Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 21.01.2015, Az. 4 AZR 253/13

4. Senat | REWIS RS 2015, 16843

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Beispiele: "Befangenheit", "Revision", "Ablehnung eines Richters"

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Gegenstand

Eingruppierung im öffentlichen Dienst - Sachbearbeiterin "Wirtschaftliche Sozialhilfe" - "Besonders verantwortungsvolle" Tätigkeit - Wertender Vergleich


Tenor

1. Auf die Revision der Klägerin wird das Urteil des [X.] vom 18. Januar 2013 - 3 [X.]/12 - aufgehoben.

2. Auf die Berufung der Klägerin wird das Urteil des [X.] vom 22. März 2012 - 7 Ca 2435/11 - abgeändert:

Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, die Klägerin ab dem 1. Oktober 2012 nach der [X.] 9 Stufe 6 [X.] zu vergüten und die anfallenden monatlichen [X.] zwischen der [X.] 9 Stufe 5 [X.] und der [X.] 9 Stufe 6 [X.] ab dem auf den Fälligkeitszeitpunkt folgenden Tag mit 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz zu verzinsen.

3. Die Beklagte trägt die Kosten des Rechtsstreits.

Tatbestand

1

Die Parteien streiten über die tarifgerechte Eingruppierung der Klägerin.

2

Die Beklagte beschäftigt in ihrem Sozialamt verteilt auf vier Außenstellen über 30 [X.] mit Aufgaben der „Wirtschaftlichen Sozialhilfe“ nach dem [X.]. Den Sachbearbeitern steht in der jeweiligen Außenstelle ein [X.] vor. Die [X.] unterstehen ihrerseits dem Leiter der Abteilung Wirtschaftliche Sozialhilfe und Migrantenhilfe.

3

Die Klägerin ist seit Juli 1994 bei der [X.] angestellt. [X.] einzelvertraglicher [X.] fand auf ihr Arbeitsverhältnis bis zum 30. September 2005 der [X.] in der für den Bereich der [X.] ([X.]) jeweils geltenden Fassung Anwendung. Seit dem 1. Oktober 2005 bestimmt sich ihr Arbeitsverhältnis nach den Regelungen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst ([X.]/[X.]) vom 13. September 2005.

4

Die Klägerin übt seit Beginn ihres Arbeitsverhältnisses die Aufgaben einer Sachbearbeiterin „Wirtschaftliche Sozialhilfe“ aus. Sie besitzt eine Anordnungsbefugnis in Höhe von bis zu 1.500,00 Euro pro Einzelfall. Auf der Grundlage einer von der [X.] erstellten Arbeitsplatzbeschreibung aus dem Jahre 2001 wurde sie nach der [X.]. Vb Fallgr. 1b [X.] und nach Absolvierung der vorgesehenen Bewährung nach der [X.]. [X.]. 1b [X.] vergütet.

5

Nach Inkrafttreten des [X.]/[X.] wurde sie nach Maßgabe des Tarifvertrags zur Überleitung der Beschäftigten der kommunalen Arbeitgeber in den [X.] und zur Regelung des Übergangsrechts (TVÜ-[X.]) in die [X.]. 9 Stufe 5 [X.]/[X.] übergeleitet.

6

Die Beklagte erstellte nach Inkrafttreten des [X.] und mehrfachen Änderungen des [X.] - die [X.]. die „Herausnahme“ der erwerbsfähigen Arbeitslosen aus dem Bereich der Sozialhilfe betrafen - im Juli 2010 für die [X.] ab dem 1. Dezember 2008 für die bei ihr tätigen [X.] „Wirtschaftliche Sozialhilfe“ eine neue Arbeitsplatzbeschreibung, die zu einer Bewertung der Stellen mit der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] führte. Die Arbeitsplatzbeschreibung, die der tatsächlichen Tätigkeit der Klägerin entspricht, lautet auszugsweise wie folgt:

        

„Lfd. Nr.

Tätigkeiten

zeitlicher Anteil in %

        

1       

Umfassende Beratung der Hilfesuchenden

10    

        

2       

Gewährung von Leistungen nach dem [X.]

        
        

2.1     

Allgemeines

5       

                 

-       

Antragsannahme

        
                 

-       

Zuständigkeitsprüfung

        
                 

-       

Sachverhaltsermittlung unter Beachtung der Mitwirkungspflichten des Hilfesuchenden und Dritter

        
                 

-       

Entscheidungsfindung zur Vorprüfung

        
                          

●       

bekannt werden der Bedürftigkeit

        
                          

●       

Rückwirkende Sozialhilfegewährung; Übernahme von Schuldverpflichtungen

        
                          

●       

vorbeugende und nachgehende Hilfe

        
                          

●       

Erstattung der Aufwendungen von Nothelfern

        
                          

●       

Sozialhilfeleistungen für Nachforderungen des Vermieters

        
                          

●       

Selbsthilfemöglichkeiten

        
                          

●       

öffentlich-rechtliche Ansprüche

        
                          

●       

privatrechtliche Ansprüche

        
                          

●       

tatsächliche Hilfeleistung Dritter und vorrangig verpflichteter Träger

        
                          

●       

sachliche Voraussetzungen

        
                          

●       

Rechtslage

        
                          

●       

Bedarfsermittlung

        
                          

●       

Prüfung vorrangiger Leistungsträger

        
        

2.2     

Prüfung der Anspruchsvoraussetzungen für die Gewährung von Laufender Hilfe zum Lebensunterhalt ([X.])

5       

                          

●       

Ermittlung des notwendigen Lebensunterhaltes

        
                          

●       

Hilfe für einzelne für den Lebensunterhalt erforderliche Tätigkeiten

        
                          

●       

Übernahme von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen

        
                          

●       

Alterssicherung

        
                          

●       

Bestattungskosten

        
                          

●       

[X.] in Sonderfällen

        
                          

●       

Prüfung der Haushaltsgemeinschaft

        
                          

●       

[X.] für Lebensgemeinschaften

        
                          

●       

ergänzende Darlehen

        
                          

●       

Darlehen bei vorübergehender Notlage

        
                          

●       

Bestimmung des Einkommens

        
                          

●       

Bestimmung des Vermögens

        
        

2.3     

Prüfung der Anspruchsvoraussetzungen für die Gewährung von Grundsicherungsleistungen ([X.])

18    

                          

●       

Ermittlung des allgemeinen Leistungsumfangs mit Übernahme von Kranken- und Pflegeversicherung

        
                          

●       

Hilfe in Sonderfällen

        
                          

●       

ergänzende Darlehen

        
                          

●       

Bestimmung des Vermögens unter Beachtung der Besonderheiten des Vermögenseinsatzes

        
                          

●       

Vorprüfung der Besonderheit bei Unterhaltsansprüchen

        
                          

●       

Feststellung der dauerhaften vollen Erwerbsminderung

        
                          

●       

Zusammenarbeit mit Rententrägern

        
        

2.4     

Prüfung der Anspruchsvoraussetzungen für die Gewährung von Hilfen in besonderen Lebenslagen ([X.])

29    

                          

a)    

Hilfe zur Gesundheit

        
                          

b)    

Hilfe bei Krankheit

        
                          

c)    

Hilfe zur Familienplanung

        
                          

d)    

Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaft

        
                          

e)    

Hilfe bei Sterilisation

        
                          

f)    

Eingliederungshilfe vorbereitend

        
                          

g)    

Hilfe zur Pflege

        
                          

h)    

Hilfe zur Überwindung [X.] Schwierigkeiten

        
                          

i)    

Hilfe zur Weiterführung des Haushaltes

        
                          

j)    

Blindenhilfe

        
                          

k)    

Altenhilfe

        
        

2.5     

Darlehensweise Hilfegewährung

5       

        

2.6     

Erstattung von zu Unrecht geleisteter Sozialhilfe, Kürzung von Sozialhilfe, Aufrechnung, Prüfung von Sozialhilfemissbrauch (Datenabgleich)

3       

        

3       

Gewährung von freiwilligen Leistungen der [X.] ... ([X.]); sondergesetzliche Regelungen

4       

        

4       

Abschließende Entscheidung einschließlich Berechnung, Bescheiderstellung und Zahlungsveranlassung im Rahmen der [X.], Rücknahme von Verwaltungsakten

10    

        

5       

Feststellung von Kostenträgern und Geltendmachung von Kostenerstattungsansprüchen

5       

        

6       

Kontrolle von statistischen Fehlerlisten; laufende statistische Erhebungen sowie die Datenerfassung

3       

        

7       

Erarbeitung von Stellungnahmen zu Widersprüchen

3“    

7

Die Beklagte teilte der Klägerin das Ergebnis der tariflichen Bewertung mit Schreiben vom 16. Juli 2010 mit. Hierin heißt es auszugsweise:

        

„… aufgrund von Aufgabenänderungen war es erforderlich, die Arbeitsplatzbeschreibung der [X.] Wirtschaftliche Sozialhilfe zu überarbeiten und neu zu bewerten. Auf der Grundlage der vom Sozialamt mit Wirkung zum 1. Dezember 2008 erstellten Arbeitsplatzbeschreibung erfolgte die Bewertung im Ergebnis mit Vergütungsgruppe ([X.] Vb Fallgruppe (FG) 1a Allgemeiner Tarifvertrag ([X.]). …

        

Sie nehmen seit dem 13. Juli 1994 die Aufgaben einer Sachbearbeiterin Wirtschaftliche Sozialhilfe wahr. …

        

Bisher waren die Stellen der [X.] Wirtschaftliche Sozialhilfe mit der [X.]/[X.] FG 1b/1a [X.] (entspricht [X.]uppe 9 TVöD) bewertet. Da beide Vergütungsgruppen der [X.]uppe 9 TVöD zugeordnet werden, ergibt sich aus der Bewertungsänderung keine Veränderung der [X.]uppe und damit keine arbeitsvertragliche Änderung. Aus der Bewertungsänderung in [X.] FG 1a [X.] resultiert jedoch, dass gemäß § 16 Absatz 3 Satz 2 TVöD i. V. m. Punkt I. Absatz 3 Buchstabe b) Anhang zu § 16 in der [X.]uppe 9 TVöD maximal die Stufe 5 erreicht werden kann. Ein Stufenaufstieg in Stufe 6 ist daher auf der jetzigen Stelle nicht mehr möglich.

        

Es besteht jedoch die Möglichkeit, Sie in einem anderen Bereich auf einer Stelle mit der Bewertung Vb/[X.] FG 1b/1b [X.] weiter zu beschäftigen. Ein Stufenaufstieg in Stufe 6 der [X.]uppe 9 TVöD wäre damit weiterhin gegeben. Diese Möglichkeit besteht derzeit in der Arbeitsgemeinschaft ([X.]) Leipzig als Arbeitsvermittlerin oder Sachbearbeiterin Leistung.

        

Ich bitte um schriftliche Rückinformation bis zum 31. August 2010, ob Sie sich für eine Weiterbeschäftigung als Sachbearbeiterin Wirtschaftliche Sozialhilfe oder eine Weiterbeschäftigung auf einer Stelle in VG Vb/[X.] [X.] entschieden haben. …“

8

Die Klägerin entschied sich für die Fortsetzung ihrer bisherigen Tätigkeit. Die Beklagte sah deshalb von einer Umsetzung in die [X.] ab und erhielt dafür von der Klägerin die Zusage, sich nicht gegen die „[X.]“ als solche zu wehren. Die Parteien waren sich allerdings einig, dass die Klägerin die zutreffende Eingruppierung feststellen lassen könne.

9

Mit Schreiben vom 27. September 2010 machte die Klägerin dann - im Ergebnis erfolglos - geltend, ihre Tätigkeit als Sachbearbeiterin „Wirtschaftliche Sozialhilfe“ erfülle die Anforderungen des [X.] der [X.]. [X.]. 1a [X.]; sie sei deshalb der [X.]uppe 9 Stufe 6 [X.]/[X.] zuzuordnen.

Mit ihrer Klage hat die Klägerin ihr Anliegen weiter verfolgt und die Auffassung vertreten, ihre Tätigkeit hebe sich aus der - von der [X.] angenommenen - Bewertung nach der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] dadurch heraus, dass sie „besonders verantwortungsvoll“ im [X.] sei. Sie werde regelmäßig von Amts wegen auch ohne Antrag der Betroffenen tätig. Ihre Klientel sei wesentlich hilfs- und schutzbedürftiger als die anderen Antragsteller/Leistungsempfänger des Bereichs „Wirtschaftliche Sozialhilfe“. Sie betreue - was unstreitig ist - ausschließlich ältere Bürger und jüngere Erwerbsunfähige, von denen viele obdachlos, drogen- oder alkoholabhängig und/oder an AIDS erkrankt seien.

Die Klägerin hat zuletzt beantragt,

        

festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, sie ab dem 1. Oktober 2012 nach der [X.]uppe 9 Stufe 6 TVöD zu vergüten und die anfallenden monatlichen Bruttonachzahlungsbeträge zwischen der [X.]uppe 9 Stufe 5 TVöD und der [X.]uppe 9 Stufe 6 TVöD ab dem auf den jeweiligen Fälligkeitszeitpunkt folgenden Tag mit fünf Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz zu verzinsen.

Die Beklagte hat zur Begründung ihres Klageabweisungsantrags die Auffassung vertreten, die Tätigkeit der Klägerin sei nicht „besonders verantwortungsvoll“ im [X.].

Die Vorinstanzen haben die Klage abgewiesen. Mit der vom [X.] zugelassenen Revision verfolgt die Klägerin ihr Klageziel weiter.

Entscheidungsgründe

Die Revision der Klägerin ist begründet. Mit der vom [X.] vertretenen Begründung konnte die Berufung der Klägerin gegen das klageabweisende Urteil des Arbeitsgerichts nicht zurückgewiesen werden. Die als Eingruppierungsfeststellungsklage ohne weiteres zulässige (vgl. dazu nur [X.] 17. November 2010 - 4 [X.]/09 - Rn. 15) Klage ist begründet.

I. Die Klägerin hat Anspruch auf ein Entgelt nach der [X.] 9 Stufe 6 [X.]/[X.], der sie nach der [X.]age 3 TVÜ-[X.] vorläufig zuzuordnen ist. Ihre Tätigkeit erfüllt die Anforderungen des [X.]. [X.]. 1a [X.] Sie hebt sich dadurch aus einer nach [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] bewerteten Tätigkeit heraus, dass sie „besonders verantwortungsvoll“ im [X.] ist. Die Klägerin hatte am 1. Oktober 2012 fünf Jahre ununterbrochen Tätigkeiten der [X.] 9 Stufe 5 [X.]/[X.] ausgeübt.

1. Auf das Arbeitsverhältnis der Parteien finden kraft einzelvertraglicher Vereinbarung der [X.] sowie die ihn ergänzenden, ändernden und ersetzenden Tarifverträge Anwendung. Damit richtet sich die Eingruppierung der Klägerin seit dem 1. Oktober 2005 nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst ([X.]), der ein den [X.] bzw. [X.] ersetzender Tarifvertrag ist ([X.] 22. April 2009 - 4 [X.] - Rn. 21, [X.]E 130, 286). Allerdings gelten in der für die [X.] geltenden Fassung die §§ 22, 23 [X.] einschließlich der Vergütungsordnung bis zum Inkrafttreten entsprechender Regelungen des [X.]/[X.] weiter (§ 17 Abs. 1 TVÜ-[X.]). Für Eingruppierungen nach dem 1. Oktober 2005 werden die Vergütungsgruppen der Vergütungsordnung ([X.]age 1a zum [X.]) den [X.]n des [X.] zugeordnet (§ 17 Abs. 7 TVÜ-[X.] iVm. [X.]age 3). Für die jeweilige Stufenzuordnung gilt § 16 [X.]/[X.], der prinzipiell sechs Stufen vorsieht, für Abweichungen jedoch auf Sonderregelungen im Anhang zu § 16 [X.]/[X.] verweist. In Abschn. I Abs. 1 Buchst. c dieses Anhangs ist ua. geregelt, dass bei Tätigkeiten entsprechend [X.]. Vb [X.] (ohne Aufstieg nach [X.]) die Stufe 5 in [X.] 9 [X.]/[X.] die Endstufe ist, also der im Normalfall mögliche weitere Aufstieg in die Stufe 6 der [X.] 9 [X.]/[X.] ausgeschlossen ist.

2. Die danach für die begehrte Eingruppierung und Einstufung der Klägerin in Betracht kommenden Tätigkeitsmerkmale der [X.]. 1a zum [X.] haben folgenden Wortlaut:

        

Vergütungsgruppe V b

        

1. a) Angestellte im Büro-, Buchhalterei-, sonstigen Innendienst und im Außendienst, deren Tätigkeit gründliche, umfassende Fachkenntnisse und selbständige Leistungen erfordert, (gründliche, umfassende Fachkenntnisse bedeuten gegenüber den in der Fallgruppe 1 b der Vergütungsgruppe VII und in den Fallgruppen 1 a der Vergütungsgruppen VI b und [X.] geforderten gründlichen und vielseitigen Fachkenntnissen eine Steigerung der Tiefe und der Breite nach).

        

…       

        

Vergütungsgruppe IV b

        

1. a) Angestellte im Büro-, Buchhalterei-, sonstigen Innendienst und im Außendienst, deren Tätigkeit sich dadurch aus der Vergütungsgruppe V b Fallgruppe 1 a heraushebt, das sie besonderes verantwortungsvoll ist.“

3. Unter Berücksichtigung dieser tariflichen Vorgaben durfte das [X.] die Klage nicht abweisen. Die Begründung für die Annahme, die Tätigkeit der Klägerin erfülle die Anforderungen des [X.] der [X.]. [X.]. 1a [X.] nicht, ist rechtsfehlerhaft.

a) [X.] Tätigkeit für die tarifliche Bewertung ist der vom [X.] angenommene Arbeitsvorgang „Gewährung von Leistungen nach dem [X.]“, der den in der Arbeitsplatzbeschreibung unter 1, 2.1 bis 2.5 und 4 (mit Ausnahme der Rücknahme von Verwaltungsakten) genannten einzelnen Tätigkeiten entspricht und [X.] der Arbeitszeit der Klägerin ausmacht. Hiergegen haben die Parteien auch keine Einwände erhoben.

b) Die Tätigkeitsmerkmale der genannten Fallgruppen bauen aufeinander auf. Bei [X.] ist nach der ständigen Rechtsprechung des Senats ([X.] 19. Mai 2010 - 4 [X.] -; 25. Februar 2009 - 4 [X.] - Rn. 28; 12. Mai 2004 -  4 [X.]  - zu I 1 f aa der Gründe) zunächst zu prüfen, ob die Anforderungen der Ausgangsfallgruppe erfüllt werden. Anschließend ist zu klären, ob die qualifizierenden Merkmale der höheren Vergütungsgruppe vorliegen.

c) Die Tätigkeit der Klägerin erfüllt die Anforderungen der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] Sie erfordert gründliche, umfassende Fachkenntnisse sowie selbständige Leistungen. Davon gehen beide Parteien übereinstimmend aus. Deshalb durfte sich das [X.] auf eine pauschale, summarische Prüfung beschränken. Eine solche ist ausreichend, soweit - wie hier - die Tätigkeit der Angestellten zwischen den Parteien unstreitig ist und der Arbeitgeber selbst die Tätigkeitsmerkmale als erfüllt ansieht ([X.] 12. Mai 2004 - 4 [X.] - zu I 1 f aa der Gründe; 9. Mai 2007 - 4 [X.] - Rn. 22). Das [X.] hat rechtsfehlerfrei angenommen, die Anforderungen des [X.] der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] seien erfüllt. Gegen diese Wertung wendet sich auch keine der Parteien.

d) Das [X.] hat jedoch rechtsfehlerhaft das Vorliegen des [X.]s der „besonderen Verantwortung“ iSd. [X.] der [X.]. [X.]. 1a [X.] verneint.

aa) Bei dem [X.] der „besonders verantwortungsvollen“ Tätigkeit handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff. Die revisionsrechtliche Überprüfung des Berufungsurteils ist dabei grundsätzlich darauf beschränkt, ob das [X.] von dem zutreffenden Rechtsbegriff ausgegangen ist, ob es diesen bei der Subsumtion beibehalten hat, ob ihm bei seiner Anwendung Verstöße gegen Denkgesetze oder allgemeine Erfahrungssätze unterlaufen sind und ob es alle entscheidungserheblichen Umstände berücksichtigt hat (st. Rspr., vgl. nur [X.] 27. August 2008 - 4 [X.] - Rn. 20, mwN; 9. Mai 2007 - 4 [X.] - Rn. 25).

bb) Diesem eingeschränkten Prüfungsmaßstab hält das Berufungsurteil nicht stand.

(1) Das [X.] hat seinen Erwägungen den zutreffenden tarifrechtlichen Begriff der besonders verantwortungsvollen Tätigkeit zugrunde gelegt, wovon auch die Revision ausgeht.

Nach der ständigen Rechtsprechung des Senats ist unter „Verantwortung“ iSd. zur Beurteilung stehenden [X.] zunächst die Verpflichtung der Angestellten zu verstehen, dafür einstehen zu müssen, dass in dem ihr übertragenen Dienst- oder Arbeitsbereich die dort - auch von anderen Bediensteten - zu erledigenden Aufgaben sachgerecht, pünktlich und vorschriftsgemäß ausgeführt werden (grdl. [X.] 29. Januar 1986 - 4 [X.] - [X.]E 51, 59 ; vgl. auch 9. Mai 2007 - 4 [X.] - Rn. 26). Im [X.] an diese Bestimmung des Begriffes der „Normalverantwortung“ hat der Senat beispielhaft eine Reihe von Kriterien entwickelt, die nach seiner Ansicht geeignet sein können, die tariflich geforderte herausgehobene besondere Verantwortung der Angestellten zu begründen. Je nach der Lage des Einzelfalles kann sie sich auf andere Mitarbeiter oder dritte Personen, Sachen, Arbeitsabläufe, zu gewinnende wissenschaftliche Resultate oder auf technische Zusammenhänge beziehen ([X.] 21. Februar 2001 - 4 [X.]; 24. Februar 1999 - 4 [X.] -). Soweit es um Entscheidungen über Leistungen an Dritte geht, kann die besondere Verantwortung darin liegen, dass sie auf die betroffenen Antragsteller Auswirkungen von erheblicher Tragweite haben ([X.] 9. Mai 2007 - 4 [X.] - Rn. 29; 12. Mai 2004 - 4 [X.] - zu I 1 f bb (3) der Gründe).

(2) Das [X.] hat diesen Begriff bei seiner Subsumtion jedoch nicht beibehalten, was die Revision zu Recht angreift.

(a) Entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts spricht allein der Umstand, dass die Klägerin eigene Entscheidungen nur im Rahmen ihrer [X.] in Höhe von 1.500,00 Euro treffen darf, nicht gegen eine besonders verantwortungsvolle Tätigkeit. Diese Annahme reduziert den tatsächlichen Entscheidungsspielraum der Klägerin und damit die möglichen Auswirkungen ihrer Entscheidungen. Zum einen ist die [X.] bis zu einem Wert von 1.500,00 Euro nur bei positiven Bewilligungsentscheidungen begrenzt. Die Ablehnung eines Hilfegesuchs ist hiervon auch dann nicht erfasst, wenn sie sie im Falle einer Bewilligung zu einer Belastung von mehr als 1.500,00 Euro führen würde. Das haben die Parteien in der [X.] ausdrücklich bestätigt. Zum anderen würde die Möglichkeit einer besonderen Verantwortung durch die besonderen Auswirkungen der Tätigkeit auf die Lebensverhältnisse Dritter damit einer rein quantitativen Bemessung unterworfen. Danach könnten Sozialhilfeleistungen im Wert von weniger als 1.500,00 Euro nicht in tariflich relevanter Weise eine besondere Verantwortung durch die damit verbundenen Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse Dritter begründen. Das ist in dieser Allgemeinheit schon deshalb unzutreffend, weil das Sozialhilfesystem sich auf die Gewährung von Mitteln zu einem menschenwürdigen Leben bezieht und insoweit keine in einem bestimmten Geldbetrag ausgedrückte Untergrenze einer besonderen Verantwortung kennt. Es entspricht auch nicht der bisherigen Senatsrechtsprechung. Zwar war in der vom [X.] herangezogenen, das Vorliegen einer besonderen Verantwortung ablehnenden Entscheidung des Senats vom 9. Mai 2007 (- 4 [X.] -) die [X.] auf 1.500,00 Euro beschränkt. Die ablehnende Senatsbegründung hatte sich aber nicht auf diese quantitative Begrenzung gestützt, sondern auf die - im [X.] nicht hinreichende - „konkrete Tragweite der Entscheidungen für die betroffenen Antragsteller“ ([X.] 9. Mai 2007 - 4 [X.] - Rn. 29).

(b) [X.] spricht das [X.] mit dem Hinweis, die Leistungen seien allein nach den gesetzlichen Vorschriften zu bewilligen oder zu versagen, „egal, ob sich die Leistungsempfänger auf der untersten oder der obersten Sprosse der [X.] Leiter befinden“ und gegen die Entscheidungen sei immer ein Rechtsmittel gegeben, dem von der Klägerin dargelegten „besonderen Charakter ihres Klientels“ bei der Leistungserbringung nach dem [X.] unzutreffender Weise jede mögliche Bedeutung für das [X.] ab. Zwar ist die Gesetzmäßigkeit von Verwaltungsentscheidungen kein Kriterium für eine „besondere Verantwortung“ iS einer besonderen Tragweite für die hiervon Betroffenen; sie gilt gleichermaßen für alle Entscheidungen der Verwaltung. Die Möglichkeit von Rechtsbehelfen ist gesetzlich vorgesehen. Dies hindert aber nicht die tarifliche Berücksichtigung besonderer - typisierbarer - Tatsachen, die für eine faktisch fehlende Wahrnahme derartiger Möglichkeiten sprechen.

Hierauf stellt auch die Senatsrechtsprechung ab, nach der ein Angestellter, der „an Maßnahmen mit erheblichen Auswirkungen gegenüber [X.] deshalb wesentlich beteiligt ist, weil sein Vorgesetzter zur Nachprüfung aller vom Angestellten bearbeiteten Vorgänge schon zeitlich nicht in der Lage und deshalb nicht dazu verpflichtet ist“ ([X.] 15. Februar 2006 - 4 [X.] - Rn. 25 mwN).

(c) Es ist daher auch unzutreffend, wenn das [X.] allgemein angenommen hat, das Maß der Verantwortung eines Verwaltungsangestellten richte sich nicht danach, „ob seine Entscheidungen korrigierbar oder unumkehrbar“ seien. Eine „besonders verantwortungsvolle“ Tätigkeit kann im Gegenteil auch deshalb vorliegen, weil die zu treffenden und getroffenen Entscheidungen - real - „nicht korrigierbar“ sind. Wenn weder Vorgesetzte die Entscheidung kontrollieren können noch gegen sie selbst ein zeitnaher, erfolgreicher Rechtsbehelf letztlich auch problemlösend ist, weil - wie hier von der Klägerin dargelegt - allein durch den bloßen [X.]ablauf bei fehlerhafter Versagung einer Hilfe in besonderen Lebenslagen existenzielle Bedürfnisse nicht befriedigt werden können, ist eine solche Entscheidungssituation nicht grundsätzlich ungeeignet, eine „besondere Verantwortung“ im [X.] zu begründen.

(d) Schließlich hat das [X.] das weitere Argument der Klägerin, es gehe bei den von ihr zu bearbeitenden Vorgängen regelmäßig um elementare existenzielle Grundbedürfnisse von Menschen, zB den Erhalt von Nahrung und Obdach, als nicht geeignet angesehen, eine besondere Verantwortung zu begründen. Hilfen nach dem [X.] stünden „gleichberechtigt“ nebeneinander, und jeder Hilfebedürftige habe daher einen Anspruch auf eine sachgerechte und zutreffende Bearbeitung seines Begehrens, „egal, ob er einen Treppenlift (benötige) oder das Essen für den nächsten Tag“. Diese berufungsgerichtliche Begründung stellt insoweit allein auf die Merkmale ab, nach denen die Klägerin ihre Entscheidungen trifft. Diese sind, wie das [X.] zutreffend feststellt, gesetzlich geregelt. Sie stellen aber nicht das allein entscheidende Kriterium für die „besondere Verantwortung“ dar. Gerade das vom [X.] angeführte Beispiel zeigt, dass die mögliche Tragweite der Entscheidungen des Sachbearbeiters für die Leistungsempfänger von unterschiedlicher Bedeutung sein kann, was aber nach der Rechtsprechung des Senats ein möglicher und wichtiger Aspekt für das Vorliegen des [X.] ist. Allein der Umstand, dass die möglichen Folgen einer Entscheidung gesetzlich vorgesehen und die Verantwortung hierfür beim Gesetzgeber und nicht bei der Klägerin liegen - wie es das [X.] angenommen hat - ist daher nicht erheblich.

4. Die Klage ist begründet. Die Tätigkeit der Klägerin ist „besonders verantwortungsvoll“ im [X.]. Dies kann der Senat auf der Grundlage des unstreitigen Sachverhalts selbst entscheiden (§ 563 Abs. 3 ZPO).

a) Beruft sich eine Arbeitnehmerin auf die Erfüllung der Anforderungen eines [X.], das gegenüber einer niedrigeren Vergütungsgruppe ein [X.] fordert - wie hier bei der [X.]. [X.]. 1a gegenüber der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] -, muss sie in einem Eingruppierungsrechtstreit diejenigen Tatsachen darlegen, die diesen Vergleich ermöglichen ([X.] 12. März 2004 - 4 [X.] - zu I 1 f bb (2) der Gründe; 16. Oktober 2002 - 4 [X.] - zu II 4 b dd (1) der Gründe). Dabei genügt es nach der ständigen Senatsrechtsprechung nicht, nur die eigene Tätigkeit darzustellen. Allein aus der Betrachtung der jeweiligen Tätigkeit der Arbeitnehmerin sind noch keine Rückschlüsse darauf möglich, ob das [X.] vorliegt. Der Tatsachenvortrag muss insgesamt erkennen lassen, warum sich eine bestimmte Tätigkeit aus der in der Ausgangsfallgruppe erfassten Grundtätigkeit heraushebt und einen wertenden Vergleich mit dieser nicht unter das [X.] fallenden Tätigkeit erlauben (st. Rspr., etwa [X.] 25. Februar 2009 - 4 [X.] - Rn. 27; 27. August 2008 -  4 [X.]  - Rn. 19, [X.]E 127, 305; 11. Februar 2004 -  4 [X.]  - zu I 3 c bb (1) der Gründe, [X.]E 109, 321).

aa) Ein wertender Vergleich betreffend das tarifliche [X.] der „besonderen Verantwortung“ verlangt danach zunächst die Benennung einer Vergleichsgruppe von Arbeitnehmern, deren Tätigkeiten entsprechend der Ausgangsfallgruppe bewertet sind. Um vergleichbar zu sein, muss die Tätigkeit dieser Arbeitnehmer zumindest eine Reihe von gemeinsamen Merkmalen mit derjenigen aufweisen, die von der klagenden Arbeitnehmerin ausgeübt wird. [X.] ist darzulegen, dass die von den Arbeitnehmern der Vergleichsgruppe ausgeübten Tätigkeiten (mindestens) die Anforderungen der Tätigkeitsmerkmale der Ausgangsfallgruppe erfüllen. Hierfür können rechtskräftige Entscheidungen der Gerichte für Arbeitssachen, namentlich des [X.], als Indiz herangezogen werden, wenn in ihnen eine entsprechende tarifliche Bewertung dieser Tätigkeit vorgenommen wurde. Dabei ist jedoch von Bedeutung, dass eine arbeitsgerichtliche Entscheidung in einem Eingruppierungsrechtsstreit regelmäßig nicht zwingend verallgemeinerbare Aussagen über die dort beurteilte Tätigkeit im Allgemeinen enthält. So mag eine Klageabweisung ua. dem Umstand geschuldet sein, dass die [X.] es nicht vermocht hat, einen schlüssigen Klagevortrag zu erbringen.

bb) [X.] ist dieser Vergleichstätigkeit die dabei wahrzunehmende „Normalverantwortung“ zuzuordnen und ihr die gesteigerte Verantwortung der Tätigkeit der klagenden Arbeitnehmerin gegenüberzustellen. Verantwortung in diesem Sinne bedeutet nicht nur das Einstehen für die Richtigkeit und Sorgfalt der zu treffenden Entscheidung. Sie bezieht sich auch auf die konkrete Tragweite und die Folgen der Entscheidung, also ihre tatsächlichen oder mutmaßlichen Wirkungen, wenn sie einmal getroffen worden ist.

Liegen in einer solchen Form den jeweils in Betracht kommenden Tätigkeitsmerkmalen der Ausgangsfallgruppe und der [X.] zumindest hinsichtlich der Ausgangsfallgruppe eine iwS „unstreitige“ Bewertung einer vergleichbaren Tätigkeit zugrunde, kann der - behauptete - Unterschied an die jeweils zu tragende Verantwortung, der „gewichtig, beträchtlich“ sein muss ([X.] 9. Mai 2007 - 4 [X.] - Rn. 26 mwN), anhand der genannten Maßstäbe (vgl. oben I 3 c bb [1]) bewertet werden.

b) Auf der Grundlage der landesarbeitsgerichtlichen Feststellungen ist ein wertender Vergleich im [X.] möglich. Er führt für die von der Klägerin auszuübende Tätigkeit zur Annahme der Wahrnehmung einer besonderen Verantwortung im [X.].

aa) Die von der Klägerin zum Vergleich herangezogene Gruppe der [X.] ist als Vergleichsgruppe allerdings nicht geeignet, weil die betreffenden Arbeitnehmer regelmäßig nicht nach der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.], sondern nach der [X.]. [X.]. 1a [X.] vergütet werden. Die sich in dieser Tätigkeit stellende „Normalverantwortung“ kann bereits systematisch nicht Ausgangspunkt einer vergleichenden Betrachtung mit dem [X.] aus der - hier vorliegenden - Ausgangsfallgruppe nach [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] sein.

Die Klägerin kann jedoch in Anknüpfung an den Vortrag der Beklagten auf die Sachbearbeiter „Wirtschaftliche Hilfe für ältere Bürger und Schwerbehinderte“ (vgl. hierzu [X.] 21. Februar 2001 - 4 [X.]) und die der „Eingliederungshilfe für behinderte Menschen“ als Beispiele für die allgemeine Sachbearbeitung in dem Bereich „Wirtschaftliche Sozialhilfe“ verweisen (vgl. hierzu [X.] 9. Mai 2007 - 4 [X.] -). Sie hat - von der Beklagten unwidersprochen - zur „Normalverantwortung“ im Bereich der Sachbearbeitung in der „Wirtschaftlichen Sozialhilfe“ vorgetragen. Insoweit ist die Gruppe dieser Sachbearbeiter in der „Wirtschaftlichen Sozialhilfe“ ausreichend für einen Vergleich geeignet, weil sie - genauso wie die Klägerin - auch mit der Gewährung von Leistungen nach dem [X.] betraut ist. Diese Vergleichsgruppe steht im Übrigen auch für die typischen Tätigkeiten von Sachbearbeitern in der Sozialhilfe.

bb) Aus der Gruppe der Sachbearbeiter „Wirtschaftliche Sozialhilfe“ im Allgemeinen hebt sich die Tätigkeit der Klägerin als „besonders verantwortungsvoll“ iSd. [X.] der [X.]. [X.]. 1a [X.] aus der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] heraus. Zwar muss sie die ihr obliegenden Entscheidungen genau so sorgfältig und gesetzeskonform treffen wie die anderen Sachbearbeiter in der allgemeinen Sachbearbeitung von Sozialhilfefällen. Auch haben in diesem Gesamtbereich alle Entscheidungen regelmäßig einen Bezug zur Menschenwürde der Sozialhilfeempfänger. Sämtliche Entscheidungen greifen - wenn auch in unterschiedlicher Intensität - in die Existenz der hiervon Betroffenen ein. Die Entscheidungen der Klägerin haben aber regelmäßig im Vergleich zur Gruppe der Sachbearbeiter in der Sozialhilfe aufgrund ihres besonderen Betreuungsklientels mit multiplen Problemen und daraus resultierenden komplexen [X.]en und Ansprüchen eine erheblich größere, persönliche Tragweite, weshalb in der Gesamtschau der von der Klägerin dargelegten Tatsachen ihre Verantwortung damit in gewichtiger Weise gesteigert ist.

(1) Die Klägerin hat sich unwidersprochen darauf berufen, dass die hilfesuchenden älteren Bürger und jungen Erwerbsunfähigen, die sie zu betreuen hat, - vor allem seit der Regelung der Grundsicherung für Erwerbsfähige im [X.] - zu [X.] aus Klienten bestehen, die in einer besonders prekären Lebenssituation sind, wie Drogenabhängige, Obdachlose, AIDS-Erkrankte und Alkoholkranke. Die Gemeinsamkeit dieser Hilfesuchenden liegt in einer besonderen Schutzbedürftigkeit, die sich daraus ergibt, dass sie oft nicht über die notwendigsten - materiellen, aber auch psychischen - Ressourcen für ihre Lebensgestaltung verfügen. In diesen komplexen Hilfesituationen des besonderen Betreuungsklientels mit multiplen Problemen und daraus resultierenden Ansprüchen erwächst jedenfalls bei der Versagung möglicher Leistungen eine besondere Verantwortung der Klägerin als Sachbearbeiterin.

(2) Die Klägerin hat dargelegt, dass das Kenntnisnahmeprinzip nach § 18 [X.] dazu führt, dass sich eine Sachbearbeiterin nicht, wie bei der „klassischen Sachbearbeitung“, typischerweise darauf beschränken kann und darf, einen vorliegenden Antrag und seine Begründung allein auf das Vorliegen der gesetzlichen Tatbestandsmerkmale eines Leistungsanspruchs zu überprüfen. Vielmehr muss sie - gerade bei Hilfesuchenden mit multiplen Hilfsbedürfnissen - aus deren Vorbringen mögliche Anknüpfungspunkte für eine von Amts wegen zu gewährende Hilfe erkennen, auch und gerade wenn die Hilfesuchenden die entsprechenden Tatsachen nicht als anspruchsbegründend identifizieren oder gar die konkreten möglichen Leistungen nicht kennen. Die Klägerin hat dies unwidersprochen an mehreren Beispielen erläutert, etwa für den Fall, dass ein älterer Hilfesuchender eine - ihm im Ergebnis nicht zustehende - Beihilfe zu einem geplanten Umzug beantragt, aus dem mit ihm aus diesem [X.]ass geführten Gespräch jedoch deutlich wird, dass er massive Gehbeschwerden hat und nicht mehr einkaufen kann, so dass für ihn andere Ansprüche nach dem [X.] in Betracht kommen. In einem anderen der weiteren, von der Klägerin dargestellten und von der Beklagten nicht bestrittenen Beispielsfälle musste sie vor Ablauf des [X.] von sich aus Maßnahmen ergreifen, weil ihr bekannt geworden ist, dass eine pflegebedürftige Klientin aufgrund ihrer Bettlägerigkeit nicht mehr vorsprechen konnte.

Etwas anderes folgt entgegen der Auffassung der Beklagten nicht daraus, dass die Sachbearbeiterin entsprechende Informationen auch vom [X.] ([X.]) erhält. Dies ändert nichts daran, dass die Klägerin ihre ständige erhöhte Aufmerksamkeit bereithalten muss, den Ausführungen der Hilfesuchenden Anhaltspunkte für eine von diesen nicht erkannten [X.] zu entnehmen. Dies ist zwar auch der besonderen Schwierigkeit der Tätigkeit zuzurechnen und damit einem Merkmal, das mit der Eingruppierung in der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] bereits konsumiert ist. Gleichwohl ergibt sich hieraus auch eine gesteigerte Verantwortung, da die Auswirkungen einer fehlenden Aufmerksamkeit die Versagung einer die bloße Grundexistenz sichernden Hilfeleistung zur Folge haben kann, zumal es sich in der Regel um einen Fehler handeln dürfte, der an einer anderen Stelle kaum noch zum Ausdruck und damit zur Korrekturmöglichkeit kommt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die [X.] dazu dienen soll, ihre Funktion zu erfüllen, die Menschenwürde zu sichern. Der Zugang zum Sozialhilfesystem soll niedrigschwellig möglich sein (Grube in Grube/Wahrendorf [X.] 5. Aufl. § 18 Rn. 3). Für die reale Annäherung an dieses Ziel durch die konsequente Umsetzung des [X.] nach § 18 [X.] trägt die Klägerin jedenfalls bei der Klientel der Hilfesuchenden, für die sie zuständig ist, eine besondere Verantwortung.

(3) Diese besondere Verantwortung wird auch dadurch geprägt, dass eine Versagung der notwendigen Hilfe regelmäßig nicht rückgängig gemacht wird, wenn sie fehlerhaft war. Denn nach der Eigenart der Sozialhilfe als Hilfe in gegenwärtiger Not setzt eine positive Rechtsmittelentscheidung voraus, dass die Notlage, insbesondere der Hilfebedarf noch zur [X.] der letzten Entscheidung besteht (vgl. zB BVerwG 31. August 1995 - 5 [X.] - BVerwGE 99, 149). Geht es dabei, wie bei der besonderen Klientel der Klägerin häufig, in einer Art unmittelbarer Krisenintervention um den laufenden notwendigen Lebensunterhalt, kann er nicht nachträglich gewährt werden. Bei der - manchmal lebensnotwendigen - „Selbstbeschaffung“ vor Leistungsgewährung handelt der Hilfebedürftige auf eigene Gefahr. Hinzu kommt, dass die besonderen Klienten der Klägerin gegen ablehnende Entscheidungen nur sehr selten Rechtsbehelfe und -mittel ergreifen. Sie verfügen oftmals nicht über die Möglichkeiten, sich gegen eine Ablehnung ihres Gesuchs zu wehren. Die Klägerin hat überzeugend dargelegt, dass die Sachbearbeiterin zumeist die erste und letzte Instanz ist.

Dem kann nicht - wie das [X.] meint - entgegengehalten werden, dass die Möglichkeit besteht, gegen jede Entscheidung ein Rechtsmittel einzulegen. Wie dargelegt kann es nach der Rechtsprechung des Senats für das Vorliegen einer besonderen Verantwortung auch auf die rein faktischen Wirkungen ankommen, die die Entscheidung einer Beschäftigten hat, ungeachtet der rechtlichen [X.], wenn diese aus bestimmten Gründen tatsächlich nicht wahrgenommen werden oder werden können. Dies gilt insbesondere, wenn es - wie bei einem großen Teil der Klientel der Klägerin - um die Sicherung der unmittelbaren Lebensgrundlagen geht.

(4) Aus der Gesamtschau der dargelegten Fakten, die für eine herausgehobene besondere Verantwortung im Sinne des [X.] der [X.]. [X.]. 1a [X.] herangezogen werden können, ergibt sich bezogen auf die besondere Arbeitssituation der Klägerin die Erfüllung der tariflichen Anforderung. Die Auswirkungen ihrer Maßnahmen und Entscheidungen, deren Eingriff in die existenziellen Lebensverhältnisse der betroffenen Hilfesuchenden, die in der Realität häufig auch eine faktische „Letztentscheidung“ ist, sind unter Berücksichtigung der sozialhilferechtlichen Grundsätze von einer Tragweite, dass die hierfür mit ihrer Tätigkeit verbundene Verantwortung deutlich und beträchtlich über diejenige hinausgeht, die mit einer Tätigkeit nach der [X.]. Vb Fallgr. 1a [X.] in der allgemeinen Sozialhilfesachbearbeitung verbunden zu sein pflegt.

cc) Schließlich stellen sich diese Anforderungen innerhalb der Tätigkeit der Klägerin auch in rechtserheblichem Umfang.

(1) Für die Erfüllung der tariflichen Anforderungen ist es ausreichend, wenn besonders verantwortungsvolle Tätigkeiten innerhalb des [X.] in rechtlich erheblichem Ausmaß vorliegen. Nicht erforderlich ist es, dass innerhalb eines [X.] solche Tätigkeiten ihrerseits in dem von § 22 Abs. 2 Unterabs. 2 und Unterabs. 4 [X.] bestimmten Maß anfallen. Voraussetzung ist, dass ohne sie ein sinnvoll verwertbares Arbeitsergebnis nicht erzielt werden könnte. Dabei kann die Erfüllung dieser Voraussetzung nicht davon abhängen, ob nach dem Ende der Arbeitseinheit festgestellt wird, dass bei dem Erzielen des [X.] die höchste qualitative Anforderung in einem bestimmten zeitlichen Ausmaß auch tatsächlich abgerufen wurde. Entscheidend ist, dass zu Beginn der Tätigkeit die Fähigkeit, dieser qualitativen Anforderung gerecht zu werden, allgemein bereitgehalten werden muss, weil sie nach der arbeitsvertraglichen Aufgabenstellung jederzeit, wenn auch in einem nicht vorhersehbaren Umfang, eingesetzt werden muss. Dieser qualitativ bestimmte Maßstab folgt insbesondere daraus, dass die Tarifvertragsparteien des [X.] den Arbeitsvorgang zur grundlegenden und universalen Bezugsgröße für die Eingruppierung gemacht haben (st. Rspr., zB [X.] 21. März 2012 - 4 [X.] - Rn. 43 mwN; 25. Januar 2012 - 4 [X.] - Rn. 49, [X.]E 140, 311).

(2) Diese Voraussetzungen liegen hier vor. Die Klägerin hat insofern unwidersprochen vorgetragen, dass die besonders schutzwürdigen Klienten unter den älteren Hilfesuchenden und jungen Erwerbsunfähigen, auf deren Situation sich ihre Entscheidungen in gewichtig gesteigerter Weise auswirken, bei [X.] liegt und dass deren Betreuung und die sie betreffende Sachbearbeitung zudem zumindest die Hälfte ihrer Arbeitszeit ausmacht.

c) Die Klägerin ist innerhalb der [X.] 9 [X.]/[X.] der Entwicklungsstufe 6 zuzuordnen. Sie hat am 1. Oktober 2012 die nach § 16 Abs. 3 Satz 1 [X.]/[X.] vorgesehenen [X.] ununterbrochenen Tätigkeit nach der [X.] 9 Stufe 5 [X.]/[X.] absolviert. Hierüber streiten die Parteien auch nicht.

II. Die Kosten des Rechtsstreits hat die Beklagte zu tragen, weil sie unterlegen ist, § 91 Abs. 1 ZPO.

        

    Creutzfeldt    

        

    Treber    

        

    Rinck    

        

        

        

    Fritz    

        

    Steding    

                 

Meta

4 AZR 253/13

21.01.2015

Bundesarbeitsgericht 4. Senat

Urteil

Sachgebiet: AZR

vorgehend ArbG Leipzig, 22. März 2012, Az: 7 Ca 2435/11, Urteil

Anl 1a VergGr Vb Fallgr 1a BAT-O, Anl 1a VergGr IVb Fallgr 1a BAT-O, § 17 Abs 1 TVÜ-VKA, § 16 TVöD, Anh §16 Abschn 1 Abs 1 TVöD

Zitier­vorschlag: Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 21.01.2015, Az. 4 AZR 253/13 (REWIS RS 2015, 16843)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2015, 16843

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Die hier dargestellten Entscheidungen sind möglicherweise nicht rechtskräftig oder wurden bereits in höheren Instanzen abgeändert.

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