BT-Drucksache 18/8022

Erhöhung des Frauenanteils in den Streitkräften der Bundeswehr

Vom 30. März 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/8022
18. Wahlperiode 30.03.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Doris Wagner, Agnieszka Brugger, Dr. Tobias Lindner,
Ulle Schauws, Annalena Baerbock, Marieluise Beck (Bremen),
Dr. Franziska Brantner, Uwe Kekeritz, Tom Koenigs, Omid Nouripour,
Cem Özdemir, Claudia Roth (Augsburg), Manuel Sarrazin, Dr. Frithjof Schmidt,
Jürgen Trittin, Kai Gehring, Elisabeth Scharfenberg und
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Erhöhung des Frauenanteils in den Streitkräften der Bundeswehr

Die Bundesministerin der Verteidigung Dr. Ursula von der Leyen hat sich zum
Ziel gesetzt, den Frauenanteil in den Streitkräften der Bundeswehr deutlich stär-
ker zu erhöhen als bislang geplant. Die politisch angestrebte „Frauenquote“ für
alle Laufbahnen, Besoldungs- und Statusgruppen außerhalb des Sanitätsdienstes
liegt seit dem Jahr 2005 bei 15 Prozent (§ 4 Absatz 5 des Gesetzes zur Gleichstel-
lung von Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr). Presseberichten zufolge
hält die Bundesverteidigungsministerin jedoch schon mittelfristig einen Frauen-
anteil von 20 Prozent für realistisch. Diese Einschätzung verwundert insbeson-
dere vor dem Hintergrund, dass der allmählich steigende Frauenanteil in der
Truppe zu wesentlichen Teilen auf die Verringerung der Gesamtzahl der Bundes-
wehrangehörigen in den vergangenen Jahren zurückzuführen ist.
Tatsächlich ist die Zahl der Soldatinnen in den letzten Jahren nur mäßig gewach-
sen. Von Dezember 2011 bis Dezember 2014 sind außerhalb des Sanitätsdienstes
535 Frauen hinzugekommen. Im Sanitätsdienst liegt der Aufwuchs im selben
Zeitraum bei 408 Frauen (Vierter Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum
Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz vom 27. Januar 2016 auf Bun-
destagsdrucksache 18/7410, S. 12). Bei den Bewerbungen für die Offizierslauf-
bahn ist die Zahl der Frauen (außerhalb des Sanitätsdienstes) zwar um 692 gestie-
gen, um eine Einstellung als Unteroffizier oder Mannschafter (außerhalb der Sa-
nität) haben sich im Jahr 2014 jedoch sogar 1 088 Frauen weniger beworben als
noch drei Jahre zuvor (ebd., S. 25 f.).
Die Bundeswehr tut sich aus Sicht der Fragesteller also nach wie vor schwer,
Frauen für den Dienst in den Streitkräften zu gewinnen. Leider spreche die Bun-
deswehr etwa unter den Schulabgängerinnen „nur einen kleinen Teil“ an, räumte
ein Vertreter des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr kürz-
lich ein (so Oberst Hans-Joachim Peter, in: Bewerberzahlen auf hohem Niveau,
www.bundeswehr.de vom 2. März 2016). Zurückzuführen sind diese Schwierig-
keiten bei der Rekrutierung von Frauen offenbar vor allem auf Probleme im Be-
reich der Werbemaßnahmen und auf Defizite in der so genannten Karrierebera-
tung.

Drucksache 18/8022 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie viele Soldatinnen waren zum 31. Dezember 2015 in den Karrierebera-

tungszentren der Bundeswehr eingesetzt, und wie hat sich diese Zahl seit
dem Jahr 2013 entwickelt?

2. In wie vielen Karriereberatungszentren waren zum 31. Dezember 2015 keine
Soldatinnen tätig?

3. Aus welchen Gründen ist es bisher nicht gelungen, Beratungsangebote „von
Frauen für Frauen“ in sämtlichen Beratungszentren vorzuhalten, und welche
Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen, um die Zahl der Soldatinnen
in den Beratungszentren zu erhöhen?

4. Welchen Teilstreitkräften und welchen Laufbahngruppen gehören die in den
Karriereberatungszentren eingesetzten Soldatinnen an?

5. Erfolgt die Beratung von Frauen in den Karriereberatungszentren, in denen
Soldatinnen tätig sind, durch diese Soldatinnen
a) standardmäßig,
b) auf besonderen Wunsch der Besucherinnen?

6. Falls die Beratung nur dann durch eine Soldatin erfolgt, wenn die Besucherin
dies explizit wünscht – in wie viel Prozent aller Fälle wurde eine solche Be-
ratung durch eine Soldatin im Jahr 2015 erbeten (falls keine Prozentangabe
möglich ist, bitte eine allgemeine Einschätzung aufgrund von Erfahrungs-
werten angeben)?

7. Wie viele Frauen und wie viele Männer haben im Jahr 2015 insgesamt eine
Beratung in einem Karriereberatungszentrum der Bundeswehr in Anspruch
genommen (bitte in absoluten Zahlen und jeweils in Prozent am Gesamtum-
fang der Beratenen angeben)?

8. Wie viel Prozent der beratenen Frauen interessierten sich dabei für eine Tä-
tigkeit in den Streitkräften der Bundeswehr (bitte Sanität gesondert auswei-
sen)?

9. Wie verteilen sich diese Interessentinnen auf die 16 Bundesländer (bitte Sa-
nität gesondert ausweisen)?

10. Wieviel Prozent der beratenen Frauen, die an einer Tätigkeit in den Streit-
kräften interessiert waren, verfügten über
a) keinen Schulabschluss,
b) einen Hauptschul- oder Realschulabschluss,
c) ein Abitur oder Fachabitur,
d) einen Bachelorabschluss,
e) einen Masterabschluss,
f) eine abgeschlossene Berufsausbildung?

11. Wie waren die entsprechenden Anteile bei den männlichen Interessenten ver-
teilt?

12. Welche Berufe hatten diejenigen Frauen, die eine militärische Laufbahn ein-
schlagen wollten und bereits über eine abgeschlossene Berufsausbildung ver-
fügten, am häufigsten erlernt (bitte Sanität gesondert ausweisen)?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/8022
 

13. Welche Fächer hatten diejenigen Frauen, die sich nach bereits abgeschlosse-
nem Studium für eine Offizierslaufbahn interessierten, am häufigsten stu-
diert (bitte Sanität gesondert ausweisen)?

14. Wie viel Prozent der Frauen, die sich über eine militärische Laufbahn haben
informieren lassen, haben sich im Jahr 2015 nach dem Beratungsgespräch
tatsächlich um eine Einstellung bei der Bundeswehr beworben (bitte Sanität
gesondert ausweisen)
a) für die Offizierslaufbahn,
b) für die Laufbahn der Unteroffiziere,
c) für die Laufbahn der Mannschaften,
d) für den Freiwilligen Wehrdienst?

15. Wie hoch war der jeweilige Anteil der konkreten Bewerbungen für eine Tä-
tigkeit in den Streitkräften der Bundeswehr unter den Männern, die sich im
Jahr 2015 in einem Karriereberatungszentrum haben beraten lassen?

16. Worauf ist gegebenenfalls der Unterschied in der Bewerberquote zwischen
den Frauen und Männern nach Ansicht der Bundesregierung zurückzufüh-
ren?

17. Welche militärischen Verwendungen stießen bei den Frauen, die sich im Jahr
2015 in einem Karrierebratungszentrum über eine Tätigkeit in den Streitkräf-
ten haben beraten lassen, auf das größte Interesse (bitte nach Teilstreitkräften
ausweisen):
a) bei denjenigen Frauen, die sich für die Offizierslaufbahn interessierten,
b) bei denjenigen Frauen, die sich für die Unteroffizierslaufbahn interessier-

ten,
c) bei denjenigen Frauen, die sich für die Mannschaftslaufbahn bewerben

wollten?
18. In wie vielen Fällen konnte der konkrete Verwendungswunsch erfüllt werden

(bitte in Prozent nach Laufbahnen ausweisen)?
19. Welches war der häufigste Grund dafür, dass einem Verwendungswunsch

nicht entsprochen werden konnte?
20. Wie hoch war der Prozentsatz derjenigen Frauen, die sich um eine Einstel-

lung bei den Streitkräften beworben haben, obwohl ihr konkreter Verwen-
dungswunsch nicht erfüllt werden konnte?

21. Wie hoch war dieser Prozentsatz unter den männlichen Interessenten?
22. Welche von der Bundeswehr angebotenen Berufsausbildungen stießen bei

den Frauen, die sich über eine militärische Laufbahn informierten und über
einen Haupt- oder Realschulabschluss verfügten, auf das größte Interesse
(bitte nach Teilstreitkräften gesondert ausweisen)?

23. In wie vielen Fällen konnte die Bundeswehr diesen Wünschen tatsächlich
entsprechen (bitte in Prozent angeben)?

24. Wie hoch war der Anteil der Frauen, die sich um eine Einstellung beworben
haben, obwohl ihrem Ausbildungswunsch nicht entsprochen werden konnte?

25. Für welche Studienfächer interessierten sich diejenigen Frauen, die „bei der
Bundeswehr“ studieren wollten, im Jahr 2015 besonders häufig (bitte die drei
am häufigsten genannten Fächer angeben und Sanität bzw. Medizin geson-
dert ausweisen)?

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26. Wie viele Studienplätze stehen in den genannten Fächern zur Verfügung, wie
hoch war daher die Quote derjenigen Frauen, deren Studienwunsch berück-
sichtigt werden konnte?

27. Wie hoch war im Jahr 2015 der Anteil der Frauen, die sich für die Offiziers-
laufbahn beworben haben, obwohl ihr Studienfachwunsch nicht erfüllt wer-
den konnte?

28. Welche Informations-, Besuchs- oder Erfahrungsangebote können die Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter in den Karriereberatungszentren solchen Be-
sucherinnen unterbreiten, deren Studien-, Ausbildungs- oder Verwendungs-
wunsch nicht entsprochen werden kann (z. B. persönliche Gespräche mit an-
deren Soldatinnen, Besuche oder Schnupperpraktika vor Ort etc.)?

29. Werden diese Angebote in der Regel wahrgenommen?
30. Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass es unterschiedlicher Werbe-

kampagnen und -botschaften bedarf, um Männer und Frauen jeweils gezielt
für eine Tätigkeit in den Streitkräften der Bundeswehr zu interessieren, oder
setzt die Bundesregierung darauf, Männer und Frauen mit ein und derselben
Kampagne gleichermaßen zu erreichen?

31. Von welcher bundeswehreigenen Stelle bzw. von welcher Werbeagentur ist
die aktuelle Werbekampagne „Mach, was wirklich zählt.“ entwickelt wor-
den?

32. Hat die Bundesregierung bereits eine Evaluation der Kampagne „Mach, was
wirklich zählt.“ durchgeführt, und falls ja, mit welchem Ergebnis?

33. Falls noch keine Evaluation erfolgt ist, für wann ist eine solche Evaluation
geplant?

34. Mit welchen Instrumenten unterhalb der Breitenwirkung von Kampagnen
will die Bundeswehr Frauen für eine militärische Laufbahn gewinnen (z. B.
Stellenausschreibungen speziell für Frauen etc.)?

35. Wie viele Frauen haben sich seit Aussetzung der Wehrpflicht für einen Frei-
willigen Wehrdienst bei der Bundeswehr gemeldet (bitte nach Jahren auf-
schlüsseln), und wie viele dieser Frauen haben
a) die Grundausbildung vorzeitig beendet,
b) den Freiwilligen Wehrdienst nach sieben Monaten beendet,
c) den Freiwilligen Wehrdienst nach zwölf oder mehr Monaten beendet,
d) den Übergang in ein Dienstverhältnis einer Soldatin auf Zeit angestrebt,

(bitte nach Jahren aufschlüsseln),
e) den Übergang in ein Dienstverhältnis als Berufssoldatin angestrebt (bitte

nach Jahren aufschlüsseln)?
36. Wie viele dieser Bewerberinnen hat die Bundeswehr tatsächlich als Soldatin

auf Zeit eingestellt (bitte nach Jahren und Teilstreitkräften gesondert auswei-
sen)?

37. Welche drei Gründe waren am häufigsten ausschlaggebend dafür, dass eine
Übernahme nicht erfolgte?

38. Wie ist nach Auffassung der Bundesregierung die Tatsache zu erklären, dass
die Übernahmequote von weiblichen Freiwillig Wehrdienst Leistenden als
Soldatinnen auf Zeit vom Jahr 2013 auf das Jahr 2014 von 28 auf 11 Prozent
gesunken ist (vgl. Vierter Erfahrungsbericht der Bundesregierung zum Sol-
datinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz vom 27. Januar 2016, S. 15)?

39. Welche Überlegungen gibt es, den Anteil von Soldatinnen mit Führungsver-
antwortung insbesondere in der Offizierslaufbahn zu erhöhen?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/8022
 

40. Ist die Bundesregierung der Auffassung, dass Frauen und Männer sämtliche
Verwendungen bei der Bundeswehr in gleichem Maße ausfüllen können?

Berlin, den 29. März 2016

Katrin Göring-Eckardt, Dr. Anton Hofreiter und Fraktion

Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com
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