BT-Drucksache 18/8305

Einsätze von Jugendoffizieren und Karriereberatern im Jahr 2015

Vom 26. April 2016


Deutscher Bundestag Drucksache 18/8305
18. Wahlperiode 26.04.2016

Kleine Anfrage
der Abgeordneten Ulla Jelpke, Jan van Aken, Christine Buchholz,
Wolfgang Gehrcke, Annette Groth, Dr. André Hahn, Heike Hänsel, Inge Höger,
Andrej Hunko, Katrin Kunert, Niema Movassat, Harald Petzold (Havelland),
Kathrin Vogler, Halina Wawzyniak, Jörn Wunderlich und der Fraktion DIE LINKE.

Einsätze von Jugendoffizieren und Karriereberatern im Jahr 2015

Der Einsatz von Jugendoffizieren an Schulen ist für die Bundeswehr ein Mittel,
auf Jugendliche einzuwirken. Die Jugendoffiziere nutzen die Chance, im Unter-
richt die Grundzüge der offiziellen Militärpolitik zu vermitteln. Dabei werden
zwangsläufig auch die laufenden Militäreinsätze gerechtfertigt, da Jugendoffi-
ziere die Sicht des Bundesministeriums der Verteidigung vermitteln müssen
(http://bamm.de/files/2010/08/Handbuch_Jugendoffz_1.pdf).
Da Militäreinsätze in der Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, stößt die ein-
seitige Beeinflussung von Schülerinnen und Schülern im Sinne der offiziellen
Politik auf erhebliche Proteste. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
(GEW), zahlreiche Schülervertretungen und Organisationen der Friedensbewe-
gung lehnen die Einsätze von Jugendoffizieren ab (vgl. Bundestagsdrucksache
18/4516).
Trotz eines Rückgangs der Schülerzahlen haben die Jugendoffiziere im Jahr 2014
ihre Reichweite um knapp 2000 auf insgesamt 119 000 Schüler erhöht, die vor-
rangig in Form von Vorträgen im Unterricht erreicht worden waren. An Besuchen
in Kasernen hatten 37 000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen. Auch Leh-
rerinnen und Lehrer stehen im Fokus der Jugendoffiziere. 11 855 Referendare
und Lehrer nahmen an zum Teil mehrtägigen Fortbildungsveranstaltungen der
Bundeswehr teil. Sie lernen dort, was sie später im Unterricht als objektives Wis-
sen vermitteln sollen.
Sogenannte Karriereberater der Bundeswehr gehen sogar offen mit dem Vorha-
ben in die Schulen, dort für eine berufliche Laufbahn in der Bundeswehr zu wer-
ben. Die Beteiligung dieser Militärwerber an Jobmessen und Berufsbildungsta-
gen auf Schulgeländen wurde im Jahr 2014 von 600 auf 1 000 Veranstaltungen
erhöht. Dabei wurden mit 185 000 Schülerinnen und Schüler doppelt so viele er-
reicht wie im Jahr 2013.
Aus Sicht der Fragesteller stellen diese Maßnahmen eine Militarisierung des Un-
terrichts dar.

Drucksache 18/8305 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

Wir fragen die Bundesregierung:
1. Wie viele Vorträge an Schulen und Hochschulen haben die Jugendoffiziere

der Bundeswehr im Jahr 2015 gehalten (bitte nach Schultypen wie Haupt-
schulen, Realschulen, Gymnasien, berufsbildende und andere Schulen bzw.
Universitäten aufgliedern)?
Ist die Bundesregierung vor dem Hintergrund ihrer Darlegung auf Bundes-
tagsdrucksache 18/4516, die Vorträge würden im Bundesministerium der
Verteidigung nicht nach Bundesländern erfasst, bereit, eine solche Aufglie-
derung gesondert vorzunehmen, um dem Interesse des Deutschen Bundesta-
ges zu entsprechen, eine Übersicht zu erhalten, in welchen Bundesländern
die Bundeswehr besonders intensiv an Schulen vertreten ist, und wenn nein,
warum nicht?

2. Wie viele Schülerinnen und Schüler wurden durch die Vorträge erreicht
(bitte insgesamt sowie differenziert nach Schultypen und möglichst nach
Bundesländern angeben)?

3. An wie vielen Podiumsdiskussionen im Rahmen des Unterrichts haben sich
die Jugendoffiziere im Jahr 2014 beteiligt, und wie viele Schülerinnen und
Schüler wurden dabei erreicht (bitte nach Schultypen aufgliedern)?

4. Wie viele Seminare haben die Jugendoffiziere im Rahmen des Schulunter-
richts durchgeführt, wie viele davon waren jeweils POL&IS-Seminare, und
wie viele Schülerinnen und Schüler wurden dabei erreicht (bitte nach Schul-
typen aufgliedern)?

5. Wurden Seminare für die Ziel- bzw. Altersgruppe Schülerinnen und Schüler
von der Bundeswehr auch außerhalb des Schulunterrichts angeboten, und
wenn ja, wie viele Seminare, mit jeweils welchem Inhalt, über welche Dauer,
an welchen Orten in welchen Bundesländern, und wie viele Schülerinnen und
Schüler haben sich daran beteiligt?

6. Wurden Truppenbesuche für die Ziel- bzw. Altersgruppe Schülerinnen und
Schüler von der Bundeswehr auch außerhalb des Schulunterrichts angeboten,
und wenn ja, wie viele Besuche, und wie viele Schülerinnen und Schüler
haben sich daran beteiligt?

7. Wie viele Besuche bei der Truppe haben Jugendoffiziere im Klassenrahmen
durchgeführt, und wie viele Schülerinnen und Schüler haben sich daran ins-
gesamt beteiligt (bitte nach Schultypen aufgliedern)?

8. Wie viele Multiplikatoren haben Jugendoffiziere jeweils im Rahmen von
Vorträgen, Seminaren, Podiumsdiskussionen, Truppenbesuchen, Informati-
onsgesprächen oder anderen Maßnahmen erreicht (bitte für jede solche Maß-
nahme getrennt angeben)?
a) Wie viele Lehrerinnen und Lehrer bzw. Referendarinnen und Referendare

wurden dabei jeweils erreicht (bitte möglichst nach Schultypen aufglie-
dern)?

b) Wie viele Vertreter von Schulbehörden wurden dabei jeweils erreicht?
c) Wie viele Lehrerinnen und Lehrer haben sich an mehrtägigen, und wie

viele an eintägigen Seminaren beteiligt?
d) In welche anderen Gruppen gliedern sich die Multiplikatoren auf?
e) Wie erklärt sich die hohe Anzahl „sonstiger“ Multiplikatoren in der An-

lage 1 auf Bundestagsdrucksache 18/4516?
Um welchen Personenkreis handelt es sich hierbei, bzw. wer gehört zum
typischen Multiplikatorenkreis?

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/8305
 

9. Wie interpretiert die Bundesregierung allfällige signifikante Abweichungen
bei den Einsatzzahlen der Jugendoffiziere gegenüber dem Jahr 2014, und
welche Schlussfolgerungen zieht sie daraus?

10. Welche Änderungen im Bereich der Jugendoffiziere bzw. ihrer Arbeit hat es
im vergangenen Jahr gegeben bzw. sind für die Zukunft geplant?

11. Wie viele Vorträge haben Karriereberater der Bundeswehr im Jahr 2015 an
Schulen und Hochschulen gehalten?
a) Wie gliedern sich diese Vorträge nach Schulformaten (Haupt-, Realschu-

len, Gymnasien, berufsbildende Schulen usw.) bzw. Hochschulen auf?
b) Wie viele dieser Vorträge fanden in den einzelnen Bundesländern statt?
c) An welchen Schulen bzw. Hochschulen fanden die Vorträge im Einzelnen

statt (bitte unter Nennung des Schulnamens, des Bundeslandes sowie der
Ortschaft mit Postleitzahl angeben)?

12. Wie viele Schülerinnen und Schüler wurden durch die Vorträge
a) insgesamt,
b) in den unterschiedlichen (Hoch-)Schulformaten, und
c) jeweils in den einzelnen Bundesländern
erreicht?

13. Wie viele weitere Vorträge haben Karriereberater
a) vor Jugendlichen,
b) vor Lehrkräften bzw. Vertretern von Schulbehörden, und
c) vor weiteren Multiplikatoren (diese bitte möglichst aufgliedern)
gehalten?

14. An wie vielen Ausstellungen, Projekttagen, Jobmessen, Berufswahltagen
und ähnlichen Veranstaltungen haben sich Karriereberater beteiligt?
a) Wie gliedern sich diese Beteiligungen nach Schulformaten auf?
b) Wie viele dieser Beteiligungen fanden in den einzelnen Bundesländern

statt?
c) Wie viele Schülerinnen und Schüler wurden dabei insgesamt erreicht

(bitte wiederum sowohl nach Bundesländern als auch nach Schulformaten
aufgliedern)?

d) An welchen Schulen fanden diese Teilnahmen im Einzelnen statt?
15. Wie viele Besuche bei der Truppe haben Karriereberater im Klassenrahmen

durchgeführt?
a) Wie gliedern sich diese Besuche auf die unterschiedlichen Schulformate

auf?
b) Wie viele dieser Besuche gab es in den einzelnen Bundesländern?
c) Welche Schulen haben sich im Einzelnen beteiligt?
d) Wie viele Schülerinnen und Schüler haben sich daran insgesamt beteiligt?

16. Wie viele Lehrkräfte bzw. Vertreterinnen und Vertreter von Schulbehörden
nahmen an Besuchen bei der Truppe teil (bitte angeben, um welche Schulen
es sich handelt, unter Angabe des Bundeslandes und der Ortschaft mit Post-
leitzahl)?

Drucksache 18/8305 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
 

17. Wie viele weitere Truppenbesuche haben Karriereberater organisiert?
a) Wie gliedern sich diese Besuche auf die einzelnen Bundesländer auf?
b) Wie viele Jugendliche haben sich daran insgesamt beteiligt?
c) Wie viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren haben sich daran beteiligt?
d) Wo bzw. über welche Mittel wurden Jugendliche und Multiplikatoren auf

die Möglichkeit des Truppenbesuchs aufmerksam gemacht?
18. Wie viele Vorträge haben Karriereberater in Jobcentern, Arbeitsagenturen

und Berufsinformationszentren jeweils gehalten?
a) In welchen Bundesländern fanden jeweils wie viele derartige Vorträge

statt?
b) Wie viele Personen wurden dabei insgesamt erreicht sowie jeweils pro

Bundesland erreicht?
19. Wie interpretiert die Bundesregierung allfällige signifikante Abweichungen

bei den Einsatzzahlen der Karriereberater zum Vorjahr, und welche Schluss-
folgerungen zieht sie daraus?

20. Welche Änderungen im Bereich der Karriereberater hat es im vergangenen
Jahr gegeben bzw. sind für die nächste Zeit geplant?

21. Wie viele Jugendoffiziere und Karriereberater waren im Jahr 2015 jeweils
im Einsatz, und welche Personalausgaben fielen für diese jeweils an?

22. Welche Sachkosten entstanden durch die Tätigkeit von Jugendoffizieren und
Karriereberatern jeweils in den Jahren 2010, 2011, 2012, 2013, 2014 und
2015?

23. Welche unterschiedliche Bedeutung haben die vorstehend genannten Werbe-
bzw. Informationstätigkeiten an Schulen und Jobcentern für die Bundeswehr
(bitte möglichst begründen)?

Berlin, den 25. April 2016

Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion

Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com
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