Bundesgerichtshof, Beschluss vom 14.02.2019, Az. 4 StR 37/18

4. Strafsenat | REWIS RS 2019, 10316

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Gegenstand

Gewerbsmäßiges unerlaubtes Handeltreiben mit Dopingmitteln: Verfassungsmäßigkeit der Strafvorschrift; Auslegung des Tatbestandsmerkmals "Handeltreiben"


Tenor

1. Auf die Revision des Angeklagten wird das Urteil des [X.] vom 10. November 2017 mit den zugehörigen Feststellungen aufgehoben,

a) soweit der Angeklagte in den Fällen [X.] bis 9 der Urteilsgründe wegen unerlaubten gewerbsmäßigen Handeltreibens mit Dopingmitteln verurteilt worden ist,

b) im Gesamtstrafenausspruch.

2. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückverwiesen.

3. Die weiter gehende Revision wird verworfen.

Gründe

1

Das [X.] hat den Angeklagten wegen unerlaubten gewerbsmäßigen Handeltreibens mit Dopingmitteln in neun Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Seine hiergegen gerichtete Revision hat den aus der [X.] ersichtlichen Erfolg; im Übrigen ist sie unbegründet im Sinne des § 349 Abs. 2 StPO.

2

1. Die Verurteilung wegen unerlaubten gewerbsmäßigen Handeltreibens mit Dopingmitteln gemäß § 4 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 4 Nr. 2b [X.]. § 2 Abs. 1 Nr. 2 [X.] in den Fällen [X.] 1 bis 3 der Urteilsgründe hält revisionsrechtlicher Überprüfung stand.

3

Die Strafvorschrift des § 4 Abs. 1 [X.] ist verfassungsrechtlich unbedenklich (vgl. [X.], Beschluss vom 7. August 2018 - 3 StR 345/17, Rn. 13 ff.). Auch die Annahme eines (mit-)täterschaftlichen Handeltreibens weist keinen Rechtsfehler auf. Zwar hat die [X.] auf eine nähere Darlegung ihrer rechtlichen Bewertung verzichtet. Den Urteilsgründen lässt sich aber noch hinreichend entnehmen, dass der Angeklagte an dem über das [X.] betriebenen Handel mit konsumfähigen Dopingstoffen des anderweitig verfolgten „B.    “ nicht lediglich als Gehilfe (§ 27 StGB), sondern als Mittäter (§ 25 Abs. 2 StGB) beteiligt war. Die von ihm unter Zuhilfenahme eines [X.] in der [X.] von Oktober 2016 bis zum 28. Februar 2017 organisierte dreimalige Beschaffung von [X.] aus [X.] war eine wesentliche Voraussetzung für den von „B.   “ betriebenen [X.]handel. Seine Tathandlungen stellen sich dabei als eine Ergänzung des Tatbeitrags des „B.   “ dar (vgl. dazu [X.], Beschluss vom 14. Februar 2017 - 4 StR 578/16, [X.], 146 f. mwN).

4

2. Die Verurteilung wegen unerlaubten gewerbsmäßigen Handeltreibens mit Dopingmitteln gemäß § 4 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 4 Nr. 2b [X.]. § 2 Abs. 1 Nr. 2 [X.] in den Fällen [X.] 4 bis 9 der Urteilsgründe kann dagegen nicht bestehen bleiben.

5

a) Nach den Urteilsgründen verkaufte der Angeklagte von September 2016 bis einschließlich Februar 2017 monatlich gebrauchsfertige Dopingmittel, deren genaue Menge nicht mehr festgestellt werden konnte, an Kunden aus der [X.] in [X.]     und Umgebung. Bei den Stoffen handelte es sich um [X.], [X.] und Sustanon. Dabei erzielte er Einnahmen in Höhe von mindestens 1.000 Euro im Monat.

6

b) Diese Feststellungen reichen für die Annahme eines Handeltreibens mit Dopingmitteln gemäß § 4 Abs. 1 Nr. 1 [X.] in sechs Fällen nicht aus. Auch hat die [X.] mögliche Bewertungseinheiten nicht bedacht.

7

aa) Bei der Auslegung des Tatbestandsmerkmals „Handeltreiben“ in § 4 Abs. 1 Nr. 1, § 2 Abs. 1 Nr. 2 [X.] ist auf die zu dem gleichlautenden Merkmal in § 29 Abs. 1 Nr. 1 BtMG entwickelten Grundsätze zurückzugreifen (vgl. [X.], Beschluss vom 7. August 2018 - 3 StR 345/17, Rn. 18; [X.] in Körner/[X.]/[X.], BtMG, 9. Aufl., § 4 AntiDopG Rn. 29 f.; BT-Drucks. 18/4898, [X.]). Dies gilt sowohl hinsichtlich der Mindestfeststellungen als auch mit Blick auf mögliche rechtliche Bewertungseinheiten, wenn ein und derselbe Güterumsatz Gegenstand der strafrechtlichen Bewertung ist (vgl. [X.], Beschluss vom 7. August 2018 - 3 StR 345/17, Rn. 18 mwN).

8

bb) Daran gemessen ist die pauschale Beschreibung, der Angeklagte habe monatlich gebrauchsfertige Dopingmittel ([X.], [X.] und Sustanon) an verschiedene Kunden aus der [X.] verkauft, für die Feststellung einer Straftat nach § 4 Abs. 1 Nr. 1 [X.] unzureichend. Es fehlt jede Individualisierung, die eine Unterscheidung von anderen gleichartigen Taten zuließe. Auch wäre die Angabe einer Mindestmenge erforderlich gewesen (vgl. dazu die Nachweise bei [X.] in Körner/[X.]/[X.], BtMG, 9. Aufl., § 29 BtMG Rn. 365 f.). Zudem hätte sich das [X.] mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob die verkauften Dopingmittel ganz oder teilweise aus den unter [X.] 1 und 2 der Urteilsgründe festgestellten Beschaffungstaten stammten und deshalb insoweit Bewertungseinheiten vorlagen. Zur Erörterung bestand Anlass, weil der geständige Angeklagte angegeben hat, für die Beschaffung von [X.] aus [X.] von seinem Mittäter „B.   “ neben Geld auch „konsumfähige Dopingpräparate“ erhalten und diese an seine Abnehmer weiterverkauft zu haben (UA 6).

9

c) Die Teilaufhebung führt zum Wegfall der insoweit verhängten Einzelstrafen und entzieht dem Ausspruch über die Gesamtstrafe die Grundlage. Die Sache bedarf insoweit neuer Verhandlung und Entscheidung.

Sost-Scheible     

        

Roggenbuck     

        

Quentin

        

Feilcke     

        

Bartel     

        

Meta

4 StR 37/18

14.02.2019

Bundesgerichtshof 4. Strafsenat

Beschluss

Sachgebiet: StR

vorgehend LG Paderborn, 10. November 2017, Az: 1 KLs 41/17

§ 2 Abs 1 Nr 2 AntiDopG, § 4 Abs 1 Nr 1 AntiDopG, § 4 Abs 4 Nr 2 Buchst b AntiDopG, § 29 Abs 1 Nr 1 BtMG

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Beschluss vom 14.02.2019, Az. 4 StR 37/18 (REWIS RS 2019, 10316)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2019, 10316

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Referenzen
Wird zitiert von

1 StR 273/17

Zitiert

3 StR 345/17

4 StR 578/16

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