BT-Drucksache 16/5555

Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern für den geplanten Krippenausbau

Vom 7. Juni 2007


Deutscher Bundestag Drucksache 16/5555
16. Wahlperiode 07. 06. 2007

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Roland Claus, Katja Kipping, Elke
Reinke, Volker Schneider (Saarbrücken), Frank Spieth und der Fraktion DIE LINKE.

Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern für den geplanten Krippenausbau

Die Bundesregierung schreibt in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der
Fraktion DIE LINKE. zum „Fachkräftemangel und Ausbau der Kindertages-
betreuung für unter Dreijährige“ (Bundestagsdrucksache 16/5231 vom 3. Mai
2007), dass sich bis 2013 „ein zusätzlicher Bedarf an Personen mit einer ein-
schlägigen Ausbildung von ca. 92 000“ ergibt (Bundestagsdrucksache 16/5407
vom 23. Mai 2007). Die Ausbildungskapazitäten der Fachschulen für Sozial-
pädagogik liegen bei gleichbleibenden Kapazitäten bei etwa 60 000 Absolven-
tinnen und Absolventen. Somit ergibt sich nach Angaben der Bundesregierung
zumindest eine Personalbedarfslücke von etwa 30 000 Fachkräften.

Der sich abzeichnende Personalbedarf an qualifizierten Fachkräften soll durch
arbeitslose Erzieherinnen und Erzieher sowie Personal in der Babypause und
Absolvent(inn)en der Ausbildung gedeckt werden, die inzwischen anderen Be-
rufen nachgehen. In diesem Zusammenhang nennt die Bundesregierung die Zahl
von ca. 40 000 Personen, die im Jahr 2005 für Tätigkeiten als Erzieherin bzw.
Erzieher in Deutschland arbeitsuchend gemeldet waren. Der Bedarf an Fach-
kräften sei somit rein rechnerisch gedeckt. Verwendet man aktuellere Zahlen der
Bundesagentur für Arbeit und das realistischere Kriterium „arbeitslos“ wird
deutlich, dass die Zahl der vorhandenen arbeitslosen Fachkräfte von der Bundes-
regierung als zu hoch angenommen wird: im April 2007 waren lediglich ca.
14 000 Erzieherinnen und Erzieher arbeitslos gemeldet.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Korrigiert die Bundesregierung ihre Annahmen über die für den geplanten
Ausbau der Kindertagesbetreuung notwendigen zusätzlichen Fachkräfte an-
gesichts der aktuellen Statistiken von 2007?

Wenn nein, warum nicht?

2. In welchem Umfang soll zur Deckung des Fachkräftebedarfs dabei auf
arbeitslos gemeldete Erzieherinnen und Erzieher zurückgegriffen werden
(bitte nach Bundesländern ausweisen)?
3. Wie viele arbeitslos gemeldete Erzieherinnen und Erzieher werden laut den
Prognosen der Bundesregierung für den Ausbau der Krippenbetreuung 2013
in den ostdeutschen und wie viele in den westdeutschen Bundesländern
benötigt (bitte nach Bundesländern ausweisen)?

Drucksache 16/5555 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
4. Wie gewährleistet die Bundesregierung, dass für den von ihr geplanten Krip-
penausbau auch das benötigte Fachpersonal vorhanden sein wird?

Welche Vereinbarungen wird die Bundesregierung diesbezüglich in der
Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum Krippenausbau mit den Ländern treffen,
damit nicht nur ausreichende Betreuungsplätze, sondern auch qualifizierte
Fachkräfte zur Verfügung stehen?

5. Wie sieht vor dem Hintergrund ihrer Krippenausbaupläne nach Informa-
tionen der Bundesregierung die länderspezifische Altersstruktur der arbeits-
los gemeldeten Erzieherinnen und Erzieher im Jahre 2007 bzw. im Jahre 2013
aus (bitte Bundesländer einzeln differenzieren)?

6. Mit wie vielen arbeitslos gemeldeten Erzieherinnen und Erziehern, die heute
bzw. 2013 älter als 50 Jahre alt sind, rechnen die Krippenausbaupläne der
Bundesregierung (bitte nach Bundesland unterscheiden)?

7. Wie beabsichtigt die Bundesregierung vor diesem Hintergrund des voraus-
sichtlichen Fachkräftemangels ihre Krippenausbaupläne bis 2013 zu ver-
wirklichen?

8. Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen eines Betreuungs-
geldes (wie in Thüringen) auf die Teilnahme sozial benachteiligter Kinder an
möglichst früher Förderung in der Krippe?

Welche Schlüsse zieht die Bundesregierung hieraus hinsichtlich ihrer eigenen
Bedarfsprognose zur Kleinkinderbetreuung?

9. Welche Vor- und welche Nachteile hätte nach Ansicht der Bundesregierung
ein sogenanntes Gutscheinmodell für sozial benachteiligte Kinder (hinsicht-
lich der Erfahrungen in Hamburg und Berlin)?

Welche Rückschlüsse zieht die Bundesregierung daraus für ihre Bedarfs-
prognose zum Krippenausbau?

Berlin, den 7. Juni 2007

Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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