Bundesfinanzhof, Urteil vom 07.06.2023, Az. I R 50/19

1. Senat | REWIS RS 2023, 5815

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Gegenstand

Zur Berechnung der Beteiligungsschwelle für Streubesitzdividenden


Leitsatz

Der Begriff "Beteiligung" bei der Berechnung der Beteiligungsschwelle des § 8b Abs. 4 Satz 1 KStG für sogenannte Streubesitzdividenden (10 %) nimmt auf die allgemeinen Grundsätze der steuerrechtlichen Zurechnung von Wirtschaftsgütern (§ 39 AO) Bezug. Entscheidend ist somit das wirtschaftliche Eigentum an den Anteilen.

Tenor

Die Revision des Beklagten gegen das Urteil des [X.] vom 11.09.2019 - 7 K 2605/17 wird als unbegründet zurückgewiesen.

Die Kosten des Revisionsverfahrens hat der Beklagte zu tragen.

Tatbestand

I.

1

Die Klägerin und Revisionsbeklagte (Klägerin), eine GmbH, und [[[[[X.]].].].] waren Aktionäre der [[[[[X.]].].].]; deren Grundkapital (… €) war in … Stückaktien aufgeteilt, die als Namensaktien nur mit Zustimmung der [[[[[X.]].].].] übertragbar waren. Die Klägerin hielt hiervon … Stückaktien (9,898 %); Hauptaktionär war [[[[[X.]].].].] mit … Stückaktien (85,1 %).

2

Am 16.12.2013 schloss die Klägerin mit [[[[[X.]].].].] einen Kauf- und Übertragungsvertrag (Vertrag) über … nicht verbriefte Stückaktien. Der von der Klägerin als Käuferin zu zahlende Kaufpreis betrug insgesamt … € und war am 16.12.2013 fällig. Unter der aufschiebenden Bedingung der vollständigen Zahlung des Kaufpreises trat [[[[[X.]].].].] nach § 3 Abs. 1 des Vertrags sämtliche Mitgliedschaftsrechte aus den verkauften Aktien nach §§ 413, 398 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) an die Klägerin ab. Der auf die Aktien entfallene Gewinn des laufenden Geschäftsjahres und etwaige noch nicht verteilte Gewinne früherer Geschäftsjahre sollten nach § 1 Abs. 2 des Vertrags allein der Klägerin zustehen.

3

Die Überweisung des Kaufpreises am 16.12.2013 schlug fehl, da sie bei der Klägerin zu einer Gutschrift statt zu einer Belastung führte. In der Folge kam es erst nach dem 01.01.2014 zu einer Überweisung des Kaufpreises an [[[[[X.]].].].]. Die [[[[[X.]].].].] stimmte der Übertragung der Aktien am 19.12.2013 zu.

4

Die Klägerin bezog im Jahr 2014 (Streitjahr) von der [[[[[X.]].].].] Dividenden in Höhe von … € (für den Zeitraum 01.01.2012 bis 31.12.2012) und … € (für den Zeitraum 01.01.2013 bis 31.12.2013). In der für das Streitjahr eingereichten Körperschaftsteuererklärung erklärte sie insoweit steuerfreie Bezüge im Sinne des § 8b Abs. 1 des Körperschaftsteuergesetzes in der für das Streitjahr geltenden Fassung ([X.]) und nicht abziehbare Betriebsausgaben nach § 8b Abs. 5 [X.] in Höhe von … €.

5

Der Beklagte und Revisionskläger (Finanzamt --[X.]--) lehnte eine Anwendung des § 8b Abs. 1 [X.] ab und berücksichtigte die Dividenden in voller Höhe bei der Ermittlung des Einkommens der Klägerin. Die Klägerin habe zu Beginn des Jahres 2014 noch nicht die nach § 8b Abs. 4 [X.] erforderliche [X.] von 10 % erreicht. Ein Einspruch blieb erfolglos.

6

Das Finanzgericht (FG) [X.] gab der hiergegen gerichteten Klage mit Urteil vom 11.09.2019 - 7 K 2605/17 (Entscheidungen der Finanzgerichte --EFG-- 2020, 476) statt. Die [X.] des § 8b Abs. 4 [X.] sei bereits zu Beginn des Streitjahres erreicht, da die Klägerin zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht zivilrechtliche, aber wirtschaftliche Eigentümerin der am 16.12.2013 erworbenen Anteile geworden sei (§ 39 Abs. 2 Nr. 1 der Abgabenordnung --AO--).

7

Das [X.] macht mit seiner Revision die Verletzung materiellen Rechts geltend und beantragt, die Vorentscheidung aufzuheben und die Klage abzuweisen.

8

Die Klägerin beantragt, die Revision zurückzuweisen.

Entscheidungsgründe

II.

9

Die Revision des [[X.].] ist unbegründet und daher zurückzuweisen (§ 126 Abs. 2 der Finanzgerichtsordnung --[[X.].]O--). Das [[X.].] hat zu Recht entschieden, dass die von der Klägerin im Streitjahr erzielten Dividenden der [[X.].] nach § 8b Abs. 1 Satz 1 [[X.].] bei der Ermittlung des Einkommens außer Ansatz bleiben. Es liegen keine sogenannten Streubesitzdividenden nach § 8b Abs. 4 [[X.].] vor, da die Klägerin durch den Übergang des wirtschaftlichen Eigentums an den mit [[X.].] erworbenen Aktien bereits am 01.01.2014 die [[X.].] von 10 % erreicht hatte.

1. Nach § 8b Abs. 1 Satz 1 [[X.].] bleiben Bezüge im Sinne des § 20 Abs. 1 Nr. 1, 2, 9 und 10 Buchst. a des Einkommensteuergesetzes in der für das Streitjahr geltenden Fassung (EStG) bei der Ermittlung des Einkommens außer Ansatz. In diesem Fall gelten 5 % dieser Bezüge als nicht abziehbare Betriebsausgaben (§ 8b Abs. 5 Satz 1 [[X.].]).

Die Steuerfreistellung gilt nach § 8b Abs. 4 Satz 1 [[X.].] allerdings dann nicht, wenn die Beteiligung zu Beginn des Kalenderjahres unmittelbar weniger als 10 % des Grund- oder Stammkapitals betragen hat (zur Frage der Vereinbarkeit dieser Regelung mit Art. 3 Abs. 1 des Grundgesetzes s. Senatsurteil vom [[X.].] - I R 29/17, [[X.].], 21, [[X.].], 690; die Verfassungsbeschwerde blieb erfolglos, s. Beschluss des [[X.].] vom 08.03.2022 - 2 BvR 1832/20, nicht veröffentlicht). Die Höhe der Beteiligung ist dabei ohne Anwendung des § 13 Abs. 2 Satz 2 des Umwandlungssteuergesetzes zu ermitteln (§ 8b Abs. 4 Satz 2 [[X.].]). Überlässt eine Körperschaft Anteile an einen anderen und hat der andere diese oder gleichartige Anteile zurückzugeben, bleiben die Anteile der überlassenden Körperschaft zugerechnet (§ 8b Abs. 4 Satz 3 [[X.].]). Im Übrigen gilt ein strenges Stichtagsprinzip ([[X.].], [[X.].], 4. Aufl., § 8b Rz 288d); maßgebend ist die Höhe der Beteiligung zu Beginn eines Kalenderjahres. Allerdings gilt nach § 8b Abs. 4 Satz 6 [[X.].] der Erwerb einer Beteiligung von mindestens 10 % als zu Beginn des Kalenderjahres erfolgt.

2. Die von der Klägerin erzielten Dividenden aus ihrer Beteiligung an der [[X.].] erfüllen grundsätzlich die Voraussetzungen des § 8b Abs. 1 Satz 1 [[X.].] i.V.m. § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG. Dies ist zwischen den Beteiligten nicht im Streit. Der Senat sieht deshalb von weiteren Ausführungen ab.

3. Das [[X.].] hat ohne Rechtsfehler dahin erkannt, dass die Steuerfreiheit nach § 8b Abs. 1 Satz 1 [[X.].] im Streitfall nicht durch § 8b Abs. 4 Satz 1 [[X.].] ausgeschlossen wird. Die Klägerin hatte die hierfür erforderliche [[X.].] von 10 % bereits am 01.01.2014 überschritten.

a) § 8b Abs. 4 Satz 1 [[X.].] stellt auf die Beteiligung am Grund- oder Stammkapital ab. Hieraus folgt zunächst, dass inkongruente Gewinn- oder Stimmrechtsverteilungen nicht entscheidend sind ([[X.].], [[X.].], 4. Aufl., § 8b Rz 288a; [[X.].] in [[X.].]/[[X.].], [[X.].], 2. Aufl., § 8b Rz 445; [[X.].] in [[X.].]/[[X.].]/[[X.].], § 8b [[X.].] Rz 128; zu der vergleichbaren Formulierung der gewerbesteuerrechtlichen sogenannten Schachtelgrenze in § 9 Nr. 2a des [[X.].] s. Senatsbeschluss vom 30.05.2014 - I R 12/13, [[X.].], 1402).

b) Entgegen der Auffassung der Revision kommt es für die Ermittlung der Höhe der Beteiligung nicht allein auf das zivilrechtliche Eigentum an. Vielmehr ist die steuerrechtliche Zurechnung der Kapitalanteile nach § 39 AO maßgebend (so auch [[X.].] in [[X.].]/[[X.].], [[X.].], 2. Aufl., § 8b Rz 438; [[X.].] in Dötsch/[[X.].]/Möhlenbrock, Die Körperschaftsteuer, § 8b [[X.].] Rz 281; [[X.].]/[[X.].], Die Unternehmensbesteuerung --[[X.].]-- 2020, 339, 346; [[X.].], [[X.].] --DStR-- 2020, 1287, 1289 f.; zum "Erwerb" einer Beteiligung im Sinne des § 8b Abs. 4 Satz 6 [[X.].] auch [[X.].] in [[X.].]/[[X.].]/[[X.].], § 8b [[X.].] Rz 137; s.a. --zu § 8b Abs. 2 Satz 1 [[X.].]-- Senatsurteil vom 23.11.2022 - I R 36/19, [[X.].] --GmbHR-- 2023, 624).

aa) Dies folgt bereits daraus, dass sich § 8b Abs. 4 Satz 1 [[X.].] auf "Bezüge im Sinne des Absatzes 1" bezieht und als Rechtsfolge anordnet, diese Bezüge "abweichend von Absatz 1 Satz 1" bei der Ermittlung des Einkommens zu berücksichtigen. Aus dieser Bezugnahme ist zu schließen, dass es auch bei der [[X.].] im Sinne des § 8b Abs. 4 Satz 1 [[X.].] nur um diejenigen Anteile gehen kann, die zu Bezügen im Sinne des § 8b Abs. 1 Satz 1 [[X.].] führen können (vgl. auch [[X.].] in [[X.].]/[[X.].], [[X.].], 2. Aufl., § 8b Rz 438). Für die im Streitfall maßgeblichen Einkünfte aus Dividenden im Sinne des § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG setzt dies nach der Maßgabe des § 20 Abs. 5 EStG eine Zurechnung der Anteile nach § 39 AO voraus. Die damit verbindliche Anwendung des steuerrechtlichen Konzepts des sogenannten wirtschaftlichen Eigentums nach § 39 Abs. 2 Nr. 1 AO (z.B. Senatsurteile vom 02.02.2022 - I R 22/20, [[X.].], 20, [[X.].] 2022, 324; vom 04.05.2022 - I R 19/18, [[X.].], 508) ist auch nicht schon deshalb ausgeschlossen, weil der Tatbestand des § 8b Abs. 4 Satz 1 [[X.].] an zivilrechtliche Begriffe (Grund- oder Stammkapital) anknüpft (zutreffend [[X.].], DStR 2020, 1287, 1291).

bb) Der Verweis des [[X.].] auf das Urteil des [[X.].] Köln vom 09.06.2016 - 10 K 1128/15 (E[[X.].] 2016, 1542) führt zu keinem anderen Ergebnis (ebenso [[X.].], E[[X.].] 2020, 478, 479; [[X.].]/[[X.].], [[X.].] 2020, 339, 346). Zwar hat das [[X.].] Köln in dieser Entscheidung auf die zivilrechtliche Rechtslage abgestellt. Allerdings ging es dort nicht um die Übertragung bereits bestehender Anteile, sondern um eine rückwirkende Zurechnung von Anteilen, die infolge einer Kapitalerhöhung zeitlich erst nach dem für § 8b Abs. 4 Satz 1 [[X.].] maßgeblichen Stichtag rechtlich entstanden waren. Im Übrigen ist der allgemeinen und nicht mit weiteren Substantiierungen verbundenen Einschätzung des [[X.].], die Maßgeblichkeit der zivilrechtlichen Rechtslage sei zur Missbrauchsvermeidung erforderlich, nicht zu folgen. Zumindest die streitgegenständliche Konstellation der Übertragung von Anteilen wäre für missbräuchliche Gestaltungen anfälliger, wenn es allein auf die formal zivilrechtliche Übertragung und nicht auf eine wirtschaftliche Betrachtungsweise ankäme, was sich zum Beispiel an § 8b Abs. 10 [[X.].] erweist (s.a. [[X.].]/[[X.].], [[X.].] 2020, 339, 346). Im Übrigen wäre der Gesetzgeber --soweit er [[X.].] identifizieren könnte-- gehalten, wie in § 8b Abs. 4 Satz 4 [[X.].] besondere Missbrauchsvermeidungsnormen zu schaffen, oder es ist bei der Rechtsanwendung auf § 42 AO zurückzugreifen. Nicht zuletzt ist der zur Entscheidung stehende Sachverhalt durch den Umstand gekennzeichnet, dass das zivilrechtliche Fehlgehen des Erwerbs Ende 2013 gerade nicht im (steuerrechtlich induzierten) Interesse der Klägerin lag, da sie die [[X.].] infolge eines (erfolgreichen) Erwerbs gerade überschreiten wollte, um dadurch die Steuerfreiheit der im Streitjahr anfallenden Dividenden sicherzustellen.

c) Auf der Grundlage des § 39 AO hat das [[X.].] die mit Vertrag vom 16.12.2003 erworbenen Anteile zu Recht schon vor dem 01.01.2014 der Klägerin zugerechnet, so dass sie zu diesem Zeitpunkt die [[X.].] von 10 % überschritten hatte.

aa) Nach § 39 Abs. 1 AO kommt es für die steuerrechtliche Zurechnung von Wirtschaftsgütern zunächst auf das zivilrechtliche Eigentum an. Zum Stichtag 01.01.2014 war die Klägerin aber noch nicht zivilrechtliche Eigentümerin der … Stückaktien geworden, die sie mit [[X.].] von [X.] erworben hatte und die ihre Beteiligungsquote an der [[X.].] von 9,898 % auf 10,00425 % anheben sollte. Denn die Eigentumsübertragung stand nach § 3 Abs. 1 des [[X.].] der vollständigen Kaufpreiszahlung, die aufgrund einer zunächst fehlgeschlagenen Überweisung erst nach dem 01.01.2014 erfolgte.

bb) Allerdings war die Klägerin am 01.01.2014 nach den Maßgaben des § 39 Abs. 2 Nr. 1 Satz 1 AO bereits wirtschaftliche Eigentümerin dieser Anteile. Nach dieser Vorschrift ist ein Wirtschaftsgut demjenigen zuzurechnen, der die tatsächliche Herrschaft über dieses Wirtschaftsgut in der Weise ausübt, dass er den (zivilrechtlichen) Eigentümer im Regelfall für die gewöhnliche Nutzungsdauer von der Einwirkung auf das Wirtschaftsgut wirtschaftlich ausschließen kann.

(1) Nach ständiger Rechtsprechung des [[X.].] ([[X.].]) kommt es beim Erwerb von Aktien darauf an, ob der Erwerber eine rechtlich geschützte, auf den Erwerb des Rechts gerichtete Position erworben hat, die ihm gegen seinen Willen nicht mehr entzogen werden kann, und ob die mit dem Anteil verbundenen wesentlichen (Verwaltungs- und [[X.].] (insbesondere Gewinnbezugs- und Stimmrecht) sowie die mit Wertpapieren gemeinhin verbundenen Kursrisiken und -chancen auf ihn übergegangen sind (s. nur Senatsurteil vom 02.02.2022 - I R 22/20, [[X.].], 20, [[X.].] 2022, 324, m.w.[X.]). Maßgebend sind aber letztlich nicht einzelne Strukturelemente, sondern wem nach dem Gesamtbild der tatsächlichen Verhältnisse die wirtschaftliche [[X.].] zusteht. Dabei ist für den Fall des Erwerbs von Wertpapieren zu berücksichtigen, dass die "Rechtsmacht" des Erwerbers vom Inhaber des Wertpapiers (als Verkäufer) abgeleitet sein muss und somit der konkrete Ausschluss der (wirtschaftlichen) Inhaberschaft des Verkäufers erforderlich ist (vgl. Senatsurteil vom 02.02.2022 - I R 22/20, [[X.].], 20, [[X.].] 2022, 324, m.w.[X.]).

(2) Die Würdigung des [[X.].], dass diese Voraussetzungen im Streitfall noch vor dem 01.01.2014 zu einem Übergang des wirtschaftlichen Eigentums an den mit [[X.].] erworbenen Aktien geführt haben, ist revisionsrechtlich nicht zu beanstanden. Das [[X.].] hat seiner Würdigung zutreffend die vom [[X.].] entwickelten Kriterien zugrunde gelegt. Auch sind die rechtlichen Erwägungen des [[X.].] zu den einzelnen Kriterien frei von [[X.].]. Dies gilt insbesondere für die Annahme eines Anwartschaftsrechts aus § 161 Abs. 1 BGB sowie die weitere Annahme, dass bei nicht verbrieften, vinkulierten Namensaktien grundsätzlich kein gutgläubiger Erwerb nach § 161 Abs. 3 BGB in Betracht kommt (vgl. auch Beschluss des [[X.].] vom 20.09.2011 - II ZB 17/10, [[X.].], 84 zu § 16 Abs. 3 des Gesetzes betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung). Darüber hinaus hätte [X.] nicht ohne Setzung einer Nachfrist vom Vertrag zurücktreten können (§ 323 Abs. 1 BGB), da das [[X.].] einen Ausnahmetatbestand nach § 323 Abs. 2 BGB rechtsfehlerfrei abgelehnt hat.

Insbesondere ist es revisionsrechtlich nicht zu beanstanden, dass das [[X.].] dem fehlenden Übergang der mit den Aktien verbundenen Verwaltungsrechte (insbesondere der Stimmrechte) keine entscheidende Bedeutung beigemessen hat. Dies hat das [[X.].] im Wesentlichen daraus abgeleitet, dass es auf Grundlage des Vertrags allein in der Hand der Klägerin (Erwerberin) lag, die aufschiebende Bedingung durch Zahlung des bereits fälligen Kaufpreises eintreten zu lassen und dadurch die entsprechenden Verwaltungsrechte (einschließlich der Stimmrechte) vollständig an sich zu ziehen. Soweit das [[X.].] in der mündlichen Verhandlung eingewandt hat, die Übertragung der Stimmrechte werde nicht von der aufschiebenden Bedingung nach § 161 Abs. 1 BGB erfasst, steht dies im Widerspruch zur Auslegung von § 3 Abs. 1 des Vertrags durch das [[X.].]. Die Auslegung des Vertrags ist eine tatsächliche Würdigung des [[X.].], an die der Senat nach § 118 Abs. 2 [[X.].]O gebunden ist (zur ständigen Rechtsprechung des [[X.].] über die Bindungswirkung einer Vertragsauslegung z.B. Senatsurteil vom 23.11.2022 - I R 36/19, GmbHR 2023, 624, m.w.[X.]). Entsprechendes gilt für die abschließende Gesamtwürdigung des [[X.].], welche Bedeutung den fehlenden Stimmrechten im Vergleich zu den anderen Kriterien beizumessen ist (zur Reichweite der Bindungswirkung des § 118 Abs. 2 [[X.].]O im Rahmen der steuerrechtlichen Zurechnung nach § 39 AO vgl. auch [X.], [X.] 2016/2017, 299, 308 f., m.w.[X.]). Ein Verstoß gegen Denkgesetze oder allgemeine Erfahrungssätze ist insoweit nicht erkennbar.

Darüber hinaus ist die Struktur des Streitfalls nicht mit der Konstellation einer Unterbeteiligung wie im Senatsurteil vom 23.11.2022 - I R 36/19 (GmbHR 2023, 624) vergleichbar. Deshalb ist es für den vorliegenden Fall unerheblich, dass der Übergang des wirtschaftlichen Eigentums dort vom Übergang der Stimmrechte abhängig gewesen ist.

4. [X.] folgt aus § 135 Abs. 2 [[X.].]O.

Meta

I R 50/19

07.06.2023

Bundesfinanzhof 1. Senat

Urteil

vorgehend FG München, 11. September 2019, Az: 7 K 2605/17, Urteil

§ 8b Abs 4 S 1 KStG 2002, § 39 Abs 2 Nr 1 AO, KStG VZ 2014

Zitier­vorschlag: Bundesfinanzhof, Urteil vom 07.06.2023, Az. I R 50/19 (REWIS RS 2023, 5815)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2023, 5815


Verfahrensgang

Der Verfahrensgang wurde anhand in unserer Datenbank vorhandener Rechtsprechung automatisch erkannt. Möglicherweise ist er unvollständig.

Az. 7 K 2605/17

FG München, 7 K 2605/17, 11.09.2019.


Az. I R 50/19

Bundesfinanzhof, I R 50/19, 07.06.2023.


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