BT-Drucksache 16/11784

"Studieren in Ostdeutschland" - Zielsetzung und Erfolgsaussichten der Hochschulkampagne Ost

Vom 28. Januar 2009


Deutscher Bundestag Drucksache 16/11784
16. Wahlperiode 28. 01. 2009

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Uwe Barth, Cornelia Pieper, Patrick Meinhardt, Jens Ackermann,
Christian Ahrendt, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, Ernst Burgbacher,
Patrick Döring, Mechthild Dyckmans, Jörg van Essen, Otto Fricke, Paul K.
Friedhoff, Dr. Edmund Peter Geisen, Hans-Michael Goldmann, Miriam Gruß,
Joachim Günther (Plauen), Dr. Christel Happach-Kasan, Heinz-Peter Haustein,
Elke Hoff, Birgit Homburger, Hellmut Königshaus, Gudrun Kopp, Jürgen Koppelin,
Heinz Lanfermann, Sibylle Laurischk, Harald Leibrecht, Ina Lenke, Michael Link
(Heilbronn), Markus Löning, Horst Meierhofer, Jan Mücke, Burkhardt Müller-
Sönksen, Dirk Niebel, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Detlef Parr, Gisela Piltz,
Frank Schäffler, Marina Schuster, Carl-Ludwig Thiele, Dr. Daniel Volk, Dr. Claudia
Winterstein, Dr. Volker Wissing, Dr. Guido Westerwelle und der Fraktion der FDP

„Studieren in Ostdeutschland“ – Zielsetzung und Erfolgsaussichten der
Hochschulkampagne Ost

Während für die westdeutschen Bundesländer in den kommenden Jahren ein
enormer Anstieg im Bereich der Erstimmatrikulationen prognostiziert wird,
gehen Experten davon aus, dass aufgrund des Rückgangs der Studienberechtig-
tenzahlen in den neuen Bundesländern Studienplatzkapazitäten nicht ausge-
schöpft werden. Dieses Ungleichgewicht mit Blick auf Angebot und Nachfrage
hat die ostdeutschen Bundesländer und den Bund dazu veranlasst, eine Hoch-
schulkampagne in Auftrag zu geben, um die Bereitschaft zur Mobilität unter
Studierwilligen aus den alten Bundesländern zu erhöhen.

Es stellt sich jedoch die Frage, inwiefern eine überregionale Kampagne dazu
geeignet ist, das Interesse an konkreten Hochschulstandorten zu wecken. Denn
wie die Studie der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) über „Stu-
dienanfänger im Wintersemester 2007/08“ eindrucksvoll belegt, wirken sich
„Freizeitangebot“ und „Atmosphäre am Hochschulort“ auf die Wahl des Stand-
orts häufig mehr aus als die Frage nach einem konkreten Studiengang oder dem
Ruf der Lehrenden. Doch gerade mit Blick auf die kulturellen Merkmale der
Standorte finden sich im ostdeutschen Raum wesentliche Unterschiede – so
bietet beispielsweise der Hochschulstandort Greifswald ein ganz anderes Frei-
zeit- und Aktivitätspotential als Jena, Leipzig oder Halle.
Wir fragen die Bundesregierung:

1. Wie stellt sich die von der Bundesregierung unterstützte Kampagne „Studie-
ren in Ostdeutschland“ konkret dar, und welche Ziele sollen damit verfolgt
werden?

2. Welche Zielsetzung wird mit der Beauftragung der fachlichen Begleitung
der Kampagne durch das Institut für Hochschulforschung HoF Wittenberg
verfolgt?

Drucksache 16/11784 – 2 – Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode

3. In welcher Höhe stellen Bund und Länder Mittel für die Realisierung der
Kampagne und Begleitstudie zur Verfügung?

4. Wie werden die jeweiligen Hochschulstandorte im Rahmen der Kampagne
dargestellt?

Finden sich Möglichkeiten im Rahmen der Kampagne, um auf die Vorzüge
des jeweiligen Standorts – auch und gerade gegenüber Alternativen in den
alten Bundesländern – hinzuweisen?

5. Wie sind die jeweiligen Hochschulen und Studienstandorte im Rahmen der
Kampagne eingebunden worden?

In welcher Weise hat eine Kooperation stattgefunden?

Mit welchem Ergebnis?

6. Welche Aktivitäten der ostdeutschen Hochschulstandorte und der einzel-
nen Bundesländer zur Werbung von Studierwilligen gibt es derzeit, und
wie sollen diese durch die Kampagne ergänzt werden?

7. Wie hoch ist der Anteil westdeutscher Schulabsolventen an ostdeutschen
Hochschulen und umgekehrt (bitte nach Bundesländern aufgeteilt ange-
ben)?

8. Wo und in welchem Zeitraum nach Studienabschluss finden Absolventin-
nen und Absolventen ostdeutscher Hochschulen ihre Erstanstellung?

Inwiefern verfügen die betreffenden Hochschulen über Verbleibsanalysen
(bitte nach Ländern und wesentlichen Studienfächern aufgeteilt angeben)?

9. Wo und in welchem Zeitraum nach Studienabschluss finden Absolventin-
nen und Absolventen westdeutscher Hochschulen ihre Erstanstellung (Auf-
teilung bitte analog zu Frage 8)?

10. Wie bewerten insbesondere Studierende, Absolventinnen und Absolventen
aus den westdeutschen Ländern ihr Studium/ihren Abschluss an einer ost-
deutschen Hochschule?

11. Inwiefern verfügt die Bundesregierung über Erkenntnisse zur hochschulbe-
zogenen Akzeptanz von Studienabschlüsse in der deutschen Wirtschaft?

Welche regionalen Besonderheiten finden sich?

12. Bestehen Hemmnisse bzw. negative Vorurteile gegenüber ostdeutschen
Studienorten, und, falls dies zutreffen sollte, wie sollen diese entkräftet
werden?

13. Unterscheidet sich die Bereitschaft zur Aufnahme eines Studiums in den
neuen Bundesländern mit Blick auf örtliche und soziale Herkunft, Alter,
Geschlecht, familiäre Situation und das Studieninteresse der Studentin oder
des Studenten?

Worin bestehen – gegebenenfalls – diese Unterschiede?

14. Hat es in den vergangenen Jahren einen Bewusstseinswechsel mit Blick auf
die Standortwahl gegeben bzw. haben die ostdeutschen Hochschulen für
potentielle Studierende an Attraktivität gewonnen?

Worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen?

15. Inwiefern wird im Rahmen der Berufsberatung an Schulen durch Lehrer
und Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit gezielt auf die Vorzüge eines
Studiums in den neuen Bundesländern hingewiesen?

16. Inwiefern geht die Bundesregierung davon aus, dass die begrenzte Zahl an

Studienplätzen an westdeutschen Hochschulstandorten zwangsläufig zu
einer Wanderungsbewegung gen ostdeutsche Hochschulen führen wird?

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 3 – Drucksache 16/11784

17. Wie schätzt die Bundesregierung das Interesse der alten Bundesländer ein,
eine Entlastung der Lehrkapazitäten an landeseigenen Hochschulen durch
eine Steigerung der Mobilität der (potentiellen) Studierenden herbeizu-
führen?

18. Inwiefern werden die Bundesländer und die Bundesregierung die ostdeut-
schen Hochschulstandorte in ihrem Bemühen über die Kampagne hinaus
unterstützen, vakante Studienplatzkapazitäten durch die Anwerbung von
Studierenden aus den alten Bundesländern und dem Ausland zu belegen?

Berlin, den 28. Januar 2009

Dr. Guido Westerwelle und Fraktion

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