Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 15.03.2011, Az. X ZR 58/08

X. Zivilsenat | REWIS RS 2011, 8639

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[X.]IM NAMEN DES VOLKES URTEIL [X.]/08 Verkündet am: 15. März 2011 [X.] als Urkundsbeamter der Geschäftsstelle in der [X.] - 2 - [X.] hat auf die mündliche Verhandlung vom 15. März 2011 durch [X.], [X.], die Richterin [X.], [X.] Grabinski und die Richterin Schuster für Recht erkannt: [X.] gegen das am 29. März 2008 an [X.] Statt zugestellte Urteil des 3. Senats ([X.]) des [X.] wird auf Kosten der Klägerin zurückge-wiesen. Von Rechts wegen Tatbestand: 1 Die Beklagte ist Inhaberin des am 20. Juli 1990 unter Inanspruch-nahme einer [X.] Priorität vom 29. Juli 1989 angemeldeten, mit Wirkung für das Hoheitsgebiet der [X.] erteilten und im Verlaufe des Berufungsverfahrens durch Zeitablauf erloschenen [X.] Patents 411 408 (Streitpatents). Das Streitpatent trägt die Bezeichnung "Monoklines [X.] und Verfahren zu seiner Herstel-lung" und umfasst sieben Patentansprüche. Diese lauten in der [X.]: - 3 - "1. Monoklines, bei 76° C schmelzendes 2-Chlor-(2™,6™-dimethyl-N-pyrazol-1-yl-methyl)-acetanilid der [X.] 2. Verfahren zur Herstellung kristalliner Massen der [X.] nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man die Verbindung I aus einem polaren inerten organi-schen Lösungsmittel umkristallisiert und nach vollständiger Kristallisation den Festkörper in üblicher Weise isoliert. 3. Verfahren zur Herstellung kristalliner Massen der [X.] nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man 2-Chlor-(2™,6™-dimethyl-N-pyrazol-1-yl-methyl)-acetani-lid aus wässriger schwefelsaurer Lösung bei Temperaturen von 0 bis 50° C in Gegenwart eines polaren mit Wasser mischbaren inerten organischen Lösungsmittels kristalli-siert. 4. Verfahren zur Herstellung kristalliner Massen der [X.] nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass man eine wässrige Suspension der Verbindung I in der bei 79° C schmelzenden triklinen Kristallmodifikation von I mit einem polaren mit Wasser mischbaren inerten organischen Lösungsmittel in Gegenwart von Kristallen der [X.] in der bei 76° C schmelzenden monoklinen Kristall-modifikation bei 0° C bis 45° C vermahlt. 5. Herbizides Mittel, enthaltend übliche inerte Zusatzstoffe und die Kristallmodifikation von I gemäß Anspruch 1. 6. Herbizides Mittel nach Anspruch 5, dadurch gekennzeich-net, dass es 0,1 bis 95 Gew.-% der bei 76° [X.] monoklinen Kristallmodifikation von I enthält. 7. Verfahren zur Bekämpfung unerwünschten [X.], dadurch gekennzeichnet, dass man die [X.], die Pflanzen und/oder deren Lebensraum mit einer - 4 - herbizid wirksamen Menge der Kristallmodifikation von I gemäß Anspruch 1 behandelt." 2 Die Klägerin, die von der Beklagten aus dem Streitpatent in [X.] genommen worden ist, hat mit der Klage geltend gemacht, der Gegenstand des Streitpatents sei gegenüber dem Stand der Technik nicht patentfähig, insbesondere sei [X.] der [X.] mit einem Schmelzpunkt von 76° C bereits aus der [X.] bekannt und durch diese Schmelztemperatur die monokline Modifikation festgelegt, die ein [X.] mit einfachen üblichen analytischen Methoden abklären könne; dar-über hinaus bilde sich bei den Verfahren nach den [X.] bis [X.] Gemische, in denen neben der monoklinen Form auch die trikline Form von [X.] vorliege. 3 Das Patentgericht hat die Klage abgewiesen. 4 Hiergegen richtet sich die Berufung der Klägerin, mit der diese ihr Klageziel weiterverfolgt. Die Beklagte tritt dem Rechtsmittel entgegen. 5 Als gerichtlicher Sachverständiger hat Prof. Dr. J. T. , In- stitut für Organische Chemie der [X.], ein schriftliches Gutachten erstattet, das er in der mündlichen Verhandlung erläutert und ergänzt hat. Entscheidungsgründe: 6 A. [X.] ist nur teilweise zulässig. - 5 - 7 I. Nach ständiger Rechtsprechung des [X.] zu § 519 Abs. 3 Nr. 2 ZPO in der bis zum 31. Dezember 2001 geltenden [X.], die § 111 Abs. 2 Nr. 2 [X.] in der im Streitfall noch anwendbaren, bis zum 30. September 2009 geltenden Fassung entspricht, muss die Be-rufungsbegründung die bestimmte Bezeichnung der im einzelnen anzufüh-renden Gründe der Anfechtung (Berufungsgründe) sowie der neuen [X.], Beweismittel und [X.] enthalten, die die Partei zur Rechtfertigung ihrer Berufung anzuführen hat. Danach hat der [X.] eine Begründung zu liefern, die auf den zur Entscheidung stehen-den Fall zugeschnitten ist. Die Begründung muss deshalb zum einen er-kennen lassen, in welchen Punkten tatsächlicher oder rechtlicher Art das angefochtene Urteil nach Ansicht des Berufungsklägers unrichtig ist, und zum anderen im einzelnen angeben, aus welchen Gründen sie die tat-sächliche und rechtliche Würdigung des Vordergerichtes für unrichtig hält (st. Rspr., s. nur [X.], Urteil v. 24. Januar 2000 - [X.], [X.], 1576; Senatsurteil vom 18. März 2003 - [X.]). Eine schlüssige, rechtlich haltbare Begründung kann zwar nicht verlangt werden, doch muss die Berufungsbegründung sich mit den rechtlichen oder tatsächli-chen Argumenten des angefochtenen Urteils befassen, wenn es diese bekämpfen will ([X.], [X.] 2003, 1300, 1302). 8 Der Berufungsbegründung der Klägerin kann noch entnommen werden, dass sie - obwohl die Begründung des angefochtenen Urteils nicht erwähnt wird - die Annahme des Patentgerichts, bei den Verfahren nach der [X.] Patentschrift 12 215 ([X.]) und nach der [X.] [X.] 26 48 008 ([X.]) entstehe kein [X.] Metazach-lor, mit der Begründung bekämpfen will, aus der im Berufungsverfahren neu eingeführten (nachveröffentlichten) [X.] Patentschrift 1 342 412 ([X.]) ergebe sich das Gegenteil. Dies genügt für die [X.] der Berufung, was die Patentansprüche 1 und 5 bis 7 anbelangt. - 6 - 9 Allerdings trägt die Berufungsbegründung nicht den Angriff gegen die Patentfähigkeit des Gegenstands des Patentanspruchs 2, den die Klä-gerin ausweislich ihrer Ausführungen zu [X.] im Schriftsatz vom 25. Februar 2009 - wie bereits in erster Instanz - führen möchte, und Gleiches gilt für den Angriff gegen die Patentfähigkeit des Gegenstands der [X.] 3 und 4, die auch im Schriftsatz vom 25. Februar 2009 nicht erwähnt werden. Denn das Patentgericht hat den Rechtsbestand dieser [X.] damit begründet, dass die nach diesen zum Einsatz gelangenden Arbeitsweisen nicht aus dem vorveröffentlichten Stand der Technik her-vorgingen und sich daraus auch nicht unter Berücksichtigung des Wissens und Könnens eines Fachmanns herleiten ließen. Diese Begründung wird in der Berufungsbegründung nicht angegriffen. Insoweit ist die Berufung daher unzulässig (vgl. Senatsurteil vom 4. Februar 2010 - [X.], [X.], 660 = [X.] 2010, 265 - Glasflaschenanalysesystem). 10 II. Soweit die Berufungsbegründung den Gegenstand des [X.] als nicht ausführbar offenbart angreift, liegt eine Klageände-rung vor, mit der ein zusätzlicher [X.] geltend gemacht wird. Der Senat hat in der mündlichen Verhandlung darauf hingewiesen, dass die Klägerin nach Erlöschen des Streitpatents ein Rechtsschutzbedürfnis für die Nichtigerklärung darlegen muss. Dies ist nach der Rechtsprechung des Senats (Urteil vom 19. Mai 2005 - [X.], [X.], 749 - Aufzeichnungsträger) für jeden unabhängigen Patentanspruch gesondert zu prüfen. Die Klägerin hat hierzu keine Erklärungen abgegeben, insbe-sondere nicht vorgetragen, dass sie auch aus Patentanspruch 2 in [X.] genommen worden ist. Die [X.] ist daher nicht zuläs-sig. [X.] Soweit sie zulässig ist, hat die Berufung in der Sache keinen [X.]. - 7 - 12 I. Das Streitpatent betrifft die monokline, bei 76° C schmelzende Kristallform der Verbindung 2-Chlor-(2™,6™-dimethyl-N-pyrazol-1-yl-methyl)-acetanilid ([X.]) sowie Verfahren zur Herstellung dieser Modifika-tion, deren Verwendung als Herbizid sowie herbizide Mittel, die diesen Wirkstoff enthalten. 13 Die Streitpatentschrift schildert eingangs, dass der wichtige herbizi-de Wirkstoff [X.], soweit bisher bekannt, in einem Bereich von 78° bis 83° C schmelze und in einer triklinen Form kristallisiere. Diese [X.] erhalte man nach den in der [X.] [X.] 26 48 008 ([X.]) und der [X.] Patentschrift 12 216 ([X.]) beschrie-benen Methoden durch Kristallisation aus einem unpolaren oder wenig polaren Lösungsmittel wie [X.] oder Toluol. Diese bekannte Modi-fikation von [X.], das in Form konzentrierter wässriger Suspensio-nen in den Handel gebracht werde, habe den Nachteil, dass sie häufig Agglomerate bilde. Die Mittel könnten dann nicht mehr gleichmäßig oder sogar überhaupt nicht mehr versprüht werden. Demgegenüber soll nach der Lehre des Streitpatents eine Modifikation des Wirkstoffs [X.] zur Verfügung gestellt werden, die nicht zur Agglomeratbildung neigt und sich auch nach längerer Lagerung einwandfrei ausbringen lässt. 14 Dies soll erreicht werden durch die monokline Kristallform des Me-tazachlors, die bei 76° C schmilzt und die man u.a. dadurch erhält, dass eine wässrige Schwefelsäure-[X.]-Lösung in Gegenwart eines mit Wasser mischbaren polaren inerten organischen Lösungsmittels bei Tem-peraturen von 0° bis 50° C mit Wasser versetzt und der dabei gebildete Festkörper nach vollständiger Kristallisation in üblicher Weise isoliert wird (Patentanspruch 3). Weitere Herstellungswege sind in den [X.] 2 und 4 angegeben. Gemäß Patentansprüchen 5 und 6 soll das herbi-zide Mittel übliche inerte Zusatzstoffe und die Kristallmodifikation des Me-tazachlors gemäß Patentanspruch 1 enthalten. Patentanspruch 7 betrifft ein Verfahren zur Bekämpfung unerwünschten Pflanzenwachstums mit - 8 - einer herbizidwirksamen Menge der Kristallmodifikation gemäß [X.] Das Patentgericht hat seine Entscheidung im Wesentlichen wie folgt begründet: 16 Die den Gegenstand des Patentanspruchs 1 bildende monokline Kristallform des [X.]s sei neu. Aus keiner der vorveröffentlichten Druckschriften sei die chemische Verbindung [X.] in einer mo-noklinen Kristallform zu entnehmen. Zwar sei [X.] bereits in den [X.] Patentschriften 7 080 ([X.]) und 12 216 ([X.]) sowie in den [X.] [X.]en 26 48 008 ([X.]), 27 42 583 ([X.]) und 27 04 281 ([X.]) sowohl in seiner chemischen Konstitution und seiner Her-stellung als auch in seiner Anwendung als herbizider Wirkstoff vorbe-schrieben. Angaben hinsichtlich einer bestimmten Kristallstruktur und [X.] einer besonderen Erscheinungsform des [X.]s fänden sich jedoch weder in diesen noch in den übrigen vorveröffentlichten [X.]. Aus diesen Druckschriften ergebe sich auch nicht, dass [X.] bereits als [X.] Produkt isoliert und/oder als solches formu-liert worden sei oder sich beim Nacharbeiten der Lehren dieser [X.] ohne Weiteres ergeben habe und damit für den fachkundigen Leser ohne Weiteres zugänglich gewesen sei. Die [X.] gebe in den [X.] und 7 an, dass die Umsetzung zum [X.] in ei-nem Zwei-Phasen-System in Gegenwart unterschiedlicher Phasen-Transfer-Katalysatoren und die Isolierung des gebildeten [X.]s aus dem Lösungsmittel Toluol und damit aus der organischen Phase nach mehrmaligem Waschen durch Abziehung des Lösungsmittels Toluol im Vakuum erfolge. Die in den Beispielen 6 und 7 je nach Versuchsführung erzielten [X.] bewegten sich zwischen 90 und 98 %, wobei die gemessenen Schmelzpunkte in etwa entsprechend dem Reinheitsgrad zunähmen. Dass das in zwei Versuchen des Beispiels 6 isolierte [X.] bei einem Reinheitsgrad von 95 bis 96 % bei 76° C schmelze, ge-- 9 - be keinen [X.]ass zu der Annahme, dass ein [X.] Produkt vorgele-gen habe. Die gemäß der Lehre der [X.] für die Reinigung und [X.] angegebenen Bedingungen entsprächen nicht den gemäß Streitpatent zur Bildung und Gewinnung monoklinen [X.]s erforderlichen Be-dingungen, wonach wässrige schwefelsaure Lösungen in Gegenwart ei-nes polaren, mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmittels zur Ausbildung der monoklinen Kristallform führten. Das nach der [X.] herge-stellte [X.] weise in reinem Zustand einen Schmelzpunkt von etwa 83° C auf. Es könne sich deshalb nicht um [X.] in monokliner Form handeln, da dieses in Reinform einen Schmelzpunkt von 76° C be-sitze. Die in den Druckschriften [X.] bis [X.] sowie [X.] für [X.] ange-gebenen Schmelzpunkte variierten zwischen 70° C und 83° C und damit über einen relativ weiten Temperaturbereich. Was die Schmelzpunkte der Produkte aus den einzelnen Versuchen des Beispiels 6 der Druck-schrift [X.] anbelange, so lägen diese zwischen 70° C und 78° C und stimmten zwar in den beiden mit 76° C angegebenen Produkten mit dem Zahlenwert des Patentanspruchs 1 des Streitpatents überein. Die Produk-te dieser Versuche würden allerdings durch bloßes Einengen und [X.] der organischen [X.] im Vakuum erhalten, woraus der fach-kundige Leser noch nicht zwingend auf das Vorliegen eines Feststoffs, erst recht nicht eines gut kristallinen Feststoffs schließen werde. Denn häufig bildeten sich bei einer solchen Vorgehensweise lediglich ölige Rückstände, aus denen der Feststoff in kristalliner Form erst durch [X.] anfalle. In den [X.] der aus der [X.] auf diese Weise isolierten Feststoffe, die mit dem steigen-den Gehalt an [X.] zunähmen, komme eindeutig die unterschied-liche Reinheit des isolierten [X.]s zum Ausdruck. Im Hinblick dar-auf, dass die Produkte des Beispiels 6 der [X.] lediglich einen Gehalt an [X.] zwischen 90 und 98 % aufwiesen, müsste sich für reines Me-tazachlor in der dortigen Erscheinungsform ein deutlich höherer Schmelz-punkt als 76° C ergeben. Die angegebenen Schmelzpunkte von 76° C seien deshalb kein Beleg dafür, dass nach diesem Beispiel [X.] in monokliner Kristallform erhalten werde. - 10 - 17 Der Neuheit des monoklinen [X.]s stehe auch nicht die Be-hauptung der Klägerin und ihrer Streithelferin entgegen, dass sich mo-noklines [X.] bei der Nacharbeitung von Herstellungsbeispielen der Entgegenhaltungen [X.] bis [X.] sowie [X.] oder bei der Lagerung ent-sprechender wässriger Suspensionen von selbst gebildet habe. Der hierzu von der Streithelferin vorgelegte [X.] nebst Privatgutachten ([X.]) beruhe auf Versuchsbedingungen, die mit den experimentellen Be-dingungen der die Verbindung [X.] betreffenden Ausführungsbei-spiele der Druckschriften [X.] bis [X.] sowie [X.] nicht übereinstimmten. [X.] seien, wie das Patentgericht im Einzelnen ausführt, in Kenntnis der Lehre und des Ziels des Streitpatents Veränderungen vorgenommen [X.]. 18 Die Bereitstellung von monoklinem [X.] beruhe auch auf erfinderischer Tätigkeit. Der Fachmann, ein Diplomchemiker, der mit der Synthese und Analytik organisch-chemischer Wirkstoffe sowie deren An-wendung im Bereich des Pflanzenschutzes befasst und vertraut gewesen sei, habe zwar Kenntnisse über die Möglichkeit des Auftretens poly-morpher Formen bei chemischen Verbindungen gehabt. In den vorveröf-fentlichten Druckschriften seien jedoch nicht einmal Hinweise auf das Problem der Agglomeratbildung und der damit verbundenen Schwierigkei-ten bei der Ausbringung des Wirkstoffs zu entnehmen. Es habe deshalb für den Fachmann keinen Grund gegeben, nach Erscheinungsformen zu suchen, die ein vereinfachtes Ausbringen ermöglichten. Es hätten sich aus dem Stand der Technik keinerlei Anhaltspunkte ergeben, die den [X.] hätten veranlassen können, andere Erscheinungsformen von [X.] für die Anwendung in herbiziden Zusammensetzungen in Betracht zu ziehen als jene, die sich zwangsläufig aus der Nacharbeitung der [X.] Druckschriften ergeben hätten. 19 III. Dies hält der Nachprüfung im Berufungsverfahren stand. - 11 - 20 1. Die - vom gerichtlichen Sachverständigen bestätigten - Ausfüh-rungen des Patentgerichts, dass die im erstinstanzlichen Verfahren ge-prüften Entgegenhaltungen den Gegenstand der Erfindung nach [X.] nicht offenbaren, lassen keinen Fehler erkennen und werden von der Berufung auch nicht angegriffen. 21 2. Mit der Berufung macht die Klägerin ausschließlich geltend, [X.] [X.] sei bei der Herstellung wässriger Suspensionen nach dem vorveröffentlichten Stand der Technik bzw. bei deren Lagerung von selbst entstanden und habe folglich zum Stand der Technik gehört. 22 a) Die Behauptung der Klägerin hat, wie auch der gerichtliche Sachverständige ausgeführt hat, eine gewisse Plausibilität für sich. In dem [X.] Prof. Dr. B. wird ausgeführt, Polymorphe (wie Meta- zachlor) strebten die unter gegebenen Bedingungen, wie Temperatur und Druck, thermodynamisch stabilste Modifikation an. Die trikline Modifikation des [X.]s sei gegenüber der monoklinen bei Raumtemperatur nur metastabil. Somit sei eine zwingende Phasenumwandlung in die stabilere Form vorgegeben, die allerdings sehr lange Zeit in Anspruch nehme, wenn sich die Substanz in trockenem kristallinen Zustand befinde. In einer [X.] sei die Umwandlung jedoch beschleunigt, insbesondere wenn Bewegung, poröse Gefäßwandungen und Kristallkeime der monoklinen Modifikation bereits vorlägen. Ähnliche Ausführungen finden sich bereits im erstinstanzlich vorgelegten [X.] Prof. Dr. S. ([X.]). 23 b) Bei diesen Erwägungen handelt es sich allerdings um eine the-oretische Ableitung, aus der nicht ohne weiteres geschlossen werden kann, dass bei der Herstellung und Lagerung wässriger Suspensionen nach dem Stand der Technik im Prioritätszeitpunkt stets [X.] entstanden ist. Der gerichtliche Sachverständige hat diesen Schluß zwar als möglich und plausibel, aber nicht als sicher angesehen und darauf hingewiesen, dass im Prioritätszeitpunkt nur die trikline Form - 12 - des [X.]s bekannt und beschrieben war. Es gebe auch in den entgegengehaltenen Schriften keine Hinweise dafür, dass [X.] ohne Zutun angefallen sei. Dafür, dass dies nicht der Fall gewe-sen sei, spreche, dass in dem Rückstellmuster der Beklagten auch nach mehrjähriger Lagerung kein [X.] [X.] festzustellen gewe-sen sei. Der Sachverständige hat es als eine in Betracht zu ziehende Mög-lichkeit bezeichnet, dass sich erst, nachdem die Beklagte [X.] in monokliner Form in den Verkehr gebracht hat, durch [X.] mit Kristal-len dieser Modifikation ohne weiteres Zutun allein durch Lagerung der wässrigen Suspensionen triklines [X.] in [X.] umgewan-delt haben könnte und sich regelmäßig Mischformen gebildet hätten. Es sei denkbar, aber nicht sicher, dass dies auch schon zuvor der Fall gewe-sen sei; eine Klärung im Nachhinein sei nicht möglich. 24 c) Soweit der Privatgutachter Prof. Dr. B. eingewandt hat, dass die vom Streitpatent Agglomerate genannten Verklumpungen auf die unterschiedliche Morphologie von triklinem und monoklinem [X.] zurückzuführen seien und dies dafür spreche, dass stets Gemische vorge-legen hätten, mag auch dies eine plausible Erklärung für das Auftreten des von der Streitpatentschrift aufgezeigten Problems des Verklumpens sein. Auch hierbei handelt es sich jedoch um eine theoretische Ableitung, die nicht ausreicht für die Feststellung, dass [X.] in monokliner Form im Prioritätszeitpunkt zum Stand der Technik gehört hat. 25 d) Soweit sich die Klägerin weiterhin auf das als [X.]age [X.] vorge-legte [X.] Prof. S. beruft, ist sie der ausführlichen [X.] stellung des Patentgerichts ([X.] 19 ff.) nicht entgegengetreten, wonach die vom [X.] gewählten Versuchsbedingungen nicht mit den Bedingungen der Ausführungsbeispiele der Druckschriften [X.] bis [X.] und [X.] übereinstimmen. Außerdem hat die Beklagte Versuchsergebnisse vor-gelegt, die den gegenteiligen Befund ausweisen ([X.]. B9 bis [X.]). - 13 - 26 e) Soweit sich schließlich die Berufung für ihre Behauptung, es entstünden bei Herstellung von [X.] nach der [X.] wie auch nach der [X.] Mischformen, die sowohl monokline als auch trikline Modifikationen enthielten, auf das am 24. Januar 2003 angemeldete [X.] Patent 1 342 412 ([X.]) beruft, das rein triklines [X.] und Verfahren zu seiner Herstellung betrifft, führt auch dies nicht weiter. In der Patentschrift wird ausgeführt (Rn. 6), es habe sich überraschend herausgestellt, dass entgegen der Aussage der Streitpatentschrift nach dem dort erwähnten bekannten Verfahren nach [X.] oder [X.] kein rein triklines [X.] [X.] werde. Es entstünden vielmehr Gemische verschiedener Metaza-chlor-Modifikationen, die in Abhängigkeit von den [X.], insbesondere der Verweildauer bei Raumtemperatur, einen Anteil von 1 bis 99 % an monoklinem [X.] aufwiesen. Der [X.] lässt sich jedoch nicht entnehmen, worauf diese Aussage beruht und [X.] unter welchen Bedingungen die dort dargestellten Erkenntnisse ge-wonnen worden sind. Außerdem beruft sich diese Schrift auf Erkenntnisse, die weit nach dem Prioritätszeitpunkt des Streitpatents gefunden worden sind. Sie enthält somit nicht mehr als eine Wiederholung der von der Klä-gerin aufgestellten Behauptungen und ist ohne Beweiswert. 27 3. [X.] führt auch nichts an, was die Würdigung des Pa-tentgerichts in Zweifel ziehen könnte, [X.] [X.] sei dem Fachmann nicht nahegelegt gewesen. Das Gutachten des gerichtlichen Sachverständigen hat diese Würdigung unterstrichen. Die unterschiedli-chen Kristallmodifikationen des [X.]s waren zum [X.] nicht beschrieben. Hat der Fachmann aber der Kristallform keine Aufmerksamkeit gewidmet - und dafür spricht, dass sie in keiner der Ent-gegenhaltungen erwähnt wird -, fehlt es schon an einer Grundlage für die Annahme, auftretende Probleme bei der Verwendung der Verbindung als Herbizid könnten auf der triklinen Form beruhen und ihnen sei (möglicher-weise) durch eine andere Kristallform abzuhelfen. - 14 - [X.]. Die Kostenentscheidung beruht auf § 121 Abs.2 [X.] in [X.] mit §§ 91 Abs. 1 Satz 1, 97 ZPO. 28 Meier-Beck [X.] [X.]
[X.] Vorinstanz: [X.], Entscheidung vom 29.03.2008 - 3 Ni 57/05 -

Meta

X ZR 58/08

15.03.2011

Bundesgerichtshof X. Zivilsenat

Sachgebiet: ZR

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 15.03.2011, Az. X ZR 58/08 (REWIS RS 2011, 8639)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2011, 8639

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