Bundespatentgericht, Anerkenntnisurteil vom 07.08.2014, Az. 2 Ni 44/12 (EP)

2. Senat | REWIS RS 2014, 3570

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Gegenstand

Patentnichtigkeitsklageverfahren – Erledigung des Rechtsstreits durch Anerkenntnisurteil - vorab erklärtes Anerkenntnis der Beklagten zur zu erwartenden Erledigungserklärung der Klägerin stellt keine Erledigungserklärung dar


Tenor

In der Patentnichtigkeitssache

betreffend das europäische Patent 0 543 089

([X.])

hat der 2. Senat (Nichtigkeitssenat) des [X.] am 07. August 2014 unter Mitwirkung der Vorsitzenden Richterin [X.] sowie [X.], Dipl.-Phys. [X.], Dipl.-Phys. Dr. rer. nat. [X.] und Dipl.-Phys. Dr. rer. nat. Zebisch

für Recht erkannt:

Der Rechtsstreit ist in der Hauptsache erledigt.

Die Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.

Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorläufig vollstreckbar.

Tatbestand

1

Die Beklagte war Inhaberin des am 13. August 1992 in der [X.] angemeldeten, mit Wirkung für die [X.] erteilten [X.] Patents 543 089 (Streitpatent) mit der Bezeichnung „Video display adjustment and on-screen menu system“ bzw. „Videoanzeigeeinstellung und Menüsystem auf Schirm“. Das Streitpatent, welches beim [X.] unter der Nummer 692 25 777 geführt wurde,  umfasste 11 Patentansprüche.

2

Das Streitpatent wurde im Parallelverfahren 2 Ni 38/11 (EP) vor dem [X.] durch Urteil vom 07. Februar 2013 für nichtig erklärt. Die dagegen gerichtete Berufung der Beklagten vor dem [X.] 2014 ([X.]) hat diese mit [X.] vom 19. März 2014 zurückgenommen.

3

Die Beklagte hat in vorliegendem Verfahren mit [X.] vom 19. März 2014 ([X.]. 446 d. A.) mitgeteilt, dass die Sache erledigt sei. Um „die Kostenfolge von Nr. 402 110 herbeizuführen“, erkläre sie ihr Anerkenntnis.

4

Die Klägerin hat mit [X.] vom 14. April 2014 ([X.]. 455 d. A.) die Hauptsache für erledigt erklärt und beantragt,

5

der Beklagten die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen.

6

Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Beteiligten wird auf den Akteninhalt verwiesen.

Entscheidungsgründe

7

Anerkenntnisurteil entsprechend § 99 Abs. 1 [X.],  § 307 Abs. 1 ZPO festzustellen ist.

8

1. Es liegen keine übereinstimmenden Erledigungserklärungen [X.]. § 91a ZPO vor. Zwar hat die Klägerin mit Schriftsatz vom 14. April 2014 den Rechtsstreit in der Hauptsache für erledigt erklärt. In der mit Schriftsatz vom 19. März 2014 abgegebenen Erklärung der Beklagten, sie erkläre ihr „Anerkenntnis“, um „die Kostenfolge von Nr. 402 110 herbeizuführen“, kann aber keine - vorab erklärte - Anschließung an die von der Beklagten abgegebene Erledigungserklärung gesehen werden. Vielmehr bringt die Beklagte mit ihrer Bezugnahme auf die u.a. bei einem Anerkenntnisurteil anzuwendende Nr. 402 110 des Gebührenverzeichnisses zum PatKostenG sowie die Verwendung des Begriffs „Anerkenntnis“ hinreichend deutlich zum Ausdruck, dass sie die nach der Berufungsrücknahme im (Parallel-)Verfahren [X.] zu erwartende Erledigungserklärung der Klägerin anerkennen wolle.

9

2. Mangels Anschließung der Beklagten stellt sich damit die Erledigungserklärung der Klägerin als einseitig dar und ist mithin als Begehren dahingehend aufzufassen, dass die Erledigung des Rechtsstreits in der Hauptsache festgestellt werden soll (vgl. [X.], ZPO, 29. Aufl., § 91a Rdn. 34).

3. Dieses Feststellungsbegehren hat die Beklagte bereits mit Schriftsatz vom 19. März 2014 anerkannt, so dass gemäß § 307 ZPO die Erledigung des Rechtsstreits in der Hauptsache festzustellen ist, ohne dass noch in eine Sachprüfung einzutreten ist. Nach § 307 ZPO kann der Beklagte den gegen ihn geltend gemachten Anspruch anerkennen. Gegenstand des Anerkenntnisses ist dabei der prozessuale Anspruch, wobei es sich nicht unbedingt um ein Leistungsbegehren handeln muss. Vielmehr kann prinzipiell jede begehrte Rechtsfolge anerkannt werden. Dazu gehört auch die Erledigungsfeststellung (vgl. [X.], [X.]; [X.]/[X.], ZPO, 35. Aufl., § 307 Rdnr. 2). Denn auch dann begehrt der Kläger die Feststellung eines Rechtsverhältnisses zwischen den Parteien, dass nämlich das ursprünglich zulässige und begründete Klagebegehren durch ein nachträgliches Ereignis undurchsetzbar geworden ist. Es geht nicht um die Anerkennung von Tatsachen, die nicht Gegenstand eines Anerkenntnisses nach § 307 ZPO sein können, hier etwa um das erledigende tatsächliche Ereignis selbst, sondern um die Rechtsfolge, die das erledigende Ereignis herbeigeführt hat, dass nämlich das ursprüngliche Klagebegehren wegen einer Veränderung der Tatumstände aus Rechtsgründen nicht mehr durchgesetzt werden kann. Daher steht vorliegend einem wirksamen Anerkenntnis in Bezug auf die seitens der Klägerin erklärte Erledigung des Rechtsstreits auch nicht entgegen, dass im Patentnichtigkeitsverfahren ein Anerkenntnis in der Hauptsache, d. h. in Bezug auf die mit der Nichtigkeitsklage grundsätzlich begehrte Feststellung der Nichtigkeit des Streitpatents, grundsätzlich nicht möglich ist.

4. [X.] folgt aus §§ 84 Abs. 2 [X.], 91 ZPO; die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit aus §§ 708 Nr. 1, 713 ZPO.

Meta

2 Ni 44/12 (EP)

07.08.2014

Bundespatentgericht 2. Senat

Anerkenntnisurteil

Sachgebiet: Ni

§ 307 Abs 1 ZPO

Zitier­vorschlag: Bundespatentgericht, Anerkenntnisurteil vom 07.08.2014, Az. 2 Ni 44/12 (EP) (REWIS RS 2014, 3570)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2014, 3570

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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