BT-Drucksache 16/5231

Fachkräftemangel und Ausbau der Kindertagesbetreuung für unter Dreijährige

Vom 7. Mai 2007


Deutscher Bundestag Drucksache 16/5231
16. Wahlperiode 07. 05. 2007

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Diana Golze, Klaus Ernst, Dr. Martina Bunge, Katja Kipping,
Cornelia Hirsch, Elke Reinke, Volker Schneider (Saarbrücken), Dr. Ilja Seifert,
Frank Spieth, Dr. Kirsten Tackmann, Jörn Wunderlich und der Fraktion DIE LINKE.

Fachkräftemangel und Ausbau der Kindertagesbetreuung für unter Dreijährige

Der „Krippengipfel“ am 2. April 2007 von Bund, Ländern und Gemeinden hat
sich grundsätzlich auf ein Bekenntnis zum Ausbau der Betreuungsangebote für
Unter-Dreijährige auf eine Platz-Kind-Relation von 35 Prozent bis 2013 ausge-
sprochen. Damit will auch Deutschland das auf dem Barcelona-Gipfel der EU
im Jahr 2003 festgelegte Ziel eines Angebots für 33 Prozent aller Unter-Dreijäh-
rigen erreichen.

Nach Berechnungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
sind 100 000 neue Erzieherinnen und Erzieher notwendig, um das Ausbauziel
einer 35-Prozent-Betreuungsquote mit einem Betreuungsschlüssel von 5 Kin-
dern pro Beschäftigter/m zu realisieren. Auch der Deutsche Kinderschutzbund
fordert im Interesse der Qualität der Betreuung einen Betreuungsschlüssel von
nicht mehr als 5 Kindern pro Beschäftigter/m. Bereits jetzt ist absehbar, dass
wegen einer zu erwartenden Pensionierungswelle in den ostdeutschen Bundes-
ländern der Personalbedarf ab 2009 noch deutlich steigen wird. Derzeit sind
16 000 Erzieherinnen und Erzieher arbeitsuchend gemeldet. Die Deckung des
absehbaren Personalbedarfs ist also unter den heutigen Bedingungen, auch nach
Einschätzung der GEW, nicht zu realisieren (Frankfurter Rundschau vom
23. April 2007).

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie schätzt die Bundesregierung den für den geplanten Ausbau der Kinder-
tagesbetreuung notwendigen Bedarf an zusätzlichen Fachkräften ein, wenn
eine angestrebte Betreuungsquote von maximal 5 Kindern pro Beschäftig-
ter/m unterstellt wird?

2. Wie hoch ist die Zahl der voraussichtlich fehlenden Fachkräfte unter der Be-
rücksichtigung der bis 2010 pensionierten Erzieherinnen und Erzieher und
der Zahl der bis 2010 voraussichtlich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung ste-
henden Absolvent/inn/en dieser Berufsgruppe (bitte nach Bundesländern
ausweisen)?
3. Teilt die Bundesregierung die Einschätzung der GEW, dass der Personal-
bedarf die Zahl der vorhandenen und in Ausbildung befindlichen Fachkräfte
weit übersteigt?

4. Wie viele in der Betreuung der 3- bis 5-Jährigen tätigen Fachkräfte können
nach Einschätzung der Bundesregierung wegen sinkender Kinderzahlen für
die Betreuung der unter Dreijährigen gewonnen werden?

Drucksache 16/5231 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
5. Wie viele der derzeit in der Tagespflege tätigen Personen haben eine Ausbil-
dung als Erzieherin/Erzieher und könnten für die Betreuung der unter Drei-
jährigen gewonnen werden?

6. Welche Strategien entwickelt die Bundesregierung zur Aufwertung des
Berufs der Erzieherin/des Erziehers?

7. Inwieweit ist aus Sicht der Bundesregierung eine Verbesserung der Arbeits-
bedingungen von Erzieherinnen und Erziehern (Arbeitszeiten, Betreuungs-
schlüssel, Vor- und Nachbereitungszeiten der Arbeit mit den Kindern, tarif-
liche Entlohnung) erforderlich, um einem drohenden Fachkräftemangel zu
begegnen und das Berufsbild aufzuwerten?

8. Welche Strategien entwickelt die Bundesregierung, um einer Abwanderung
qualifizierter Erzieherinnen und Erzieher aus Ostdeutschland entgegenzuwir-
ken?

9. Inwieweit berücksichtigt die Bundesregierung bei der Konzeption des Krip-
penausbaus und der Berechnung des Fachkräftebedarfs das Ziel, möglichst
alle Kinder mit Behinderungen in öffentliche Kindertagesbetreuung zu in-
tegrieren?

Berlin, den 3. Mai 2007

Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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