BT-Drucksache 17/6191

Sexuelle Gesundheit als Thema des Verbraucherschutzes

Vom 14. Juni 2011


Deutscher Bundestag Drucksache 17/6191
17. Wahlperiode 14. 06. 2011

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Cornelia Behm, Harald Ebner, Bärbel Höhn,
Sven-Christian Kindler, Undine Kurth (Quedlinburg), Dr. Konstantin von Notz,
Friedrich Ostendorff, Markus Tressel und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sexuelle Gesundheit als Thema des Verbraucherschutzes

Viele Dildos und andere Sexspielzeuge wie Vibratoren und Analplugs enthalten
hohe Mengen an Phthalaten, andere krebserregende Weichmacher und weitere
giftige Stoffe, wie zum Beispiel Phenol, Dibutyl- und Tributylzinn.

Phthalate werden als Weichmacher genutzt. Sie stehen im Verdacht, zu Störungen
im Hormonhaushalt zu führen und können unter anderem zu Unfruchtbarkeit,
Diabetes und Übergewicht führen. Eine Studie im Auftrag der Europäischen
Union aus dem Jahr 2009 kommt zu dem Ergebnis, dass Phthalate insbesondere
den Hormonhaushalt von ungeborenen Kindern nachhaltig schädigen und bei-
spielsweise zu einer Verweiblichung männlicher Föten führen können. Auch
andere Weichmacher wie die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe
(PAK) sind krebserregend und damit gesundheitsschädlich. Phenol, Dibutyl- und
Tributylzinn stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein.

Während die Europäische Union in anderen Bereichen die Nutzung von ver-
schiedenen Phthalaten verboten hat, steht ein solcher Schritt für Sexspielzeuge
aus, obwohl auch hier die Aufnahme der Chemikalien durch die Schleimhäute
zu befürchten ist.

In einer Studie des Magazins „Öko-Test“ aus dem November 2006 wurden in
100 Prozent der untersuchten Vibratoren Phthalate festgestellt. In knapp der
Hälfte der Produkte wurden PAK gefunden, in 10 Prozent der Fälle Rückstände
der Nervengifte Phenol, Dibutyl- und Tributylzinn. Die Studie kommt zum Er-
gebnis, dass die Sexspielzeuge aus bis zu 58 Prozent Weichmachern bestehen.
Im Gegensatz dazu sieht die Spielzeugrichtlinie einen Anteil von mehr als
0,1 Prozent der gesamten Masse als gesundheitsgefährdend und unzulässig an.

Die Nutzung von Sexspielzeugen ist gesellschaftlich weit verbreitet. Nach einer
Studie des „Center for sexual health promotion“ der Universität Indiana aus dem
Jahr 2009 nutzen beispielsweise 52 Prozent der erwachsenen Amerikanerinnen
und 45 Prozent der erwachsenen Amerikaner Vibratoren. Eine Studie des Kon-
domherstellers Durex aus dem Jahr 2005 kommt zum Ergebnis, dass in Deutsch-
land 20 Prozent der erwachsenen Befragten Sexspielzeuge wie Vibratoren nut-

zen.

Die dänische Regierung hat im März 2010 einen Vorstoß angekündigt, Phthalate
in Sexspielzeugen europaweit zu verbieten.

Drucksache 17/6191 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über
den Einsatz und die Gesundheitsgefahren von Weichmachern und anderen
Chemikalien in Sexspielzeugen für Erwachsene vor, und wie bewertet die
Bundesregierung diese?

2. Welche Grenzwerte für Phthalate, PAK, Phenol, Dibutyl- und Tributylzinn,
aufgrund welcher Rechtsgrundlage, gelten aktuell für Sexspielzeuge für Er-
wachsene?

Falls es keine gibt, wie beurteilt die Bundesregierung dies?

3. Wer kontrolliert die Einhaltung von Grenzwerten und Verunreinigungen mit
toxischen Stoffen in Sexspielzeugen?

4. Wo liegt die analytische Nachweisgrenze für Phthalate, PAK, Phenol, Dibu-
tyl- und Tributylzinn?

5. Liegt eine Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung zur che-
mischen Sicherheit von Sexspielzeugen vor, und wo ist diese veröffentlicht?

6. Plant die Bundesregierung ein Verbot von Phthalaten, PAK und weiterer ge-
sundheitsgefährdender Stoffe in Sexspielzeugen?

7. Welche nationalen Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, um den
Anteil von gesundheitsgefährdenden Stoffen in Sexspielzeug für Erwachsene
auf ein gesundheitlich zulässiges und verträgliches Maß zu begrenzen?

8. Erwägt die Bundesregierung zeitnah und vorsorglich den Warnhinweis des
dänischen Umweltamts für Schwangere und Stillende zum Gebrauch von
Dildos zu übernehmen?

9. Welche Sicherheitssiegel sind der Bundesregierung im Hinblick auf Sex-
spielzeuge bekannt?

Berlin, den 10. Juni 2011

Renate Künast, Jürgen Trittin und Fraktion

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