BT-Drucksache 16/1596

Gesundheit von Altenpflegerinnen und Altenpflegern

Vom 22. Mai 2006


Deutscher Bundestag Drucksache 16/1596
16. Wahlperiode 22. 05. 2006

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Inge Höger-Neuling, Klaus Ernst, Dr. Ilja Seifert, Monika
Knoche, Frank Spieth und der Fraktion DIE LINKE.

Gesundheit von Altenpflegerinnen und Altenpflegern

Die wettbewerbsorientierte Organisation der Pflegeversicherung und der privat
finanzierten Pflegeleistungen bewirkt unter anderem, dass Pflegekräfte ver-
gleichsweise gering entlohnt werden und die Personalschlüssel häufig am unte-
ren Ende des Notwendigen liegen. Der Arbeitsdruck ist durchweg hoch, die
Möglichkeiten der eigenen Einflussnahme sind gering. Weitere belastende Fak-
toren sind die oft unzureichende Ausbildung, Fortbildung und Supervision.
Dies betrifft auch häusliche Pflegekräfte.

Der „DAK-Gesundheitsreport 2006“ weist für 2004 als Berufsgruppe mit dem
höchsten Krankenstand die „übrigen Gesundheitsberufe“ aus. Hier findet sich
eine besonders hohe Erkrankungsdauer. Der Report benennt Arbeitsplatzfak-
toren als Krankheitsursachen: „… Ob diese Belastungen im Laufe der Zeit zu
gesundheitlichen Beschwerden und schließlich zu Erkrankungen führen, hängt
wesentlich auch davon ab, inwieweit dem Beschäftigten Möglichkeiten zur Be-
wältigung von Arbeitsanforderungen und zum Ausgleich von belastenden Situ-
ationen zur Verfügung stehen. Eine hohe Arbeitszufriedenheit durch die Mög-
lichkeit der Einflussnahme auf die Organisation und die Inhalte der Arbeit, ein
gutes Betriebsklima sowie die flexible Arbeitszeitgestaltung können den Um-
gang mit belastenden Arbeitssituationen und die Entwicklung von Bewälti-
gungsstrategien positiv beeinflussen.“

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege startete
im Februar 2006 eine Kampagne mit dem Titel „Aufbruch Pflege“, um die Prä-
vention in den Pflegeberufen zu verbessern. In den zugehörigen Materialien
heißt es: „Steigende berufliche Anforderungen und Arbeitsverdichtung gefähr-
den jedoch die Gesundheit der Pflegekräfte. Alarmierende Symptome sind
hohe Fehlzeiten, Berufsausstiege und Qualitätseinbußen bei der Pflege alter
Menschen.“

Vor diesem Hintergrund fragen wir die Bundesregierung:

1. Welche Tätigkeiten, Berufe und Funktionen werden in der Kategorie „Übrige
Gesundheitsberufe“ der Bundesagentur für Arbeit erfasst?
2. Zu welchem Prozentsatz üben Frauen diese Tätigkeiten, Berufe und Funk-
tionen aus?

Drucksache 16/1596 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

3. Wie viele Menschen sind in Deutschland in der Alten- und Behinderten-
pflege tätig?

Wie viele Pflegebedürftige und wie viele Überachtzigjährige kommen auf
eine Beschäftigte bzw. einen Beschäftigten?

4. Wie stellt sich dieses Verhältnis in den anderen europäischen Ländern dar?

5. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Krankenstände und
Krankheitsursachen sowie die Berufsausstiege von Altenpflegerinnen und
Altenpflegern sowie Hilfskräften in der Alten- und Behindertenpflege?

6. Wie lauten die entsprechenden Angaben zu den Fragen 1 bis 5 in Bezug
auf „sozialpflegerische Berufe“, die ebenfalls einen hohen Krankenstand
aufweisen?

7. Welche Erkenntnisse liegen der Bundesregierung über die Krankenstände
und Berufsausstiege bei Altenpflegepersonal in anderen europäischen Län-
dern vor, und wie erklärt sie die Unterschiede?

8. Zu welchem Prozentsatz sind ausgebildete Altenpflegerinnen und Alten-
pfleger in der Alten- und Behindertenpflege tätig, zu welchem Prozentsatz
arbeiten hier Kräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung in angrenzenden
Berufsfeldern (z. B. Krankenpflege) und zu welchem Prozentsatz un- oder
angelernte (Hilfs-)Kräfte?

9. Welche Korrelationen zwischen Krankenstand, Berufsausstieg und Ausbil-
dungsstand von Pflegekräften in der Alten- und Behindertenpflege gibt es
nach Kenntnis der Bundesregierung?

10. Wie entwickelt sich nach Kenntnis der Bundesregierung die Ausbildung in
der Alten- und Behindertenpflege aktuell (bitte ausführlich die vorhande-
nen Daten und Problembereiche referieren)?

11. Wie viele Pflegekräfte in Altenheimen und Heimen für Menschen mit Be-
hinderungen, in ambulanter Alten- und Behindertenpflege sowie in der
häuslichen Pflege können sich nach Kenntnis der Bundesregierung min-
destens halbjährlich einen Tag lang fortbilden?

Wie viele erhalten mindestens einmal monatlich ein Angebot der Super-
vision?

12. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die Arbeitszufrieden-
heit von Pflegekräften in der Alten- und Behindertenpflege?

13. Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über Arbeitsbelastung, Aus-
bildung und Arbeitsgestaltung sowie das Alter von häuslich Pflegenden?

14. Wie will die Bundesregierung die Pflegeversicherung umgestalten, so dass
das Qualifikationsniveau in der Altenpflege angehoben werden kann, evtl.
auf das Niveau der anderen europäischen Länder?

15. Welche Veränderungen der Rahmenbedingungen hält die Bundesregierung
für erforderlich, dass Pflegekräfte seltener erkranken?

16. Wie wird sich die Arbeitssituation von Pflegekräften verändern, wenn die
europäische Dienstleistungsrichtlinie in Kraft tritt?

17. Welche Überlegungen und Aktivitäten gibt es nach Kenntnis der Bundes-
regierung derzeit in den Länderparlamenten und Landesregierungen, die sich
auf Aus- und Fortbildung, Entlohnung und Arbeitsbelastung von Arbeits-
kräften in der Alten- und Behindertenpflege auswirken können?

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/1596

18. Wie bewertet die Bundesregierung diese Überlegungen und Aktivitäten,
auch vor dem Hintergrund der Föderalismusreform?

19. Wie viele Zivildienstleistende sind in der Alten- und Behindertenpflege ein-
gesetzt (bitte getrennt nach Bundesländern sowie ambulant und stationär)?

20. Wie viele „Ein-Euro-Jobber“ sind nach Kenntnis der Bundesregierung in
Einrichtungen der Alten- und Behindertenpflege eingesetzt?

Berlin, den 19. Mai 2006

Inge Höger-Neuling
Klaus Ernst
Dr. Ilja Seifert
Monika Knoche
Frank Spieth
Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Fraktion

x

Schnellsuche

Suchen Sie z.B.: "13 BGB" oder "I ZR 228/19". Die Suche ist auf schnelles Navigieren optimiert. Erstes Ergebnis mit Enter aufrufen.
Für die Volltextsuche in Urteilen klicken Sie bitte hier.