BT-Drucksache 17/6848

Stand des qualitativen und quantitativen Ausbaus der öffentlich geförderten Kindertagespflege

Vom 24. August 2011


Deutscher Bundestag Drucksache 17/6848
17. Wahlperiode 24. 08. 2011

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Katja Dörner, Sven-Christian Kindler, Ekin Deligöz, Monika
Lazar, Till Seiler, Britta Haßelmann und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Stand des qualitativen und quantitativen Ausbaus der öffentlich geförderten
Kindertagespflege

Der Ausbau der Kindertagesbetreuung ist eine wichtige und nachhaltige Inves-
tition in die Zukunft. Frühkindliche Förderung ist ein Schlüssel zur Chancen-
gleichheit und auch der Wunsch von zwei Drittel der Familien nach einer Betreu-
ung von Kindern unter drei Jahren zeigt, wie wichtig und notwendig der Ausbau
gerade im Hinblick auf die frühe Förderung der Kinder und die Vereinbarkeit
von Familie und Beruf für Frauen und Männer ist. Für Städte und Gemeinden
stellt die Bereitstellung einer ausreichenden, flächendeckenden, modernen und
qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung einen wesentlichen Baustein für die
Bewältigung der Herausforderungen des wirtschaftlichen und demografischen
Wandels dar.

Mit dem Kinderförderungsgesetz haben Kinder ab dem vollendeten ersten Le-
bensjahr vom 1. August 2013 an einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der
Kindertagesbetreuung. Bund, Länder und Kommunen einigten sich auf einen
Ausbau der Kindertagesbetreuung für 35 Prozent der unter dreijährigen Kinder
bzw. 750 000 Plätze in der Kindertagesbetreuung. Von den 304 000 seit 2008 zu
finanzierenden Plätzen sollen ein Drittel (91 000 Plätze) in der Kindertages-
pflege entstehen. Somit sollen 2013 24 Prozent der Betreuungsplätze für unter
Dreijährige in der Kindertagespflege bereitgestellt werden.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Seit dem Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) wird die Kindertagespflege
als gleichwertiges Angebot neben den Kindertageseinrichtungen beschrie-
ben. Sieht die Bundesregierung vor dem Hintergrund, dass seit dem Tages-
betreuungsausbaugesetz die Kindertagespflege als gleichwertiges Angebot
neben den Kindertageseinrichtungen beschrieben wird, diese Gleichwertig-
keit – insbesondere mit Blick auf die Qualität der Angebote – als gegeben an?

Wenn nein, was tut die Bundesregierung, um diese Gleichwertigkeit her-
zustellen?

2. Wie viele Plätze für Kinder unter drei Jahren gibt es in der öffentlich geför-

derten Tagespflege (differenziert nach Bundesländern)?

3. Wie viele Plätze für Kinder über drei Jahren gibt es in der öffentlich geför-
derten Tagespflege, wie viele gibt es für Schulkinder (differenziert nach Bun-
desländern)?

Drucksache 17/6848 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

4. Wie viele Plätze wurden seit dem in Kraft treten des Kinderförderungs-
gesetzes bundesweit in der öffentlich geförderten Kindertagespflege ge-
schaffen (nach Bundesländern aufgelistet)?

5. Wie viele Plätze fehlen noch, um die anvisierten 91 000 Plätze in der
Kindertagespflege zu schaffen, auf die sich Bund, Länder und Gemeinden
geeinigt haben?

6. Geht die Bundesregierung davon aus, dass die 91 000 Plätze in der Kinder-
tagespflege bis zum Inkrafttreten des Rechtsanspruchs am 1. August 2013
geschaffen werden?

Welche Anstrengungen unternimmt sie, damit das Ziel erreicht wird?

7. Wie viele Plätze in der Tagespflege (differenziert nach Bundesländern) wer-
den notwendig sein, um den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für
Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr erfüllen zu können?

8. Geht die Bundesregierung davon aus, dass mit der Schaffung der 91 000
avisierten Plätze der Rechtsanspruch erfüllt wird?

Wenn nein, wie viele weitere Plätze müssen geschaffen werden?

9. Erwartet die Bundesregierung mit dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs
auf einen Betreuungsplatz in den kommenden Jahren eine dynamische Ent-
wicklung bezüglich des Platzbedarfs in der Kindertagespflege, und was
wird die Bundesregierung gegebenenfalls tun, um einem steigenden Bedarf
über 2013 hinaus gerecht zu werden?

10. Wie viele zusätzliche Tagespflegepersonen wären notwendig (aufgelistet
nach Bundesländern), wenn sich der Bedarf nach einem Platz für Kinder
unter drei Jahren in den kommenden Jahren auf 38 Prozent, 40 Prozent und
45 Prozent belaufen würde?

11. Was kostet die Einrichtung eines Betreuungsplatzes für Kinder unter drei
Jahren?

Welche Unterschiede bestehen aus welchen Gründen in den einzelnen Bun-
desländern (aufgelistet nach Bundesländern)?

12. Wie hoch sind die Kosten für die Sicherung eines bestehenden Betreuungs-
platzes in der öffentlich geförderten Kindertagespflege (differenziert nach
Bundesländern)?

13. Wie viele Kinder werden derzeit in der öffentlich geförderten Tagespflege
betreut (differenziert nach Bundesländern, Alter, Betreuungszeiten und
siedlungsstrukturellen Gebietstypen)?

14. Wie viele Personen sind in der öffentlich geförderten Tagespflege tätig (dif-
ferenziert nach Bundesländern)?

15. Wie viele in der Tagespflege tätige Personen verfügen über einen pädago-
gischen Berufsabschluss?

16. Wie viele in der Tagespflege tätige Personen haben einen zertifizierten Qua-
lifizierungskurs nach dem DJI-Curriculum (Lehrplan des Deutschen Jugend-
Instituts e. V.) mit 160 Unterrichtsstunden abgeschlossen?

17. Wie viele in der Tagespflege tätige Personen haben weder einen pädagogi-
schen Abschluss noch einen Qualifizierungskurs nach dem DJI-Curriculum
mit 160 Unterrichtsstunden absolviert?

18. Wie viele Personen haben einen zertifizierten Qualifizierungskurs nach
dem DJI-Curriculum abgeschlossen?

Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 3 – Drucksache 17/6848

19. Wie lange (das heißt wie viele Monate bzw. Jahre) sind Tagespflegeper-
sonen durchschnittlich in der öffentlich geförderten Tagespflege tätig (dif-
ferenziert nach Bundesländern)?

20. Welche Gründe sind maßgeblich für die Beendigung der Tätigkeit in der
Kindertagespflege?

21. Wie viele Tagespflegepersonen gehen neben ihrer Tätigkeit in der öffentlich
geförderten Tagespflege einer anderen Erwerbstätigkeit nach (differenziert
nach Bundesländern)?

22. Wie hoch ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit einer Tagespflege-
person (differenziert nach Bundesländern)?

23. Wie viele Tagespflegepersonen werden benötigt, um die anvisierten 91 000
Plätze in der öffentlich geförderten Kindertagespflege zu erreichen (diffe-
renziert nach Bundesländern)?

24. Welche Maßnahmen hat die Bundesregierung ergriffen bzw. vor zu er-
greifen, um den Bedarf an Tagespflegepersonen zu decken, der sich mit der
Erfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab
dem vollendeten ersten Lebensjahr ergibt?

25. Ist der Bedarf an Personen, die über vertiefte Kenntnisse hinsichtlich der
Kindertagespflege verfügen, die sie in qualifizierten Lehrgängen erworben
oder in anderer Weise nachgewiesen haben, bis zum Inkrafttreten des
Rechtsanspruchs erfüllbar?

26. Wie stellt sich die Belegungsstruktur über den Tagesverlauf hinweg in der
Tagespflege dar (bitte auflisten nach täglicher Betreuungszeit und Wochen-
tagen)?

27. Wie viele Kinder werden durchschnittlich zeitgleich von einer in der Tages-
pflege tätigen Person betreut?

28. Wie viele Kinder besuchen zusätzlich zur Tagespflege eine Kindertages-
einrichtung?

29. Wie bewertet die Bundesregierung Großpflegestellen, insbesondere hin-
sichtlich ihrer pädagogischen Qualität?

30. In welchen Bundesländern ermöglichen die Landesgesetze die Einrichtung
von Großpflegestellen (nach Bundesländern aufgelistet)?

31. Welche Qualitätsstandards sehen die Landesgesetze für die Einrichtung von
Großpflegestellen vor (nach Bundesländern aufgelistet)?

32. Wie viele Großpflegestellen gibt es bundesweit (nach Bundesländern auf-
gelistet?

33. Hat die Bundesregierung Kenntnis davon, wie vielen Eltern ihr Wunsch auf
einen Kindertagespflegeplatz nicht erfüllt wird?

Wenn ja, bitte nach Alter der Kinder und Bundesland auflisten?

34. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie viele Eltern ihre Kinder in
der Kindertagespflege unterbringen, weil ihr Wunsch nach einem Kita-Platz
nicht erfüllt wird?

Wenn ja, bitte nach Alter der Kinder und Bundesland auflisten?

35. Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, wie hoch die Vergütung einer
Tagespflegeperson ist?

36. Wie hoch ist die durchschnittliche Vergütung einer in der öffentlich geför-
derten Kindertagespflege tätigen Person nach Abzug von Steuern, Sozial-

versicherung und aller durch ihre Tätigkeit entstehenden Kosten?

Drucksache 17/6848 – 4 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
37. Hat sich seit der Einführung der Steuerpflicht für Tagespflegepersonen am
1. Januar 2009 die Anzahl der Personen, die als Tagespflegeperson tätig
sind, die durchschnittliche Anzahl der von einer Tagespflegeperson betreu-
ten Kinder, die Höhe der Elternbeiträge und die Kosten für einen Platz in
der Kindertagespflege allgemein sowie die Anzahl der (zukünftigen) Tages-
pflegepersonen, die eine Qualifizierungsmaßnahme in diesem Bereich auf-
nehmen verändert?

38. Wie hoch ist der Anteil der Elternbeiträge an den Kosten der Kindertages-
betreuung im Bundesdurchschnitt und in den einzelnen Bundesländern
(nach Bundesländern aufgelistet)?

39. Sind bundesweit die Elternbeiträge für einen Platz in der öffentlich geför-
derten Tagespflege genauso hoch wie die Elternbeiträge in einer frühkind-
lichen Bildungseinrichtung?

Wenn nein, bitte die Unterschiede nach Bundesländern auflisten?

40. Wie hoch sind die Betriebsausgaben für einen Platz für unter Dreijährige in
der öffentlich geförderten Tagespflege, und wie hoch ist der öffentliche An-
teil an diesen Betriebskosten bzw. was muss die Tagespflegeperson aufbrin-
gen (differenziert nach Bundesländern)?

41. Wie viele Männer sind in der öffentlich geförderten Tagespflege tätig?

42. Welche Gründe sind aus Sicht der Bundesregierung für den geringen Anteil
von Männern in der Kindertagespflege maßgeblich?

43. Plant die Bundesregierung ein Programm analog zu „Mehr Männer in die
Kitas“ auch für die Kindertagespflege?

Wenn nein, warum nicht?

44. Strebt die Bundesregierung eine weitergehende Professionalisierung der
Tagespflege an?

Wenn nein, warum nicht?

Wenn ja, was hat die Bundesregierung bisher getan, um eine Professionali-
sierung zu erreichen, und welche weiteren Schritte plant die Bundesregie-
rung?

45. Welche Potenziale sieht die Bundesregierung mit Blick auf die im „Zweiten
Zwischenbericht zur Evaluation des Kinderförderungsgesetzes“ von der
Bundesregierung getroffenen Aussage, „Potenziale in der Kooperation zwi-
schen Einrichtungen und Kindertagespflege sind jedoch nahezu unge-
nutzt.“, hier konkret nicht genutzt, und was tut die Bundesregierung, um
diese Potenziale auszuschöpfen?

46. Falls die Bundesregierung aktuell nicht über alle Informationen und Zahlen
zur Beantwortung verfügen sollte, was tut sie dafür, um an die Informa-
tionen zu gelangen, und wann kann sie die Informationen dem Parlament
bereitstellen?

Berlin, den 24. August 2011

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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