Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 11.07.2019, Az. 6 AZR 40/17

6. Senat | REWIS RS 2019, 5548

ARBEITSRECHT BUNDESARBEITSGERICHT (BAG) ARBEITSZEIT ARBEITSVERTRAG

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Gegenstand

Bindung eines nichtkirchlichen Betriebserwerbers an arbeitsvertragliche dynamische Verweisung auf kirchliche Arbeitsrechtsregelungen - keine Abänderung durch Betriebsvereinbarung


Tenor

1. Die Revision der Beklagten gegen das Urteil des [X.] vom 15. Dezember 2016 - 5 [X.] - wird zurückgewiesen.

2. Die Beklagte hat die Kosten der Revision zu tragen.

Tatbestand

1

Die Parteien streiten über Vergütungsansprüche der Klägerin nach einem Betriebsübergang.

2

Die Klägerin ist seit dem 1. September 1986 im Krankenhaus An als Krankenschwester beschäftigt. Am 20. April 1993 schloss sie mit der [X.] als ihrer damaligen Arbeitgeberin einen Änderungsvertrag. Die [X.] war Mitglied des [X.]. Der Änderungsvertrag lautet auszugsweise wie folgt:

        

„Diakonie ist Wesens- und Lebensäußerung der [X.]. Die [X.] nimmt ihre diakonischen Aufgaben durch das Diakonische Werk wahr. Die oben genannte Einrichtung ist dem Diakonischen Werk angeschlossen. Sie dient der Verwirklichung des gemeinsamen Werkes [X.] Nächstenliebe. Alle Mitarbeiter dieser Einrichtung leisten deshalb ihren Dienst in Anerkennung dieser Zielsetzung und bilden ohne Rücksicht auf ihre Tätigkeit und Stellung eine Dienstgemeinschaft.

        

Auf dieser Grundlage wird der nachstehende Vertrag geschlossen:

        

…       

        

§ 2     

        

Für das Dienstverhältnis gelten die Arbeitsvertragsrichtlinien des [X.] in Deutschland ([X.]) in der jeweils gültigen Fassung. Sie sind als Anlage beigefügt.

        

...“   

3

Die [X.] gründete später mit der [X.], die ein Krankenhaus in [X.] betrieb, die beklagte [X.]. Diese firmierte damals als „Kliniken An-[X.] g.GmbH“ und trat dem Diakonischen Werk in der Pommerschen [X.] bei. Sie übernahm zum 1. April 2003 die beiden Krankenhäuser im Wege eines Betriebsübergangs. In einem mit den übertragenden [X.]en und den dort gebildeten Mitarbeitervertretungen geschlossenen [X.] heißt es ua.:

        

Personalüberleitungsvertrag

        

...     

        

§ 2     

        

Eintritt in die Dienst- und Arbeitsverträge sowie sonstige Regelungen

        

1. Die [X.] tritt anstelle der C Diakoniewerk [X.] g.GmbH und der L [X.] in alle Dienstverträge mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein, die am Stichtag in der C Diakoniewerk [X.] g.GmbH und in der L [X.] beschäftigt sind. …

        

…       

        

7. Die [X.] ist kein Tendenzbetrieb im Sinne des § 118 [X.]. Ab dem Stichtag findet in der [X.] das [X.] in der jeweils gültigen Fassung Anwendung.

        

8. Die bestehende Mitarbeitervertretung übt das Übergangsmandat nach § 7 [X.] - [X.] aus, längstens jedoch bis 6 Monate nach dem Stichtag. Innerhalb dieser [X.] sind in der [X.] Betriebsratswahlen nach dem [X.] vorzubereiten und durchzuführen. Dazu wird die Mitarbeitervertretung der [X.] einen Wahlvorstand berufen, der die Wahl vorbereitet und durchführt.

        

…       

        

§ 4     

        

Stichtag

        

Stichtag im Sinne dieses Vertrages ist der [X.].

        

…“    

4

Ab dem [X.]punkt des Betriebsübergangs wandte die Beklagte die Arbeitsvertragsrichtlinien des [X.] in Deutschland ([X.]-DW [X.]) in der seit dem 1. Januar 2002 geltenden Fassung nur noch statisch an.

5

Am 15. Oktober 2006 schloss die Beklagte mit dem zwischenzeitlich gebildeten Betriebsrat die folgende Vereinbarung (Vereinbarung I):

        

Betriebsvereinbarung zur Regelung der Vergütungsstruktur im [X.]

        

...     

        

§ 1     

        

A[X.]SGANGSSIT[X.]ATION

        

Das [X.] ist nicht tarifgebunden. Mit den Mitarbeitenden bestehen Dienstverträge, die überwiegend auf die [X.] ([X.]) des [X.] verweisen. Auf die [X.] verweisen im Wesentlichen die Dienstverträge, die vor dem [X.] abgeschlossen wurden. Seit dem [X.] gelten die [X.] statisch, d.h. in der Fassung vom [X.] Anstellungen ab [X.] enthalten im Regelfall keinen Verweis auf die [X.].

        

…       

        

§ 2     

        

GELT[X.]NGSBEREICH

        

Diese Betriebsvereinbarung gilt für alle Mitarbeitenden des [X.]. Den Betriebsparteien ist bewusst, dass es zur [X.]msetzung dieser Betriebsvereinbarung der Mitwirkung der Mitarbeitenden bedarf.

        

...     

        

§ 4     

        

[X.] DER BETRIEBSVEREINBAR[X.]NG

        

Die Betriebsparteien kommen überein, dass die bisherige monatliche Vergütung unverändert für alle Mitarbeitenden bestehen bleibt. Für keinen der Mitarbeitenden verringert sich die monatliche Vergütung aufgrund dieser Betriebsvereinbarung.

        

Jährliche Einmalzahlungen werden dahingehend angepasst, dass an alle Mitarbeitenden mit [X.]-Verträgen im Dezember 2006 einmalig 400,- Euro brutto zu leisten ist.

        

… Vereinbarungen hinsichtlich der Gewährung einer Zuwendung nach Anlage 14 [X.] und der Zahlung von [X.]rlaubsgeld werden durch [X.] mit den Mitarbeitenden für die Laufzeit dieser Betriebsvereinbarung ausgesetzt.

        

Mitarbeiter mit [X.]-Verträgen, die diese [X.] unterschreiben, erhalten ab 01.01.2007 zusätzlich zur monatlichen Vergütung 75,- Euro brutto pro Monat. …

        

Mitarbeitende mit [X.]-Verträgen erhalten ab 01.01.2008 eine 1 % Erhöhung und ab 01.01.2009 eine weitere 1 % Erhöhung der monatlichen Grundvergütung und des [X.]. ...

        

§ 5     

        

GELT[X.]NGSDA[X.]ER

        

Diese Betriebsvereinbarung tritt in [X.], wenn 85 % der Mitarbeitenden mit [X.]-Verträgen eine entsprechende [X.] (dieser Betriebsvereinbarung als Anlage 1 beigefügt - Muster) bis zum [X.] unterschrieben haben, dann allerdings mit Wirkung zum 01.11.2006 ggf. rückwirkend auf diesen [X.]punkt. Die Betriebsvereinbarung ist gültig bis zum 31.12.2009 und entfaltet keine Nachwirkung.

        

...“   

6

[X.]nter Bezugnahme auf diese Regelung vereinbarten die Parteien am 27. Oktober/15. November 2006 wie mehr als 85 % der „Mitarbeitenden mit [X.]-Verträgen“ eine entsprechende [X.] ([X.] I). Deren Geltung war bis zum 31. Dezember 2009 befristet.

7

Am 4. Dezember 2009 schloss die Beklagte mit dem Betriebsrat folgende Vereinbarung (Vereinbarung II):

        

Vereinbarung zur Regelung der Vergütung

        

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der

        

Kliniken An-[X.] g.GmbH

        

...     

        

§ 1     

        

A[X.]SGANGSSIT[X.]ATION

        

Die Kliniken An-[X.] g.GmbH ist nicht tarifgebunden. Mit Betriebsvereinbarung vom 15.10.2006 wurden u.a. Vergütungsfragen geregelt.

        

§ 2     

        

GELT[X.]NGSBEREICH

        

Der Inhalt dieser Vereinbarung wird von der Geschäftsführung durch eine [X.] zu den bestehenden Dienstverträgen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgesetzt. Die Regelung gilt ausdrücklich für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kliniken An-[X.] g.GmbH, die die bisherige Regelung gemäß der Betriebsvereinbarung vom 15.10.2006 akzeptiert haben (ausdrücklich oder stillschweigend). Der Betriebsrat wird die Geschäftsführung bei der [X.]msetzung unterstützen. Diese [X.] soll ab dem 01.01.2010 gelten.

        

§ 3     

        

[X.] DER VEREINBAR[X.]NG

        

[X.]m den Bestand der Einrichtung und der Arbeitsplätze zu sichern, sollen die nachfolgenden zukünftigen Arbeitsbedingungen gelten.

        

Im Zusammenhang mit der Vereinbarung wird die Geschäftsführung den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine [X.] (Anlage 1) zum bestehenden Dienstvertrag anbieten, um die [X.]msetzung dieser Vereinbarung zu gewährleisten.

        

Mit In-[X.]-Treten dieser [X.] wird für den [X.]raum bis zum 31.12.2012 den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit [X.]-Verträgen zugesichert, dass deren Arbeitsverhältnisse nicht durch betriebsbedingte Beendigungskündigungen vor dem 31.12.2012 gekündigt werden.

        

Die Betriebsparteien kommen überein, dass hinsichtlich der Vergütung die [X.] vom 15.10.2006 auch weiterhin gelten soll, d.h., die monatliche Vergütung - Stand Dezember 2009 - soll fortgelten und ist Ausgangsbasis für die nachfolgenden Erhöhungen. Zuwendung nach Anlage 14 [X.] und [X.]rlaubsgeld sind für die Geltungsdauer dieser Vereinbarung, einschließlich einer eventuellen Nachwirkung, aufgehoben.

        

Die Betriebsparteien haben sich auf folgende Steigerungsraten für alle Mitarbeiter auf die derzeitige monatliche Grundvergütung, den [X.] und die Allgemeine Zulage sowie die vereinbarten, bisherigen Steigerungsraten gemäß der Betriebsvereinbarung vom 15.10.2006 bzw. den Festbetrag (jeweils Stand Dezember 2009) verständigt:

                 

○       

ab 01.01.2010 um E[X.]RO 50,-- monatlich sowie ab 01.07.2010 um weitere E[X.]RO 50,-- ...

                 

○       

zusätzlich zum 01.01.2011 und zum 01.01.2012 um jeweils 1 %

        

...     

        

§ 4     

        

GELT[X.]NGSDA[X.]ER

        

Diese Vereinbarung tritt in [X.], wenn mindestens 80 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ‚[X.]-Verträgen‘ der Kliniken An-[X.] g.GmbH diese Vereinbarung akzeptieren. Mit Erreichen dieser Quote gilt diese Vereinbarung dann allerdings für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemäß Geltungsbereich und ist dann gültig bis zum 31.12.2012 und entfaltet danach Nachwirkung, ausgenommen von der Nachwirkung ist die Regelung zum Kündigungsschutz.

        

…“    

8

Vor diesem Hintergrund trafen die Parteien unter dem 4./16. Dezember 2009 folgende [X.] ([X.] II):

        

NEBENABREDE

        

Z[X.]M BESTEHENDEN DIENSTVERTRAG

        

...     

        

Der mit dem Mitarbeiter abgeschlossene Dienstvertrag wird wie folgt mit Wirkung vom 01.01.2010 bis zum 31.12.2012 ergänzt:

        

○       

Die dem Mitarbeiter gemäß der [X.] vom 15.10.2006 zustehende monatliche fixe Vergütung (Grundvergütung, [X.] und allgemeine Zulagen sowie die bisherigen Steigerungen gemäß der Betriebsvereinbarung vom 15.10.2006) - Stand Dezember 2009 - wird dauerhaft statisch vereinbart. Zuwendung nach Anlage 14 [X.] und [X.]rlaubsgeld sind für die Geltungsdauer dieser [X.] aufgehoben.

                          
        

○       

Zusätzlich werden folgende Steigerungsraten vereinbart:

                 

▪       

ab 01.01.2010 um Euro 50,-- monatlich sowie ab 01.07.2010 um Euro 50,-- monatlich (bei unter 35 Stunden jeweils zeitanteilig, bei 35 Stunden ist von 100 % auszugehen)

                 

▪       

zusätzlich zum 01.01.2011 und zum 01.01.2012 wird die erreichte Vergütung (Grundvergütung, [X.] und Allgemeine Zulage sowie die vereinbarten Steigerungsraten) um jeweils 1 % erhöht.

        

○       

Die derzeitige vereinbarte Stundenzahl bleibt hiervon unberührt.

        

○       

Des Weiteren werden folgende Ansprüche der Mitarbeiter in einer Betriebsvereinbarung geregelt:

                 

▪       

jährlich einen zusätzlichen [X.]rlaubstag, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Kalenderjahr weniger als 5 Tage krankheitsbedingt abwesend sind;

                 

▪       

sofern Sie Ihre Kinder in der A Kindertagesstätte ‚M‘ betreuen lassen, erhalten Sie auf den Elternbeitrag eine Ermäßigung von 20 %;

                 

▪       

im Falle einer stationären Behandlung im [X.] erstattet der Arbeitgeber die gesetzliche Zuzahlung des Mitarbeiters und dessen Familienangehörigen bei Krankenhausaufenthalt in voller Höhe.

        

○       

Diese [X.] ist bis zum 31.12.2012 gültig. Im Falle der Nachwirkung verlängert sich diese [X.] um die Nachwirkungszeit der zwischen den Betriebsparteien vereinbarten Regelung zur Vergütung vom 04.12.2009.

        

Diese Vereinbarung wird wirksam, wenn mindestens 80 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ‚[X.]-Verträgen‘ der Kliniken An-[X.] g.GmbH diese Vereinbarung akzeptieren.

        

...“   

9

Insgesamt nahmen mehr als 80 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „mit [X.]-Verträgen“ das Angebot der Beklagten an.

[X.] trat die Beklagte aus dem Diakonischen Werk aus.

Für die [X.] ab dem 1. Januar 2013 vereinbarten die Parteien keine weitere Vertragsänderung. Die Klägerin lehnte diesbezügliche Angebote der Beklagten ab. Zwischen den Parteien blieb streitig, ob zumindest eines der Angebote auf der Grundlage einer die Vereinbarung II ablösenden Vereinbarung zwischen der Beklagten und dem neu konstituierten Betriebsrat erfolgte.

Die Klägerin erhielt für die [X.] ab Januar 2013 eine Vergütung nach Vergütungsgruppe [X.] Stufe 9 [X.]-DW [X.] in der am 31. Dezember 2012 geleisteten Höhe. Die Vergütungsgruppe [X.] Stufe 9 existiert in dem seit dem 1. Oktober 2012 geltenden Vergütungssystem der [X.]-DW [X.] nicht mehr. Die Beklagte bringt diese Vergütungsgruppe jedoch wegen der von ihr angenommenen statischen Geltung der [X.]-DW [X.] auch weiterhin zur Anwendung.

Mit ihrer der Beklagten am 28. März 2013 zugestellten Klage hat die Klägerin für die [X.] ab dem 1. Januar 2013 eine Vergütung nach der nunmehr maßgeblichen [X.] der [X.]-DW [X.] verlangt. Nach dem Auslaufen der [X.] II zum 31. Dezember 2012 seien die [X.]-DW [X.], welche am 23. Januar 2014 in Arbeitsvertragsrichtlinien der [X.] ([X.]-DD) umbenannt wurden, entsprechend der Vereinbarung in § 2 des Arbeitsvertrags vom 20. April 1993 wieder uneingeschränkt anzuwenden. Wegen der vereinbarten Dynamik habe sie Anspruch auf die aktuelle und künftige Vergütung nach [X.] 7 Erfahrungsstufe 2 [X.]-DW [X.] bzw. [X.]-DD. Der zum 1. April 2003 erfolgte Betriebsübergang habe die arbeitsvertragliche Vergütungsvereinbarung nicht abgeändert. Die [X.]n I und II seien jeweils befristet gewesen. Die in der [X.] II getroffene Nachwirkungsvereinbarung halte einer Inhaltskontrolle nach dem Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht stand.

Die Klägerin hat im Berufungsverfahren zuletzt beantragt

        

1.    

festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Klägerin ab dem 1. Januar 2013 Vergütung nach der [X.] 7 Erfahrungsstufe 2 der Arbeitsvertragsrichtlinien des [X.] in Deutschland in der jeweils gültigen Fassung zu zahlen,

        

2.    

die Beklagte zu verurteilen, an die Klägerin rückständige Vergütung für die Monate Januar 2013 bis Januar 2015 einschließlich der [X.] in Höhe von insgesamt 11.827,33 Euro brutto zuzüglich Zinsen hieraus in Höhe von fünf Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit Rechtshängigkeit zu zahlen.

Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen. Die [X.]-DW [X.] seien nach dem Betriebsübergang im Jahr 2003 nur noch statisch anwendbar. Jedenfalls sei mit der [X.] II ausdrücklich eine dauerhaft statische Geltung der [X.]-DW [X.] mit Nachwirkung über den 31. Dezember 2012 hinaus vereinbart worden. Selbst wenn die [X.]-DW [X.] bzw. [X.]-DD ab dem 1. Januar 2013 wieder dynamisch gelten sollten, seien Vergütungssteigerungen nur ausgehend von der bis zum 31. Dezember 2012 maßgeblichen Vergütung zu berechnen. Die bis zu diesem [X.]punkt unstreitig geltenden [X.]n hätten einen Verzicht auf weiter gehende Entgeltsteigerungen beinhaltet, welcher nicht rückwirkend entfalle.

Das Arbeitsgericht hat die Klage abgewiesen. Das [X.] hat dieses [X.]rteil auf die Berufung der Klägerin abgeändert und der Klage stattgegeben. Mit ihrer vom [X.] zugelassenen Revision begehrt die Beklagte die Wiederherstellung der erstinstanzlichen Entscheidung. Zur Begründung hat sie sich im Revisionsverfahren ergänzend darauf berufen, die Vereinbarung II sei eine Betriebsvereinbarung, welche die formularmäßige Inbezugnahme der [X.]-DW [X.] bzw. [X.]-DD abgelöst habe. Die vertragliche Vereinbarung sei konkludent betriebsvereinbarungsoffen.

In der mündlichen Verhandlung vor dem Senat hat die Klägerin mit Zustimmung der Beklagten die Feststellungsklage zurückgenommen, soweit sie sich bezogen auf den [X.]raum vor dem 1. Februar 2015 mit der Leistungsklage überschnitten hat. Zudem haben die Parteien unstreitig gestellt, dass die Klägerin die Voraussetzungen der Erfahrungsstufe 2 ihrer [X.] erfüllt.

Entscheidungsgründe

Die Revision ist unbegründet. Die Klage ist in dem noch rechtshängigen Umfang zulässig und begründet. Das [X.] hat zutreffend erkannt, dass die Klägerin seit dem 1. Januar 2013 eine Vergütung nach [X.] 7 Erfahrungsstufe 2 [X.] [X.] bzw. [X.] verlangen kann.

1. Die Vergütung der Klägerin bestimmt sich seit dem 1. Januar 2013 gemäß der dynamischen Verweisung in § 2 des Arbeitsvertrags vom 20. April 1993 wieder nach den [X.] [X.] bzw. [X.] in der jeweils gültigen Fassung. Eine dynamische Verweisung auf kirchliche Arbeitsrechtsregelungen gilt auch nach einem Betriebsübergang auf einen weltlichen Erwerber gemäß § 613a Abs. 1 Satz 1 BGB weiter. Die nach der [X.] zum 31. Dezember 2012 maßgebliche Vergütungshöhe ist nicht Ausgangsbasis für die seit dem 1. Januar 2013 vorzunehmende Dynamisierung des Entgelts. Die Geltung der [X.] hat mit Ablauf des 31. Dezember 2012 ohne Nachwirkung geendet. Dies hat der Senat mit seinem Urteil vom 21. Juni 2018 - 6 [X.] - bereits entschieden (zustimmend [X.]. [X.] 2019, 98; [X.]. öAT 2018, 235; kritisch [X.]. [X.] 2018, 554; vgl. auch [X.] 23. November 2017 - 6 [X.] - Rn. 27 f., [X.]E 161, 111). Auf die Begründung der Entscheidung - 6 [X.] - (vgl. dort Rn. 27 ff.) wird verwiesen.

2. Der Vortrag der Beklagten im vorliegenden Revisionsverfahren veranlasst keine Änderung dieser Rechtsprechung. Die Beklagte hat hiergegen nur eine vermeintliche Betriebsvereinbarungsoffenheit des [X.] vom 20. April 1993 einschließlich der Inbezugnahme der [X.] [X.] bzw. [X.] angeführt und die Auffassung vertreten, die [X.] habe als Betriebsvereinbarung zur Ablösung dieser vertraglichen Regelung geführt. Dies ist unzutreffend. Der Arbeitsvertrag der Klägerin vom 20. April 1993 ist weder ausdrücklich noch konkludent betriebsvereinbarungsoffen. Der Übergang auf die Beklagte hat daran nichts geändert.

a) Im Arbeitsverhältnis mit einem weltlichen Arbeitgeber können die Arbeitsvertragsparteien ihre vertraglichen Absprachen dahingehend gestalten, dass sie einer Abänderung durch betriebliche Normen unterliegen. Eine solche Vereinbarung kann ausdrücklich oder bei entsprechenden Begleitumständen konkludent erfolgen und ist namentlich bei betrieblichen Einheitsregelungen und Gesamtzusagen möglich. Hiervon ist regelmäßig auszugehen, wenn der Vertragsgegenstand in Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthalten ist und einen kollektiven Bezug hat. Mit deren Verwendung macht der Arbeitgeber für den Arbeitnehmer erkennbar deutlich, dass im Betrieb einheitliche Vertragsbedingungen gelten sollen. Im Anwendungsbereich des [X.]es stünde dem eine betriebsvereinbarungsfeste Gestaltung der Arbeitsbedingungen entgegen. Da Allgemeine Geschäftsbedingungen ebenso wie Bestimmungen in einer Betriebsvereinbarung auf eine Vereinheitlichung der Regelungsgegenstände gerichtet sind, kann aus Sicht eines verständigen und redlichen Arbeitnehmers nicht zweifelhaft sein, dass es sich bei den vom Arbeitgeber gestellten Arbeitsbedingungen um solche handelt, die einer, möglicherweise auch verschlechternden, Änderung durch Betriebsvereinbarung zugänglich sind. Insoweit ist es eine Besonderheit des weltlichen Arbeitsrechts, dass die Arbeitsbedingungen ua. auch durch normativ wirkende Betriebsvereinbarungen unmittelbar und zwingend dynamisch ausgestaltet werden. Etwas anderes gilt nur dann, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausdrücklich Vertragsbedingungen vereinbaren, die unabhängig von einer für den Betrieb geltenden normativen Regelung Anwendung finden sollen ([X.] 30. Januar 2019 - 5 [X.]/17 - Rn. 60 ff. [X.] auch zu abweichenden Ansichten; 24. Oktober 2017 - 1 [X.] - Rn. 18 ; 5. März 2013 -  1 [X.]  - Rn. 60 ; zu Versorgungszusagen vgl.: [X.] 11. Dezember 2018 - 3 [X.] - Rn. 64 ff.; 21. Februar 2017 - 3 [X.]  - Rn. 34 ; kritisch [X.] 11. April 2018 - 4 [X.]  - Rn. 48  ff., [X.]E 162, 293 ).

b) Ein mit einem kirchlichen Träger geschlossener Arbeitsvertrag, der formularmäßig kirchliches Arbeitsrecht in Bezug nimmt, ist hingegen grundsätzlich nicht betriebsvereinbarungsoffen, weil das [X.] gemäß § 118 Abs. 2 [X.] keine Anwendung auf Religionsgemeinschaften und ihre karitativen und erzieherischen Einrichtungen - unbeschadet deren Rechtsform - findet. Die vertraglich vereinbarten kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen wie die [X.] [X.] bzw. [X.] haben zwar einen kollektiven Bezug, dieser besteht aber nicht hinsichtlich (abändernder) Betriebsvereinbarungen iSd. § 77 Abs. 4 Satz 1 [X.]. Bei den [X.] handelt es sich um [X.] besonderer Art, in denen allgemeine Bedingungen für die Vertragsverhältnisse der Arbeitnehmer durch eine paritätisch zusammengesetzte Arbeitsrechtliche [X.] festgelegt werden ([X.] 19. April 2012 - 6 [X.] - Rn. 23). Normative Wirkung entfalten sie nicht. In [X.] Hinsicht sind typischerweise über die Bezugnahme auf das kirchliche Arbeitsrecht die Regelungen des kirchlichen Mitarbeitervertretungsrechts einschließlich der auf dessen Grundlage geschlossenen Dienstvereinbarungen maßgeblich (vgl. [X.] 22. März 2018 - 6 [X.] - Rn. 47, [X.]E 162, 247). Ein kirchlicher Arbeitsvertrag ist daher vorbehaltlich anderer Vereinbarungen nur offen für rechtmäßige Änderungen durch kirchliche Dienstvereinbarungen, nicht aber durch Betriebsvereinbarungen.

c) Dies gilt auch für den Arbeitsvertrag der Klägerin vom 20. April 1993. Es handelt sich zwar um einen Formulararbeitsvertrag, der Allgemeine Geschäftsbedingungen enthält. Der Arbeitsvertrag wurde jedoch ursprünglich zwischen der Klägerin und einem kirchlichen Träger geschlossen und nahm deshalb die [X.] [X.] dynamisch in Bezug. Die Klägerin konnte daher von der Anwendbarkeit kirchlichen Arbeitsrechts ausgehen und musste nicht damit rechnen, dass in der Zukunft trotz bestehender Mitgliedschaft der Arbeitgeberin im [X.] ein Betriebsrat etabliert wird und dieser abändernde Betriebsvereinbarungen abschließt. Ein anderes Vertragsverständnis wäre mit dem Transparenzgebot des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB nicht vereinbar (vgl. hierzu [X.] 30. Januar 2019 - 5 [X.]/17 - Rn. 66 ff.). Der Arbeitsvertrag lässt eine Betriebsvereinbarungsoffenheit nach einem Übergang auf einen weltlichen Erwerber nicht erkennen. Eine kollektiv-rechtliche Überlagerung des [X.] Vereinbarten durch Betriebsvereinbarungen ist hier auch keine arbeitsrechtliche Besonderheit, die gemäß § 310 Abs. 4 Satz 2 BGB angemessen zu berücksichtigen wäre und dazu führte, dass der Arbeitsvertrag einschließlich einer Betriebsvereinbarungsoffenheit hinreichend klar und verständlich wäre. Im Gegenteil besteht bei kirchlichen Arbeitsverhältnissen - wie dargelegt - die Besonderheit, dass mit kirchlichen Arbeitgebern keine Betriebsvereinbarungen mit normativer Wirkung gemäß § 77 Abs. 4 Satz 1 [X.] abgeschlossen werden können.

3. Es kann daher unentschieden bleiben, ob die [X.] eine gemäß § 77 Abs. 4 Satz 1 [X.] normativ wirkende Betriebsvereinbarung oder eine Regelungsabrede ist, der keine Normwirkung zukommt (vgl. hierzu Fitting 29. Aufl. § 77 Rn. 217 [X.]). Für Letzteres spricht, dass die Parteien der [X.] diese in § 2 und § 3 ausdrücklich als Regelungsabrede bezeichnet haben und von einer Umsetzung der Vereinbarung durch Nebenabreden zu den bestehenden Dienstverträgen ausgingen. Nach § 4 der [X.] ist ihre Geltung allerdings für „alle“ Beschäftigten bei Erreichen einer Akzeptanzquote von mindestens 80 % vorgesehen. Die [X.] soll dann mit Nachwirkung gelten. Hieraus könnte geschlossen werden, dass die Parteien der [X.] deren normative Wirkung unter der aufschiebenden Bedingung des Erreichens der [X.] sogar für die Beschäftigten wollten, welche bereits einer der [X.] entsprechenden vertraglichen Regelung zugestimmt hatten. Es bestehen aber erhebliche Bedenken, ob angesichts dieser Unsicherheit von dem wirksamen Abschluss einer Betriebsvereinbarung ausgegangen werden könnte, denn die Betriebspartner müssen ihren Willen zur Normsetzung hinreichend deutlich zum Ausdruck bringen ([X.] 12. April 2017 - 7 [X.] - Rn. 32 f.; zum Gebot der Rechtsquellenklarheit vgl.: [X.] 30. Januar 2019 - 5 [X.]/17 - Rn. 90; 26. September 2017 - 1 [X.] - Rn. 40, [X.]E 160, 237; zum Gebot der Normenklarheit vgl.: [X.] 14. März 2019 - 6 [X.] - Rn. 34; 25. April 2013 - 6 [X.] - Rn. 18). Dies muss aus den genannten Gründen jedoch ebenso wenig entschieden werden wie die Fragen, ob bei der Beklagten zum Zeitpunkt des Abschlusses der [X.] überhaupt wirksam ein Betriebsrat gebildet war (vgl. [X.] 21. Juni 2018 - 6 [X.] - Rn. 40) und ob die [X.] inhaltlich mit den Vorgaben des [X.]es vereinbar ist.

4. Wegen der dynamischen Geltung der [X.] [X.] bzw. [X.] seit dem 1. Januar 2013 ist sowohl die [X.] als auch die Leistungsklage begründet. Die Klägerin kann als Krankenschwester nach § 12 Abs. 1 Satz 1 iVm. Anlage 1 [X.] [X.] bzw. [X.] sowie der Überleitungsregelung zu § 15 [X.] [X.] bzw. [X.] seit dem 1. Januar 2013 unstreitig eine Vergütung nach [X.] 7 Erfahrungsstufe 2 [X.] [X.] bzw. [X.] beanspruchen. Die mit der Leistungsklage geltend gemachten Differenzbeträge stehen ihrer Höhe nach ebenfalls nicht im Streit.

5. Die Beklagte hat gemäß § 97 Abs. 1 ZPO die Kosten ihrer erfolglosen Revision zu tragen. Die Kostenentscheidung des [X.]s ist trotz der teilweisen Klagerücknahme im Revisionsverfahren nach § 92 Abs. 2 Nr. 1 ZPO im Ergebnis zutreffend (vgl. [X.] 19. Oktober 1995 - III ZR 208/94 -).

        

    Spelge    

        

    Heinkel    

        

    Krumbiegel    

        

        

        

    Wollensak     

        

    Steinbrück    

                 

Meta

6 AZR 40/17

11.07.2019

Bundesarbeitsgericht 6. Senat

Urteil

Sachgebiet: AZR

vorgehend ArbG Stralsund, 24. Juni 2015, Az: 2 Ca 142/13, Urteil

§ 613a Abs 1 BGB, § 12 DWArbVtrRL, § 118 Abs 2 BetrVG, § 77 Abs 4 S 1 BetrVG

Zitier­vorschlag: Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 11.07.2019, Az. 6 AZR 40/17 (REWIS RS 2019, 5548)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2019, 5548

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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