X.] zudem eine andere Tätigkeit als dem Kläger übertragen.

III. Der Kläger hat gemäß § 97 Abs. 1 Z[X.]O die Kosten seiner erfolglosen Revision zu tragen.

        

    Spelge    

        

    Heinkel    

        

    Krumbiegel     

        

        

        

    Köhler    

        

    [X.]     

                 

Meta

6 AZR 171/18

14.03.2019

Bundesarbeitsgericht 6. Senat

Urteil

Sachgebiet: AZR

vorgehend ArbG Münster, 14. September 2017, Az: 1 Ca 251/17, Urteil

§ 1 TVG

Zitier­vorschlag: Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 14.03.2019, Az. 6 AZR 171/18 (REWIS RS 2019, 9347)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2019, 9347

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9 Sa 457/11 (Landesarbeitsgericht Köln)


Referenzen
Wird zitiert von

14 Sa 630/22

14 Sa 631/22

14 Sa 632/22

2 Sa 379/19

18 Sa 720/19

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