BT-Drucksache 16/7193

Militärrelevante Experimente am Atomforschungszentrum der GKSS in Geesthacht

Vom 12. November 2007


Deutscher Bundestag Drucksache 16/7193
16. Wahlperiode 12. 11. 2007

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Marieluise Beck (Bremen), Volker Beck (Köln), Alexander
Bonde, Dr. Uschi Eid, Thilo Hoppe, Ute Koczy, Kerstin Müller (Köln), Winfried
Nachtwei, Omid Nouripour, Claudia Roth (Augsburg) und der Fraktion
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Militärrelevante Experimente am Atomforschungszentrum der GKSS
in Geesthacht

Am 23. Februar 2006 hat das Deutsche Kinderkrebsregister in Mainz der Öffent-
lichkeit einen 15. Leukämieerkrankungsfall bei Kindern in der Elbmarsch und
in Geesthacht gemeldet. Unter Einbeziehung eines Jugendlichen und eines leu-
kämieähnlichen Krankheitsbildes bei einem Kind handelt es sich sogar um den
17. Fall. Vier der erkrankten Kinder sind inzwischen gestorben. Es handelt sich
um die welthöchste erfasste Leukämierate auf kleinem Raum bei Kindern.

Die Ursache ist bisher nicht wissenschaftlich stichhaltig nachgewiesen worden.
Die möglichen Ursachen, die bisher von Gutachtern, Bevölkerung oder Journa-
listen in Betracht gezogen wurden, lassen sich in drei Kategorien zusammenfas-
sen: 1) Zufallshypothese, 2) Die Nuklearanlagen des Kernkraftwerk Krümmel
und des Forschungszentrums der „Gesellschaft zur Kernenergieverwertung in
Schiffbau und Schifffahrt“ (GKSS), die sich im Cluster-Gebiet befinden, 3) an-
dere Umweltfaktoren im Gebiet.

In Bodenproben aus dem betroffenen Gebiet wurden Spuren von Plutonium,
Americum, angereichertes Uran, verschiedene Thoriumisotope entdeckt. Es
wird immer wieder in verschiedenen Hypothesen behauptet, dass die GKSS
militärische Forschung mit radioaktivem Material betrieben hat. In diesem Zu-
sammenhang wird auch immer wieder behauptet, es habe am 12. September
1986 auf dem GKSS Gelände einen schweren Unfall mit radioaktivem Material
gegeben, der nicht öffentlich gemacht wurde.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Welche Kenntnis hat die Bundesregierung über militärische oder militärrele-
vante Forschungen mit radioaktivem Material auf dem Gelände der GKSS,
und kann die Bundesregierung mit Sicherheit ausschließen, dass eine dies-
bezügliche Forschung ohne Kenntnis der Bundesregierung stattgefunden
hat?
2. Hat die GKSS nach Kenntnis der Bundesregierung jemals mit Kernbrenn-
stoff experimentiert, der vor allem Thorium und angereichertes Uran enthal-
ten hat, und ist es bei diesen Experimenten zu kleineren oder größeren Zwi-
schenfällen gekommen?

Drucksache 16/7193 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
3. Wurde in Geesthacht an der Hybridtechnik aus Kernfusion und Kernspaltung
geforscht?

4. Kann die Bundesregierung ausschließen, dass sich am 12. September 1986
auf dem GKSS Gelände ein schwerer Unfall mit radioaktivem Material ereig-
net hat?

5. Welche Erklärung hat die Bundesregierung für die radioaktiven Befunde aus
den Bodenanalysen?

Berlin, den 9. November 2007

Renate Künast, Fritz Kuhn und Fraktion

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