BT-Drucksache 17/13795

Bundeswehrreklame mit "Bw-Beachen" und Werbemaßnahmen der Bundeswehr im Bereich des Sports

Vom 4. Juni 2013


Deutscher Bundestag Drucksache 17/13795
17. Wahlperiode 04. 06. 2013

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan van Aken, Herbert Behrens, Christine
Buchholz, Heidrun Dittrich, Nicole Gohlke, Annette Groth, Andrej Hunko,
Harald Koch, Jens Petermann, Kathrin Vogler, Katrin Werner, Jörn Wunderlich
und der Fraktion DIE LINKE.

Bundeswehrreklame mit „Bw-Beachen“ und Werbemaßnahmen der Bundeswehr
im Bereich des Sports

Die Bundeswehr intensiviert ihre Bemühungen, durch die Austragung von
Sportwettkämpfen bzw. die Kooperation mit Sportvereinen an Jugendliche heran-
zukommen und ihr Image zu verbessern.

So führt sie derzeit ihre Maßnahme „Bw-Beachen 2013“ durch, an der 1 000 Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer an Beachvolleyball- und Beachsoccerturnieren
teilnehmen sollen (www.bw-beachen.de/).

Die Teilnahmekonditionen sind insofern aufschlussreich, als dass sich aus-
schließlich 16- und 17-jährige Jugendliche mit deutscher Staatsbürgerschaft be-
werben können, also solche, die bald zur Bundeswehr einberufungsfähig sind.
Ein Bundeswehrreklametruck wird ebenfalls eingesetzt. Die Absicht, mit dieser
Maßnahme des „Jugendmarketings“, das Bewerberpotential aufzustocken, liegt
damit auf der Hand.

Ebenso deutlich wird, dass die Bundeswehr an ihrem Konzept, durch die Verhei-
ßung von „Fun und Action“ Jugendliche zu erreichen, nichts geändert hat. Dabei
hatte der Bundesminister der Verteidigung im Jahr 2012 auf einer Bundeswehr-
tagung (am 22. Oktober 2012 in Strausberg) gefordert, die Bundeswehr solle
„bei der Nachwuchsgewinnung und im Auftreten nach außen nicht über den Sol-
datenberuf Illusionen verbreiten, als könne die Bundeswehr ein Leben wie auf
einem Ponyhof bieten“. Dennoch heißt es unter www.bw-beachen.de etwa bei
der Beschreibung eines der zu gewinnenden Preise: „Der Sanitätsdienst der
Bundeswehr nimmt euch mit zu einem Fun-Wochenende in der Elbmetropole
Dresden. Hier erwarten euch Tage voller sportlicher und den Teamgeist fördern-
der Aktivitäten. Dazu gehören u. a. eine Paddeltour auf der Elbe, Bogenschie-
ßen, ein Besuch im Segway Park sowie ein Teamklettertraining im Dresdner
Waldseilpark.“ Nach Auffassung der Fragesteller werden hierbei Illusionen über
den Soldatenberuf verbreitet, die von der Suggestion eines Lebens auf dem
Ponyhof nur graduell abweichen. Den Kindern und Jugendlichen gegenüber
wird weder die Gefahr des Getötetwerdens noch des Tötens im Auslandseinsatz

angesprochen.

In der jüngsten Vergangenheit werden die Fragesteller zudem auf die verstärkten
Anstrengungen der Bundeswehr im Bereich des Sports aufmerksam. So hat die
Bundeswehr eine „Partnerschaft“ mit dem Verein Hertha BSC, wird auf der
Homepage des Berliner Fußballverbandes als „Förderer“ genannt, schaltet
Anzeigen in Stadionmagazinen, betreibt Bandenwerbung und Anzeigen auf

Drucksache 17/13795 – 2 – Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode

LED-Werbetafeln, zum Teil mit Videospots. Bei Hannover 96 tritt die Bundes-
wehr als „official supplier“ auf, Angaben aus der Zeitschrift der Deutschen Frie-
densgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen zufolge ist in diese Wer-
bebemühungen auch der Hamburger Sportverein integriert („Militär-Offensive
im Fußball“, www.dfg-vk.de/dateien/ZC-2013-01-WEB.PDF).

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie viele Jugendliche haben sich zur Teilnahme am „Bw-Beachen 2013“ be-
worben, und wie viele werden voraussichtlich tatsächlich teilnehmen?

2. Welche Gesamtkosten sind für das „Bw-Beachen“ in diesem Jahr eingeplant
(bitte nach den wichtigsten Ausgabeposten aufgliedern)?

3. Welchen Nutzen erhofft sich die Bundeswehr von der Veranstaltung?

4. Werden die Jugendlichen neben Paddeltouren und Konzerten auch mit dem
teilweise blutigen Alltag bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr konfron-
tiert, und wenn ja, sind Begegnungen mit

a) in Auslandseinsätzen verletzten Soldaten,

b) an posttraumatischen Belastungsstörungen leidenden Soldaten bzw.

c) Afghaninnen oder Afghanen, die von ISAF-Truppen verletzt wurden,

geplant?

5. Wo genau werden die geforderten Daten der Anmelder (Alter, Anschrift, an-
gestrebter Schulabschluss usw.) gespeichert, nachdem auf der Homepage
Bw-Beachen jeglicher Hinweis darauf fehlt, was mit den Daten geschehen
soll, für wie lange werden sie gespeichert, und welcher Personen- bzw. Be-
hördenkreis kann diese Daten nutzen?

Inwiefern ist beabsichtigt, den Anmeldern Werbung der Bundeswehr zukom-
men zu lassen, und in welchem Umfang ist dies in der Vergangenheit gesche-
hen?

6. Gibt es Kooperationspartner bei Bw-Beachen, und wenn ja, welche, und was
sind deren jeweiligen Beiträge?

7. Welche weiteren Maßnahmen im Bereich des Jugendmarketings sind derzeit
geplant (bitte unter Angabe von Ort und Datum), und falls es dabei jeweils
Kooperationspartner gibt, welche sind dies, was sind deren jeweiligen Bei-
träge, und mit welchen Kosten wird kalkuliert?

8. Inwiefern macht sich die Bundesregierung die zitierte Aussage des Bundes-
ministers der Verteidigung, Dr. Thomas de Maizière, zu eigen, die Bundes-
wehr solle im Auftreten nach außen keine „Ponyhof-Illusionen“ verbreiten?

a) Welche praktischen Konsequenzen hat die Bundeswehr bei Personalwer-
bung und Öffentlichkeitsmarketing daraus gezogen, und inwiefern prüft
sie noch mögliche Konsequenzen?

b) Warum wird auch im Zusammenhang mit Bw-Beachen 2013 nach Auffas-
sung der Fragesteller durchgehend das Bild von „Fun“ und „Action“ ge-
zeichnet?

c) Werden Werbemaßnahmen, wie etwa das Bw-Adventure Camp im ver-
gangenen Jahr, die den Jugendlichen „jede Menge Fun und Party“, „krasse
Wasserwettkämpfe“ usw. angeboten haben, in Zukunft unterlassen?

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9. Mit welchen Sportvereinen hat die Bundeswehr in Form von Trikotwer-
bung, Werbespots, Infoständen oder anderen Maßnahmen in den Jahren
2010, 2011, 2012 und 2013 (bislang) kooperiert (Art der Maßnahme sowie
Namen der Sportvereine bitte pro Jahr komplett auflisten), und welche Kos-
ten waren damit pro Jahr verbunden?

a) In wie vielen und welchen Stadien bzw. anderen Austragungsorten von
Sportveranstaltungen hat die Bundeswehr in den Jahren seit 2010 jeweils
Werbemaßnahmen durchgeführt (Bandenwerbung, Spots auf Leinwän-
den, Trucks, Infostände usw., bitte dazu den jeweiligen Vereinsnamen
nennen)?

b) In wie vielen und welchen Stadien hat die Bundeswehr seit 2010 in Sta-
dionzeitungen inseriert oder eigene redaktionelle Beiträge untergebracht
(bitte dazu den jeweiligen Vereinsnamen nennen)?

Welche Kosten waren mit den jeweiligen Werbemaßnahmen konkret ver-
bunden?

10. Welche weiteren Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit inklusive Personal-
werbung und Marketing hat die Bundeswehr im Bereich des Sports seit
2010 durchgeführt (bitte jeweils die Orte, Vereinsnamen, Werbemittel und
Kosten angeben)?

11. Seit wann ist die Bundeswehr „Förderer“ des Berliner Fußball-Verbandes
e. V., und was genau bedeutet dies praktisch (bitte konkrete Maßnahmen der
Förderung und damit verbundene Kosten für die Bundeswehr angeben)?

12. Seit wann ist die Bundeswehr „Partner“ von Hertha BSC, und was bedeutet
das praktisch (bitte konkrete Maßnahmen der Partnerschaft und damit ver-
bundene Kosten für die Bundeswehr angeben)?

13. Trifft es zu, dass die Bundeswehr „official supplier“ des Hamburger Sport-
vereins ist, und wenn ja, was bedeutet dies praktisch (bitte konkrete Maß-
nahmen und damit verbundene Kosten für die Bundeswehr angeben)?

14. Mit welchen anderen Sportvereinen hat die Bundeswehr „Partnerschaften“
oder „Förderungen“ vereinbart, und was bedeuten diese jeweils praktisch
(bitte konkrete Maßnahmen und damit verbundene Kosten für die Bundes-
wehr angeben)?

15. Welchen Nutzen verspricht sich die Bundeswehr von solchen Förderungen
oder Partnerschaften?

16. Welche konkreten Erfahrungen aus bisherigen Förderungen oder Partner-
schaften hat die Bundeswehr bislang gemacht?

17. Mit welchen anderen Sportvereinen hat die Bundeswehr (weitere) Koopera-
tionen im Bereich des Personal- oder Öffentlichkeitsmarketings (bitte je-
weils Maßnahmen und Kosten angeben)?

Berlin, den 4. Juni 2013

Dr. Gregor Gysi und Fraktion

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