Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 31.03.2005, Az. VII ZR 369/02

VII. Zivilsenat | REWIS RS 2005, 4292

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[X.]IM NAMEN DES VOLKES VERSÄUMNISURTEIL [X.] ZR 369/02 Verkündet am: 31. März 2005 [X.], Justizangestellte als Urkundsbeamtin der Geschäftsstelle in dem Rechtsstreit

Nachschlagewerk: ja [X.]: nein [X.]R: ja

BGB §§ 273, 320 Ein Leistungsverweigerungsrecht oder Zurückbehaltungsrecht wegen Mängeln von Bauleistungen ist nicht deshalb ausgeschlossen, weil die Aufklärung der Mängel schwierig und zeitraubend ist.

[X.], Versäumnisurteil vom 31. März 2005 - [X.] OLG Brandenburg

LG Cottbus

- 2 - Der [X.]. Zivilsenat des [X.] hat auf die mündliche Verhandlung vom 31. März 2005 durch [X.] und die Rich-ter Dr. Wiebel, [X.], Prof. Dr. [X.] und [X.] für Recht erkannt: Auf die Revision des Beklagten wird das Urteil des 7. Zivilsenats des [X.] vom 28. August 2002 aufgehoben. Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsge-richt zurückverwiesen. Von Rechts wegen

Tatbestand: Die Klägerin verlangt Werklohn. Sie hat mit dem Beklagten unter Einbe-ziehung der VOB/B zwei Verträge über Arbeiten an demselben Bauvorhaben abgeschlossen. Die in dem einen Vertrag vereinbarten Abbruch-, Maurer- und Betonarbeiten sind vollständig erbracht und abgenommen worden. Die in dem anderen [X.] sind nicht [X.] ausgeführt worden. Die Klägerin hat ihre Arbeiten eingestellt, nachdem der Beklagte angeforderte Zahlungen verweigert hatte. - 3 - Die Forderung über insgesamt 80.815,38 DM (= 41.320,25 •) und ihre Fälligkeit sind nicht mehr streitig. Der Beklagte hat sich unter Hinweis auf be-hauptete Mängel zunächst mit einem Schadensersatzanspruch verteidigt, der im Revisionsverfahren nicht mehr verfolgt wird. Im Berufungsverfahren hat der Beklagte sich hilfsweise auch auf ein Zurückbehaltungsrecht berufen ([X.]). Das [X.] hat den Beklagten wie beantragt zur Zahlung verurteilt. Das [X.] hat die Berufung des Beklagten zurückgewiesen. [X.] wendet sich seine vom Senat zugelassene Revision.

Entscheidungsgründe: Die Revision hat Erfolg. Auf das Schuldverhältnis sowie auf das Verfahren der Berufung finden die Gesetze in der bis zum 31. Dezember 2001 geltenden Fassung Anwendung (Art. 229 § 5 Satz 1 EGBGB, § 26 Nr. 5 EGZPO). [X.] Das Berufungsgericht führt aus, die Voraussetzungen für ein Zurückbe-haltungsrecht des Beklagten nach § 273 BGB seien nicht hinreichend dargetan. Warum die Mängelbeseitigung etwa zwei Jahre nach Erbringung der streitigen Leistungen der Klägerin und etwa ein Jahr nach Ablauf der mit der Klageerwi-derung gesetzten Frist nicht erfolgen könne, sei von dem Beklagten nicht erläu-- 4 - tert worden. Wenn gegenüber einer unbestrittenen Forderung ein Gegenan-spruch geltend gemacht werde, dessen Klärung so schwierig und zeitraubend sei, daß die Durchsetzung der Forderung auf unabsehbare [X.] verhindert [X.], dann schließe dies ein Zurückbehaltungsrecht unter dem Gesichtspunkt von Treu und Glauben aus. Hinsichtlich der Mängel, auf welche der Beklagte seine Einrede stützt, ist das Berufungsgericht in anderem Zusammenhang der Auffassung, der Vortrag zu den in nur geringem Umfang erbrachten Putz- und Fassadenarbeiten sei völlig unsubstantiiert. Mängel der Abbruch-, Maurer- und Betonarbeiten seien nur mit unzureichender Genauigkeit benannt. Die Mängel hätten nach Art, Zahl und Ort hinreichend bestimmt werden müssen. Das sei unterblieben. I[X.] Das hält der rechtlichen Überprüfung nicht stand. 1. Das Zurückbehaltungsrecht nach § 273 BGB ebenso wie das Lei-stungsverweigerungsrecht nach § 320 BGB können dem Beklagten jedenfalls mit der vom Berufungsgericht gegebenen Begründung nicht abgesprochen werden. Das Berufungsgericht hat keine Feststellungen getroffen, die es rechtfer-tigten, die Ausübung dieser Rechte als treuwidrig zu beurteilen. Der vom [X.] erwähnte [X.]ablauf reicht für sich genommen nicht aus. Ferner ist schon nicht zu erkennen, daß die im übrigen nicht mehr bestrittene Werklohn-forderung wegen der geltend gemachten Einreden auf unabsehbare [X.] nicht durchgesetzt werden könnte. Die Klärung, ob die erbrachten Leistungen der Klägerin mangelhaft sind, verlangt keine größeren Anstrengungen als eine ent-- 5 - sprechende Klärung in jedem anderen Prozeß, in dem wegen Mängeln der Werkleistung gestritten wird. Selbst wenn die Klärung schwierig und zeitrau-bend wäre, erlaubte das nicht, die Rechte des Beklagten wegen Mängeln [X.] auszuschließen. Die Rechtsprechung, auf die das Berufungsgericht, ohne auf Einzelheiten einzugehen, verweist, besagt nichts anderes. 2. Ein Leistungsverweigerungs- oder Zurückbehaltungsrecht kämen nicht mehr in Betracht, wenn die behaupteten Mängel inzwischen behoben wären. Davon kann auf der Grundlage der bisherigen Feststellungen nicht ausgegan-gen werden. Das Berufungsgericht führt zwar aus, der Beklagte habe "die von der Klägerin geschuldeten Leistungen" inzwischen durch Drittunternehmen [X.] lassen. Aus dem Zusammenhang ergibt sich jedoch, daß damit nicht die Mängelbeseitigung gemeint ist, sondern die von der Klägerin wegen Einstel-lung ihrer Arbeiten nicht erbrachte Teilleistung. 3. Ob die von der Klägerin erbrachten Leistungen mangelhaft sind, ist einstweilen offen. Das Berufungsgericht hat hinreichend substantiierten Sach-vortrag vermißt. Dem kann nicht gefolgt werden. Der vom Beklagten bereits im ersten Rechtszug unter Vorlage des Privatgutachtens Dr. D. gebrachte und in der Berufungsbegründung wiederholte Vortrag reichte zur Darlegung der Män-gel aus, die seitens des Beklagten hinsichtlich der Arbeiten der Klägerin auf der Grundlage beider Vertragsverhältnisse behauptet wurden. Im übrigen hätte das Berufungsgericht selbst auf der Grundlage seiner Beurteilung dem Beklagten einen Hinweis gemäß § 139 ZPO erteilen müssen. - 6 - Das ist nicht in der gebotenen Weise geschehen, da der in der [X.] gegebene pauschale Hinweis den rechtlichen Anforderungen nicht genügt hat (vgl. [X.], Urteil vom 11. Februar 1999 - [X.] ZR 399/97, [X.] 140, 365, 371). Dressler

Wiebel
Kuffer

[X.]

[X.]

Meta

VII ZR 369/02

31.03.2005

Bundesgerichtshof VII. Zivilsenat

Sachgebiet: ZR

Zitier­vorschlag: Bundesgerichtshof, Entscheidung vom 31.03.2005, Az. VII ZR 369/02 (REWIS RS 2005, 4292)

Papier­fundstellen: REWIS RS 2005, 4292

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