BT-Drucksache 18/13147

Aktuelle Entwicklungen in der Leiharbeit in Deutschland und in Europa

Vom 18. Juli 2017


Deutscher Bundestag Drucksache 18/13147
18. Wahlperiode 18.07.2017

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Klaus Ernst, Susanna Karawanskij, Jutta Krellmann,
Thomas Lutze, Thomas Nord, Richard Pitterle, Michael Schlecht,
Dr. Axel Troost und der Fraktion DIE LINKE.

Aktuelle Entwicklungen in der Leiharbeit in Deutschland und in Europa

Leiharbeit ist aus Sicht der Fragesteller eine Form prekärer Beschäftigung. Sie ist
gekennzeichnet durch niedrige Löhne, ein hohes Arbeitslosigkeitsrisiko und häu-
fig kurze Beschäftigungszeiten.
Vor diesem Hintergrund stellen sich Fragen zu aktuellen Entwicklungen in der
Leiharbeit. Im Folgenden werden hierzu Fragen für die Bundesrepublik Deutsch-
land, die einzelnen Bundesländer und für die Mitgliedstaaten der EU gestellt.

Wir fragen die Bundesregierung:

I. Leiharbeit in Deutschland und in den Bundesländern
1. Wie viele Leiharbeitskräfte gibt es nach Kenntnis der Bundesregierung in

Deutschland und in den einzelnen Bundesländern aktuell, und wie hat sich
diese Zahl seit dem Jahr 2000 entwickelt (bitte jährlich die absoluten Zahlen,
die Anteile an allen Beschäftigten und die Veränderungsraten sowie auch
Daten für Ost- und Westdeutschland ausweisen; bitte auch jeweils nach Alter
und Geschlecht differenzieren)?

2. Wie viele der beendeten Leiharbeitsverhältnisse werden nach Kenntnis der
Bundesregierung prozentual nach weniger als drei Monaten beendet, wie
viele nach weniger als 6, 9, 12, 15, 18 und 24 Monaten (bitte die aktuellsten
verfügbaren Daten ausweisen, und zum Vergleich auch den Zeitraum von
2007 bis 2015 darstellen)?

3. Wie hoch ist derzeit nach Kenntnis der Bundesregierung der mittlere monat-
liche Bruttoverdienst von vollzeitbeschäftigten Leiharbeitskräften, und wie
hoch ist er im Vergleich dazu bezogen auf alle sozialversicherungspflichti-
gen Vollzeitbeschäftigten (bitte nach Alter, Geschlecht sowie Ost/West und
Bundesländern differenzieren, und zum Vergleich die Werte für 2003, 2007,
2011 und 2015 angeben differenzieren)?

4. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung die Anzahl und der Anteil
der niedriglohnbeziehenden Leiharbeitskräfte aktuell, und wie hoch sind die
entsprechenden Werte bezogen auf alle Beschäftigten?

5. Wie lange ist nach Kenntnis der Bundesregierung auf Basis von Verweildau-
eranalysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung die durchge-
hende Beschäftigungsdauer im gleichen Leiharbeitsunternehmen (bitte je-
weils den prozentualen Anteil der Beschäftigten, deren Beschäftigungsver-
hältnis nach 9, 15, 18 und 24 Monaten noch besteht, benennen)?

Drucksache 18/13147 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
6. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Einsatzdauer von
Leiharbeitskräften in den Entleihbetrieben (wenn möglich bitte nach 3, 9, 15,
18 und 24 Monaten differenzieren; bitte alle verfügbaren Datenquellen be-
rücksichtigen, und zusätzlich der Bundesregierung bekannte Studien oder
Auswertungen benennen)?

7. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil der beendeten
Leiharbeitsverhältnisse, die
a) eine Arbeitslosmeldung nach sich ziehen;
b) zu einer Übernahme in ein reguläres sozialversicherungspflichtiges Ar-

beitsverhältnis im Entleihbetrieb führen;
c) in ein anderweitiges sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis au-

ßerhalb der Arbeitnehmerüberlassung eintreten;
d) in ein Leiharbeitsverhältnis bei einem anderen Verleihbetrieb eintreten?

8. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Anteil der Abgänge aus
Arbeitslosigkeit, die in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis
eintreten, das kein Leiharbeitsverhältnis ist?

9. Wie viele der bei der Bundesagentur für Arbeit als offen gemeldeten Stellen
befinden sich nach Kenntnis der Bundesregierung in den einzelnen Bundes-
ländern im Bereich Arbeitnehmerüberlassung (bitte die aktuellsten verfüg-
baren Daten ausweisen, und sowohl absolute als auch relative Werte nennen;
bitte zum Vergleich auch die Daten für das Bundesgebiet und für Ost- und
Westdeutschland darstellen)?

10. Wie viele der Vermittlungen von Arbeitslosen bei den Arbeitsagenturen und
Jobcentern erfolgen nach Kenntnis der Bundesregierung derzeit in den ein-
zelnen Bundesländern in ein Leiharbeitsverhältnis (bitte auch die Daten für
das Bundesgebiet und für Ost- und Westdeutschland darstellen)?

11. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Anzahl der Ar-
beitsunfähigkeitsfälle und Arbeitsunfähigkeitstage pro Jahr aufgrund von Er-
krankungen für Leiharbeitsbeschäftigte vor, und wie hoch ist diese Zahl im
Vergleich dazu in der Gesamtwirtschaft (bitte die jüngst verfügbaren Daten
angeben sowie die vergangenen zehn Jahre darstellen; bitte nach Berufs-
gruppe, Alter und Geschlecht differenzieren)?

12. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Diagnosegruppen
bzw. spezifischen Krankheitsarten, die den Arbeitsunfähigkeitsfällen zu-
grunde liegen, sowohl bezogen auf Leiharbeitsbeschäftigte als auch auf die
Gesamtwirtschaft (bitte Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 GKV-Mitglieder und
Tage je Fall darstellen; bitte die jüngst verfügbaren Daten sowie die vergan-
genen zehn Jahre angeben)?

13. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Ursachen eines ggf.
erhöhten Arbeitsunfallrisikos von Leiharbeitsbeschäftigten?

II. Leiharbeit in Europa
14. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung die Leiharbeitsquote in der

EU insgesamt und wie hoch in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU?
15. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung auf Grundlage der Daten

von Eurostat der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Leiharbeits-
kräften in der EU insgesamt und wie hoch in den einzelnen Mitgliedstaaten
der EU?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/13147

16. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung auf Grundlage der Daten

von Eurostat der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von abhängig Be-
schäftigten in der EU insgesamt und wie hoch in den einzelnen Mitgliedstaa-
ten der EU?

17. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Niedriglohnanteil bei
den Leiharbeitskräften in der EU insgesamt und wie hoch in den einzelnen
Mitgliedstaaten der EU?

18. Wie hoch ist nach Kenntnis der Bundesregierung der Niedriglohnanteil in
der Gesamtwirtschaft in der EU und wie hoch in den einzelnen Mitgliedstaa-
ten der EU?

19. In welchen Mitgliedstaaten der EU gibt es nach Kenntnis der Bundesregie-
rung Regelungen zu Equal Pay und Equal Treatment für die Leiharbeit, und
wie sind diese Regelungen konkret gestaltet?

20. In welchen Mitgliedstaaten der EU gibt es nach Kenntnis der Bundesregie-
rung Regelungen zu Höchstüberlassungszeiten für die Leiharbeit, und wie
sind diese Regelungen konkret gestaltet?

Berlin, den 18. Juli 2017

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

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