Bundesgerichtshof, Beschluss vom 13.01.2016, Az. 4 StR 452/15

4. Strafsenat | REWIS RS 2016, 17805

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Gegenstand

Strafverfahren: Anforderungen an Wiedereinsetzungsantrag


Tenor

1. Der Antrag des Angeklagten auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Frist zur Begründung der Revision gegen das Urteil des [X.] vom 21. Mai 2015 wird als unzulässig verworfen.

2. Der Antrag des Angeklagten auf Entscheidung des [X.] wird als unbegründet verworfen.

Gründe

1

Das [X.] hat den Angeklagten wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge in 34 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Gegen dieses Urteil hat der Angeklagte rechtzeitig Revision eingelegt. Das schriftliche Urteil wurde seinem Verteidiger am 9. Juli 2015 zugestellt. Nachdem die Revision nicht fristgerecht begründet worden war und der Vorsitzende der [X.] dem Verteidiger dies am 11. August 2015 telefonisch mitgeteilt hatte, verwarf das [X.] mit Beschluss vom 19. August 2015 die Revision als unzulässig. Mit einem am 25. August 2015 beim [X.] eingegangenen Verteidigerschriftsatz hat der Angeklagte unter Hinweis auf ein Büroversehen des Verteidigers die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung der Frist zur Begründung des Rechtsmittels beantragt, seine Revision mit der allgemein erhobenen Sachrüge begründet und um Entscheidung des [X.] nach § 346 Abs. 2 [X.] nachgesucht.

2

1. Der Wiedereinsetzungsantrag ist unzulässig, da die Voraussetzungen gemäß § 45 Abs. 2 Satz 1 [X.] nicht eingehalten wurden. Der [X.] hat hierzu in seiner Zuschrift vom 11. November 2015 ausgeführt:

„Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ist auf Antrag demjenigen zu gewähren, der ohne Verschulden verhindert war, eine Frist einzuhalten (§ 44 Satz 1 [X.]). Der Antrag ist binnen einer Woche nach Wegfall des Hindernisses zu stellen (§ 45 Abs. 1 Satz 1 [X.]); innerhalb der Wochenfrist muss der Antragsteller auch Angaben über den Zeitpunkt des Wegfalls des Hindernisses machen (vgl. [X.]/[X.], [X.], 58. Aufl., § 45 Rn. 5 m.w.N.). An dieser [X.] fehlt es hier. Der Antrag enthält keine ausreichenden Angaben dazu, wann das Hindernis, das der Fristwahrung entgegenstand, weggefallen ist (vgl. [X.], Beschluss vom 8. April 2003 – 3 StR 30/03; Senat, Beschluss vom 13. September 2005 – 4 StR 399/05). Entscheidend für den Fristbeginn ist der Zeitpunkt der Kenntnisnahme durch den Angeklagten ([X.], Beschluss vom 3. April 1992 – 2 StR 114/92; Senat, Beschluss vom 13. September 2005 – 4 StR 399/05). Auf den – von der Revision mitgeteilten – Zeitpunkt der Kenntnis des Verteidigers kommt es hingegen nicht an (Senat, Beschluss vom 29. Januar 2013 – 4 StR 320/12, [X.], Beschlüsse vom 3. Dezember 2013 – 1 StR 412/13 und vom 14. Januar 2015 – 1 StR 573/14). Wann dem Angeklagten die Versäumung der [X.] bekannt geworden ist, wird indes von der Revision ungeachtet des erheblichen Zeitablaufs nicht vorgetragen. Jedenfalls in den Fällen, in denen wie hier die Wahrung der Frist des § 45 Abs. 1 [X.] nach Aktenlage nicht offensichtlich ist, gehört zur formgerechten Anbringung des [X.], dass der Antragsteller mitteilt, wann das Hindernis, das der Fristwahrung entgegenstand, weggefallen ist ([X.], Beschluss vom 26. Februar 1991 – 1 StR 737/90 –, [X.]R [X.] § 45 Abs. 2 Tatsachenvortrag 7 m.w.N.; [X.], Beschluss vom 5. August 2010 – 3 StR 269/10 m.w.N.). Dies gilt selbst dann, wenn der Verteidiger ein eigenes Verschulden geltend macht, das dem Angeklagten nicht zuzurechnen wäre ([X.], Beschluss vom 4. August 2010 – 2 StR 365/10; Senat, Beschluss vom 8. Dezember 2011 – 4 StR 430/11).“

3

Dem schließt sich der Senat an.

4

2. Der Antrag auf Entscheidung des [X.] gemäß § 346 Abs. 2 [X.] ist zulässig, aber unbegründet. Das [X.] hat die Revision des Angeklagten zu Recht als unzulässig verworfen (§ 346 Abs. 1 [X.]), weil sie nicht innerhalb der Frist des § 345 Abs. 1 [X.] begründet worden ist.

5

3. Damit verbleibt es bei dem Beschluss des [X.]s Bielefeld vom 19. August 2015. Der Senat weist im Übrigen darauf hin, dass die Revision, wie der [X.] in seiner Antragsschrift zutreffend ausgeführt hat, auch unbegründet im Sinne des § 349 Abs. 2 [X.] gewesen wäre.

[X.]Franke

                             Bender                             [X.]

Meta

4 StR 452/15

13.01.2016

Bundesgerichtshof 4. Strafsenat

Beschluss

Sachgebiet: StR

vorgehend LG Bielefeld, 21. Mai 2015, Az: 1 KLs 336 Js 1735/14 - 7/15

§ 45 Abs 1 StPO

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 13.01.2016, Az. 4 StR 452/15 (REWIS RS 2016, 17805)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2016, 17805

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