BT-Drucksache 16/3383

Deutsch-französisches Innovationsprojekt einer europäischen Suchmaschine Quaero

Vom 9. November 2006


Deutscher Bundestag Drucksache 16/3383
16. Wahlperiode 09. 11. 2006

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Grietje Bettin, Volker Beck (Köln), Ekin Deligöz, Kai Gehring,
Katrin Göring-Eckardt, Britta Haßelmann, Priska Hinz (Herborn), Krista Sager
und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Deutsch-französisches Innovationsprojekt einer europäischen
Suchmaschine Quaero

Die Informationssuche im Internet findet hauptsächlich über Suchmaschinen
statt, weil diese Zugriff und Auswahl aus einer Masse von Informationen
erleichtern. Suchmaschinen entscheiden aber auch, wo und ob Informationen
gelistet werden: Suchmaschinen sind „Gatekeeper“, die den Zugang zu Wissens-
beständen kanalisieren.

Die meistgenutzte Suchmaschine in Deutschland ist Google. Google beantwor-
tet hierzulande rund 80 Prozent aller Suchanfragen und hat weltweit einen
Marktanteil von über 60 Prozent.

Als Alternative oder Ergänzung zu den vorhandenen Suchmaschinen soll jetzt
eine europäische Suchmaschine namens Quaero etabliert werden. Das Projekt
wurde anlässlich des 5. Deutsch-Französischen Ministerrats am 20. April 2005
zwischen dem französischen Staatspräsidenten und dem damaligen deutschen
Bundeskanzler als deutsch-französisches Projekt im Bereich der Technologie-
politik vereinbart. Das Quaero-Projekt besteht aus dem Verbund einzelner
Projekte in Deutschland und Frankreich und hat zum Ziel, den Zugang, die Ver-
teilung und Nutzung des online verfügbaren Wissens zu verbessern und nutzer-
freundlich zu gestalten. Es sollen neue Produkte und Dienste für die wirtschaft-
liche Nutzung des Internets entwickelt werden, die sowohl Privatpersonen als
auch Unternehmen anwenden können.

Quaero soll eine multimediale Suchmaschine werden. Die Software soll Texte,
Bilder, Audiodateien und digitalisierte Bücher aus Bibliotheken auffinden. Im
Unterschied zu anderen Suchmaschinen ist der Aufbau so genannter seman-
tischer Wissensinfrastrukturen geplant. Das bedeutet, Quaero soll nicht nur nach
Wörtern oder Stichworten suchen, sondern auch Seiten zu bestimmten Themen
auffinden, indem Begriffe verknüpft und durch zusätzliche Kennzeichnungen
der Nutzer ergänzt werden.

Als Projektlaufzeit sind fünf Jahre angesetzt. Auf deutscher Seite sind rund
90 bis 100 Mio. Euro im Haushalt des Bundesministeriums für Wirtschaft und

Technologie für das Projekt vorgesehen. Deutsche Partner des Projektes Quaero
auf Seiten der Privatwirtschaft sind Thomson und verbundene Unternehmen,
Bertelsmann und verbundenen Unternehmen, SAP, Siemens, Lycos, Morsophy,
m2any, Ontoprise. Beteiligte Forschungseinrichtungen in Deutschland sind die
Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V., das
Institut für Rundfunktechnik, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz GmbH, das Forschungszentrum Informatik und deutsche universitäre

Drucksache 16/3383 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
Partner (Karlsruhe, Aachen, München, Darmstadt, Konstanz). Verbundene öffent-
liche Einrichtungen und Verbände sind die Deutsche Nationalbibliothek und der
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Aus welchen Gründen gab es keine öffentliche Ausschreibung, auf die sich
Unternehmen zur Beteiligung am Projekt Quaero bewerben konnten?

2. Welche Kriterien hat die Bundesregierung bei der Auswahl der Unterneh-
men, die am Quaero-Projekt beteiligt sind, angesetzt?

Welche Institutionen und Personen sind in der Jury vertreten, die die Projekt-
anträge für das deutsche Konsortium evaluieren?

3. Aus welchen Gründen liegt die Federführung des Konsortiums bei der
Bertelsmann-Tochter Empolis GmbH, einem Unternehmen das bisher nicht
mit Suchmaschinen gearbeitet hat?

Aus welchen Gründen wurde die Federführung nicht in die Hand eines Un-
ternehmens, das bereits Erfahrungen mit Suchmaschinen vorweist, gelegt?

Aus welchen Gründen sind kleinere Unternehmen, wie beispielsweise die
Allesklar.com AG, die auf Erfahrungen mit Suchmaschinen zurückgreifen
können, nicht an dem Projekt Quaero beteiligt?

4. Unter welchen Gesichtspunkten fand die Auswahl der beteiligten Hochschu-
len statt?

5. a) Ist die IuK-Initiative Digitale Bibliotheken, die beim Aufbau elektro-
nischer Informations- und Kommunikationsinfrastrukturen in ihren
wissenschaftlichen Fachgesellschaften gemeinsam vorgeht, in das Projekt
Quaero eingebunden?

b) Ist das vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels initiierte Projekt
„Volltextsuche online“, an dem viele deutsche Verlage beteiligt sind, in die
Planung des Projektes Quaero eingebunden?

c) Im Falle, dass das Projekt Quaero nicht mit den genannten Initiativen ab-
gestimmt sein sollte, worin liegen die Gründe für dieses Vorgehen?

6. Besteht ein konkreter Zeitplan, der Auskunft darüber erteilt, wie und wann
das Projekt Quaero in die Praxis umgesetzt wird?

Zu welchem Zeitpunkt soll das Projekt für Bürgerinnen und Bürger nutzbar
sein?

Berlin, den 9. November 2006

Renate Künast, Fritz Kuhn und Fraktion

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