BT-Drucksache 18/8983

Frauenkarrieren in der Bundeswehr

Vom 22. Juni 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/8983
18. Wahlperiode 22.06.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Doris Wagner, Agnieszka Brugger, Dr. Tobias Lindner,
Ulle Schauws, Annalena Baerbock, Marieluise Beck (Bremen),
Dr. Franziska Brantner, Uwe Kekeritz, Tom Koenigs, Omid Nouripour,
Cem Özdemir, Claudia Roth (Augsburg), Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof Schmidt,
Jürgen Trittin, Katja Dörner, Kai Gehring, Tabea Rößner, Elisabeth Scharfenberg
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Frauenkarrieren in der Bundeswehr

Die Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen, hat sich zum
Ziel gesetzt, die Zahl der Soldatinnen in der Bundeswehr durch gezielte Maßnah-
men, etwa zur besseren Vereinbarkeit von Dienst und Familie oder zur berufli-
chen Förderung von Frauen, deutlich zu erhöhen. Nicht ohne weiteres erkennbar
ist dabei, auf welcher Grundlage diese Maßnahmen entwickelt worden sind: Zwar
gibt die Bundesregierung im Vierten Erfahrungsbericht zum Soldatinnen- und
Soldatengleichstellungsgesetz einen Überblick darüber, wie stark Frauen in den
einzelnen Bereichen der Streitkräfte der Bundeswehr mittlerweile vertreten sind.
Nach wie vor fehlt aber eine gründliche Analyse, welche Frauen sich tatsächlich
entscheiden, Soldatin zu werden. Zu wenig bekannt ist bisher auch darüber, wel-
chen Weg die „typische Soldatin“ in der Bundeswehr einschlägt und aus welchen
Gründen Soldatinnen an bestimmten Stufen der Karriereleiter hängen bleiben.
Nur auf Grundlage eines solchen umfassenden Bildes ist es jedoch möglich, ge-
eignete Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in der Bundeswehr insge-
samt und in Führungspositionen insbesondere zu entwickeln und durchzusetzen.

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Verfügt die Bundesregierung über aktuelle Erkenntnisse darüber, aus wel-

chen Motiven und mit welchen Erwartungen sich Frauen für den Beruf der
Soldatin entscheiden, und falls ja, bestehen hierbei Unterschiede zu den Mo-
tiven und Erwartungen von Männern?

2. Wie viele Frauen haben sich im Jahr 2015 um eine Einstellung in den Streit-
kräften der Bundeswehr beworben, und welchen prozentualen Anteil hatten
die Bewerberinnen damit am Gesamtaufkommen der Bewerbungen (bitte
nach Laufbahngruppe und Organisationsbereich differenzieren)?

3. Wie hoch lag der Prozentsatz derjenigen Frauen, die im Jahr 2015 tatsächlich
eingeplant wurden, am Gesamtaufkommen der Bewerberinnen (bitte nach
Laufbahngruppe und Organisationsbereich differenzieren)?

4. Wie hoch lag dieser Prozentsatz jeweils bei den männlichen Bewerbern (bitte
nach Laufbahngruppe und Organisationsbereich differenzieren)?

Drucksache 18/8983 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

5. Welche konkreten Gründe führen nach Einschätzung der Bundesregierung
am häufigsten dazu, dass Bewerberinnen den Eignungstest im Bewerbungs-
verfahren nicht bestehen?

6. Wie verteilten sich die Bewerberinnen um eine Einstellung in den Streitkräf-
ten der Bundeswehr im Jahr 2015 auf die 16 Bundesländer?

7. Wie verteilten sich die tatsächlich eingeplanten Frauen im Jahr 2015 auf die
16 Bundesländer?

8. Welches Durchschnittsalter wiesen die Bewerberinnen um eine Einstellung
in den Streitkräften der Bundeswehr im Jahr 2015 auf, und welches die Be-
werber (bitte nach Laufbahnen aufschlüsseln)?

9. Wie viel Prozent der Bewerberinnen um eine Einstellung in den Streitkräften
waren zum Zeitpunkt der Bewerbung verheiratet, und wie viel Prozent waren
es bei den Bewerbern?

10. Wie viel Prozent der Bewerberinnen hatten mindestens ein Kind?
11. Wie viel Prozent der Bewerber und wie viel Prozent der Bewerberinnen ver-

fügten jeweils über
a) keinen Schulabschluss,
b) einen Hauptschul- oder Realschulabschluss,
c) Abitur oder Fachabitur,
d) einen Bachelorabschluss,
e) einen Masterabschluss,
f) eine abgeschlossene Berufsausbildung?

12. Welche von der Bundeswehr angebotenen Berufsausbildungen stießen bei
den Bewerberinnen, die über einen Haupt- oder Realschulabschluss verfüg-
ten, auf das größte Interesse?

13. Welche militärischen Verwendungen stießen bei den Bewerberinnen im Jahr
2015 auf das größte Interesse (bitte nach Organisationsbereichen ausweisen):
a) bei denjenigen Frauen, die sich für die Offizierslaufbahn bewarben,
b) bei denjenigen Frauen, die die Unteroffizierslaufbahn einschlagen woll-

ten,
c) bei denjenigen Frauen, die sich für die Mannschaftslaufbahn bewarben?

14. In wie vielen Fällen konnte der konkrete Verwendungswunsch erfüllt werden
(bitte in Prozent nach Laufbahnen ausweisen)?

15. Welches waren die häufigsten Gründe, weshalb konkreten Verwendungs-
wünschen der Bewerberinnen nicht entsprochen werden konnte?

16. Wie hoch war die Zahl derjenigen Frauen, die eine von Seiten der Bundes-
wehr angebotene Einplanung abgelehnt und ihre Bewerbung zurückgezogen
haben, nachdem ihr konkreter Verwendungswunsch bzw. ihre Wunsch-Aus-
bildung nicht erfüllt werden konnte?

17. Für welche Dienstzeit haben sich die Soldatinnen auf Zeit, die von 2012 bis
2015 eingeplant wurden, durchschnittlich verpflichtet, und wie lang ist die
entsprechende durchschnittliche Verpflichtungszeit bei den Männern?

18. Wie viele Soldatinnen auf Zeit in den Laufbahnen der Mannschaften, Unter-
offiziere oder Offiziere, die zwischen den Jahren 2012 und 2015 eingeplant
wurden, haben die Bundeswehr während der ersten sechs Monate wieder ver-
lassen, und wie viele waren es bei den Soldaten?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/8983
 

19. Welche waren dabei die am häufigsten genannten Gründe (bitte nach Män-
nern und Frauen differenzieren)?

20. Wie viel Prozent der Soldatinnen auf Zeit in den Laufbahnen der Offiziere
und Feldwebel haben in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2015 einen Antrag
auf Übernahme in das Dienstverhältnis einer Berufssoldatin gestellt (Bewer-
berquote, bitte nach Uniformträgerbereichen differenzieren)?

21. Wie viel Prozent dieser Bewerberinnen wurden im Jahr 2015 zu einer Aus-
wahlkonferenz eingeladen?

22. Wie hoch lag die entsprechende Bewerberquote bei den männlichen antrags-
berechtigten Soldaten auf Zeit in den Laufbahnen der Offiziere und Feldwe-
bel, und wie hoch war hier der Prozentsatz derjenigen, die im Jahr 2015 zur
Auswahlkonferenz eingeladen wurden?

23. Wie hoch war im Jahr 2015 jeweils der Anteil der tatsächlich als Berufssol-
datin oder Berufssoldat übernommenen Bewerberinnen und Bewerber
(Übernahmequote, bitte nach Uniformträgerbereich und Laufbahn differen-
zieren)?

24. Worauf ist nach Ansicht der Bundesregierung die Tatsache zurückzuführen,
dass die Übernahmequote bei den Bewerberinnen für die Übernahme in das
Dienstverhältnis eines Berufsoffiziers ausgerechnet im Bereich der Sanität
seit dem Jahr 2012 eklatant niedriger liegt als bei den männlichen Bewerbern
(vgl. Vierter Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Soldatinnen- und
Soldatengleichstellungsgesetz, S. 58 f.)?

25. Welcher Art sind die Testaufgaben, denen sich die Bewerberinnen und Be-
werber um die Übernahme in das Dienstverhältnis einer Berufssoldatin oder
eines Berufssoldaten bei den Auswahlkonferenzen stellen müssen?

26. In welchem dieser Testbereiche zeigen diejenigen Soldatinnen, die sich um
die Übernahme in das Dienstverhältnis einer Berufssoldatin bewerben, am
häufigsten derart gravierende Schwächen, dass ihre Bewerbung abgelehnt
wird, und um welche Schwächen handelt es sich dabei zumeist?

27. Wie viel Prozent der Bewerberinnen um eine Übernahme in das Dienstver-
hältnis einer Berufssoldatin hatten in den Jahren 2012, 2013, 2014 und 2015
zum Zeitpunkt der Antragstellung mindestens ein Kind?

28. Welche Gründe sind nach Ansicht der Bundesregierung ausschlaggebend
dafür, dass der Anteil von Soldatinnen in Auslandseinsätzen in der Re-
gel deutlich unter dem Anteil der Soldatinnen in der Bundeswehr ins-
gesamt liegt (vgl.: Gerhard Kümmel: Soldatinnen als Vorgesetzte,
www.ethikundmilitaer.de, 15. Juni 2016)?

29. Welche Angebote des Berufsförderdienstes stoßen bei den Soldatinnen auf
Zeit auf das größte Interesse?

30. Wie viel Prozent der Soldatinnen, die im Jahr 2013 ein Angebot des Berufs-
förderdienstes in Anspruch genommen haben, waren ein Jahr nach Beendi-
gung der Förderung arbeitslos gemeldet?

31. Besteht nach Ansicht der Bundesregierung Anlass, das Gesetz zur Gleich-
stellung von Soldatinnen und Soldaten zu verändern, und falls ja, inwiefern?

Berlin, den 22. Juni 2016

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

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