BT-Drucksache 16/1597

Geburtshäuser

Vom 22. Mai 2006


Deutscher Bundestag Drucksache 16/1597
16. Wahlperiode 22. 05. 2006

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Inge Höger-Neuling, Klaus Ernst, Karin Binder, Jörn
Wunderlich, Dr. Martina Bunge, Frank Spieth und der Fraktion DIE LINKE.

Geburtshäuser

Das Bundessozialgericht hat entschieden, dass Kosten, die einer Gebärenden in
einem Geburtshaus entstehen, bis auf die reinen Hebammenkosten, nicht von ge-
setzlichen Krankenkassen erstattet werden müssen (zuletzt siehe Az. 7 U 156/03).
Gleichzeitig gibt es öffentliche Behauptungen, dass die verhältnismäßig hohe
Säuglingssterblichkeit in Deutschland mit der Technisierung von Geburten zu-
sammenhänge. Wir vermuten, dass Hausgeburten und Geburten in Geburtshäu-
sern schonender und kostengünstiger sind als solche in Kliniken.

Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie viele Geburten in Deutschland finden stationär in Krankenhäusern statt,
wie viele ambulant in Krankenhäusern, wie viele in Geburtshäusern und wie
viele zu Hause?

2. Wie verhält sich dies in den anderen Ländern der Europäischen Union?

3. Welche Ursachen sieht die Bundesregierung für dieses Verhältnis?

4. Welche Kosten ersetzen die gesetzlichen Krankenkassen außer den Hebam-
menkosten normalerweise bei einer Hausgeburt und bei einer ambulanten
Geburt im Krankenhaus?

5. Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten für die gesetzlichen Kranken-
kassen je Geburt (bitte spezifizieren für Hausgeburten, Geburten in Geburts-
häusern, ambulante und stationäre Geburten in Krankenhäusern)?

6. Welche Kosten entstehen den gesetzlichen Krankenkassen pro Jahr durch
Hausgeburten, durch Geburten in Geburtshäusern, durch ambulante und
durch stationäre Geburten in Krankenhäusern (bitte spezifieren nach Ort der
Geburt und bitte berechnen unter Einbeziehung der Behandlung von Ge-
burtskomplikationen bei Gebärenden und Föten/Säuglingen)?

7. Wie könnten diese Kosten sinken, wenn die Hälfte aller Geburten zu Hause
oder in Geburtshäusern stattfinden würde?

8. Welche geburtshilflichen Kosten werden in den anderen Ländern der Euro-

päischen Union von den Krankenkassen oder öffentlichen Stellen übernom-
men und in welcher Höhe pro Geburt (bitte die Erstattungsregeln möglichst
genau referieren)?

9. Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten in anderen Ländern der EU pro
Geburt (bitte spezifizieren nach Hausgeburten, Geburten in Geburtshäusern,
ambulanter und stationärer Geburt in Krankenhäusern)?

Drucksache 16/1597 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode
10. Wie hoch ist in Deutschland die Rate der Komplikationen und chirurgi-
schen Eingriffe bei Gebärenden und Föten/Säuglingen, je nachdem, ob
eine Geburt zu Hause, im Geburtshaus, ambulant oder stationär im Kran-
kenhaus stattfindet?

11. Welche statistischen Korrelationen ergeben sich zwischen den Orten von
Geburten, der Komplikationsrate, chirurgischen Eingriffen während und
infolge von Geburten sowie der Sterblichkeit von Föten/Säuglingen im
Vergleich der europäischen Länder?

12. Welche gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in Deutschland weitere
Kosten für Geburten, die in Geburtshäusern stattfinden?

Welche Kosten sind das, und in welcher Höhe werden diese übernommen?

13. Wie schätzt die Bundesregierung die Steuerungswirkung der Kassenerstat-
tung ein vor dem Hintergrund, dass sich Haushalte mit knappem Budget
die Geburt in einem Geburtshaus nur schwer leisten können dürften?

14. Wie entwickelt sich die Versorgung der Bevölkerung mit freiberuflich täti-
gen Hebammen, Geburtshäusern, ambulanten Gebärmöglichkeiten in Kran-
kenhäusern und Krankenhausbetten für Wöchnerinnen und Säuglinge vor
dem Hintergrund des derzeitigen Abbaus von Kapazitäten in vielen Kran-
kenhäusern?

15. Welche Aktivitäten entfaltet die Selbstverwaltung der gesetzlichen Kran-
kenversicherung zurzeit bezüglich der Versorgung der Bevölkerung mit
freiberuflich tätigen Hebammen und bezüglich der Finanzierung von Ge-
burten in Geburtshäusern?

16. Wie will die Bundesregierung in Hinblick auf die Gesundheit von Gebären-
den und Föten/Säuglingen und in Hinblick auf die Kosten gegen die Diskri-
minierung von Geburten außerhalb von Kliniken vorgehen?

Berlin, den 19. Mai 2006

Inge Höger-Neuling
Klaus Ernst
Karin Binder
Jörn Wunderlich
Dr. Martina Bunge
Frank Spieth
Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

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